Oder: Das Rotkäppchen und die Oma gegen Rechts
Canis lupus – der Wolf – und das größte Raubtier aus der Familie der Hunde, lebt meist in Rudeln, aber nicht in einer Burg. Somit muss man in Wolfsburg weder vor Wölfen oder der Großmutter Angst haben. Und Rotkäppchen gibt es dort nur im Herbst zur Pilzsaison in den umliegenden Wäldern. Immerhin gibt es dort mit der Wolfsburg und der Burg Neuhaus sogar zwei Burgen.
Allerdings wählten dort bei der letzten Bundestagswahl 21 % diese eine sehr rechte Partei. Einfach scheiße! Also wachsam sein! Genauso scheiße ist, dass ich nicht weiß, wie ich jetzt den Bogen zum folgenden Text hinkriege. Aber: Versuch macht bekanntlich klug…
„Es war 1994 und wir wussten nicht wohin, also gingen wir – in dein Bett“, sang Songwriter Bosse einst. Nun – ich verbinde mit 1994 eher ein anderes kleines Trauma: Am 11. Juni des Jahres gastierte der FC St. Pauli am letzten (38.!) Spieltag der Zweitligasaison in der Autostadt. Hinter Bochum und Uerdingen standen die Kiezkicker punktgleich mit 1860 München auf Rang vier. Es galt noch die Zwei-Punkteregel, die Löwen hatten aber das bessere Torverhältnis und spielten an diesem sonnigen Samstag beim SV Meppen. St. Pauli hätte mindestens 5:0 gewinnen müssen, dazu wäre ein Remis im Emsland von Vorteil gewesen. Aber das ist wieder mal ein ganz andere Geschichte…
Doch nur allzu gerne zitiere ich aus dem Buch „St. Pauli ist die einzige Möglichkeit“, Seite 98 und dem Kapitel „Bullenmützen klauen und die Leber ruinieren“: „Nun waren wir in Wolfsburg und alles an diesem Nachmittag war zweitklassig. Nicht nur die Stadt, deren einziger fußballerischer Rekord die Gründung des SC Lupo als erstem deutschen Migrantenverein 1962 war“ (Danke, Folke). Auch wird erwähnt, dass die Frau des ehemalige HSV-Spielers Valdas Ivanauskas sagte, als ihr Mann vom VfL umworben wurde: „Hier kann ich nicht leben“ (Danke, Mike). Chapeau!
Nun funken wir erstmal die Enterprise an: „Beam us up, Scotty!“, und das mal knapp 31 Jahre in die Zukunft – also ins „Hier und Heute“. Bundesliga. 25. Spieltag. Und da ist das Team von Coach Ralph Hasenhüttl nach dem 2:1-Sieg in Bremen aktuell Tabellensiebter. Der Österreicher übernahm vor gut einem Jahr den Trainerposten beim VfL des jetzigen BVB-Trainers, der den CL-Gegner OSC Lille in die Bretagne verordnete und dessen Name hier (nach dem letzten Samstag) unerwähnt bleibt.
Der Algerier Mohamed Amoura ist mit bislang neun Treffern bester VfL-Torschütze, gefolgt von seinem dänischen Sturmkollegen Jonas Wind (8). Dänemark ist ein gutes Stichwort: Der polnische VfL-Keeper Kamil Grabara stand in den letzten fünf Jahren bei Aarhus GF und dem FC Kopenhagen zwischen den Pfosten. Mit 38 Gegentreffern hat der 26-Jährige bereits neun Buden mehr als unser Nikola Vasilj kassiert. Soll ich „Chapeau“ schreiben?


Der Kampf um den Klassenerhalt hat für unsere Jungs nach vier sieglosen Spielen nun definitiv begonnen. Es gibt noch maximal 30 Punkte zu holen und ein Zehntel dessen könnte man doch gleich mal in Wolfsburg abgreifen.
Allerdings ist und bleibt die Liste der Verletzten lang, länger und sogar am längsten. Vom aktuell umfassenden 35-köpfigen Kader sind derzeit mehr als ein Drittel angeschlagen, verletzt oder länger außer Gefecht gesetzt. Voll Moppelkotze!
Kommen wir zu den zahlreichen kulinarischen und Event-Tipps für alle, die auswärts in die niedersächsische Metropole fahren und rund um das Spiel was erleben wollen. Dort gibt es einfach mal – Nix! (Frau Ivanauskas hatte absolut recht!). Nicht mal die sonst so aktiven Omas gegen Rechts haben am Wochenende einen Termin.
Als kulinarische Spezialität erwähnt Wiki noch die „VW-Currywurst“, die inzwischen auch in einem Berliner Museum zu besichtigen ist. Na denn: Guten Appetit!
Vor Grizzlys muss man in Wolfsburg übrigens keine Angst haben – das sind einfach nur Eishockey-Fans. Schaut man aber noch weiter auf die sportliche Szenerie in der knapp 130.000 Einwohner*innen zählenden Stadt, dann kommt man unweigerlich zum Frauen-Team des VfL Wolfsburg. Mehrfach Meister (7) und Pokalsieger (11) und 2013 sogar das Triple mit dem Triumph in der Champions League. Letzteres wurde im Folgejahr verteidigt.
Tipp & Voraussage: Auch wenn die Rauten verloren haben, reden wir noch nicht wirklich vom Frühling. Dennoch wird es mit 16° C doch schon recht muggelig am Samstag. Da es dringend notwendig ist Punkte einzufahren, gebe ich unseren Jungs mal einen 3:1-Auswärtssieg-Tipp mit auf den Weg.


P.S.: Das eingangs erwähnte Spiel beim VfL ging übrigens 1:4 verloren, 1860 stieg auf und die Wolfsburger wurden hinter den Braunweißen dennoch nur Tabellenfünfter. Es war wie beim Darts: Knapp daneben, ist auch vorbei. // Hossa
Sven, magst du mir mal bitte deine aktuellen Kontaktdaten übermitteln.
Ich würde gerne mit dir kurz wegen der Stadionumbenennung 1997/1998 sprechen.