Zwischen Selbstdarstellern, absurden Preisverleihungen und etwas Musik gab es nebenbei die Auslosung der Gruppen zur WM 2026.



Ins „John F. Kennedy Center for the Performing Arts“* in Washington D.C. lud FIFA-Chefmafioso Gianni Infantino sein ergebenes Gefolge zur Auslosung der Gruppen zur WM 2026 in Kanada, Mexiko und den USA ein. Auch wenn es die WM mit dem größten Teilnehmerfeld ever wird, hätte man die 48 Teams auch in ungefähr 30 Minuten den zwölf Gruppen zulosen können. Doch natürlich braucht so ein Mega-Event auch ein Mega-Spektakel. Gigantisch! Gigantischer!! Gianninfantini!!!
Und an dieser Stelle verlassen wir dann auch bereits den Pfad des gepflegten Journalismus. Denn was in den nächsten zwei Stunden und 20 Minuten passierte, war eine Mischung aus Größenwahn, Farce, Slapstick und Schleimspuren legen. Das ZDF übertrug das Spektakel. Props für den Simultandolmetscher, der das unerträgliche Gesabbel von Infantini & Co übersetzen musste. Inklusive dessen erbärmlichen Versuchen als Showmaster. So mussten die mitgereisten Funktionäre (zu 99 % Männer) USA! USA! singen, dann CANADA! CANADA! und natürlich MEXICO! MEXICO! Der Saal war am kochen! Nicht.
Und die Show-Acts! Andrea Bocelli eröffnete (leider nicht mit „It’s Time to Say Goodbye“), dann sangen noch Robbie Williams und Nicole Scherzinger im Duett.
Friede, Freude, Eierkuchen? Bedauerlicherweise nein, nada, niente. Also jedenfalls nicht „Frieden“ wie wir ihn bis jetzt kannten. Leute, statt dessen bekam der orange Clown den frisch von der FIFA ausgedachten Fantasy „Friedenspreis“ von seinem Best Buddy überreicht. An dieser Stelle mussten wir uns dann mal eben übergeben. und haben Teile der Übertragung verpasst. FRIEDENSPREIS!!! ALTER!!!!!
Auch der 11Freunde Liveticker wusste nicht mehr wohin mit sich:
Es tut mir leid, aber ich weiß nicht, wie ich nach diesen Szenen weitertickern soll. Falls sie heute Abend zwei Menschen durch Berlin laufen sehen, mit offenen Mündern, nur den Kopf schüttelnd, sprechen Sie sie nicht an. Es sind nur Tolu und ich, die verarbeiten müssen, dass die Fifa wirklich das letzte bisschen Würde an der Grenze zur USA abgegeben hat.
P.S.: Helene Fischer und Florian Silbereisen hatten übrigens abgesagt, die Veranstaltung war ihnen zu schnulzig.
Okay. Nach weiterem endlosen, nichtsnutzigen Programm mit Moderatorin Heidi Klum auf Stelzen oder so, jedenfalls zwei Köpfe größer als ihr Ko-Moderator Kevin Hart, ging es nach 1,5 Stunden endlich zur Auslosung. Mit Wayne Gretzky, Shaquille O’Neal, Tom Brady und Aaron Judge fungierten gleich vier US-Sportler als Los-Feen.
Um die Prozedur halbwegs zu verstehen, versuchten wir uns via „Kicker“ zumindest etwas schlauer zu machen:
Am Freitag werden zunächst die drei Gastgeberländer – mithilfe extra markierter Kugeln – an ihre vorgesehene Position gelost: Mexiko wird Kopf der Gruppe A, Kanada der Gruppe B und die USA der Gruppe D. Danach werden die restlichen neun Topf-1-Mitglieder auf die übrigen neun Gruppen verteilt, ehe die Teams aus den Töpfen 2, 3 und 4 – in dieser Reihenfolge – nacheinander in die zwölf Gruppen gelost werden.
Okay, verstanden. Oder doch nicht? Da hilft auch kein Mathe-Leistungskurs samt Studium und Professoren-Titel in Quantenphysik. Wozu bitte der ganze umständliche Aufwand? Dazu mehr am Ende dieses Textes.
In der 86. Minute wurde also endlich die erste Kugel gezogen. Beim Öffnen der Behältnisse gab es teilweise einige Schwierigkeiten. Kurz vor Ablauf der Nachspielzeit war es dann endlich vollbracht. Puuuh statt Chapeau! Deutschland übrigens in der „Todesgruppe“ mit Ecuador, Curacao und Elfenbeinküste. Jackson Irvine hingegen darf direkt gegen die Amis antreten.
Bonbon in der Schlussminute: Wann und wo die Partien ausgetragen werden und zu welchen Uhrzeiten, bleibt erstmal ein Geheimnis der FIFA. Denn der finale Spielplan wird erst am Samstag gegen 18 Uhr veröffentlicht, wobei im März noch Playoffs anstehen. Hintergrund ist, dass die Anstoßzeiten natürlich möglichst gut zu den jeweiligen TV-Marktplätzen passen müssen.
Na klar, (TV-)Money makes the world go round!
Aber der „Burner“ waren dann die Village People zum Schluss „Why U.S.A.?“, möchte man am liebsten mitheulen. Bis zum Schluss hoffte man noch auf irgendeinen Eklat. Dass die Village People sich vielleicht besinnen und als Dancemoves doch noch den Stinkefinger mit einbauen in Richtung Möchtegerndiktator(en). Leider nichts dergleichen.
Fazit: 2,5 Stunden verschwendete Lebenszeit. Aber auf bizarre Weise war’s irgendwie auch amüsant.
Hier gibt’s denn 11freunde-Ticker zum Genießen!
P.S.: Da freut man sich doch jetzt schon auf die relativ einfach gestrickte Auslosung zum DFB-Pokal am Sonntag (19.15h, ARD). Zur Verlosung stehen neben unserem Magischen FC noch Stuttgart, Leverkusen, Freiburg, Hertha, Leipzig, Kiel und die Bayern.
// Hossa & rakete
Fußnote:
* Wikipedia zum Kennedy Center: „Donald Trump machte sich im Februar 2025, kurz nach seinem zweiten Amtsantritt als US-Präsident, selbst zum Chef des Aufsichtsrates, feuerte alle Demokraten, ernannte Richard Grenell zum Direktor und sagte: Wir haben das Kennedy Center übernommen. Uns gefiel nicht, was sie dort zeigen.[1] Trump kündigte an, das Kennedy Center Opera House nach seiner Frau in „First Lady Melania Trump Opera House“ umbenennen zu wollen.[2]„
