Malmö FF – Glasgow Celtic FC 2:0 (1:0)
Tore: 1:0 Markus Rosenberg (23.), 2:0 Dedryk Boyata (54., Eigentor)
Zuschauer: 20.500 (ca. 1.000 Gästefans, ca. 40 St.Paulianer)
Die Champions League Saison ist damit für die Bhoys in Green schon wieder beendet, nach dem 3:2-Heimsieg fehlten gestern (mindestens) zwei Tore zum Weiterkommen.
Nimmt man die gestrige Leistung als Maßstab war es (aus Fansicht) das Beste was passieren konnte, denn in der CL dürften beide Teams kaum Punkte sammeln können, die für Auswärtsfahrer interessanteren Gegner dürfte es in der Europa League ebenfalls geben. Als direkt Betroffener mag man dies aufgrund der finanziellen Möglichkeiten anders sehen, aber zu derartigen Geldbeträgen fehlt mir als St.Pauli-Fan ja eh jedweder Bezug.
Direkt nach der Play-Off-Auslosung stand fest, dass dieses Spiel eine sehr lohnenswerte Reise sein würde. Gut zu erreichen, nicht allzuweit entfernt, außerdem eine absolut sympathische Fanszene. Es galt noch einige terminliche Unwägbarkeiten aus dem Weg zu räumen, aber irgendwann stand fest, dass das aus Turin und Giurgiu bewährte Dreamteam Stefan & Maik wieder auf Reisen gehen würde, dieses Mal noch ergänzt von Christoph (Übersteiger).
Reisemittel der Wahl war die Bahn-Verbindung via Kopenhagen, inkl. Fähre Puttgarden-Rödby. Diverse andere St.Pauli-Fans hatten sich für ähnliches oder den Flixbus entschieden, so dass es eine mittlere zweistellige Anzahl an Braun-Weißen vor Ort gab, die meines Wissens es am Ende auch alle ins Stadion geschafft haben.
Wie immer an der Stelle ein großes Danke an Stefan, Michael und Alan für die Ticket-Organisation.
Nach einem kurzen Abstecher zum Hotel fand man sich dann traditionell am teuersten Irish Pub der Stadt ein, am Lilla Torg, einem schönen kleinen Platz mit viel Gastronomie, wo bei bestem Sommerwetter bis in den frühen Abend gequatscht, gegessen und getrunken werden konnte.
Auch Henrik Larsson ließ sich tagsüber kurz mal blicken und wurde dementsprechend gefeiert.
Lacher des Tages war dann eine logistische Hin und Her-Schlepp-Aktion von Stefan und Michael, wo Ersterer ein kleines Care-Paket an FCSP-Devotionalien inkl. Kaffeebecher mitgebracht hatte und Letzterer dann dankbar damit Richtung Hotel verschwand… bis wir feststellten, dass er sich den ca. 30-minütigen Weg eigentlich hätte sparen können, da wir eh im selben Hotel waren und es auch viel einfacher beim Frühstück hätten übergeben können. Kommunikation ist eben alles.
Neben den lautstarken Gesangeinlagen am Platz sorgte dann noch ein Fußball für Abwechslung, der immer hoch in die Luft gebolzt wurde und unter lautem Gejohle dann wieder irgendwo runter krachte. Nachdem das ein oder andere Glas dabei zu Bruch ging, konfiszierte die Polizei den Ball dann aber irgendwann, unter den Tränen des zehnjährigen Besitzers.
Ansonsten hielt sich die Polizei absolut im Hintergrund, keinerlei Streß. Die Celts sind bei sowas dann ja meist auch eh schmerzfreier und ließen sich dann auch noch zu mehreren Selfies mit Polizisten hinreißen und begrüßten diese am Stadion mit Shakehands.
Vom Platz brachen die meisten dann um 19.00h gemeinsam auf und gingen zu Fuß zum Stadion, wir hatten uns schon etwas früher auf den Weg gemacht und den ca. halbstündigen Weg gemütlich angetreten. Insgesamt ist Malmö eine schöne schwedische Stadt mit vielen Fachwerkhäusern und zumindest zwei großen Parks auf dem Weg von der Innenstadt zum Stadion, viel mehr Zeit als den knappen Tag hier hätte ich jetzt aber auch nicht unbedingt hier verbringen müssen.
Auf dem Weg zum Stadion kamen wir zunächst am Stadion des Frauenteams vorbei, anschließend dann auch noch am alten Stadion von Malmö FF, welches ein wenig wie Ullievi in klein aussah.
Das neue Stadion mit einer Bank als Namenssponsor wirkt von außen wie ein Einkaufszentrum, von innen fühlte es sich ein wenig an wie Paderborn – nur eben in Laut!
Wir waren im Gästeblock, der sich in der Kurve im Unterrang befindet. Die Heimkurve hingegen besteht aus nur einem Rang (mit Logen drüber) und machte auch schon eine Stunde vor Anpfiff ordentlich Rabatz. Der Gästeblock hingegen war insbesondere in den zwanzig Minuten vor Anpfiff sowie bis zum Gegentor sehr sangesfreudig, danach wich die Lautstärke dann der Enttäuschung und Fassungslosigkeit ob der Leistung der Bhoys in Green.
Ich hatte gerade festgestellt, dass da direkt vor unserer Nase mit Markus Rosenberg ein Ex-Bremer bei Malmö auf dem Platz rumlief, da erzielte seine Schulter nach einer Ecke auch schon das 1:0.
Und während der Gästeblock in erwähntes Schweigen verfiel, eskalierte der Rest des Stadions von jetzt an bis nach dem Schlusspfiff völlig. Die Kurve sang durchgängig (von klassischen Fußball- über Ultra-Melodien bis hin zu ABBA war alles dabei), teilweise hüpften sogar beide Geraden kollektiv mit.
Klar, eine Qualifikation zur CL-Gruppenphase ist für den Verein etwas Außergewöhnliches – trotzdem war die Intensität des Supports schon sehr beeindruckend.
Irritierend fand ich hingegen das „Ultras No Politica“-Banner, das ziemlich prominent hinter dem Tor hing – passenderweise direkt über der „No to racism“-Werbebande der UEFA. So eine Aussage hätte ich in Malmö jetzt eher nicht erwartet, aber vielleicht hab ich auch einfach den Gag nicht verstanden.
Angeblich erzielte Celtic dann ja noch einen regulären Ausgleichstreffer, der aufgrund eines Handspiels nicht gegeben wurde – nur, dass das Handspiel durch einen Malmö-Spieler begangen wurde und eigentlich Elfmeter und ggf. Rot zur Folge hätte haben müssen. Hören/Sagen, kann ich nicht beurteilen – und selbst wenn, hätte Malmö wohl auch so noch 1-2 Tore nachlegen können. Andererseits ist es Fußball und man weiß ja nie, insbesondere wenn dann auch noch ein Platzverweis… na, egal, Europa League ist ja eh besser, ich schrieb es schon.
Am Ende spendete der Gästeblock noch sowohl dem Heimpublikum als auch dem Team von Malmö Applaus, was jeweils erwidert wurde, während sich die MFF-Spieler auf ihre verdiente Ehrenrunde begaben. Celtic befand sich hier bereits komplett in der Kabine, außer zweimal angedeutet von der Mittellinie in die Hände zu klatschen ist als Dank für den Support hier ja aber eh nicht üblich.
Vierzig Minuten Fußmarsch später waren wir wieder im Hotel, heute Morgen ging es dann per Zug wieder zurück nach Hamburg.
Warten auf die Auslosung. // Frodo