Es ist vorbei, bei, bei Julimond (frei nach Rio Reiser)…
Nach zwei Tagen Pause ging es am Freitagabend endlich mit den Viertelfinals weiter. Im ersten Spiel trafen die Nagelsmänner auf Spanien, um 21 Uhr dann in Hamburg die Partie Frankreich gegen Portugal. Agent 00-1910 war auf dem Fanfest im Awareness-Team unterwegs und im toten Briefkasten warten sicherlich weitere Informationen.
Im bisherigen Turnierverlauf erzielten die Spanier neun Treffer und kassierten nur einen. Die Nagelsmänner trafen einmal mehr, mussten aber auch zwei Gegentore hinnehmen. Somit standen beide Teams vor dem Viertelfinale bei +8.
Freitag: Kurz zur Planung des kulinarischen Abendprogramms: Zunächst (knalldeutsch!) Würstchen mit Senf, dazu einen bunten Tapas-Teller. Zur zweiten Partie sind dann sicherlich noch etwas von den spanischen Tapas übrig und diese werden dann spontan zu portugiesischen. Dazu Ratatouille mit Baguette und corsischen Ziegenkäse mit Feigenmarmelade zum Abschluss. (Heute vor 15 Jahren unvorstellbar). Aber natürlich kam mal wieder alles anders. Tom meldete sich zu Besuch an und bestellte bereits von unterwegs Pizza…
Der letzte Sieg einer DFB-Elf der Männer gegen Spanien datiert vom 17. Juni 1988. Bei der Heim-EM gelangen Rudi Völler im dritten Vorrundenspiel beide Treffer zum 2:0-Erfolg. Die Startelf lautete: Immel – Borowka – Brehme – Herget – Kohler – Thon – Littbarski – Matthäus – Rolff – Klinsmann – Völler. Trainer war ein gewisser Herr Beckenbauer.
Es hat nun wieder nicht sollen sein… Nach 119 Minuten war der Traum vom Sommermärchen 2.0 in der Verlängerung für Schland ausgeträumt. Kommentator Gerd Gottlob haute direkt nach dem Tor zum 1:2 einen echt klasse Spruch raus: „Mikel Merino setzt hier mit seinem Tor den Schlusspunkt. – Aber das ist noch nicht das Ende!“. Yeah! Natürlich war es der Schlusspunkt und auch das Ende, – nur die Wurst hat bekanntlich zwei.
Ebenso erging es Portugal im Spätspiel gegen Frankreich, wobei dies sogar bis ins Elferschießen ging. Die Jungs um “CR7” hatten dank ihres Keepers bereits im Achtelfinale eine Entscheidung vom Punkt gegen Slowenien siegreich gestaltet. Nun aber war Schluss mit lustig, weil die Franzosen alle fünf Elfer sicher verwandelten. Ergo lautet die erste Partie der Halbfinals Spanien vs Frankreich.
Samstag: Nach dem Einkauf fuhr ich optisch mit dem Fahrrad durch das Siegerland vom Vorabend. Sprich: Tour de France gucken. Pünktlich zu den Vorberichten (und unsäglich lahm(!)en Nachberichten zum Schland-Aus), ging es rüber zum ZDF. “Wilhelm Tell” gegen “die Ritter der Tafelrunde” (bislang im Turnier eher “Ritter der Kokosnuss”) lautete die Partie am Rhein unweit der längsten Theke der Welt. Erster Lacher im TV war der Schweizer Fan mit dem Plakat “God save the cheese”. Chapeau!
Zur torlosen ersten Hälfte schrieb der Kicker: “Die Schweiz begann energisch, zog sich aber schnell zurück und setzt nur noch situativ Akzente. England spielte sich derweil oftmals am gegnerischen Sechzehner fest, agierte dann aber zu ideenlos“. Dem ist nichts hinzuzufügen. Es fehlte eben das berühmte Salz in der Suppe; also Tore. In der Pause gab es was zu Futtern. Diesmal nichts landestypisches heute, aber immerhin mit Salz.
Nach dem Seitenwechsel traf erst Breel Embolo zum 1:0 für die Schweiz (75.), fünf Minuten später glich Bukayo Sako aus. 1:1, es ging also in die Verlängerung, die keine weiteren Treffer bot. Also Elfmeterschießen. Engländer und Elfmeterschießen??? Da war doch mal was… (Also eigentlich immer…). Aber an diesem Samstag in Düsseldorf wurden alle fünf Schüsse vom Punkt eiskalt verwandelt und somit steht die Southgate-Elf im Halbfinale. Und dann ging es rüber zu RTL.
21 Uhr. Niederlande vs Türkei steht in Berlin auf dem Programm. In der Hauptstadt leben fast 110.000 Menschen mit türkischer Staatsbürgerschaft. Folgerichtig war das hässlichste Stadion der Welt fest in roter Hand. Angeblich wurden türkische Fans in den (a)sozialen Medien dazu aufgerufen, bei der Nationalhymne den “Wolfsgruß” zu zeigen. Im TV war davon nichts zu sehen, da die Kameras straight auf die Mannschaft hielten und es keinen Schwenk auf die Tribünen gab. Mein Essen zum Anpfiff war mindestens genauso scharf wie die Flanke in der 35. Minute, die Samet Akaydın zum 1:0 für die Türken einschädelte. Halbzeit. Nach 70 Minuten glichen die Niederländer aus. Beide Tore fielen nach einer Flanke, die aus einem Eckball resultierte und beide Treffer wurden per Kopf erzielt. Beides Mal von der selben Eckfahne aus und ins selbe Tor… Das kann doch kein Zufall sein! Vielleicht wurde dem anwesenden Autokraten Erdogan so ein besserer Blick auf beide Treffer gewährt…
Dann die 76. Minute und es stand plötzlich 2:1 für Oranje, offiziell ein Eigentor. Fortan peitschten die türkischen Anhänger ihr Team nach vorne. Unvergessen ist in diesem Zusammenhang Ur-alt-Reporter Heribert Faßbender, der einst kommentierte: “Jetzt rufen die türkischen Fans Türkiye, Türkiye, was soviel heißt wie Türkei, Türkei!“. Aber hallo, Heribert! Am Ende half alles nichts, die Kicker in Oranje stehen erstmals seit 20 Jahren wieder in einem EM-Halbfinale. Damals gegen Gastgeber Portugal (1:2), diesmal gegen England.
P.S.: Ganz ehrlich; es gab schon bessere Viertelfinalspiele bei Europameisterschaften. Schland gegen Spanien war immerhin bis zum Ende spannend und Frankreich vs Portugal bot sogar ein Elferschießen. Ebenso wie in der zuvor mäßig ansprechenden Partie der Schweizer gegen England, die anscheinend doch “Elfmeterschießen” können. Und das ausgerechnet unter Trainer Southgate… Türkei gegen die Niederlande bot zumindest “energiegeladene” Zweikämpfe und teils erfrischende Spielzüge.
P.S.: Der tote Briefkasten war leider leer… // Hossa
Die Halbfinals:
Dienstag: Spanien – Frankreich
Mittwoch: England – Niederlande
Einen feinen Kommentar zur Sperre des türkischen Spielers Merih Demiral durch die UEFA gab es auf mopo.de von User “S.Oli Darity”:
“Da die Geste nicht als verfassungsfeindlich oder beleidigend eingestuft ist, können die türkischen Rechten ihre Finger entsprechend verdrehen. So ist das mit kodierten Zeichen. Ebenso können sie auch behaupten nichts davon gewusst zu haben. Der Höcke kommt grade damit zum zweiten mal durch und wird weitermachen, wie die braune Dumpfheit in Bierzelten (und Foren) mit “Döp dö dö döp” provozieren.
Aber warum nicht das Handzeichen so uminterpretieren, dass sie es sich verkneifen werden? Sieht das “Wolfsymbol” nicht eher aus, wie ein Schweinekopf und war das nicht schon immer das deutsche Zeichen zur Bestellung einer doppelten Portion Eisbein? Ein Wurstfabrikant könnte damit Werbung für seine Deutschländer betreiben oder Erotikdarsteller*innen damit auf spezielle Praktiken hinweisen. Was meint ihr, wie schnell sich die Rechten davon distanzieren würden?“.