Der Ein oder Andere wird es auf Twitter bereits mal bemerkt haben: Ich habe eine kaum versteckte Vorliebe für Fußballlieder.
Und so war ich auch etwas irritiert, als der lokale Dorfverein bereits vor einiger Zeit einen neuen Vereins-Song veröffentlichte, der gar nicht so furchtbar peinlich war, wie man es von einem Oberligisten erwarten würde, sondern sogar melodisch einigermaßen ansprechend.
Okay, etwas viel Pathos für die Ligazugehörigkeit und Zuschauerzahl, aber was solls.
Leider gibt die Vereinshomepage das Lied aktuell nicht mehr als Audiodatei her, aber in Textform ist es kaum weniger schön:
SV Henstedt-Ulzburg (Schleswig-Holstein-Liga)
Nun poste ich ja zu Spielen der Profimannschaft des FCSP schon länger am Spieltag die jeweilige Hymne oder ein “besonders schönes” Lied des jeweiligen Gegners, so wie unser Verein dankenswerterweise einer der ganz wenigen ist, die vor Heimspielen immer das Lied des jeweiligen Gastes spielen.
Und als die Profis mal spielfrei hatten, stolperte ich so über den Song des Gegners der U23 in der Regionalliga, Aufsteiger VfV 06 Hildesheim.
Gleiche Melodie, gleicher Sänger, nahezu identischer Text, nur eben leicht angepasst bei Vereinsnamen und -farben sowie ggfs. geographischen Besonderheiten.
Aber “vor jedem Spiel pure Gänsehaut“, “eine lange [Ortsname]-Tradition“, “wir feiern [Vereinsfarbe]-Siege“, “unser Leben ist ein Fest, in [Ortsname]“.
Vereine, die den Swag voll audrehen.
Nun war ich neugierig geworden und fand schnell weitere Beispiele, wie zum Beispiel den SV Barver aus der 2.Kreisklasse Diepholz Süd:
Besonders Inbrünstig aber schmetterte dieser Vereinsvertreter des Friedenauer TSC (Landesliga Berlin) schon 2011 dem sichtlich bewegten Auditorium die Textzeilen um die Ohren, Ekstase war selten greifbarer:
Wenn Ihr noch weitere Versionen dieses wunderbaren Liedguts entdeckt, schreibt es gerne in die Kommentare.
Aber es gibt auch andere Doppelungen:
Wir sind der [Kürzel] (künstlerische Pause) [Ortsname]!
“[Farbe 1] und [Farbe 2] sind unsere Farben – wir sind so froh das wir Dich habe!”
“Wir [Vereinsfarben] Krieger aus [Ortsname] – für immer und immer!”
“Bei den [Kürzel]-Kriegern / Ja hier in [Ortsname] wird zuletzt gelacht!”
TSV Schöllbronn (Kreisklasse A2, Karlsruhe]
VfB St.Leon (bfv Landesliga Rhein-Neckar]
Auch beim SV Reher/Puls in der Schleswig-Holstein-Liga erklingt dieser Song, ich habe ihn nur leider bisher nicht online gefunden.
Und dann ist da noch folgende Reihe:
Wir wollen kämpfen, feiern siegen – Wir werden Dich immer lieben…
SC Ahle (Kreisliga B, Ahaus)
SpVgg Germania Ebing (Bezirksliga Oberfranken West)
Und wer es noch ein bißchen pathetischer mag, schaltet natürlich noch ein kurzes “You’ll never walk alone” davor:
Bis ans Ende der Welt:
ASV Undorf (Kreisliga Regensburg)
Spvgg Trier (Kreisliga C, Trier)
Und dann gibt es noch einige weitere Versionen, von denen ich bisher keine Duplikate entdecken konnte, die aber ebenso aus der Feder des “Dieter Bohlen der Fußballsongs” zu stammen scheinen:
TSV Heiligenhafen (Kreisklasse A, Ostholstein)
SC Peckeloh (Landesliga Westfalen)
(Schönster YouTube-Ankündigungstext:
“Den Lautstärkeregler bis zum Anschlag aufdrehen, Play drücken und der Gänsehaut dabei zusehen, wie sieht wächst!“)
Bevor jetzt jemand denkt, ich mache mich über diese Vereine lustig: Im Gegenteil.
Ich finde es super, wenn ein Verein sich über einen Vereinssong versucht, eine Identität zu geben.
Und bevor das in irgendwelche furchtbaren Entblößungen von Mitgliedern an der Heimorgel endet, beauftragt man damit dann wohl lieber jemanden, der sich damit auskennt, wie z.B. www.vereinshymnen.de, aus deren Portfolio wohl die meisten dieser Songs stammen.
Zum Abschluß dann noch zwei Beispiele dafür, wie es enden kann wenn man sowas dann eben nicht professionell machen lässt.
Jeweils ein positives und ein negatives Beispiel.
Welches in welche Gattung gehört, könnt Ihr für Euch entscheiden:
Gano – Mein hsv
(hierzu gibt es übrigens auch die empfehlenswerte Antwort: “Dein hsv“)
(Und wem die Ohren jetzt noch nicht vollends bluten, dem sei als nächster Schritt Level 2 empfohlen, mit der besonderen Fähigkeit zwischen gesungenem Refrain und eingenommener Körperhaltung zu unterscheiden.)
Und dann das eben erwähnte Gegenbeispiel, als krönender Abschluß:
ESV Blau-Weiß Bremen, 5.Herren
(Und bevor Ihr Euch später ärgert es verpasst zu haben: gebt dem Lied mindestens bis 2m10s, denn erst dann entfaltet es seine ganze Magie).
Ihr habt andere Perlen an Fußballliedern (außer Klassikern wie dem Wattenscheid-Song) und wollt sie der Weltöffentlichkeit zur Verfügung stellen?
Dann ab damit in die Kommentare, vielleicht verfasse ich ja irgendwann einen zweiten Teil, mit den schönsten Fußballsongs. // Frodo
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