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Die „Vierzig“ im Sack

Freitagabend, wir haben die magischen 40 Punkte gegen den Abstieg und der Frühling wird bald kommen. Es gibt jede Menge Gründe, heute Abend gute Laune zu haben. Hoffentlich auch sportliche. Unsere letzten Gegner FSV, die Eintracht aus Braunschweig und die Heidenheimer haben gezeigt, dass man das bis dahin gut funktionierende System des Ewald Lienen auch wunderbar räumlich zustellen kann und wir Fans uns an wenig attraktives Anrennen gegen ein Bollwerk gewöhnen müssen. Mal gewinnste so ein Spiel durch einen Sonntagsschuss („Rasenfehler“? Das Wort gibt es doch eigentlich gar nicht!), mal findet der Gegner den schnellen Umschaltknopf und haut dir drei Buden rein. Gegen den FSV hatten wir ja fast mehr Gegentore als Gästefans.

Heute also Paderborn. Wie schon seit Wochen gilt: Machbar. Eigentlich. Nachdem pünktlich am 1. März die für den Februar geltende Jobgarantie des Tigers abgelaufen war, stand unser Cover gewaltig auf der Kippe. Nach intensiven Brainstormings ist uns aber der rettende Einfall gekommen. Wir hoffen, es gefällt euch. Es ist nämlich das allerallerallerletzte Cover vom Chefdesigner Kriller. Er wendet sich anderen ehrenamtlichen Aufgaben zu und hat deswegen die Redaktion verlassen. Schade, diggi! Aber der Amateursport kann dich wohl auch gebrauchen. Eine kleine Auswahl seiner schönsten Cover seht ihr links.

Was uns zu anderen personellen Veränderungen führt: Nach dem Aderlass der letzten zwei Jahre hat sich die Redaktion neu aufgestellt, es sind den Aufrufen der letzten Ausgaben Menschen gefolgt und wir haben einmal alles auf den Kopf gestellt. Am ehesten sieht man es am neuen Grunddesign des Heftes. Feedback zu Aussehen und Inhalt des Heftes ist immer gerne gesehen (und gehört), also schreibt uns, wenn euch was auffällt. Ach ja: Wir brauchen eine/n neue/n Expert/in in Sachen Titelblatt. Wenn ihr also künstlerisch angehaucht seid und Lust habt auf beknackte Ideen, die man „sowieso nicht umsetzen kann“, dann meldet euch.

Weg vom Deckblatt, hin zu den Buchstaben. Wir haben ein Interview mit Naki geführt, der sehr persönlich vom Konflikt des türkischen Staates mit den Kurden betroffen ist. Überhaupt wird es in diesem Heft sehr politisch: Eine Nachbetrachtung der Veranstaltungsreihe „Erinnern für die Gegenwart und die Zukunft“ des Fanladens sowie der thematisch verwandten Ausstellung im Hamburger Rathaus, eine Einordnung der illegalen „Fandatei“, in der fast 500 Menschen aus unseren Reihen irgendwie gelandet sind, es geht in zwei Beträgen um Griechenland und es gibt einen Reisebericht aus Palästina über den Fußball dort.

Im Amateurbereich wird diesmal die Handballabteilung vorgestellt und natürlich haben wir auch wieder die Klassiker am Start: Neues von den Alten, Rezis, Döntjes, die Paaadie-Seite in der Mitte sowie das Neueste aus dem Fanladen. Wir haben bestimmt in der Aufzählung irgendwas vergessen, aber ihr lest das Heft ja eh von vorne bis hinten.

Auf drei Punkte und eine entspanntere Rückrunde als letztes Jahr.

Eure Übersteigers


“Als ob wir von einem anderen Planeten kommen…“ – Azadî

Jan van Aken im Gespräch mit Deniz Naki

Diyarbakir, 21. Januar 2016

Deniz, du spielst jetzt bei Amedspor. Erzähl mal, was ist das für ein Verein?
Amed SK ist vergleichbar mit St. Pauli. Also, St. Pauli hat vielleicht mehr Zuschauer, aber ist auch mehr links ausgerichtet. Amed SK ist ein kurdischer Verein, deswegen auch der Name Amed (Anm.: der kurdische Name für Diyarbakir). Da spielen zu 90 % Kurden, aber natürlich auch türkische Spieler. Wir sind in der 3. Liga der Türkei – die nennt sich zwar 2. Liga, ist aber die 3. Liga. Der Verein ist verbunden mit der Partei HDP und der Stadtverwaltung. Guter Verein.

Ich habe mich gewundert, dass das Amed SK heißt. Denn ihr seid ja offiziell in der türkischen Liga, aber der türkische Name für Amed ist ja Diyarbakir. Wieso haben die das überhaupt erlaubt, dass ihr Amed SK heißt?
Letztes Jahr hieß der Verein noch Diyarbak?r Büyük?ehir Belediyespor, und dann haben die sich dafür eingesetzt, dass der Name geändert wird, und haben beim türkischen Verband eine Anfrage gestellt und es dann irgendwie hinbekommen. Seit dieser Saison heißt der Verein Amed SK.

Und was ist, wenn ihr jetzt auswärts spielt, bei türkischen Vereinen, wie gehen die damit um? Die wissen doch gar nicht, was Amed ist, oder?
Doch, das wissen schon die meisten. Die meisten wissen auch, dass das ein Verein aus Diyarbakir ist. Aber meistens ist das so, wenn wir Auswärtsspiele haben, sind die Spiele, als ob wir gegen eine türkische Nationalmannschaft spielen. Dann sehen wir nur türkische Fahnen – als ob wir von einem anderen Planeten kommen, so werden wir immer empfangen. 

Dann bekommen wir halt Zurufe wie „PKK raus!“, „Terroristen raus!“, so werden wir dann meistens empfangen. Ist halt schon ein bisschen schwierig. 

Das ist ja hart. Wie geht es denn euren türkischen Mitspielern bei Amed SK, wie stehen die dazu?
Die türkischen Spieler, die bei uns sind, die sind in der Sache cooler drauf. Bevor die den Wechsel hierhin gemacht haben, wussten die ja schon, worauf die sich einstellen mussten, das ist nicht so ein Problem. 

Um auf deine Tätowierung zu kommen. Was heißt das, Azadî?
Azadî ist kurdisch, das heißt Freiheit. Deswegen habe ich auch in den letzten Wochen ein bisschen Probleme gehabt, was auch in den Medien war. Ich wurde jetzt von dem türkischen Volk teilweise als Terrorist abgestempelt, weil das angeblich eine Propaganda für die PKK ist. Aber ich sag mal, das Problem, was die haben, ist, dass das da auf kurdisch steht. Wenn da jetzt „Freedom“ oder „Freiheit“ stehen würde, dann hätten die kein Problem damit gehabt. Aber da es da auf kurdisch steht, heißt es jetzt, dass ich ein Terrorist bin und ich Propaganda für die PKK mache. 

Liest du das in Zeitungen, oder merkst du das im Stadion, dass du dann extra ausgepfiffen wirst? 
Ja, wenn wir Auswärtsspiele haben, ist es so, dass ich meist bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen werde. Aber man bekommt das auch durch Internetseiten mit, dass die Fans außerhalb ein bisschen Probleme mit mir haben in der Türkei. 

Und hast du zu Hause Stress mit deinem Verein bekommen, weil die meinten, das ist jetzt echt eine Provokation? Ich meine, du hattest damals ja auch Stress mit deinem Verein bekommen, wegen der Handbewegung in Rostock…
Also, wenn ich wegen meinem Tattoo Stress mit meinem Verein bekommen würde, dann wäre ich beim falschen Verein. Ich glaube, die Bedeutung ist was Schönes: Freiheit – für alle Völker! Das heißt ja nicht, dass das nur für das kurdische Volk ist. Es soll ein Symbol für alle unterdrückten Völker sein. Wenn das als Terrorpropaganda gesehen wird, dann kann ich den Menschen auch nicht weiterhelfen. 

Das ist ja eine ziemlich klare Ansage, sich so zu tätowieren. Machst du denn außerhalb vom Fußballplatz noch was für die kurdische Sache, bist du politisch aktiv?
Auf jeden Fall. Wenn man das politisch nennen darf, ich weiß nicht. Ich war in Cizre, da wo jetzt auch richtig was los ist – ich war vor knapp ein bis zwei Monaten da. Wir haben eine Kampagne gestartet und ich habe da 16 Familien besucht und denen geholfen, finanziell. Jetzt sind wir dabei für Sur, aber leider können wir halt nicht rein. Wir versuchen jetzt, bis die Ausgangssperre zu Ende ist, so viel zu sammeln wie möglich, damit wir den Familien dann helfen können, denen es nicht so gut geht.

Wo wohnst du eigentlich hier in Diyarbakir, so ungefähr?
Ich wohne so 7 bis 8 km von hier.

Wenn du da draußen wohnst, kriegst du oder deine Nachbarn das überhaupt mit, was hier in Sur los ist, oder ist da draußen völlig normales Leben?
Es ist so, wenn man 10 km weiter draußen wohnt, dann sieht man vielleicht normales Leben, aber abends, wenn dann die Schüsse losgehen, dann bekommt man das schon mit. Und um acht, neun Uhr kann man sagen, dass Diyarbakir tot ist, weil die Menschen alle nach Hause gehen, weil die Angst haben, dass jeden Moment so eine Bombe platzen kann. 

Und das ist eine Millionenstadt, eine echte Metropole, das ist unsere Hauptstadt in Kurdistan, sagen wir. Und für eine Hauptstadt, die so viele Einwohner hat, dass ab acht, neun Uhr nix mehr los ist, das ist schon schlimm. Letztes Jahr, wo ich mit den Leuten hier gesprochen hatte, war bis zwölf, eins, zwei Uhr nachts immer noch die Hölle los hier. 

Noch mal zum Fußball: Wo steht Amed SK, wo wollt ihr hin?
Wir wollen auf jeden Fall aufsteigen, wir sind auf dem fünften Platz, die ersten fünf kommen in die Playoffs. Der erste steigt sofort auf. Zurzeit sieht es gut aus, wir wollen so hoch spielen wie wir können. Wir wollen den Verein in den oberen Ligen sehen. Das will auch unser Volk, die wollen einen Verein haben, aus Kurdistan, der was erreicht, wo die Menschen dann auch ein Lächeln bekommen, wo sie drauf stolz sein können. Unsere Aufgabe ist es, dass wir da unser Bestes geben und so hoch kommen wie möglich. 

Wer steigt zuerst auf, Amed SK oder St. Pauli?
Ich hoffe beide (lacht) – beide gleichzeitig!

Und für dich – wo siehst du deine fußballerische Zukunft? Bei Amed SK? Könntest du bei einem anderen Verein in der Türkei überhaupt noch spielen?
Also, in der Türkei, glaube ich, eher schwierig. Dadurch, dass ich jetzt immer in den Medien war aus politischen Gründen, haben es auch die Vereine schwer, mich zu verpflichten, weil viele Menschen sagen, dass ich ein Terrorist bin. Wenn mich dann ein Verein verpflichtet, dann muss der Mann, der mich verpflichtet, schon ein Harter sein, der damit auch umgehen kann. Deswegen sehe ich in der Türkei eher weniger die Chance, dass ich einen großen Transfer mache. 

Das ist mir aber, ehrlich gesagt, auch gar nicht so wichtig. Ich hätte auch in der Zweiten Liga in Deutschland spielen können, in anderen Ländern, aber ich habe mich für mein Volk entschieden, ich habe mich dafür entschieden, dass ich hier spiele, weil ich mir gedacht habe, vielleicht kann ich mit dem Wechsel ein paar Menschen glücklich machen und denen ein Lächeln schenken. Das Lächeln für mein Volk ist mir viel mehr Wert als Ruhm und Geld und alles andere. 

Den Ruhm hast du auf St. Pauli auf immer und ewig. Und – wann bist du mal wieder in St. Pauli?
Also, die Saison geht bis zum fünften Monat, ich denke, dann haben wir zwei Monate frei, dann werde ich auf jeden Fall mal wieder nach St. Pauli kommen. 

Super. Sag auf jeden Fall Bescheid. Hast du noch Kontakt zu Kollegen?
Ja, Fabian Boll. Er ist wie mein großer Bruder, ich liebe ihn über alles. Wir schreiben alle zwei, drei Wochen, ab und zu telefonieren wir auch. Ja, und Morike Sako und die alten Kollegen, Charles Takyi. Aber mit Fabian Boll habe ich noch richtig engen Kontakt. 

Und mit denen, die jetzt noch spielen?
Hmm, das sind jetzt sehr viele neue Spieler. Ich glaube, mittlerweile ist nur noch Schnecke da. Und Drobo-Ampem ist jetzt wieder bei Pauli. Aber ich glaube, alle anderen sind jetzt neu dazu gekommen. 

Was hältst du von Lienen?
Cooler Typ. Ich finde den cool. Er macht einen guten Eindruck. 

Und letzte Frage: In der ganzen St. Pauli-Zeit, was war da der wichtigste Moment für dich?
Aufstieg 2009, auf jeden Fall. Und die Fahnenaktion gegen Rostock. Mein Torjubel nicht, aber die Fahnenaktion!

Nachtrag:
Nach dem Pokalsieg von Amed SK bei Bursaspor am 31. Januar, bei dem Naki das entscheidende Tor zum 2:1 schoss, widmete er den Sieg auf seiner Facebook-Seite den Unterdrückten in den umkämpften Gebieten. Dafür wurde er vom Türkischen Fußballverband mit einer Sperre von 12 Spielen belegt
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Deniz Naki
Die Situation im umkämpften DiyarbakirDie Altstadt von Diyarbakir (kurdisch Amed) liegt in Schutt und Asche – wie auch der Friedensprozess zwischen türkischer Regierung und kurdischer Bewegung.Am 21. Januar besuche ich für einen kurzen, langen Tag die Altstadt von Diyarbakir im Südosten der Türkei. Dort, im Jahrtausende alten Stadtteil Sur, herrschen seit Anfang Dezember Ausgangssperre und bürgerkriegsähnliche Zustände. Im Hintergrund hört man ununterbrochen Maschinengewehrsalven und immer wieder schwere Explosionen, ständig fahren Panzerfahrzeuge von Polizei und Militär in das abgesperrte Gebiet, über allem kreist ein Hubschrauber. Fast alle Einwohner von Sur mussten mittlerweile fliehen, Strom und Wasser sind abgesperrt, Scharfschützen der Armee machen eine freie Bewegung im Zentrum unmöglich. Auch im – noch nicht abgesperrten – benachbarten Stadtteil gibt es Einschüsse in den Wänden, zerstörte Scheiben, aufgerissene Straßen. Auch hier sind Menschen in den letzten Wochen gestorben – mitten in der Türkei, nicht in Syrien oder dem Irak.Hier in Diyarbakir und in anderen Hochburgen des kurdischen Widerstandes wird hautnah deutlich, wie gnadenlos die türkische Regierung im Moment auf einen blutigen Bürgerkrieg mit den KurdInnen setzt. Noch vor Jahresfrist führte sie Friedensverhandlungen mit Abdullah Öcalan, dem Gründer der PKK, jetzt stehen alle Zeichen auf Krieg. Über die Ursachen können wir nur spekulieren, aber es spricht vieles dafür, dass es einen engen Zusammenhang mit dem Erstarken der kurdischen Bewegung im Norden Syriens gibt.Dort haben die KurdInnen – mitten im syrischen Bürgerkrieg – eine Art rätedemokratischer Selbst verwaltung aufgebaut. Nach der erfolgreichen Verteidigung der Stadt Kobane haben sie auch angrenzende Gebiete erorbert und so die Daesh-Terroristen (auch bekannt als ISIS) zurückgedrängt. Die Erdogan-Regierung fühlt sich offensichtlich durch diese kurdische Selbstverwaltung bedroht und fürchtet ein Überschwappen in die kurdisch-türkischen Gebiete. Zumindest bis vor kurzem gab es sogar direkte Waffenlieferungen der türkischen Regierung an die Djihadisten in Syrien.Und Europa schaut weg. Auch in Diyarbakir wird wahrgenommen, dass Deutschland und Europa die Türkei im Moment ausschließlich durch die Flüchtlingsbrille sehen. Solange Erdogan die Schmutzarbeit für die EU erledigt und die Kriegsflüchtlinge von den europäischen Grenzen fern hält, solange wird Europa schweigen. Da spielt es auch keine Rolle, dass die türkische Regierung die Menschenrechte zunehmend mit Füßen tritt, Journalisten inhaftiert, die eigene Bevölkerung im Südosten bombardiert und Flüchtlinge wieder direkt nach Syrien abschiebt und damit in höchste Lebensgefahr bringt. Jan van AkenEinen Überblick über die Geschichte des Kurdisch-Türkischen Konflikts geben Jan Claudius Völkel und Moritz A. Mihatsch auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung.

Legal – illegal – scheißegal

Hamburgs geheime Fandatei
oder: Lügen gehört bei Hamburgs Polizei augenscheinlich zum Tagesgeschäft

Seit dem 12. Januar nun ist es offiziell: Ja, die Hamburger Polizei führt eine bis dato geheimgehaltene sogenannte „Crime“-Datei „Gruppen- und Szenegewalt“, in der, unter anderem, mehr als 2.000 Fußballfans gespeichert sind. Zudem gesellen sich, das kam in der Öffentlichkeit erst später heraus, zu dieser digitalen Personaliensammlung der Sportsupporter auch noch weitere rund 2.000 „Verdächtige“ aus den Milieus Punker, Skinheads, Rocker und Russlandaussiedler – eine wahrlich bunte Mischung. Bekannt geworden ist diese Datensammlung, die sich durch das „Gesetz über die Datenverarbeitung der Polizei“ legitimiert sieht, durch eine kleine Anfrage der Innenpolitikerin der Linken, Christiane Schneider, die zuvor „aus Fußball-Fankreisen angesprochen wurde“, wie Schneider das Motiv für ihre Anfrage begründet. Nun, völlig überrascht haben wird die Senatsantwort sicherlich nur gänzlich Blauäugige. Bekanntlich geben polizeiliche Dienststellen freiwillig immer nur das preis, was ohnehin schon nahezu bekannt ist. Neu allerdings ist die Dreistigkeit, mit der in der Vergangenheit die Existenz einer solchen Datei mehrfach auf explizite Nachfrage schamlos abgestritten wurde. Zuletzt noch im Sommer 2014, als Piratenpartei-Aktivist Burkhard Masseida auf Grundlage des Hamburger Transparenzgesetzes nach einem solchen Datenpotpourri nachgebohrt hatte: „Zu Ihrer Frage kann ich Ihnen mitteilen, dass die Polizei Hamburg verbunden ist mit der Ihnen bekannten ‚Datei Gewalttäter Sport‘ (DGS) des Bundeskriminalamtes (BKA), darüber hinaus jedoch keine eigene derartige Datei führt“, so seinerzeit die Antwort des zuständigen LKA-Fachstabs. Eine glatte Lüge, wie man heute weiß.

SAMMELN, VERTUSCHEN, FLUNKERN

Hierzu ist noch kurz anzumerken, dass die bundesweit gültige DGS (1994 installiert) derzeit geschätzte bis zu 15.000 Personen führen soll, aber, auf die Bundesländer runtergebrochen, personell nicht identisch mit den inzwischen mindestens acht – lange geheim geführten – Länderdateien ist. Allein in NRW werden mehr als 6.000 Fans in einem solchen halblegalen digitalen Karteikasten geführt. Auch der Fanladen St. Pauli machte zuletzt noch einmal deutlich, wie es das hiesige „Team Green“ bisweilen mit der Wahrheit hält: „Uns selbst gegenüber wurde vor geraumer Zeit auf persönliche Nachfrage bei einem Hamburger szenekundigen Beamten (SKB) die Existenz einer solchen Datei verneint.“ Zudem sickerte ebenfalls durch, dass auch kürzlich beim Verwaltungsratstreffen des Hamburger „Vereins Jugend & Sport“ (Arbeitgeber bzw. zuständig für den Fanladen St. Pauli sowie das HSV-Fanprojekt) Kriminaldirektor Helmut Süßen vom Hamburger Landeskriminalamt (LKA) und zuständiger Abteilungsleiter der sammelnden Polizeibehörde nicht immer, wie sich im Nachhinein herausgestellt hatte, unbedingt korrekt berichtet oder auf Fragen zur Causa geantwortet haben soll. Ein Umstand, der bei allen Fanprojektlern nicht nur Kopfschütteln verursachte, sondern die grundsätzliche Zusammenarbeit zwischen beiden Fanprojekten und der Polizei, die eigentlich auf einer gemeinsamen Vertrauensbasis fußen sollte, teilweise in Frage stellt(e). Eine solche vertrauensvolle Zusammenarbeit wird aber möglicherweise polizeilicherseits auch gar nicht gewollt; denn wer, wie Teilnehmer der Sitzung berichten, wie Süßen mit einem grenzwertigen Begrüßungsauftritt – Faust auf den Tisch schlagend und dem gerade zu diesem Zeitpunkt völlig unangebrachten Statement, der Senat würde nie lügen – vorstellig wird, hat offensichtlich nicht begriffen, dass wir uns vom Obrigkeitsstaat doch schon ein Stückchen entfernt haben – sollten.

DATENSCHÜTZER HATTEN 2006 KAUM BEDENKEN

Die Hamburger „Hooligan-Datei“, wie sie aktuell und sich selbst als Nichtchecker entlarvend der CDU-Innenpolitiker Dennis Gladiator nennt, besteht seit nunmehr fast zehn Jahren – seit dem 1. Juni 2006, um genau zu sein, also kurz vor WM-Beginn. Auf, nach meinem Ermessen, juristisch wackligem Fundament vom damaligen Polizeipräsidenten verfügt, ist sie seinerzeit mit dem Einverständnis des damaligen Datenschutz-beauftragten, Hartmut Lubomierski, eingerichtet worden. Der stand damals kurz vor seiner Pensionierung, und dass er sich Wochen vor dem beruflichem Ultimo noch Ärger einhandeln wollte, ist daher eher auszuschließen. Auch wenn der aktuelle Sprecher der Hamburger Datenschutzbehörde, Arne Gerhardts, durchaus von einer Beteiligung der hiesigen Datenschützer von 2006 weiß: „Es wurden Anmerkungen und Änderungsvorschläge gemacht, die von der verantwortlichen Stelle zum Teil umgesetzt wurden.“ Zuständiger Innensenator war damals, übrigens unter CDU-Alleinregierung mit Bürgermeister Ole von Beust, der parteilose Udo Nagel. Allerdings, so nun Gerhardts Mitte Januar gegenüber der „taz Hamburg“, mache „die auch für uns überraschend hohe Zahl betroffener Personen“ es „nun erforderlich, zu überprüfen, inwieweit die Voraussetzungen für eine Speicherung vorliegen.“ Eine solche Untersuchung ist inzwischen erfolgt, und Gerhardts’ Chef, Hamburgs seit Mai 2009 amtierender Datenschutzbeauftragter Prof. Dr. Johannes Caspar, hat, nach eingehendem Studium, Mitte Februar ein vernichtendes Urteil über die auch SKB-Fandatei genannte Datensammlung formuliert: „Die Prüfung hat zahlreiche schwere datenschutzrechtliche Mängel offenbart“, so Caspar zusammenfassend. „Das Ausmaß der Speicherung von Betroffenen, gerade aber auch von Kontakt- und Begleitpersonen unter Vernachlässigung grundlegender datenschutzrechtlicher Anforderungen ist nicht akzeptabel.“ Ergo fordert der Daten-Oberaufseher für den Stadtstaat Hamburg, die „Gruppen- und Szenegewalt“-Datei „vollständig zu löschen oder – soweit einzelne Datensätze zulässigerweise weiterhin gespeichert werden dürfen – alle personenbezogenen Daten, für die die gesetzlich festgelegte, maximale Speicherdauer abgelaufen ist und die nicht mehr erforderlich sind, unverzüglich zu löschen.“ Polizeimann Süßen verkaufte übrigens noch zwei Tage vorher auf der genannten Verwaltungsratssitzung die Abschaffung der illegalen Datei als Maßnahme der Polizei. Und zurecht fühlten sich dann, am 17. Februar, nachdem Caspar mit seiner Pressemitteilung an die Öffentlichkeit gegangen war, die Sitzungs-anwesenden ein wenig verarscht.

WER & WAS STEHT DRIN UND WARUM?

Insgesamt (Stichtag 6. Januar) enthält die heftig kritisierte Datei, neben den Datensätzen aus den oben genannten Millieus, auch insgesamt 2.170 Datensätze von „gewalttätigen“, mutmaßlich gewalttätigen oder gewaltbereiten Fußballanhängern (im Duktus des Senats „Personen aus dem Bereich Fußballgewalt“); darunter 426 aus dem Umfeld des FC St. Pauli sowie 1.070 aus dem HSV-Spektrum. Aufgelistet sind in dieser von den SKBs bestückten Datei jeweils Namen, Geburtsdatum und -ort, Geschlecht, Anschrift, Telefonnummer, E-Mailadresse, Anlass der Erfassung, Vereins-/Gruppenzugehörigkeit, Ermittlungsverfahren und Verfahrensausgänge, Stadionverbote, Bilddateien und – Rolle der Person (Beschuldigter, Verdächtiger, Kontakt- und Begleitperson, Störer, Störer (Waffen)). Es werden also nicht nur nach Recht und Gesetz verurteilte Menschen in diesem Datenpool erfasst, sondern außerdem Personen, die ein SKBler als zukünftig kriminell einschätzt (hallo, „Minority Report“), und auch Fans, die weder gewalttätig waren, noch wahrscheinlich werden, sondern einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sind („Kontakt- und Begleitperson“ genannt). Kurzum: Jeder, der irgendwie mehr oder minder zufällig ins Blickfeld eines umsichtigen und mit dem Fangeschehen absolut vertrauten SKBlers gerät (und sei es nur, weil man vorm Jolly Roger ein schnelles Bierchen mit einem „Diffidatti“ kippt), kann ganz fix in dieser obszönen Digitalgalerie landen. Durch Einschätzungen von Leuten übrigens, für die Armenia Bielefeld und Karlsruher FC (so in der Datei benannt) ganz normale Fußballvereine sind und dafür wahrscheinlich ob ihrer fußballaffinen „Street credibility“ von ihren Vorgesetzten in höchsten Tönen gelobt werden. Interessant ist übrigens auch die Verteilung der zuvor genannten Einstufung: Dreißig Prozent (!) der aufgeführten Bürger nämlich (600 Personen) sind lediglich als „Kontakt- und Begleitpersonen“ eingeschätzt – normale Fußballfans also, deren Freunde oder Bekannte (wenn überhaupt und/oder möglicherweise) als Verdächtige oder Beschuldigte stigmatisiert werden – ein zusätzlich handfester Skandal. Was kann dem noch draufgesetzt werden?

WAS DEM DATENSCHUTZBEAUFTRAGTEN ALLES MISSFÄLLT …

Laut Caspar sollen mittlerweile, parallel zu dessen Prüfung übrigens, 900 Datensätze – ergo Personen – gelöscht worden sein; allerdings ist nicht klar, ob dies nun Milieu-Datensätze oder Einzeldossiers über Fußballfans sind. Mutmaßlich eher die erstgenannte Gruppierung, zumal Caspar in seiner Pressemitteilung explizit die Milieu-Datensätze als, sinngemäß, ausdrücklich rechtswidrig gespeichert titulierte. Auch ansonsten geht Hamburgs amtierender Datenschutzexperte in die Vollen:

  • Die Datei enthielt Szeneangehörige, für die eine Zuständigkeit der auf die Datei zugriffsberechtigten Stellen schon seit längerem nicht mehr bestand, so dass es an der Erforderlichkeit der Speicherung bei den die Daten führenden Dienststellen fehlte. Dies betraf etwa Personen aus den Bereichen Punker, Skinheads, Rocker und russische Aussiedler. Der Verbleib eines großen Teils der Papierakten hierzu war bislang nicht zu klären.
  • Bei einem nicht unerheblichen Teil der Verdächtigen und Beschuldigten konnte die Erforderlichkeit der Speicherung nicht positiv festgestellt werden.
  • In der Datei waren zahlreiche Kontakt- und Begleitpersonen gespeichert, obwohl die gesetzlich festgelegte Speicherdauer überschritten war (Anmerkung des Autors: drei Jahre).
  • Schließlich waren auch personenbezogene Daten einer Person gespeichert, die nach Maßgabe der zugrundeliegenden Errichtungsanordnung aufgrund ihres kindlichen Alters gar nicht in die Datei hätte aufgenommen werden dürfen (Anmerkung des Autors: zwölfjährig; insgesamt 36 Minderjährige).

Caspar kommt zu einem fatalen Schluss: „Der ganze Vorgang lässt nicht nur eine Krise der automatisierten Datenhaltung bei der Polizei befürchten, sondern auch auf eine Krise des Datenschutzes in Hamburg schließen. In der Vergangenheit haben wir wiederholt darauf hingewiesen, dass wir mit unserer personellen Ausstattung nicht in der Lage sind, unsere Aufgaben in angemessener Weise durchzuführen. Datenschutz ist kein Selbstzweck, sondern dient dem Grundrechtsschutz von Bürgerinnen und Bürgern. Dazu gilt es sicherzustellen, dass die Aufsichtsbehörden auch personell so ausgestattet sind, die Datenhaltung von öffentlichen und privaten Stellen, auch ohne dass konkrete Beschwerden vorliegen, anlasslos zu überprüfen. Das ist in Hamburg gerade im Bereich von Datenbanken aufgrund der personellen Defizite schon lange nicht mehr möglich.“

REAKTIONEN

Für Christine Schneider ist das Ganze ein absolutes Unding: „Das verletzt die informationelle Selbstbestimmung und darf in einem Rechtsstaat keinen Platz haben.“ Der Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte, Philip Krüger, zeigt sich ob des ganzen Vorgangs eher resignativ: „Ich vermute“, so Krüger gegenüber dem Fußballmagazin „11 Freunde“, „dass schon bald herauskommt, dass wahrscheinlich vierzehn von sechszehn Bundesländern eine solche Datei führen.“ Hamburgs Piratenpartei-Chef Thomas Michel hingegen ist entsetzt: „Der Datenhunger der Hamburger Polizei kennt anscheinend keine Grenzen und offenbar auch keine Grundrechte. Es kann nicht sein, das unsere Grundrechte von den Behörden erst dann eingehalten werden, wenn sie bei unrechtmäßigen Vorgängen erwischt werden. Dieser Skandal untergräbt das Vertrauen der Bürger in die Polizei und muss personelle Konsequenzen haben.“ Vertreter der beiden hauptsächlich betroffenen Klubs, FC St. Pauli und Hamburger SV, gehen ebenfalls auf Distanz zur uniformierten Exekutive: „Das ist doch ein Skandal, dass Menschen, die strafrechtlich noch nicht in Erscheinung getreten sind, solche geheimen Dateien mit hochsensiblen Daten füllen und unter Generalverdacht stehen“, so Dr. André Fischer, Leiter des HSV-Fanprojekts. Der Fanladen St. Pauli zeigt sich ebenfalls enttäuscht: „Wir arbeiten auf verschiedensten Ebenen für ein besseres Verhältnis zwischen den Fans und der Polizei. Die Existenz dieser bisher geheimen Datei ist ein herber Rückschlag.“

WAS BRINGT DIE ZUKUNFT?

Hamburgs Neu-Innensenator und Millerntor-Besucher Andy Grote hat bereits Handlungsbereitschaft signalisiert: Es handle sich bei den beschriebenen Missständen, so Grote, „um einen schwerwiegenden Vorgang“ und er hätte die Polizei aufgefordert, Defizite umgehend zu beseitigen. „Mit dem Polizeipräsidenten wurde zudem vereinbart, dass die Funktion eines eigenen Datenschutzbeauftragten der Polizei eingerichtet wird.“ Ob das beim bekannten Corpsgeist des hanseatischen Polizeiapparats auch nur irgendeine kleine Veränderung bringen wird, mag man als jahrzehntelanger Beobachter der Szenerie durchaus anzweifeln dürfen. Ob Grote anlässlich der anstehenden Herausforderungen gegenüber dem Hamburger Polizeimoloch gerade jetzt Rückgrat zeigen wird, ist aber das entscheidende Kriterium dafür, ob sich zeitnah etwas im Apparat bewegen wird. Sobald der auf dem Kiez lebende Jungpolitiker auch nur ansatzweise Standfestigkeit gegenüber der Polizei vermissen lässt, wird er so enden, wie nahezu alle seine Ressortvorgänger: als Schoßhündchen starker und alteingesessener Interessengruppen aus dem Dunstkreis von Polizei und Innenpolitik. Die ersten Stellungnahmen aus diesem Umfeld nach Aufdecken des Skandals suggerieren allerdings weder Lernfähigkeit noch Einsichtigkeit oder gar ein Umdenken. Fakt jedenfalls ist, dass es eine ähnliche Nachfolgedatei geben wird, die vergleichbar gestrickt sein wird wie die aktuelle. Und es werden selbstredend Daten aus der bestehenden Datei – die 2006 übrigens kein Novum war; auch zuvor schon gab es eine vergleichbare Datensammmlung – übernommen. Auch das betonte Herr Süßen übrigens während der Sitzung. Welche Stammdaten dies sein werden, ob die meisten oder nur einige, andere oder gar mehr, ist unklar; tendenziell aber sollte man davon ausgehen, dass sich der Datenumfang pro Person kaum reduzieren wird. Lediglich die Anzahl der „Gefährder“ wird möglicherweise geringer ausfallen. Dass es aber auch weiterhin geheime Dateien bei Polizei und Co. geben wird, darüber sollten wir alle uns nichts vormachen. Nur wenn sich aufmerksame Fans, Politiker, Datenschützer, Whistleblower und Menschenrechtler auch weiterhin um solche inakzeptablen Zustände kümmern, werden entsprechende Sauereien auch künftig nicht dauerhaft geheim gehalten werden können. 

// Ronny


Der Under Armour-Vertrag und die mediale Darstellung

Der Ausrüster-Vertrag mit der US-Firma Under Armour (UA) ist in den Boulevard-Medien und in deren Nachklapp auch in diversen Foren teils einseitig und ohne Detailwissen kritisiert worden. Wir haben Aufsichtsratsmitglied Roger Hasenbein gebeten, die Beweggründe und die Hintergründe des Vertrages darzustellen. Er skizziert den Entscheidungsprozess und die weiteren Diskussionen, die zur teils berechtigten Kritik mit dem Unternehmen geführt wurden.

Der auslaufende Vertrag

Entgegen anderslautenden Behauptungen wurde der Vertrag mit Hummel als Ausrüster nicht gekündigt, sondern läuft zum 30.06.2016 schlicht aus. Es ist ein völlig normaler Vorgang, dass sich der Verein mit seinem Vermarktungspartner UFA Sports mit dem Thema eines möglichen Ausrüsterwechsels 18 Monate vor Auslaufen des Vertrages beschäftigt. Es erfolgte eine umfassende Marktabfrage und später eine detaillierte Analyse potenzieller Kandidaten, zu denen auch UA gehörte. Neben wirtschaftlichen Faktoren sowie der Qualität der Ware ging es unter anderem auch um Nachhaltigkeit bei den Produkten und die Einhaltung von Standards, die Relevanz des Clubs für den Partner und um ein zusätzliches Commitment des Partners über die Ausstattung hinaus.

Das beste Gesamtpaket

UA war der einzige Verhandlungspartner, der sofort signalisierte, sich sowohl im Bereich der Nachwuchsarbeit und der Sport treibenden Abteilungen als auch im Social Sponsoring engagieren zu wollen. So werden mit Vertragsbeginn finanzielle Mittel, technische Innovation und Manpower zur Verfügung gestellt. 

Under Armour hat sich durch einen Code of Conduct zur Einhaltung von Standards für die Arbeitsbedingungen in den Betriebsstätten verpflichtet. Es ist zudem von Vorteil, dass der FCSP der einzige Club in Deutschland ist, bei dem sich UA engagiert, und damit einen besonderen Stellenwert genießt. 

Das Ergebnis der Analyse zu Beginn des letzten Jahres ergab für Präsidium und Aufsichtsrat des FCSP, dass das Gesamtpaket trotz aller Kritikpunkte die beste Lösung für den Verein darstellte.

Der frühzeitige Einblick

Das Thema Under Armour wurde frühzeitig mit allen entscheidungsrelevanten Gremien intern besprochen und entschieden. Zudem wurden – was bislang bei der Auswahl eines Ausstatters völlig unüblich war – VertreterInnen der Fanszene in den Prozess mit eingebunden. Unter anderem führte dieses für den FCSP neue Vorgehen dazu, dass eine Delegation – bestehend aus MitarbeiterInnen des Vereins, der Vermarktung, UFA Sports, Präsidium, Aufsichtsrat, Amateurvorstand und -abteilungen sowie FanvertreterInnen – nach Baltimore flog, um in direkten Gesprächen sowohl den Verein aus ihrer Sicht darzustellen als auch Kritik offen anzusprechen. In diversen Workshops und Meetings wurden Weichen gestellt, die eine Zusammenarbeit auch in einem zukünftigen regelmäßigen Austausch im Sinne des FCSP möglich machen. Under Amour hat deutlich signalisiert, dass es den besonderen Stellenwert des FCSP anerkennt und im Rahmen des gemeinsamen Engagements und seines Auftretens in Deutschland die Werte des Clubs respektiert und entsprechend unseren Leitlinien handelt.

Die kritischen Punkte

Im Rahmen der genannten Delegationsreise und in anschließenden AGs wurden die wesentlichsten Kritikpunkte an UA aufgegriffen und diskutiert. Hierzu wurde ein ausführlicher Bericht verfasst, der die Gesamtdarstellung von UA in den Medien beinhaltet. Es wurde insbesondere ein Bezug auf die von den Medien kritisierten Inhalte hergestellt. In dem Bericht wird zunächst beschrieben, in welchen Medien UA überhaupt vertreten ist. Dazu wird dargelegt, wie sie vertreten sind, d. h. ob sie z. B. Sponsor oder Initiator von kritischen Inhalten sind. Die Hauptkritikpunkte zum Thema Jagd- und Militärausrüstung werden im Bericht explizit dargestellt, beschrieben und mit Bildern und Links unterstützt (siehe Infobox am Ende des Artikels). Zusätzlich werden darin die von den Medien kritisierten Verbindungen von Führungspersonal zum Militär und Auftritte auf Messen aufgegriffen.

Die TV Shows

In „Ridge Reaper“ macht das UA-Team unter verschiedensten schwierigen Bedingungen Jagd auf meist großes Wild. „Duck Dynasty“ ist eine US-amerikanische Reality-TV-Serie. Im Fokus stehen die verrückten Abenteuer der Familie Robertson, sowie ihr mal mehr und mal weniger harmonisches Zusammenleben. Mit Lockpfeifen für die Entenjagd hat sich das Familienoberhaupt Phil ein millionenschweres Firmenimperium in West Monroe, Louisiana aufgebaut. Seit dem 8. März 2014 wird die Serie in Deutschland auf ProSieben MAXX gezeigt.

Bezüglich dieser Sendung gab es besonderen Protest, da Clan-Chef Phil Robertson in einem Interview homophobe Aussagen gemacht hatte und die Sklaverei verharmloste. Nach dem Interview wurde er kurzzeitig von der Sendung suspendiert. Wenig später zog der Sender die Suspendierung zurück. UA sponserte die Sendung weiter und kommentierte den Vorfall gegenüber der Online-Klatschseite TMZ folgendermaßen: „We have no plans to change our current relationship. […] We are obviously aware of the situation. And his comments are not indicative of Under Armour’s views.“ (übersetzt in etwa: „… sind kein Indiz für die Ansichten UA’s.“).

UA und das Thema Militär

In den US-Shops von UA werden Produkte in folgenden Kategorien verkauft: Shirts, Tops, Bottoms, Outerware, Shoes, Accessoires. Ein existierendes Werbevideo für Militärausrüstung von UA, das in Deutschland als fragwürdig aufgenommen werden könnte, ist unter dem Titel „Under Armour Tactical“ mit dem Hashtag #IWILL hier zu sehen.

UA unterhält laut „Baltimore Sun“ Geschäftsbeziehungen mit dem US-Verteidigungsministerium, wofür die Firma 4,2 Millionen Dollar kassiert. In der Beziehung zu den jeweiligen Armeen der Länder unterscheidet sich UA allerdings nur in der Höhe der Umsätze von anderen Ausrüstern. 
Im Gegensatz zu UA Hunt hat UA im Bereich Militär keine eigenen Seiten auf Facebook oder Instagram. In Deutschland gibt es diese Sparte nicht.

Die Sache mit der NRA

Laut Mopo war UA mit seinen Produkten auf der NRA-Messe 2015 in Louisville vertreten. Die National Rifle Association of America wurde 1871 in den USA als Organisation für das Sportschießen und Training an Schusswaffen gegründet. Sie entwickelte sich bis 1977 zur Waffen-Lobby, die als eine der größten Interessengruppen zahlreiche politische Wahlen in den USA finanziell und propagandistisch beeinflusst. UA hatte selbst keinen Stand auf der Messe und ist auch auf der offiziellen Liste der Messe nicht zu finden. Allerdings schien „Kroll International“ auf der Messe vertreten zu sein, in dessen Shop sich Kleidung von UA findet. 

Dies ist ein Beispiel von vielen, die aufgeführt wurden, um nachzuweisen, dass UA-Produkte in einer Reihe von mehr als zweifelhaften Online-Shops oder Messen angeboten würden. Tatsächlich handelt es sich in den meisten Fällen um Drittanbieter, die über ihre Shops UA-Artikel weiterverkaufen.

Positives Engagement und Corporate Responsibility

Auf der geschäftlichen Homepage von UA sind viele Informationen und Stellungnahmen zu sozialen Aspekten zu finden. Unter dem Punkt Corporate Responsibility gibt es zum Beispiel Angaben zu Grundsätzen, Werten, Ethik, Kinderarbeit, Kontrollen, Produktherstellung und vielen anderen Dingen. Bezeichnenderweise gab es hierzu in den Medien wenig bis keine Informationen. Dabei zeigen gerade diese Informationen die für uns oft schwer nachvollziehbare Widersprüchlichkeit des Auftretens von UA. Mehr dazu hier.

Produktionsstätten und Kinderarbeit

Zu ethischen Fragen gibt es viele Organisationen, die transparente Kontrollen durchführen. Im Folgenden zwei Organisationen, die über UA und das Thema Kinderarbeit berichten:

Fair Labour Association – die Fair Labour Association (FLA) ist eine Non-Profit-Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Washington D. C., USA. Sie verfolgt das Ziel, Arbeitsrecht und Arbeitsbedingungen weltweit zu verbessern. Auf der Homepage von FLA (www.fairlabor.org) sind Berichte zu diversen Unternehmen und deren Fabriken in allen möglichen Standorten zu finden. Neben Firmen wie Adidas, Puma, Apple, H&M finden sich auch Aussagen über UA. Insgesamt ist hier der Fair Labour Index für UA Firmen recht hoch. Vor allem in den Bereichen Gesundheit und Sicherheit erreicht UA sehr gute Werte. 

Earthlink e.V. schreibt im Rahmen seiner Kampagne gegen Kinderarbeit zu den Produktionsstandorten: „Schätzungsweise die Hälfte aller Produkte wird in Asien, ein Viertel in Zentralamerika und der Rest in Mexiko gefertigt. Ein kleiner Anteil der Waren wird in einer gesonderten Fabrik in Maryland produziert.“ Zur Unternehmenspolitik bezüglich Kinderarbeit: „Under Armour besitzt einen Code of Conduct, der zum einen die Arbeitsbedingungen in den eigenen aber auch in den Produktionsstätten der Lieferanten festlegt. Der Verhaltenskodex stützt sich auf die Richtlinien der UN und die Gesetze der Länder, in denen produziert, verarbeitet und transportiert wird. UA bezieht keinerlei Produkte, die von Kindern unter 15 Jahren oder dem entsprechend geregelten Mindestalter, abhängig vom Land, hergestellt wurden. Sollte ein Lieferant gegen den Code of Conduct verstoßen, kann dies zu einer sofortigen Beendigung der Geschäftsbeziehung führen.“ (www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de).

Umwelt und Wohltätigkeit

In einem Artikel auf „Greatist“ erscheint UA unter der Überschrift „The 14 athletic wear campaigns that are actually good for the world.“ Greatist ist eine Plattform mit folgender Mission: „… help the world think of health in a healthier way“. Sie veröffentlicht Artikel, die dazu positive Anregungen geben sollen. 

In dem Artikel über UA wird deren „UA Green Clothing“ als eine der „umweltfreundlichsten“ Produktlinien bezeichnet, die der Plattform bekannt seien. Für diese Linie werden recycelte Plastikflaschen zu Kleidung, Schuhen oder Hüten verarbeitet. UA strebe zudem Klimaneutralität an, kaufe für jede Kilowattstunde verbrauchten Strom eine Kilowattstunde Windenergie und spende große Summen an „Big Belly“, eine Organisation, die solarbetriebene Abfallpressen in Baltimore installiert, der Heimatstadt von UA. 

Mit einigen Produktlinien verfolgt UA wohltätige Zwecke. So unterstützt UA mit „UA Power in Pink“ den Kampf gegen Brustkrebs und aus den Einnahmen von „UA Freedom“ wurden bereits bis 2014 über eine Million Dollar für im Krieg verwundete Veteranen gespendet. Außerdem arbeite UA mit Organisationen zusammen, die Wohnungen für benachteiligte Familien bauen, Schüler betreuen und anderes (www.greatist.com).

Es mag nun jeder/m selbst überlassen bleiben, Under Amour zu verteufeln, gut zu finden oder einfach zu akzeptieren, dass es in einer kapitalistischen Welt nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch viele Grautöne gibt. 

roha


Kein Fußball den Faschisten!

Dieses Jahr gab es gleich zwei „konkurrierende“ Veranstaltungsreihen über den Fußball von der Nazizeit bis heute. Allabendlich an anderen Orten, mit anderen Themen und vielen Geschichten. Es ging schon schwer an die Kondition.

Unter dem Titel „Erinnern für die Gegenwart und die Zukunft“ stand die Veranstaltungsreihe des Fanladen zur Woche des Holocaust-Gedenktages am 27.01.2016 (Vielen Dank an die Fanladen-Crew!). Initiiert vom KZ-Neuengamme und unterstützt von der Hamburgischen Bürgerschaft gab es außerdem in der Rathausdiele des Hamburger Rathauses vom 14.01.–07.02.2016 eine Ausstellung über den „Hamburger Fußball im Nationalsozialismus“, anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus. Im deren Rahmen gab es täglich Beiträge bzw. Podiumsdiskussionen, bspw. „Der Arbeitersport in Hamburg bis 1933“, „SC Lorbeer von 1906“, „Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit (Rotsport), oder „Fußball im KZ – die ‚Liga Terezin‘“ (wer das 74 Seiten starke Begleitheft, vollgepackt mit Informationen, noch bestellen möchte: 2 € plus Versand. E-Mail an: neuengamme (at) kb (punkt) hamburg (punkt) de). Aus beiden Reihen sollen hier stellvertretend einige ausgewählte Veranstaltungen vorgestellt werden.

Hamburger Fußball im Nationalsozialismus I

Bei Hamburger Fußball im Nationalsozialismus I, einer der vom Fanladen initiierten Veranstaltungen, war in den Fanräumen am Millerntor am 26.01.16 der „FC St. Pauli im Nationalsozialismus“ Thema. Dazu hielt Gregor Backes, unser „Vereinhistoriker“, einen Vortrag. Sein Buch „Mit deutschem Sportgruss, Heil Hitler! Der FC St. Pauli im Nationalsozialismus“ hatten wir in ÜS 101 und 103 schon präsentiert (plus Interview), die Neuauflage soll zum Sommer herauskommen. Gregor hat akribisch die Historie des Vereins aufgearbeitet und von der Weimarer Republik, über den Machtantritt der Nazis, als der FC die Einheitssatzung des Deutschen Reichsbundes übernahm, referiert. Wilhelm Koch war auch in der „Nazizeit“, nämlich von 1931 bis zu seinem Tod 1969, der FC-Präsident. Das konnte nur durch Anpassung und Mitgliedschaft in der NSDAP gelingen. Die beiden jüdischen Brüder Otto und Paul Lang wurden 1940 durch die vorgeschriebene Einheitssatzung aus dem FC ausgeschlossen. Erst seit 2008 erinnert eine Gedenktafel an das dunkle Kapitel des Vereins. Eingegangen wurde auch auf die Nachgeschichte und den langen Weg vom „beredten Schweigen“ der Nachkriegszeit bis zu der seit den 1990er-Jahren sich entwickelnden Gedenkkultur. Nach dem Vortrag gab es noch das beliebte Frage- und Antwort-Spiel. Leider wurde zu wenig auf die Hintergründe der Stadionumbenennung 2004 eingegangen und „verheimlicht“, dass ein ÜS-Redaktionsmitglied den Antrag dazu bei der Hauptversammlung gestellt hatte, während Wilhelm Koch eher als „Unschuldiger“ in der NS-Zeit dargestellt wurde (Link).

Hamburger Fußball im Nationalsozialismus II

Auch auf St.Ellinger Seite gab es am 20. Januar die Veranstaltung „Hamburger Sport-Verein im Nationalsozialismus – Gedenk- und Bildungsarbeit heute“, im Fanhaus in der Stresemannstraße. Dirk Mansen, leider scheidender Museumsvater, sprach wesentlich schonungloser über die Geschichte seines Vereins in der NS-Zeit. Ein Museumsbesuch dort, lohnt sich allemal (Link).

Hamburger Fußball im Nationalsozialismus III

„Abseits – Hamburger Fußball im Nationalsozialismus“, eine alternative Stadtrundfahrt in Kooperation mit dem Landesjugendring Hamburg e.V., die an einigen Wochenenden im Jahr angeboten wird. Die Teilnahme ist auf 25 Personen beschränkt. Dauer ca. drei Stunden. Es werden viele Sportstätten angefahren und über deren NS-Geschichte erzählt. Ameldung bei: info (at) ljr-hh (Punkt) de an, Rückfragen 040-317 96 115.

Hamburger Fußball im Nationalsozialismus IV

Am 3. Februar hielten Nina Holsten und Simone Wörner im Centro Sociale den Vortrag „Ins Abseits geschickt – Frauenfußball von den Anfängen bis zum Verbot“. Leider nicht so doll besucht und auch im Programmheft der Veranstaltungsreihe nur als „Alibi“ aufgenommen. Die beiden präsentierten die Anfänge des FFB ab 1900 bis zum expliziten, 1955 ausgesprochenen und bis 1970 andauernden Verbot des DFB. Sie gaben einen Rückblick auf die Frauen-WM 2011, bei der zwar Fußball gespielt wurde, die aber nur als „Frauen-WM“ deklariert wurde und somit Fußball einfach fehlte. Der Hype der Frauen-WM 2015 in Deutschland ist schon lang verflogen, obwohl unsere Mädels noch immer zu den besten Frauenmannschaften der Welt gehören. Schon 1863 entstand in England der moderne Fußball durch die Festschreibung der Regeln „und konnte sich in Deutschland zunächst nur schwer etablieren“. 1895 rief die Frauenrechtsaktivistin Nettie Honeyball den ersten „British Ladies’ Fußballclub“ ins Leben, um 1923 gab es in Deutschland die ersten Frauenmannschaften, 1930 wurde der erste Club in Frankfurt gegründet. Um 1910 entstand in vielen europäischen Ländern der FFB. Die kickenden Frauen waren der Ersatz für die männlichen Kollegen, die in den Ersten Weltkrieg zogen und nicht mehr Fußball spielen konnten. Dann wieder die Verbote in den 1930er-Jahren, vom „Fachamt Fußball im Deutschen Reichsbund für Leibesübungen“. Es ist fast unmöglich, gutes Lesematerial über den Frauenfußball zu finden. Es bleibt nur zu Wünschen, dass es demnächst mehr Forschung und Veröffentlichungen zum Thema FFB geben wird. 

Hamburger Fußball im Nationalsozialismus IV

Buchlesung „Als Jude im deutschen Fußball“ von Dr. Arthur Heinrich. Gleich zwei Veranstaltungen am 29.01.2016 im Altonaer Rathaus und im Buchladen Osterstraße. 

Und nun die Veranstaltungsreihe des Fanladens:

Erinnern für die Gegenwart und die Zukunft I 

Holocaust-Gedenktag am 27.01.2016 mit Kranzniederlegung an den Gedenksteinen auf dem Harald-Stender-Platz und anschließendem Vortrag in den Fanräumen; Titel: „Flucht aus Nazideutschland“. Eingeladen hatte der Fanladen und 150 Teilnehmer*innen waren gekommen, volles Haus. Auch ein verschnupfter Ewald, Sören und Jan-Phillip waren dabei, als der Vortrag von Dr. Vassilis Tsianos über die „Post Holocaust Gedenkkultur“ und gemeinsames Erinnern von, mit und für Migranten, Moslems, Semiten und Christen gehalten wurde. Starker Tobak und keine leichte Kost. So war die anschließende Diskussion auch sehr erregt und es waren nicht alle der gleichen Meinung. Gut so in einer lebendigen Demokratie. Ein Fan wandte ein, „dass es für Migranten nicht ausreiche, nur Punkmusik vorgestellt zu bekommen“. Ich denke, es wird schon etwas mehr für die Schutzsuchenden beim FCSP und von seinen Fans gemacht. Beim anschließenden Bierchen, gespendet vom FC-Präsidium, konnten sich die Gemüter dann doch wieder beruhigen.

Erinnern für die Gegenwart und die Zukunft II 

Bei der Veranstaltung „Flucht heute“, am 4. Februar in den Fanräumen, berichteten Rahim und Ralph Hoffmann vom FC Hamburger Berg über Rahims Flucht aus Ghana. Er ist Spielertrainer beim FC Hamburger Berg (vorgestellt im ÜS122). Rahim hat Wochen auf der Straße und am Strand gelebt. Warum er aus Ghana weggegangen sei? Er hatte Ärger mit seinem Chef in der Schreinerei und schwärmte von Europa mit den vielen Rechten und Möglichkeiten, sein eigenes Leben zu leben. Nach der Flucht arbeitete Rahim zunächst in der Türkei, erhielt dort aber kein Asyl und saß mehr als drei Monate im Gefängnis. Zu Fuß ist er dann nach Griechenland, über Mazedonien und Serbien nach Deutschland gekommen. Zwei Freunde von ihm seien in Griechenland gestorben, weil sie vermutlich nicht richtig von Ärzten betreut wurden. Aus Ungarn hat er einen internationalen Spielerpass, der ihm einen Vereinswechsel zum Hamburger Berg ermöglichte. Sport sei eine wichtige Sache, um wieder Spaß zu haben und integriert zu werden. Er liebt die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Hamburger. Ralph stellte seinen Verein vor und merkte an, dass es total klasse in Hamburg sei, Spenden und Unterstützung für Schutzsuchende zu erhalten. Der Verein nutzt vier Sportplätze, auf welche die Sportler verteilt werden. Es geht dabei nicht nur um Fußball, sondern Ringen, Boxen Schwimmen usw. Der FC Hamburger Berg kann aber immer Unterstützung gebrauchen (Link)!

Erinnern für die Gegenwart und die Zukunft III

„Einblicke in die Neonaziszene“, von Jörg Welzer. Diesmal im Clubheim am 05. Februar, vor ca. 60 Interessierten. Jörg berichtete, dass er als Spitzel für 1 ½ Jahre in die Jungen Nationaldemokraten eingestiegen sei. Aus dieser Gruppe in Ostwestfalen/Lippe wurde später die bundesweite, verbotene Nationale Front (NF). Spitzel wurde er im Auftrag linker Gruppen, der staatliche Druck kam später, als Jörg offene Antifa-Arbeit begann, unter anderem im Zusammenhang mit einer Nazi-Morddrohung gegen ihn. Zweieinhalb Stunden geballte Ladung über die Nazi-Szene, von den Gabbas aus Rotterdam (rotterdam terror corps), dem Jumpstyle, was die „Tanzschul-Version“ vom „Hackentanz“ ist, wie ihn Gabbas oder auch „Hardcores“ (Ja, die heißen auch so) betreiben. Auch den Nazi-Rapper, MaKss Damage aus Gütersloh stellte Jörg kurz vor. In fast ganz Europa sind rechtsradikale Konzerte zugelassen. In Belgien seien sie teilweise mit bis zu über zehntausend verwirrten Menschen besucht.

Auf sein Wohnprojekt in Gütersloh, in dem jetzt auch Schutzsuchende wohnen, wurde schon ein Brandanschlag versucht, Steine fliegen des Öfteren durch sein Fenster. Jörg ist Schulsozialarbeiter und hat ca. zweihundert Schulen besucht, aber auch Gewerkschaften und andere Organisationen buchen seine umfassenden Vorträge. Er erzählte auch über die „Cable-Street-Beat-Strictly-Antifascist“. Cable Street Beat ist ein lockerer Zusammenschluss aus Gruppen und Einzelpersonen aus dem Punk- und Skin-Bereich, die Konzerte und Veranstaltungen gegen Rechts organisieren. Es sei nur eine Frage der Zeit, dass es weitere Tote, verursacht vom rechten Lager, geben wird. 2014 wurden 10 Übergriffe auf Andersdenkende ausgeübt, 2015 waren es schon 850 Übergriffe, die meisten nicht aufgeklärt. Auf Fragen aus dem zahlreichen Publikum, wie mit der AFD/Pegida umzugehen sei, antwortete Jörg: „Es sollten Gegenprojekte einer solidarischen, antikapitalistischen, interkulturellen, atheistischen und antisexistischen Gesellschaft geschärft und in den eigenen Bereichen weitmöglichst vorgelebt werden, wie beim Wohnen, beim Fussball, im Kulturbereich und der Viertelarbeit etc.“ Es sollte immer das Eigene in den Vordergrund gestellt sein. Ein Abwandern in radikale Organisationen und der Aufbau der faschistischen Partei „Casa Pound“ in Italien wurden im Video gezeigt. Mit Millionenumsätzen, auch mit „Thor Steinar“ und neuen Marken, wie „Eric and Sons“, „Ansgar Aryan“ und „White Rex“ aus Russland, bewerben 50 Läden in Italien diese Artikel, auch im eigenen Laden in Rom. „Casa Pound“ hat dort im Zentrum die Zentrale und ist mittlerweile auch eine Partei, die mit der Lega Nord zusammenarbeitet. In Frankreich, Österreich und Deutschland sind jetzt auch die „Identitären“ ein Thema. Ja, tief durchatmen und ran an die Arbeit. 

Erinnern für die Gegenwart und die Zukunft VI

„Codes und Zeichen in der Neonaziszene“. Am 10. Februar stellte Florian Schubert in den Fanräumen die Ideologie der Neonazis vor, anhand deren Deutung von heidnisch-germanischen Symbolen wie Runen oder Thorshammer sowie der Verwendung von nationalsozialistischer Symbolik. Die weit verbreitete Verwendung von Runen in anderen Zusammenhängen wie esoterischen Kreisen oder der Metal-Szene zeigt, dass genau hingeschaut werden muss und die Bedeutungshintergründe bekannt sein sollten, um einschätzen zu können, ob das jeweilige Zeichen in der Neonaziszene Verwendung findet. So werden Wikinger in rechten Büchern im Heldenland vorgestellt, um eine herbeiphantasierte Verbindung von Wikingern über Wehrmachtssoldaten hin zur heutigen Neonaziszene zu knüpfen. Die „Schwarze Sonne“, ein weiteres Indiz für die NS-Huldigung, hat sich in den letzten Jahren zu einem sehr wichtigen Symbol in der Neonaziszene entwickelt. Aber auch Zeichen der Industrialisierung wie das Zahnrad verleibt sie sich ein.

Darüber hinaus werden Symboliken, die eigentlich aus der linken Bewegung stammen, übernommen und umgedeutet. Anstatt Hardcore wird in der Neonaziwelt dann „Hatecore“ gehört, als rechte Spiegelung der linken Hardcore-Musik-Szene. Und die „White Power Faust“ ist das Gegenstück zur „Black Power Faust“. Florian stellte auch die rechte Vereinigung „Blood and Honour“ vor, gegründet vom Screwdriver Sänger Ian Stuart Donaldson, der auch zu den Begründern des Rechtsrock zählt. Es wurden neben Erik & Sons und Ansgar Aryian noch weitere Bekleidungsmarken aus der Neonaziszene vorgestellt, die aufgrund ihres Erscheinungsbildes nicht als „Neonaziklamotten“ erkennbar sind. Beim FCSP werden mittlerweile auch die Ordner im Erkennen der rechten Symbole geschult, damit diese, mit ihren Träger*innen, nicht ins Stadion gelangen.

Florian beschäftigt sich seit Jahren mit dem Zusammenhang von Fussball und Diskriminierung. Er ist Autor eines Buches und mehrerer Artikel zum Thema, hat die Ausstellung „Tatort Stadion 2“ mit erstellt und ist Mitglied des Bündnis Aktiver Fussballfans (BAFF). Im Juni 2012 begleitete er „Deutschland-Fans“ in die Ukraine und musste dort viele rechte Gesänge und Sprüche ertragen. 

Erinnern für die Gegenwart und die Zukunft V 

Krönender Abschluss der Veranstaltungereihe war der Auftritt unserer Mannschaft gegen Leipzig, die mit unserem Slogan „Kein Fußball den Faschisten“ auflief. Vor Spielbeginn gab es eine gemeinsame Erklärung beider Vereine, gegen Hass, Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit. Das Versprechen von Oke Göttlich auf der Jubiläumsfeier des Fanladens wurde so endlich eingelöst und konnte nicht in einem besseren Zusammenhang stehen.

// hog


NEUES VON DEN ALTEN

Neu an Bord bei Union Berlin ist seit dem 1. Februar offiziell HELMUT SCHULTE (58), der dort nun, nachdem Düsseldorf ihn bereits im August von seinen Aufgaben als Sportvorstand freigestellt hatte, als Nachfolger Nico Schäfers als Leiter der Lizenzspielerabteilung fungiert. Neu im Trainergeschäft ist inzwischen FABIAN GERBER (36), der im Januar seinen Vater FRANZ GERBER (62) als Chefcoach beim Nord-Regionalligisten BSV Rehden ablöste. Schlangen-Franz agierte allerdings bei den Niedersachsen seit Oktober ohnehin nur als Übergangslösung, und für Fabian, der seine A-Lizenz Ende April 2015 erworben hatte, gilt der Vertrag zunächst bis zum Sommer 2017. Auch wieder im Geschäft ist seit Mitte Januar DIETMAR DEMUTH (61), der den Sechstligisten BSG Chemie Leipzig übernahm. Demuth war zuvor bis Juni 2015 beim ZFC Meuselwitz unter Vertrag. Demuth musste gehen, MICHAEL FRONTZECK (51) ging zum Jahresende freiwillig – na ja, mehr oder minder: Nach nur acht Monaten bei Hannover 96 und zuletzt Tabellenplatz 17 erklärte der Übungsleiter am 21. Dezember seinen Rücktritt. Unter anderem hätte er „im Umfeld von Hannover 96 nicht mehr dieses Vertrauen gespürt“. Mehr Vertrauen genießt jetzt Hannovers neuer „Leiter Medien und Kommunikation“, CHRISTIAN BÖNIG (38). Seit dem 1. Januar ist St. Paulis ehemaliger Pressechef und Teammanager bei den Leinestädtern beschäftigt und katapultierte sich Anfang Februar dort gleich mit einer legendären Vereinsstellungnahme ins Rampenlicht: „Das hat nichts mit den moralischen Grundsätzen von 96 gemein“, begründete Bönig den Rauswurf von drei Nachwuchskickern, denen von der Polizei ein geplanter Spielhallenüberfall nachgewiesen worden sein soll. Interessant, dass man meint, dies beim kleinen HSV ausdrücklich betonen zu müssen. Apropos HSV: Dessen Hamburger Variante verlor in erster Instanz den von ZLATAN BAJRAMOVIC (36) angestrengten Prozess auf Wiederanstellung, nachdem dieser seinerzeit als Co-Trainer unter Mirko Slomka mitentlassen wurde. Nun soll der 35-fache bosnische Nationalspieler angeblich seit einiger Zeit als Trainingsanalyst Trainingsvideos der Volkspark-Recken anfertigen. Der „große“ HSV soll aber in Berufung gegangen sein… Als Berufung empfand sicherlich auch GERALD ASAMOAH (37) seine Rolle als einziger Torschütze im legendären 2011er-Derby beim Hamburger SV. Asamoah hatte bereits im Sommer 2015 seine Aktivenzeit beendet, Co-trainiert die Schalker U15 und beginnt nun ein Studium für Sportmanagement. In der Jugend des FC St. Pauli kickte bis 1999 MARCO STIER, ehe er sich Werder Bremen anschloss und zuletzt bis 2012 beim Halleschen FC gegen die Kugel trat. Heute trainiert der 31-Jährige die Sportfreunde Aying (Bezirksliga Oberbayern Süd), die als Aufsteiger mit Rang 10 gar nicht mal so schlecht dastehen. Auch nicht so übel ist bislang die Bilanz des 44-jährigen ANDRÉ SCHUBERT, der im vergangenen November vom Zwei-Monats-Interimstrainer zum Chefcoach bei Borussia Mönchengladbach befördert wurde. Zwar schwächelte Schuberts Team zuletzt ein wenig, doch die beeindruckende und rekordverdächtige Serie von sieben Siegen in sieben Partien nach der Inthronisierung kann ihm niemand mehr nehmen. Zu solchen Erfolgserlebnissen möchte LEONARDO MANZI (46) auch irgendwann mal kommen – und sucht hierzulande nach einer Trainerstelle. Manzi, der zum Jahresende von Kumpel KAY STISI (44) aus Brasilien nach Deutschland geholt wurde, war in seiner Heimat zuletzt arbeitslos, nachdem er zuvor U20- bzw. Assistenztrainer bei Villa Nova gewesen war. „Leo“ soll die Trainer-B-Lizenz innehaben und will nun den A-Schein folgen lassen. Nicht mehr Cheftrainer beim Oberligisten VfL Pinneberg ist seit Anfang Januar MICHAEL FISCHER (48), der überraschend beurlaubt wurde. Zwar hatte Fischer, der in der Saison 1992/93 drei Zweitligamatches für den FC St. Pauli absolviert hatte, seinen Abgang nach über zehn Jahren VfL zum Saisonende angekündigt (der ÜS berichtete in dieser Rubrik), doch dass es dann so schnell ging, war nicht nur für ihn selbst eine Überraschung. Dem Vernehmen nach soll Fischer im Sommer die schleswig-holsteinische Verbandsliga-Truppe des VfR Horst übernehmen. Unvermutet kam ebenfalls die Meldung Ende November daher, Cheftrainer Christian Ziege würde sich bei seinem neuen Arbeitgeber Atlético Baleares (jener mallorquinische Drittligist also, wo auch BENEDIKT PLIQUETT vor einiger Zeit angeheuert hatte – siehe auch Interview im letzten Heft) als Co-Trainer KLAUS-PETER NEMET (62) mit an Bord holen. Nicht mehr an Deck ist, nach der Demission Alexander Zornigers beim VfB Stuttgart im November, ANDRÉ TRULSEN (50), der neben den anderen beiden Zorniger-Assistenten von der schwäbischen Führungsriege ebenfalls freigestelllt wurde. Auch RALF BECKER (45) ist dort seit Januar ohne Anstellung, nachdem er vor seiner Beurlaubung viereinhalb Jahre als Chefscout für die Neckarstädter tätig war. Nicht das Amt, aber den Arbeitgeber wechselte in der Winterpause ANDREAS „BOLLER“ JESCHKE, der nun regelmäßig von der Trainerbank des SC Teutonia 10 (Hamburger Kreisliga) seine Anweisungen erteilt; zuletzt coachte der 49-Jährige den Hamburger Kreisligisten Farmsener TV. Neucoach, allerdings Torwarttrainer, ist TIHOMIR BULAT (41) beim kroatischen Erstligisten RNK Split. Zwei Etagen tiefer, in der dritten türkischen Liga, kickt bekanntlich DENIZ NAKI(26) beim kurdischen Verein Amed SK, der bis zur Umbenennung vor gut einem halben Jahr als Diyarbakir BB bekannt war (s. a. Naki-Interview in diesem Heft). Rostock-Held Naki, der mit seinem Klub momentan für Furore im türkischen Pokalwettbewerb sorgt (gegen Fenerbahce Istanbul trotzte man dem Favoriten Anfang Februar gerade ein 3:3 im Viertelfinal-Hinspiel ab – das Rückspiel fand erst nach Redaktionsschluss Anfang März statt), wurde vom türkischen Verband wegen angeblicher Propaganda und unsportlicher Äußerungen für zwölf Pflichtpartien gesperrt. Nakis „Vergehen“: Nach dem Achtelfinale-Pokalerfolg gegen Bursaspor (mit dem Siegtreffer von Naki) hatte er in seinem „Fratzenbuch“ folgenden Satz gepostet: „Wir widmen diesen Sieg den Menschen, die in den 50 Tagen der Unterdrückung getötet oder verletzt wurden.“ Es fehlen einem die Worte … . Übrigens auch darüber, dass Paderborn-Trainer Stefan Effenberg im Dezember offensichtlich völlig wahllos und willkürlich drei Spieler suspendierte – darunter auch MAHIR SAGLIK (32). Blinden Aktionismus sollte man das wohl nennen. Ein anderer alter Bekannter, der 35-jährige CARSTEN ROTHENBACH nämlich, agiert inzwischen als Assistent der Geschäftsleitung Sport unter THOMAS MEGGLE (41), dessen ursprünglich bis zum 30. Juni 2017 laufender Vertrag übrigens im November vorzeitigt entfristet wurde. Vom Schweizer Erstligisten FC Aarau wechselte im Januar PETAR SLISKOVIC (25) zum abstiegsbedrohten Drittligisten Kickers Stuttgart. St. Paulis einst teuersten Einkauf, UGUR INCEMAN (34), zog es in der Winterpause vom türkischen Erstligisten Konyaspor für zunächst eineinhalb Jahre zum holländischen Ehrendivisionisten Roda Kerkrade. Aus beruflichen Gründen (wir berichteten in der letzten NvdA-Rubrik) hat NICO PATSCHINSKI (39) in der Winterpause seinen Spielertrainerjob beim Kreisklassisten FC Schnelsen geschmissen, wo er erst im Januar 2015 angeheuert hatte. Ebenfalls im Winter, und ebenso ob berufllicher Erwägungen, hat HAUKE BRÜCKNER (36) – der bekanntlich in der Medienabteilung des FC St. Pauli beschäftigt ist – sein Engagement beim Hamburger Oberligisten USC Paloma beendet. Nachdem MORIKE SAKO(34, 202 cm) zum vergangenen Saisonende bei Eintracht Norderstedt ausschied, versucht sich der mittlerweile in Hamburg ansässige Offensivakteur nun als Spielervermittler. Momentan auch nicht mehr aktiv ist der immer noch 22 Jahre junge TOM TRYBULL, der sich auch bei der SpVgg Greuther Fürth nicht durchsetzen konnte. Im Januar wurde er vom Trainingsbetrieb freigestellt und konnte selbst die vom Abstieg aus der 3. Liga bedrohten Rostocker bei diversen Probetrainings zuletzt nicht von seinen Fähigkeiten überzeugen. Apropos Talent: Mit unbekanntem Ziel hat in der Winterpause Afghanistans Nationalspieler MUSTAFA ZAZAI (22) St. Paulis U23 verlassen – angeblich soll es auf jeden Fall ins Ausland gehen oder gegangen sein. Gegangen ist zum Ende Februar auch St. Paulis Stadion-Projektmanager TORSTEN VIERKANT (47), der sich nach 23 Jahren beim FC eine neue Herausforderung im Duisburger Unternehmen von Walter Hellmich (Generalunternehmer bei der Rekonstruktion des Millerntorstadions) sucht. Sollte man sich den Vereinsnamen „FC Inter Dragon“ merken? Der Klub kickt irgendwo in der Kreisklasse in Schleswig-Holstein, und das Besondere an ihm ist, dass das ganze Sportgeschehen hier mit einem Online-Spiel quasi assimiliert ist, bei dem allein die User entscheiden, wer im Kader steht und wer eben nicht. Warum ich das an dieser Stelle überhaupt schildere? Vereinsgründer dieser „Innovation“ ist ANDRÉ BISTRAM (53), der zwischen 1988 und 1990 neun Mal für den FC St. Pauli auflief und zuletzt bis 2013 als Trainer bei Schleswig 06 (damals Verbandsliga) aktiv war. PATRICK MÖLZL (35), der bereits seit 2013 beim SV Kirchanschöring als Spieler unter Vertrag stand, ist dort inzwischen als Spielertrainer aktiv und schaffte mit seinem Team zuletzt den Aufstieg in die Bayernliga Süd. YASAR KOCA (25, Ex-U23) fungiert beim Landesligisten SC Vier- und Marschlande seit Ende Januar als spielender Co-Trainer. St. Paulis ehemaliger U19/U23-Torwart FREDERIC BÖSE (28) hingegen wechselte in der Winterpause von eben diesem SCVM zum Oberliga-Spitzenreiter TuS Dassendorf. Zum WTSV Concordia – ebenfalls Oberliga – zog es den früheren braunweißen U19-Stürmer ABDEL ABOU KHALIL (24) und beim VfR Neumünster ist mittlerweile der Ex-U23er SELCUK TIDIM (23) gelandet. Zurück aus den USA ist inzwischen LARRY JONATHAN NDJOCK (23) und hat sich hier dem Berlinliga-Spitzenreiter und somit Sechstligisten VSG Altglienicke angeschlossen. In der Kreisliga gelandet ist nun JULES BERTRAND BINGANA (31), der seit dem 1. Januar beim niedersächsischen SV Lilienthal/Falkenberg die Fußballschuhe überstreift. Der Form halber an dieser Stelle noch die beiden bekannten Saisonschlussabgänge: JOHN VERHOEK (26) wird sich dem 1. FC Heidenheim und LENNART THY (24) Werder Bremen anschließen. Fast zum Schluss zudem noch eine interne Personalie: U19-Coach JOACHIM PHILIPKOWSKI (55) wird seine bislang zusätzliche Funktion als Leiter unseres Nachwuchsleistungszentrums so schnell als möglich einem Nachfolger übergeben. Sicherlich hätte „Piepel“ für seine U19 in den kommenden Spielzeiten gerne auch mit einem deutschen Ausnahmetalent weitergearbeitet. Aber: SAM SCHRECK ist weg – so’n Dreck! St. Paulis großes, 16-jähriges U17-Talent hat sich für die neue Saison vertraglich an Bayer Leverkusen gebunden. Ob der sich mit diesem Schritt wirklich sportlich verbessern wird, muss die Zukunft zeigen. Gute Besserung wünschen wir aber auf jeden Fall unserem ehemaligen U23-Recken ARDIAN SEJDIU (22), der vor einigen Wochen bei einem Hallenturnier in Ahrensburg, wo er für seinen aktuellen Klub TSV Sasel auflief, einen Herzstillstand erlitt. Leider gar nicht mehr schlägt die Pumpe seit November vergangenen Jahres bei unserem ehemaligen U23-Stadionsprecher KNUT FRIEDEMANN – R.I.P., alter Haudegen und Onkelz-Fan.

// Ronny

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