Echte Fründe ston zesamme (am Klo an)

Carsten auswärts im Stadion

Rückblick: Freitagabend, der Filius erinnert sich kurz vor dem Schlafengehen daran, dass am Folgetag nicht nur der magische FCSP in Köln spielt, sondern dass auch der Nikolaus kommt. „Ich wünsche mir ein Trikot von Borussia Dortmund und Schokolade und noch ein Trikot von Schalke“. Ich gucke verdutzt und erhebe mahnend die Stimme: „Das wird ganz, ganz sicher nicht passieren, Kollege!“. Mein Sohn scheint enttäuscht, glaubt aber, dass der Nikolaus es bringt und stellt sichtlich den größten Stiefel vor die Tür. Meine Frau erinnert meinen Sohn daran, dass er doch bitte auch einen Schuh von mir vor die Tür stellen möge. „Bringt der Nikolaus mir denn ein FCSP-Trikot?“. Meine Frau erhebt ähnlich mahnend ihre Stimme: „Auch dies kann ich mir nicht vorstellen“.

„Sohn: Der Nikolaus mag uns nicht. Merkste, oder?“

Nach kurzer Diskussion verabschieden wir uns alle ins Bett. Ein wenig angstbelastet ob der Tatsache, dass die räudige Nachbarkatze meinen Schuh als Reviermarkierung nutzt, schlafe auch ich ein.

Viel zu früh klingelt der Wecker. Nach kurzem Check, ob wirklich kein Trikot im Schuh liegt, erkenne ich die Keksspuren in der Küche, wo der Nachwuchs bereits fünf Schokoeier und ‘nen Nikolaus vermampft hat. Nicht mein Bier, denke ich, DEN Zuckerschock sitze ich heute nicht aus. Mit einem schön warmen Schuh und einem gefrosteten Schuh mit Schokoinhalt ging es dann los.

Früh im Stadion. Foto: Carsten

Am Bahnhof kaufte ich in weiser Vorahnung und aus Nettigkeit ein paar Bier mehr, damit ich der Bezugsgruppe in Köln zumindest mal ein gutes Bier schenken kann. Man denkt am Nikolaus bekanntlich nicht nur an sich selbst. Am Bahnsteig wurde ich von einer netten Gruppe aus der Nähe von Schweinfurt angesprochen, die mich bis Köln begleiteten und netterweise in der Vorhalle abstellten. Leider hatte mein Vorhaben, der eigenen Bezugsgruppe ein leckeres Kaltgetränk zu servieren, eine wirre Wendung erlitten, denn in meinem Stoffbeutel befanden sich unerklärlicherweise nur noch Kronkorken. Gut, kauf’ ich halt doch Kölschplörre für die noch nicht anwesende Begleitung. Schnell noch an den Freundeskreis eine Nachricht versendet. Der Inhalt war kurz und prägnant. „Auswärtssieg!“. Ich glaube, es waren ein paar mehr Ausrufezeichen, um der ganzen Sache auch den nötigen Druck und Ernst zu vermitteln. (Bei manchen stand noch „du Otto“ dahinter. 10 Jahre Köln haben dann doch irgendwie Spuren hinterlassen).

Kennt ihr das? Bei mir gibt es einfach immer entweder schwarz oder weiß. Entweder wir steigen mit 0 Punkten ab oder wir spielen in der kommenden Saison international. Auch hier würde ich sagen, dass wenn du mal in Köln gelebt hast, du diese Taktik der geistigen Belastung einfach aufsaugst.

Nach der Begrüßung meines Kumpels machten wir uns auf zum Stadion, da die Bahnen jetzt noch nicht so voll waren und wir dort dann entspannt noch ‘ne Wurst essen wollten. Auffällig: Um und im Stadion läuft mittlerweile alles bargeldlos ab. Ob ich das gut finde? Schwierig. Auf jeden Fall etwas ungewöhnlich, denn ich habe den Tag über völlig den Überblick verloren, was nun von meinem Konto abgebucht wird und was nicht. Und kommt mir nicht mit Fortschritt, der Typ hätte auch drölftausend Euro für zwei Würstchen auf sein Tablett tippen können. Als Blinder biste da echt abhängig davon, dass der Typ dir nicht ’ne Eigentumswohnung vom Konto bucht. Scheine kannst du wenigstens fühlen.

Lustig übrigens, dass an allen Ständen kölsche Musik lief. Ich tippte mit dem Bierbecher ein wenig den Takt mit, was die Dame an der Schänke störte. Ein doch recht unfreundliches: „So kann ich nicht arbeiten“ mahnte uns zur Ruhe. Ich überlegte kurz und antwortete: „Zählen Sie die Tropfen, die in den Becher fließen? Denn Bargeld zählen sie offenbar nicht“. Wir wechselten dann die Location, hier wurden wir nicht mehr bedient.

Am Stadion vor den Eingängen eine recht lange Schlange. Insbesondere bei den Frauen ging teilweise nichts. So wurde mir auf der Rückfahrt zugetragen, dass es maximal zwei Ordnerinnen gab, die die Kontrolle der weiblichen Gästefans übernahmen. So gab es des Öfteren ein „Rien ne va plus“ und der Eingang für die weiblichen Fans wurde geschlossen.

Wie in so vielen Stadien war auch in Köln auffällig, dass man einem Blinden Schmuggel nicht zutraut; denn auch hier wurde weder in meine Tasche noch in meine Jacke oder sonst was geschaut.

Neben Einlass war die Toilettensituation im Gästeblock für die Supporterinnen, gelinde gesagt, eine Zumutung. Denn es gab 3, in Worten DREI, Frauenklos. Und so musste Frau den Weg zu den Männerklos suchen. „Ja, aber im Karneval ist das doch auch so!“, mag sich der ein oder andere denken. Ja, das mag sein, aber auch im Karneval in den Kneipen ist das schlichtweg scheiße! Was glauben die? Dass Frauen nicht pissen müssen? Auch im Stadion fand ich es größtenteils anstrengend. Wir hatten Karten relativ weit oben im Oberrang. Der Weg dahin glich einer Tortur. Ich hatte Fußball und nicht Bergsteigen gebucht. Die Treppen waren maximal glitschig, die Handläufe oftmals so schlecht gesetzt, dass es extrem schwierig war, nicht zu fallen. Es gab auch zwei Einsätze im Block mit Verletzten. Ob dies nun an den Treppen lag, weiß ich allerdings nicht. Gute Besserung allen Betroffenen an dieser Stelle.

Zum Spiel: Kurz gesagt, es war ein erneuerter spielerischer Offenbarungseid. Das, was wir dort auf dem Platz „zaubern“, ist eigentlich eine Frechheit. Klar, wir stehen inzwischen stabiler als vor Wochen, aber was ist die Taktik? Da kannst du noch so viele Nebelkerzen zünden und dich über die Balljungen oder Ballmädchen beschweren, oder dich hinstellen und von einem verdienten Punkt faseln: Es ist einfach keine spielerische Idee auf dem Platz. Dass du zum Schluss wirklich glücklich ’nen Punkt aus Köln mitnimmst, ist nicht der Tatsache geschuldet, dass St. Pauli spielerisch überzeugte, sondern einfach, dass Köln schlichtweg zu blöd war, das 2:0 zu machen. Für mich ist Köln übrigens in dieser Form ein ernstzunehmender Konkurrent auf Platz 18 bis 16. Jetzt gehen wir in die nächsten zwei extrem wichtigen Spiele und haben mittlerweile den Druck, gegen Heidenheim und Mainz gewinnen zu müssen. Wir sollen das Spiel machen, wobei die Frage ist: Wer soll das wie machen?

Fahnen und Pyro. Foto: Carsten

Stimmung? Man muss wirklich positiv bemerken, dass insbesondere die aktive Fanszene alles in die Waagschale warf und versuchte, das Team nach vorne zu peitschen. Allerdings, und das mag meine ganz exklusive Einschätzung sein, kam aus dem Block als Gesamtheit kein so richtiger Druck. Das mag an der Bauweise des Stadions liegen oder auch am Rest der Fanszene, der irgendwie nicht aus dem Quark kam. Vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte, denn auch von Köln kam bis auf eine Pyroshow und dem Torjubel nicht wirklich viel gegenüber an. Zwar findet der Kölner sich grundsätzlich eh mega gut, ich kann dies allerdings nicht bestätigen. Weder das Kölner Spiel noch die Atmosphäre im Stadion waren gestern gut.

Und so erzielte der FCSP in der Nachspielzeit durch Zuspiel von Sinani das 1:1 durch Tricky Ricky Jones. Wundert ihr euch eigentlich auch, warum Sinani, sobald er im Dress der Nationalmannschaft spielt, oftmals so viel Power versprüht? Gefühlt macht er das bei uns nur in einer überschaubaren Häufigkeit. Ich würde mir da oft einen Sinani wünschen, der mehr reinhaut.

Die Rückfahrt erfolgte ca. zwei Stunden nach Spielende aus Deutz und ich traf meine netten Begleitungen aus der Hinfahrt wieder. Anders: sie trafen mich, ich hatte mich im Zug verlaufen 😉

Danke an alle Beteiligten gestern. Ein Punkt ist ein Punkt ist ein Punkt IST EIN PUNKT!

Heidenheim schlagen, Mainz schlagen und dann oben angreifen.

Euer // Carsten
Hinweis der Redaktion: Für alle, die uns neu folgen und es evtl. noch nicht wissen: Carsten ist so gut wie blind, mit einer Restsehstärke von 5 %.

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