Berlin, Berlin, ein Wochenende in Berlin – 2016

Papa & Sohn-Tour zum Pokalfinale, ein schönes Ritual. Schon letzte Saison hatten wir den Trip auf uns genommen, da die Möglichkeit an Tickets zu kommen dank des Wolfsburger Finaleinzugs und eines privaten Kontakts günstig war.
Dieses Jahr erforderte es dank der beteiligten Vereine eine etwas weitreichendere Planung, aber am Ende klappte es auch hier, vielen Dank an die Beteiligten.

Und spätestens seit Junior seinen eigenen Account in der Groundhopper-App hat, steht einem exzessiven Fußball-Genuss nichts mehr im Wege. Das Touri-Programm für Berlin hatten wir letztes Jahr schon größtenteils abgehakt, dieses Jahr sollte eigentlich der Zoo folgen, auch wenn dies am Ende krankheitsbedingt ausfallen musste. So sollten es dann aber immerhin fünf Spiele in drei Tagen werden, darunter dann auch vier für uns neue Stadien.

Tennis Borussia Berlin – 1.FC Frankfurt/Oder 5:0 (1:0)

Ein angemessen entspannter Auftakt des Wochenendes im Mommsenstadion. TeBe hatten wir ja letztes Jahr noch bei der Aufstiegsfeier aus der Berlin-Liga beim FC International gesehen, umso erstaunlicher (zumindest für mich) die souveräne Platzierung als Tabellenvierter in der NOFV-Oberliga Nord.
Der Gegner aus Frankfurt/Oder war mit einer guten handvoll Gästefans angereist, wobei die Betonung hier auf Voll liegt und eine gehörige Portion Assitum und Homophobie nicht fehlen durfte. Jedenfalls kein Verlust, dass der Abstieg seit diesem Freitagabend dann auch rechnerisch feststeht.

Auf der Tribüne blieb mit @PatBorm und @Limpi1909 dann auch allerhand Zeit für Unterhaltungen zum Drumherum des Fußballs, u.a. konnten wir dank Reik dann auch für mich mal klären, warum es „TeBe“ und nicht „TeBo“ heisst. Ich störte mich hierbei insbesondere an der Kombination „TeBe Berlin“, die für mich keinen Sinn ergab.
Die Aufklärung in Kurzform: Bei „TeBe“ steht es natürlich für „Tennis Borussia Berlin“, so weit, so klar.
Das von mir dagegen gestellte „TeBe Berlin“ gibt es so (geschrieben) gar nicht, sondern dann wird es „TB Berlin“ geschrieben… hört sich gleich an, ergibt dann aber aber natürlich auch Sinn. Wieder was gelernt.
Also meinetwegen: TeBe statt TeBo, akzeptiert.

TeBe Berlin, 20.Mai 2016

Zurück zum Spiel / Stadion:
Schöne OldSchool Tribüne im Mommsenstadion, mit einem Stehbereich drunter und einem Treppenhaus in der Mitte der Tribüne, nach hinten gelegen, welches einen dann unter dem Sitzplatzbereich vorne wieder auf die Stehtribüne bringt.
(Ja, ist ohne Skizze schwer zu verstehen, glaub ich.)

Wer was auf sich hält steht aber natürlich gegenüber, wo dann zu Beginn des Spiels auch eine große Regenbogenfahne und diverse Luftballons die Beteiligung am IDAHOT2016 zeigten.

Das Spiel war ziemlich einseitig, Frankfurt hatte bei noch drei ausstehenden Spielen neun Punkte Rückstand auf das rettende Ufer und es wurde früh klar, dass dieser heute wohl eher nicht verkürzt werden würde. Die offiziell 392 Zuschauer vergnügten sich hingegen mit Wechselgesängen und bei Toren mit Hans Rosenthals „Das war SPITZE!“.

Fußball, wie er sein sollte.
Danke, TeBe, wir kommen gerne wieder!

U19-Pokalfinale: Hertha BSC – Hannover 96 2:4 (2:2)

Schon letztes Jahr hatte ich mich geärgert, mich zu spät um Karten gekümmert zu haben, da damals Hertha gegen Cottbus spielte.
Da Hertha sich auch dieses Jahr wieder qualifiziert hatte, stand zu erwarten das es erneut schwierig werden würde, Tickets zu bekommen. Daher vielen Dank an @calcioelavita, der mir bei Hannover 96 zwei Karten für das „Amateurstadion“ (Kapazität 4.500) besorgte.

Nach einem Frühstück mit @Nithiel im Schwarzen Cafe (Empfehlung!), ging es dann frühzeitig ans Olympiastadion, wo bereits weit vor dem eigentlichen Stadion eine Kartenkontrolle erfolgte und man dann ziemlich ungehindert über das weitläufige Gelände marschieren konnte.
Aber mal ehrlich: Hertha gegen Hannover… was hatte ich mir denn dabei gedacht?
Die eine Fanszene mit Aggro-Assis, die gegnerische Jugend-Spieler bei Toren mit Gegenständen bewerfen und mehr Schmäh-Gesänge auf den Gegner als Anfeuerung für den eigenen Verein darbietet (Hertha), die andere mit Gesängen über Ficken und das Rein/Raus-Spiel, „für den Verein“… erdet ja auch immer mal ganz gut, wenn man mal außerhalb der FCSP-Filterblase sowas hautnah mitbekommt.
Zum Glück hat Junior die Gesänge wohl akustisch nicht so gut verstanden.

Insgesamt für ein 4:2 mit wechselnden Führungen eine eher enttäuschende Stimmung auf beiden Seiten bei bestem Wetter, immerhin entschädigte das sehr unterhaltsame Spiel dafür und am Ende feierte (verdient) der Gast, der dann auch auf den Rängen leichte Vorteile gehabt hatte.

Während in der überregionalen Berichterstattung (Kicker) noch ein Bezug zum verunglückten 96-Spieler Niklas Feierabend hergestellt wurde, war dies auf den Rängen und auf dem Platz kein Thema, oder zumindest ging dies, wenn es anders war, an mir vorbei.

Nach dem Spiel schickte dann aber Daniel Stendel, der für dieses Spiel nochmal zu „seiner“ U19 zurückgekehrt war, Grüße an Niklas, wie die Gala(!) berichtet.

Tasmania Berlin – Berliner SC 4:2 (1:2)

Der nächste Stop auf der Tour war dann im Werner-Seelenbinder-Sportpark, wo Tasmania in der Berlin-Liga seine Heimspiele austrägt.
Da dies (Samstag, 14.00h) das logistisch geeignetste Spiel für Fans war, die abends auch noch ins Olympiastadion wollten, hatten sich hier natürlich auch diverse BVB- und Bayern-Fans eingefunden. Der erste große Unterschied zum Vorjahr, denn da waren die BVB-Fans beim TeBe-Spiel nahezu alleine, was Auswärtige anbelangt, in Ermangelung von Wolfsburgern.

Hier saßen beide Fraktionen friedlich vereint auf den Stufen und genossen besten Amateurfußball, mit Diskussionen über Schiedsrichterentscheidungen ohne TV-Beweis, unfassbar schlechter Chancenverwertung (insb. seitens der Gäste), einem Platzverweis wecken Meckern und am Ende dann auch einem verdienten Heimsieg.
Leckeres Essen und Trinken, günstige Preise und ein Stadionsprecher, der sich schon während des Spiels bei beiden Fangruppen bedankt.

Borussia Dortmund – FC Bayern München 0:0 (3:4 n.E.)

Nach dem Tasmania-Spiel forderte mein tödlicher Männerschnupfen eine kurze Auszeit, so dass wir auf das Drumherum des Stadionvorplatzes mit allerlei „netten“ Unterhaltungsspielen der Sponsoren „leider“ verzichten mussten.

Hinein also ins Olympiastadion. Und auch, wenn es mir beim Anblick (z.B.) des schottischen Finals immer noch ein bisschen mehr Gänsehaut verpasst, wenn das Stadion wirklich einmal in der Mitte geteilt wird (Hibs – SevCo, Gratulation!), so ist es natürlich immer noch etwas Besonderes, wenn das Stadion zumindest in großen Teilen auf beide Fanlager verteilt wird.
Wir selbst saßen in der Kategorie 3 (von 4), auf der Haupttribüne, Höhe Torlinie, in der Nähe zur Bayern-Kurve. 95,-€, stolzer Preis, aber die Nachfrage rechtfertigt leider alles.
Lustig wäre es ja mal, wenn die KeinZwanni-Initiative bei diesem Spiel zum Boykott aufrufen würde, denn auch die günstigsten Karten lagen wohl bei ca. 50€.
Egal, anderes Thema.

UnbenanntDie Eröffnungsfeier des DFB erfüllt mich dann immer etwas mit Fremdscham, denn allein dieses künstlich künstlerische Einlaufen der Personen, die diese Riesenflagge auf dem Rasen entfalten, auf dem Weg dorthin unter dramatischer Musik eine große Runde um den Platz und/oder die Fahne drehen… nee, brauche ich nicht.
Aber da bin ich vielleicht auch einfach nicht Zielgruppe.
Dazu dann Damen in goldenen, roten und schwarzen Kleidern und die Bundeswehr-Kapelle mit der Nationalhymne.
Gleiches gilt im Übrigen auch für nach dem Spiel, wenn ein Haufen Volunteers am Ausgang mit einem riesigen „Schönen Heimweg!“-Banner steht. Neben uns sagte jemand passenderweise: „Na, Ihr macht Euch ja mal so richtig schön lächerlich.
Puh… naja, selbst Schuld, ich wollt da ja hin.

Das Spiel selbst war dann sicher wieder was für Taktikliebhaber und lebte von der Spannung, wirkliche Torchancen gab es hingegen eher wenig.
Von der Aufregung um Riberys Zutraulichkeit bekamen wir im Stadion nahezu nichts mit, die Rudelbildung war von der Tribüne aus mit Gelb für Beide korrekt bestraft worden. (Ja, nachher waren wir schlauer.)

Doch spätestens mit Beginn der Verlängerung schwenkte Junior von einer leichten „Der BVB soll gewinnen!„-Tendenz (getrieben von einer Gratis-BVB-Fahne, verteilt am Tag zuvor am Berliner HBF sowie von der Neugier, wie denn die Dortmunder Kurve auf einen Mats Hummels bei der Pokalübergabe reagieren würde [Papas Sohn!!!]) zu einem „Jetzt bloß kein Tor mehr, ich will Elfmeterschießen sehen!„.

Früher war weniger Lametta
Früher war weniger Lametta

Es sollte dann ja auch so kommen und die kleine Enttäuschung das die Wahl die andere Kurve als Ort des Geschehens ergab, wurde auch schnell überwunden.
Der Rest ist Geschichte, lediglich über Kimmichs Elfmeter lacht Junior noch heute.
Wie kann der den so schlecht schießen?! Wollte der auch Hummels bei der Pokalübergabe sehen?

Und sonst? Tja, die Stimmungsdiskussion und Pyro.
Zur Halbzeit echauffierte sich die Dame neben mir bereits darüber, dass im Dortmunder Block die Pyro-Aktion mittels übergezogenem Banner vorbereitet wurde.
Da muss man doch jetzt reingehen, worauf warten die denn?
Ich fragte, wie sie sich das denn genau vorstelle und was dann wohl passieren würde.
Hmmm… ja, stimmt auch wieder… die lassen sich das wohl nicht so einfach wegnehmen, was? Sie haben ja recht, aber man muss doch… irgendwie…
Zumindest waren wir uns dann einig, dass einfach sinnlos herausgeballerter schwarzer Rauch scheiße aussieht.
Mein „Aber sonst finde ich Pyro ganz okay und meist sieht es auch geil aus!“ quittierte sie mit einem souverän, mitleidigem „Ach, Ihr jungen Leute!„-Blick und ließ es dabei bewenden.
So können Gespräche also auch enden, man muss nicht immer gleich eskalieren, wie in diesem Internet so oft.

Die Stimmung empfand ich als ganz okay. Für mehr hätte es vielleicht auch mal der ein oder anderen Torszene bedurft. So waren beide Kurven zwar immer wieder gut zu hören, aber die ganz große Show war es eben nicht.
In Anbetracht des Gesamt Kräfteverhältnisses im Stadion von ca. 60:40 zugunsten des BVB kann man die Bayern vielleicht als knappen Punktsieger betrachten, insbesondere in den Minuten nach der schwarzen Wolke war die Dortmunder Kurve überraschend ruhig.
Von „Die Bayern haben uns an die Wand gesungen!„, wie es vereinzelt im ersten Frust zu lesen war, kann aber sicher auch keine Rede sein.

Reinickendorfer Füchse Berlin – SD Croatia 0:0

Nächste Folge aus der „Wieder was gelernt“-Reihe:
Der Verein Reinickendorfer Füchse hat sich 2012 in „Füchse Berlin Reinickendorf“ umbenannt, als Bob Hanning die Handballabteilung etwas universeller für Sponsoren aufstellen wollte. Seitdem fungieren die Handballer als „Füchse Berlin“.
Das Vereinswappen ist für alle Abteilungen gleich, „Reinickendorf“ kommt dort nicht mehr vor.

Reinickendorfer Füchse - SD Croatia
Reinickendorfer Füchse – SD Croatia

Das Spiel am Friedensweg, wo vor einigen (vielen) Jahren auch Union noch zu Pflichtspielen antreten musste, lockte dann ca. 100 Zuschauer. Für den Gastgeber wie auch für SD Croatia ging es um nichts mehr, beide befinden sich im Mittelfeld der Berlin-Liga.
Trotzdem auch hier wieder zu beobachten, wie hitzig solche Spiele werden können.
Wer sich vom Profifußball (verständlicherweise) irgendwann verabschiedet, dürfte mit ein bisschen gutem Willen schnell eine neue Heimat im Amateurfußball finden, wenn er denn nur will… denn Emotionen gibt es auch hier genug.

Tore fielen leider keine, aber bestes Wetter und ein „ganz nah dran“-Gefühl am Platz sorgten für einen schönen Abschluss des Wochenendes.

Nächstes Jahr machen wir das dann wieder, sagte Junior auf dem Rückweg, „oder, Papa? Und vielleicht ist St.Pauli dann ja auch dabei!“

Die Hoffnung stirbt zuletzt. // Frodo

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