Skandal!
Genderifizierung jetzt auch beim Übersteiger!
Ja, ihr träumt nicht. Aus dem Übersteiger ist die Übersteigerin geworden. Zur 125. Ausgabe (Jubel! Trubel! Heiterkeit!) wurde es aber auch mal Zeit! Fresse voll von dieser männerdominierten Berichterstattung. All eyes auf die Frauen, die rund um und beim Fußball Großes leisten und dennoch meist ignoriert werden.
Wird mal ein Thema angeschnitten, welches im Fußballkontext Frauen oder womöglich Sexismus beinhaltet, wird gern gleich krakeelt: „Sommerloch? Keine anderen Probleme? Jetzt übertreibt ihr aber! Also meine Freundin kann da nichts Sexistisches drin entdecken. Das war doch lustig gemeint. Ironie ist nicht so euer Ding? Ihr humorbefreiten Weiber müsst mal ordentlich durchge*** werden. Fußball ist Männersache.“ Usw. usf.
Ja, auch auf der Insel der Glückseligkeit, dem FC St. Pauli, ist noch Luft nach oben, aber es entwickelt sich stetig in die richtige Richtung. Man sieht es u. a. an der großartigen Arbeit unserer Fußballfrauen, nicht nur bei den Aufsteigerinnen, sondern quer durch alle Teams, und z. B. auch beim FC Lampedusa, der von den St. Pauli-Frauen gecoacht und organisiert wird. Man sieht es an der Arbeit von F_in, dem Netzwerk für Frauen im Fußball, man sieht es am Aktionsbündnis gegen Sexismus und Homophobie, man sieht es selbst am Übersteiger, wo wir in den letzten 2 Jahren von einer auf immerhin 4 Frauen angewachsen sind. (Und wir nehmen SEHR gern noch mehr!).
Ihr haltet also eine Zeitschrift in der Hand, in dem all das Thema ist.
Aber – don’t panic, unsere Männermannschaften, Saisonausblick, Lage der Liga, Neues von den Alten, Döntjes und Die anderen Seiten sind natürlich dabei, wie es sich für das erste Heft der neuen Saison gehört, und wir haben ein paar spannende Interviews, welche uns Einblick geben in das Leben eines Stadionverbotlers und in das eines sozial engagierten TV-Sternekochs, der sich mit seinem Team als Tourcaterer für u. a. Slime einen Namen gemacht hat.
Dann haben wir nach langer Zeit wieder ein Gimmick: ein Poster mit unserem Millerntorstadion in der Abendsonne… *hach*
Und à propos Farbseiten. Durch diese haben wir eine etwas gewöhnungsbedürftige Reihenfolge bei manchen Artikeln. Fragt nicht, oder fragt die Druckerei, es ging jedenfalls nicht anders.
Übrigens gewinnen wir heute gegen Bielefeld. Haben wir spontan bei Redaktionsschluss beschlossen. Und was wir beschließen, wird durchgezogen. Basta!
Also: fertigmachen zum Jubeln!
Eure Übersteiger*innens
Von den British Ladies
zu den St. Pauli Girls
Eine kurze Geschichte des Frauenfußballs
Es war ein beschwerlicher Weg, den viele Fußballspielerinnen gehen mussten, um die Anerkennung zu finden, die ihr Sport heute genießt. Als mit dem „British Ladies’ Football Club“ 1894 in London unter entscheidender Mithilfe von Nettie Honeyball weltweit die erste Mannschaft im Frauenfußball gegründet wurde, war dies noch ein allgemeines Aufbegehren gegen die patriarchalen Strukturen der Gesellschaft. Als erste Präsidentin amtierte die Journalistin, Autorin und Feministin Lady Florence Dixie. Für das Training ihrer Damen engagierte Honeyball den Stürmer J. W. Julian von Tottenham Hotspur, der die rund 30, meist jungen Frauen zwei Mal wöchentlich coachte. Am 23. März 1895 kam es zur ersten öffentlichen Partie, als vor 10.000 Zuschauern im Nordlondoner Revier „Crouch End“ „North“ gegen „South“ antraten. Der Norden gewann gegen den Süden 7:1 und Honeyball kickte auf Seiten der Siegerinnen mit.
Das Ende der 1910er-Jahre auf den Weg gebrachte und später weltberühmte Team „Dick, Kerr’s Ladies“ aus dem britischen Preston hatte ebenfalls ganz konkrete Ambitionen: Benefizspiele für den guten Zweck. Der englische Verband FA verbot den Damen 1921 trotzdem die Benutzung der Stadien. Ein Verbot, das erst 1970 wieder aufgehoben wurde. Auch in Deutschland wurde die Entwicklung des Frauenfußballs durch Verbote bestimmt: Nachdem bereits 1930 Lotte Specht in Frankfurt am Main die Gründung des ersten deutschen Frauenfußballvereins initiiert hatte, war das selbstbestimmte Kicken für emanzipierte Frauen ab 1933 im nationalsozialistischen Deutschland verpönt – ab 1936 auch offiziell. Erneute Versuche fußballerischer Betätigung durch Frauen gab es in Deutschland erst wieder nach der gewonnenen Männerfußball-WM 1954, als viele sportbegeisterte Damen die Lust verspürten, ebenfalls gegen den Ball zu treten. Doch dies unterband umgehend der DFB, als er 1955 kurzerhand den Frauenfußball in den Vereinen verbot.
Trotzdem ließen sich viele Frauen und Klubs das Recht nicht nehmen. Sogar zu einem ersten inoffiziellen Länderspiel zwischen Deutschland und Holland kam es 1956 – und zu mehr als 150 weiteren Ländervergleichen in den folgenden Jahren. Erst als der DFB die Bildung eines eigenen Verbandes für den Frauenfußball befürchtete, hob er das Verbot im Oktober 1970 auf. Schon 1971 wurde dann in Berlin der erste Verbandsmeister ermittelt, 1974 die erste Deutsche Meisterschaft ausgespielt. Und nachdem 1977 die Hamburgerin Hannelore Ratzeburg beim DFB als Frauenreferentin begann, entwickelte sich die Sache auch organisatorisch rasch fort. 1981 wurde erstmals um den Gewinn des DFB-Pokals gespielt, im November 1982 fand das erste offizielle Länderspiel gegen die Schweiz in Koblenz statt. 1990 wurde die zweigleisige Bundesliga eingerichtet und 1997 zur eingleisigen zusammengeführt. Mit dem EM-Titel 1989 gelang Deutschland international der Durchbruch.
Die Anfänge in Hamburg und beim FC St. Pauli
Mitte der 1920er-Jahre trafen sich in Hamburg bei Lorbeer Rothenburgsort und BU die ersten Damen zum kickenden Stelldichein. 1930 spielten schon fast 200 Frauen im Großraum Hamburg Fußball. Noch vor der Verbotsaufhebung 1970 (s. o.) hatte das neu gegründete Frauenteam des FC St. Pauli bereits seine ersten Partien absolviert: 0:3 ging am 13. September 1970 das allererste Match gegen HT 16 auf dem Sportplatz II an der Feldstraße verloren. Den ersten Sieg konnten die Aktricen mit 5:0 am 26. September beim Bostelbeker SV einfahren.
Am 21. März 1971 begann dann in Hamburg mit zwölf Punktspielen der erste offizielle Ligabetrieb – für den FC mit einem 4:0 gegen Eimsbüttel. Überhaupt waren die St. Paulianerinnen seinerzeit ein überaus erfolgreiches und über die Stadtgrenzen hinaus bekanntes Kick-Kollektiv gewesen. Letzteres hing zuvorderst damit zusammen, dass sich ein Teil des Teams aus der legendären Frauen-Beatband „The Kids“ rekrutierte. Sportlich avancierten die Damen damals hinter Rothenburgsort zu Hamburgs Nummer Zwei. Als sich 1972 erste Schwierigkeiten beim Zusammenstellen einer neuen Truppe auftaten, packte die Vereinsführung die Gelegenheit beim Schopfe, trennte sich stante pede von seinem ungeliebten Wurmfortsatz, meldete die Truppe zunächst vom Spielbetrieb ab und löste sie schließlich im Dezember 1972 auf.
Im Verein nicht wirklich willkommen zu sein, diese Erfahrung machten knapp 20 Jahre später ebenfalls einige bewegungswillige Frauen, die ab 1990 wieder Fußball beim FC St. Pauli spielen wollten. Zwar fanden sie in Vizepräsident Christian Hinzpeter einen Unterstützer, doch im fußballerischen Alltag begegneten die Frauen anfänglich einem Konglomerat aus Ignoranz, Schikane und offener Ablehnung. Heute haben sich die taffen Damen bekanntlich als eigenständige Abteilung (ursprünglich war man der Jugendabteilung zugeordnet!) eine unumstrittene Position im Vereinsgefüge erstritten und erspielt. Mitstreiterinnen der ersten Stunde waren übrigens auch die spätere Aufsichtsratvorsitzende Tatjana Groeteke sowie die spätere Vizeeuropameisterin im Frauenboxen Sonja Dürr.
// Ronny
Meisterinnen, Aufsteigerinnen, Derbysiegerinnen
Die utopische Realität der Frauenfußballabteilung
Den größten sportlichen Erfolg ihrer Abteilungsgeschichte erlebten sie am Spielfeldrand als Zuschauerinnen. Durch den Modus der Aufstiegsrunde waren sie zum Zuschauen verdammt. Zum Auftakt der Dreierrunde hatten die St. Paulianerinnen das Heimspiel gegen Meldorf 1:1 gespielt, anschließend 4:0 bei den Bremer Vertreterinnen in Schwachhausen gewonnen. Nun lag es nicht mehr in ihren eigenen Händen. Etwa 50 Spielerinnen, Abteilungsmitglieder und Fans fuhren zum entscheidenden Spiel nach Dithmarschen, um Schwachhausen in Meldorf anzufeuern.
Schon zur Pause führten die Meldorferinnen mit 3:0, ein 5:0 hätte ihnen zum Aufstieg gereicht. Aber auch Dank der großen braun-weißen Unterstützung gab Schwachhausen, für die es um nichts mehr ging, alles und ließ keinen weiteren Treffen mehr zu. Die Frauen des FC St. Pauli waren erstmals in der Abteilungsgeschichte in die Regionalliga aufgestiegen.
„Das waren drei der intensivsten Spiele in all den Jahren, obwohl wir nur zwei gespielt haben“, sagt Kai, der die Frauen seit zwölf Jahren trainiert.
Vor dem Erreichen dieser Aufstiegsrunde waren die Frauen recht souverän durch die Verbandsliga marschiert und hatten die Hamburger Meisterschaft gefeiert. Als Bonus gab es die Spiele im Oddset-Pokal. Die Auslosung hatte im Halbfinale das Derby vorgesehen. Vor 400 Zuschauerinnen und Zuschauern wurde der hsv in der Feldarena mit 4:1 besiegt. Eine Art „Wachablösung“, denn Anfang des Jahrtausends triumphierte der hsv im Derby noch mit 23:1.
Im Endspiel erwies sich das Regionalliga-Spitzenteam von Bergedorf 85 dann doch als zu stark. Zwar ging St. Pauli mit 1:0 in Führung, doch den Pokal holten sich letztlich die Elstern mit einem 3:1-Sieg. Unvergessen bleibt dieses Endspiel dennoch. 1122 ZuschauerInnen sorgten an der Hagenbeckstraße für eine Atmosphäre wie sie im Hamburger Frauenfußball bislang nicht gekannt wurde.
Basis-Entscheidungen statt Vorstands-Diktat
„Das ist eine Utopie die verwirklicht wurde“, fasst Sonja, die stellvertretende Abteilungsleiterin, das sportliche Märchen in Worte. „Das hätte sich vor 10-15 Jahren niemand vorstellen können.“
Vor 10-15 Jahren. Damals bestand St. Paulis Frauenfußball-Abteilung aus einem Frauenteam und einem B-Mädchen-Team. Es war auch die Zeit als die Entscheidung fiel, ein Leistungsteam und ein Breitensportteam aufzustellen. Nicht, um des unbedingten sportlichen Erfolgs Willen, sondern um den Mädchen, die in die Frauen nachrückten, eine sportliche Perspektive im eigenen Verein bieten zu können. Die Abteilungsleiterin Suzann erinnert sich: „Wir nutzten damals einen Bauwagen auf dem Heiligengeistfeld als Umkleidekabine. Darin hing eine Liste, in die jede Spielerin eintragen konnte, ob sie im Leistungs- oder im Breitensportteam spielen wollte.“
Entscheidungen, die von der Basis, den Spielerinnen und ihren Teams gefällt werden: Das ist bis heute ein wichtiges Prinzip der Abteilung. Die Abteilungsleitung wird den Teams nichts aufzwängen, auch bei Trainer*innenverpflichtungen werden die Spielerinnen bei der Entscheidungsfindung mitgenommen.
Eine weitere Säule der erfolgreichen Abteilungsarbeit der letzten Dekade ist die kontinuierliche aber mäßige Entwicklung. Zu den B-Mädchen kam ein C-Mädchen-Team, später ein D-Mädchen-Team und seit dieser Saison gibt es auch E-Mädchen. Ab 9 Jahren aufwärts sind also alle Altersklassen abgedeckt. Eine Entwicklung, die auch Dank der finanziellen Förderung durch die AFM so möglich wurde. Trainer*innen und Betreuer*innen rekrutieren sich übrigens, was selten im Jugendfußball ist, nicht aus den Eltern der Spielerinnen, dies ist wegen möglicher Interessenskonflikte nicht gewünscht. Hinzu kommt, dass Identifikation und Wertevermittlung besser funktionieren, wenn Spielerinnen der eigenen Frauenteams in die Rolle der Trainerin schlüpfen. Besuche in den Fanräumen oder im Fanladen stehen so ebenfalls mal auf dem Programm.
Dass die Vermittlung St.-Pauli-typischer Werte einen so hohen Stellenwert einnimmt, macht es natürlich nicht einfacher, Trainerinnen, Trainer, Betreuerinnen und Betreuer zu finden. Und so ist die Abteilung auch jetzt wieder auf der Suche (Aufruf s. u.). Das interne Ausbildungskonzept sieht vor, dass jedes Trainer*innen/Betreuer*innen-Team möglichst aus drei Leuten besteht, damit auch individuelles Training stattfinden kann. Denn die Möglichkeit beim FC St. Pauli Fußball zu spielen, soll jeder Frau und jedem Mädchen offen stehen. „Unbeeinflusst vom fußballerischen Wissens- und Könnensstand der Interessentin“, wie es in der Selbstverständniserklärung der Abteilung heißt. Vor allem die Vermittlung der dort ebenfalls aufgeführten Werte ist den Frauen sehr wichtig, wie auch Sonja immer wieder betont und hinzufügt: „Heute möchte eine 10jährige den Begriff Feminismus nicht mehr erklärt bekommen“. Dafür geht es um Respekt und Grundsätze gegen diskriminierende Benachteiligungen.
Idealismus statt Prämien
Neben den vier Jugendteams gibt es in der Abteilung auch noch vier Frauenteams. Darunter ein Ü30- und ein U21-Team. Die U21 wurde bewusst gegründet, um die Lücke zwischen U17 (B-Mädchen) und Frauen zu schließen und eigene Jugendspielerinnen mittelfristig auch ans 1. Frauenteam heranzuführen.
Im Hamburger Verband gibt es kein 11er Team weibliche U19 (A-Jugend). Ein Konzept, das aus Zeiten kommt, in denen wenig Mädchen Fußball gespielt haben und die wenigen Talente schnell in Frauenteams höherklassige Spielpraxis erhalten sollten. Heute, da der Frauenfußball physisch, athletisch und auch taktisch viel weiter entwickelt ist, wäre eine U19-Liga sehr wünschenswert, da der Sprung für 17jährige zu den Frauen doch recht groß ist. Bei uns also soll dieser Sprung durch die U21 geringer gehalten werden, nur leider spielt die U21 ja nicht gegen andere U21-Teams, sondern gegen Gegnerinnen die durchaus auch mal robuster sein können.
Die großartige Frauenfußball-Abteilung funktioniert durch unglaublich hohes Engagement vieler. So trifft sich die Abteilungsleitung mindestens einmal wöchentlich, dazu kommen Sprechstunden im neuen Abteilungsbüro im Baucontainer vor der Süd. Außerdem monatliche Treffen mit allen Trainer*innen. Diese bekommen übrigens alle die gleiche Aufwandsentschädigung. Von der E-Jugend-Trainerin bis zum Regionalliga-Trainer gibt es 50 Euro im Monat. Hier ist wirklich eine große Portion Idealismus gefragt.
Bei so viel Idealismus dürfen an dieser Stelle auch mal die Namen derjenigen genannt werden, die als Betreuerinnen, Trainer*innen und Abteilungsleitung viel Zeit und Arbeit investieren: Sanna, Marion, Helen, Jean-Michel, Carina, Glenn, Alex V., Nadine, Tanja, Oliver, Schnackel, Daniel, Kai, Fabian, Wibke, Jörn, Alex G., Jessi, Anita, Sonja, Suzann.
Diese Menschen und noch viele andere helfen, dass die Abteilung ein „lebendiges Organ“ ist, wie Suzann es ausdrückt. „Und wir sind froh“, fügt die Abteilungsleiterin hinzu, „dass wir eine eigene Abteilung sind.“ Eine Abteilung, die sich auch immer wieder Verteidigungskämpfen gegenüber sieht. Klar, je höher ein Team spielt, desto mehr „Ratgeber“ kommen, die angeblich wissen, wie es besser geht. Andere Vereine haben eben häufig ein Leistungsteam, während der Rest der Abteilung eher ein Schattendasein führt. Ein Regionalligateam haben wir nun auch beim FC St. Pauli, nur dass es das so nur gibt, weil es ein Teil einer großen gemeinsamen Abteilung ist.
Doch auch vereinsintern mussten sich die Fußballfrauen ihren Platz immer wieder neu erkämpfen. Und sei es beim Platzwart. Anfang der 90er, zur Abteilungsgründung grantelte Bubu noch in seiner typischen Art: „Alles nehmen uns die Frauen weg, jetzt auch noch den Fußball.“ Inzwischen sieht auch Bubu die Bereicherung, nahm beim Pokalendspiel auf der Trainer*innenbank Platz und fuhr sogar mit nach Meldorf, um den Aufstieg zu feiern.
Apropos Aufstieg: Wie sehen denn die Saisonziele aus? „Zu den Top-Teams der Regionalliga wird uns was fehlen“, sagt der Trainer Kai, „realistisch sind wir froh, wenn wir die Klasse halten, es gibt keinen Druck.“ Um hinzuzufügen: „Wenn die Entwicklung jetzt erstmals seit langem nicht steil nach oben geht, wird sich zeigen, wie gefestigt alles ist. Das wird eine spannende Saison.“
Froh sind die 1. Frauen, dass sie per Bus zu den meisten Auswärtsspielen fahren können und nicht auf Privat-PKW zurückgreifen müssen. Und das, obwohl es auf Beschluss der Abteilungsversammlung keine Sponsoren gibt. „Wir haben einen guten Namen und genug Geld, um den Etat zu decken“, sagt Suzann, „es ist schon eine Luxussituation, dass man auf einer Abteilungsversammlung beschließen kann, auf Sponsoren zu verzichten.“
Nicht verzichten müssen die Frauen darauf, ihre Heimspiele in der Feldarena auszutragen. Der Norddeutsche Fußballverband hat zunächst für ein Jahr eine Ausnahmegenehmigung für den Kunstrasen erteilt. Problematisch könnte es nur werden, wenn ein Profi-Heimspiel auf einen Frauen-Regionalliga-Heimspiel-Sonntag terminiert wird. Dann darf an der Feldstraße nicht gekickt werden, weil die Plätze für Einsatzfahrzeuge und als Fluchtwege freigehalten werden müssen. Eine kurzfristige Spielverlegung sehen die Statuten der Frauen-Regionalliga aber auch nicht vor. Möglicherweise muss dann doch noch eine Ersatz-Heimspielstätte gesucht werden.
Kontakt zur Abteilung und Links:
Website: www.fcstpauli-frauenfussball.de
(hier auch die Trainingszeiten der Teams)
E- Mail: frauenfussball (at) fcstpauli (pkt) com
Spielerinnen und Trainer*nnen gesucht!
Du möchtest Kiezkickerin werden, dann bewirb dich jetzt. Wir sind auf der Suche nach Spielerinnen im Mädchen- und Frauenbereich. Du hast bei uns die Möglichkeit, dich im Frauenbereich leistungsorientiert oder breitensportorientiert einem Team anzuschließen. Im Mädchenbereich sind wir ebenfalls auf der Suche nach Spielerinnen und Trainer*nnen. Solltest du Interesse haben, ein Teil der braun-weißen Familie zu werden, melde dich zu einem Probetraining per E-Mail an:
probetraining (at) fcstpauli-frauenfussball (pkt) de
//MarronBlanco
Kommt doch einfach mal gucken!
Ey, die Hunde
ist der offizielle Fanclub
der Frauen- und Mädchen-Fußballabteilung des FC Sankt Pauli von 1910 e.V.
Ich treffe mich mit Steffi und Jürgen von Ey, die Hunde im Schlemmereck auf ein paar Bier und Cola. Sie sind Gründungsmitglieder des Fanclubs, der seit rund zwei Jahren die Frauen- und Mädchenmannschaften des FC St. Pauli supportet. „Die ersten Male wurden wir mitgeschleppt. Jemand aus der aktiven Fanszene meinte, lass’ doch mal zu den Frauen gehen. Das machte Spaß und wir kamen wieder“, erzählt Jürgen. „Die Abteilung ist eine große Familie, man kennt sich und hilft untereinander aus. Es ist schön, dazuzugehören“, ergänzt Steffi. Dafür stehen sie auch wirklich bei jedem Spiel der 1. Frauen und unterstützen auch noch die anderen Teams der Abteilung. Sie sind 15 Mitglieder und ein weiterer Kreis von regelmäßigen Zuschauer*innen, zu denen auch Teile von Nord Support gehören.
Logo und so
Ey, die Hunde – was für ein Name. So begrüßt man sich traditionell in der Gruppe. Da war es naheliegend, daraus den Fanclubnamen abzuleiten. Das Lied der Kölner Mülheim Asozial kannte ich als alte Punkverächterin natürlich nicht, es steht aber hundertpro im digitalen oder analogen Plattenschrank meines Lebensabschnittsgefährten. Die Band war auf Anfrage sehr einverstanden damit, für den Namen eines Frauenfußballfanclubs herzuhalten. Die fiese und politisch klar positionierte Bulldogge, die das Markenzeichen des Fanclubs ist und auf dem Merch prangt, macht das Bild komplett und geht auf ein Tattoo im Netz zurück, dass durch einige Details ergänzt und abgewandelt wurde.
Werte
Das Merch ist so schick, dass ich frage, warum der Fanclub es nicht in größerer Stückzahl herstellt. „Das kommt nicht in Frage“, antworten Steffi und Jürgen. Sie haben überhaupt keine Lust darauf, dass am Ende Leute mit ihren Klamotten irgendwelchen Mist bauen. Wer zum Fanclub gehören will, muss die Werte mittragen. Selbstdarsteller sind unerwünscht, der Support für das Team steht immer im Vordergrund. Regelmäßig dabei sein, die Choreos mitgestalten, die Spielerinnen 90 Minuten anfeuern, dafür steht die Bulldogge!
Highlights
Die weitesten Spiele waren bisher ein Vorbereitungsspiel beim FSV Uder e.V. – bei 40 Grad im Privat-PKW – und natürlich die Tour zum Hallenturnier in Ladbergen in der Winterpause. Dorthin fuhren sie im Bus mit dem Team und einem ordentlichen Supportblock, insgesamt ca. 50 Leute, die die Halle amtlich rockten. Glänzende Augen auch beim Rückblick auf das Pokalfinale gegen Bergedorf, wo erstmals über 1000 Zuschauer*innen kamen, die große Mehrheit St. Paulianer*innen. In der neuen Saison werden zumindest die Wege häufiger weit sein. In der Regionalliga geht es unter anderem nach Kiel, Bremen und Osnabrück.
Mehr Support!
Der Liga-Alltag ist nicht immer rosig. „Den Minusrekord an Zuschauer*innen hatten wir beim Spiel gegen Niendorf. Bei bestem Wetter und parallel spielenden Profis waren wir nur zu dritt“, sagt Steffi – wobei sich ausgerechnet hier ein Fanclubmitglied durch eine unqualifizierte Bewegung zum Spielball die Hand brach. Der normale Durchschnitt liegt irgendwo so bei 50 Zuschauer*innen. Da ist noch Luft nach oben. Es ärgert die beiden schon ein wenig, dass nur wenige St. Paulianer*innen den Weg zum Frauenfußball finden. Dabei wird genau hier noch echter Fußball gespielt. „Die hängen sich rein von der ersten bis zur letzten Minute, geben alles. Wenn sie gefoult werden, stehen sie direkt wieder auf und spielen weiter, nicht wie dieses Theater bei den Männern, wo jeder erstmal ewig liegen bleibt“, sagt Jürgen begeistert. Er hat auch vor einiger Zeit einfach Oke Göttlich angesprochen, ob er nicht auch mal bei den Frauen vorbeischauen möchte. Tatsächlich ließ er sich schon das ein oder andere Mal in der Feldarena blicken, ebenso wie Schnecke Kalla.
Von Frauen lernen
Während die Spielerinnen der 1. Frauen allesamt auch die Männer unterstützen und regelmäßig ins Stadion gehen, hat sich außer Kalla noch kein Spieler der 1. Herren beim Frauenfußball blicken lassen. Schade, finden Steffi und Jürgen, denn der Zusammenhalt und Spirit der Frauenabteilung könnte auch motivierende Wirkung auf die Profis entfalten.
Im Netz
Nun, was nicht ist, kann ja noch werden. Der Aufstieg in die Regionalliga birgt ja einiges Potenzial für Bekanntheit und Kultstatus. Gleichzeitig sind natürlich – wie angesprochen – die Wege weiter, sodass für den Fanclub und andere Stammgäste die Belastung steigt. Gut, dass in den sozialen Medien und im interessierten Netz viel Berichterstattung stattfindet: Die Facebook-Seite von Ey, die Hunde hat mehr als 400 Likes und erreicht gut 1000 Interessierte, dazu berichtet Karsten Schulz regelmäßig über alle Frauen- und Mädchenteams auf Torknipser.de. Die Jolly-Facebookseite übernimmt die Nachrichten von Ey, die Hunde. Schöne Fotos für die Postings liefert neben den Hunden selbst und Karsten Schulz auch Stefan Groenveld, der bei vielen Spielen der Frauen dabei ist.
(Kunst-)Rasen
Steffi und Jürgen freuen sich auf die neue Saison und werden mit Ey, die Hunde wieder alles geben. In der Regionalliga zu bestehen, wird für die 1. Frauen nicht einfach werden. Da sind der Zusammenhalt und der bedingungslose Support der Fans umso wichtiger. Einen Nachteil sehen sie im Kunstrasenplatz: „Das Team trainiert nur auf dem Kunstrasenplatz, während die meisten Spiele in der Regionalliga auf Rasen ausgetragen werden“, sagt Jürgen. Vielleicht liest ja jemand, der das beeinflussen kann, die Übersteigerin. Ich sage jedenfalls tschüss bis zum nächsten Heimspiel in der Feldarena!
// kurzpass
Gemeinsam finden wir den Weg aus dunklen Zeiten
Als Ende Juli 2015 am 3. Spieltag der Regionalliga Nord über 80 Fans des FCSP beim Auswärtsspiel der U23 in Lübeck die Absperrungen am Stadioneinlass durchbrachen und sich danach in einem für das Spiel eigentlich nicht geöffneten Block wiederfanden, war die Presse mit den üblichen Phrasen schnell zur Hand: Von „Krawallen“ schrieb Sport 1 und das Abendblatt fabulierte über „Randale“ und „vermummte St. Pauli-Fans“, die das Spiel „für Gewalt nutzten“. Am Ende stand eine der größten Herausforderungen für die aktive Fanszene des FCSP: Im Dezember 2015, kurz vor dem Auswärtsspiel in Kaiserslautern, wurden die meisten der in das Geschehen in Lübeck verwickelten St. Pauli-Fans mit bundesweiten Stadionverboten belegt. Hinzu kamen weitere Stadionverbote, die aus Ereignissen in Berlin und Braunschweig resultierten. Während die Fans des FCSP sonst in der Statistik der Stadionverbotler regelmässig weit unten platziert sind, hatten wir nun etwa 100 Diffidati, überwiegend aus dem USP-Umfeld.
Einige der Folgen dürften die meisten ÜS-Leser mitbekommen haben: Der akustische Gruß an die Verbannten zu Spielbeginn – ja, liebe Nörgler, es hat einen guten Grund, dass „Aux Armes“ jetzt etwas später angestimmt wird –, Blockfahne gegen Karlsruhe, das Feuerwerk und die Choreo gegen Frankfurt, von der sich dieser Artikel den Titel geliehen hat, der große Diffidati-Marsch nach dem Heimspiel gegen Paderborn, unzählige Plakate und Spruchbänder in allen Bereichen des Stadions. Worüber einige von euch vielleicht weniger wissen: Wie „lebt“ es sich eigentlich als Fan, wenn man nicht ins Stadion darf? Mir ging’s genauso. Und weil mich das interessierte und ich für mich irgendwie mal über das „Lippenbekenntnis“ des „Diffidati con noi“ hinauskommen wollte, hab’ ich mich zu Beginn der Saison mit einigen der Betroffenen unterhalten.
„Blöd gelaufen“
Da ich in einer Ecke des Stadions beheimatet bin, in der viele Leute USP gern platt kritisieren und mit „selbst schuld“ bei Repressionen schnell bei der Hand sind, zunächst einmal etwas platte Aufklärungsarbeit: Die Presse übertreibt gern – drei verletzte Ordner sind eine doch eher karge Bilanz dafür, dass 80 Leute auf „Gewalt“ ausgewesen sein sollen und von „zwei Hundertschaften der Polizei … unter Kontrolle gebracht“ werden mussten, werte Kollegen vom Abendblatt. Mal ganz abgesehen davon, was genau mit „verletzt“ in Polizeiberichten gemeint sein mag.
Fragt man die eigenen Leute, so ergibt sich ein zumindest differenzierteres Bild: Ein Mix aus intuitiver Reaktion auf eine heranlaufende Hundertschaft in voller Montur, gar nicht so recht wissen, was eigentlich los ist, und irgendwie von der Masse mitgetrieben werden. Klar hat jemand aus der Situation heraus die Ordner und die Absperrungen aus dem Weg geräumt. Aber insgesamt kommt „blöd gelaufen“ dem Geschehen sicher deutlich näher als intendierte „Randale“. Dafür hätte man sich wohl auch ein anderes Ziel gesucht als einen leeren Block, in dem man leicht gekesselt werden kann und letztlich für nichts ein Stadionverbot riskiert.
Vieles ist Ermessenssache
Denn zur Verhängung eines Stadionverbots ist es nicht zwingend notwendig, ein konkretes, individuelles Fehlverhalten nachzuweisen. Sie werden vielfach quasi präventiv ausgesprochen, also nicht nach Beendigung eines Ermittlungsverfahrens, sondern bei dessen Einleitung – zu einem Zeitpunkt, an dem womöglich noch unklar ist, ob überhaupt ein Fehlverhalten vorlag. Wird das Ermittlungsverfahren dann eingestellt, kann man zwar in der Regel eine Aufhebung des Verbots erwirken – aber dann durfte man zwischendurch schon einige Monate nicht ins Stadion.
Überhaupt liegt vieles im Ermessen des verantwortlichen Vereins. Was in Dortmund oder München zu einem Stadionverbot führt, kann in Mainz oder auf St. Pauli durchaus anders geklärt werden. Spricht aber ein Verein ein Stadionverbot aus, gilt es per Selbstverpflichtung der Vereine, die das Lizenzierungsverfahren des DFB durchlaufen haben, von der Bundesliga bis in die Regionalliga. Also nicht für die Wettbewerbe der UEFA, weshalb beispielsweise der FC Bayern gleichzeitig ein Hausverbot für die Allianz-Arena erteilt, damit die Betroffenen nicht etwa beim Spiel gegen Real Madrid im Stadion stehen. Zugleich verliert man dort übrigens infolge eines Stadionverbots Dauerkarte, Auswärtsdauerkarte und Vereinsmitgliedschaft. Bei uns zum Glück nicht. Und während man als Stadionverbotler einem Spiel des FC Bayern nicht näher als zwei Kilometer kommen darf und in Kaiserslautern der ganze obere Teil des Betzenbergs Tabu ist, beginnt die Verbotszone am Millerntor erst am Drehkreuz – in den Fanräumen waren unsere Verbannten also immer willkommen. Überwacht wird die Einhaltung des Verbots übrigens nicht von den Ordnern am Einlass, wie manche offenbar glauben, sondern lediglich die „Szenekundigen Beamten“ (SKBs) der Polizei halten die Augen offen.
Teilweise geht mit der Aussprache eines Stadionverbots auch ein Stadtverbot einher. Tatsächlich kann man dazu sogar ohne Stadionverbot kommen, wenn die SKBs in anderen Städten einen bei einem bestimmten Spiel nicht dabei haben wollen. Gründe werden dabei nicht angegeben. Einige unserer Stadionverbotler durften also beispielweise nicht nach Düsseldorf oder Nürnberg rein, weshalb USP in diesen Fällen auch nicht per Sonderzug fahren konnte. Denn selbst die Durchfahrt durch die betreffende Stadt war am Tag des Spiels verboten und hätte Konsequenzen haben können. Daher fuhr man mit dem Bus und die Stadionverbotler stiegen in Ratingen bzw. Fürth aus und verbrachten dort den Tag – in Fürth neun Stunden –, bis sie nach dem Spiel wieder abgeholt wurden. Auch Freiburg und Bielefeld waren einigen verboten.
Fan ist man nicht nur 90 Minuten in der Woche
Trotzdem änderte sich für die Betroffenen zunächst weniger, als man vielleicht denkt: „Letztlich ändern sich nur 90 Minuten in der Woche, auch wenn die sehr schmerzhaft sind. Aber sonst arbeitet man weiter sechs Tage auf den Spieltag hin.“ Die Aufgaben innerhalb der Gruppe müssen ja weiter erledigt werden, zum Beispiel die Arbeit an den Choreos. Das Ergebnis verpasst man dann aber und muss in der Kneipe – auf St. Pauli oder mitten im Nichts – auf den Moment hoffen, in dem das Fernsehen die Choreo einblendet, um zu sehen, ob alles geklappt hat. Das hielt einen Großteil der Diffidati jedoch nicht davon ab, regelmäßig mit auf Auswärtsfahrt zu sein: „Ich lass mir doch meine Serie von, was weiß ich, 170 Spielen nicht durch sowas kaputtmachen.“ Außerdem ist das Spiel selbst ja nur ein Teil des Auswärtserlebnisses: „Auswärtsspiele hast Du auf der Fahrt und beim Drumherum noch die Leute, den Freundeskreis – beim Heimspiel bist Du am Arsch. Das schlimmste für mich waren tatsächlich die Heimspiel, das war das ätzendste überhaupt.“ Vielleicht gerade weil man bei uns praktisch bis ans Drehkreuz mitgehen kann: „Das erste Spiel, das ich draußen sein musste, tat unendlich weh, alle Leute, die man kennt, gehen rein und man selbst bleibt mit den anderen Verbotlern draußen.“
Doch nicht nur die Stadionverbotler selbst leiden unter der Situation – auch das Umfeld ist mitbetroffen: „Einer der härtesten Momente war für mich, als meine ständige Sitznachbarin mit Tränen in den Augen aus dem Bus ausstieg, weil ich nicht mitdurfte, zu sehen, wie nahe es ihr ging.“ Ansonsten ist es vor allem die Dauer, die an den Nerven zehrt: „Anfangs war’s fast noch spannend und irgendwie neu, dann aber wurd’s schnell doof – die Spätzle schmecken überall gleich. Nach einem halben Jahr hast Du echt kein Bock mehr. Wenn ich mir vorstelle, dass ich das drei Jahre machen müsste, ich würde kaputt gehen.“
Die Verbannten mit uns
In einer solchen Situation braucht es Solidarität. Die gab es zum Glück von vielen Seiten: „Die Unterstützung der Fanszene beim Diffidati-Marsch war für uns enorm und tat uns echt gut.“ Auch außerhalb Hamburgs dachte man an die Verbannten: „Babelsberg hat uns eine Blockfahne hingehängt und uns dann hinterher geschenkt und bei jedem Spiel eine „I love Diffidati“-Fahne gehabt. München hat eine ganze Choreo gemacht, Fürth hat für uns was hingehängt, jede irgendwie links orientierte Fanszene in Europa hat irgendwas für uns gemacht.“ Das hilft. Vielfach waren es aber auch persönliche Gesten, die enorm wichtig wurden: „Jedes Spiel, das ich draußen war, hab’ ich immer gegen die 20. Minute eine SMS bekommen, in der mir jemand ein Herzchen geschickt hat. Das sind so die kleinen Dinge, die einen am Leben erhalten.“ Ähnliche Erfahrungen machten viele. „Daher auf diesem Wege der offizielle, herzliche Dank der Stadionverbots-Gruppe an alle, die ihre Solidarität bekundet haben, sei es auf dem Diffidati-Marsch oder durch alle anderen Formen der Unterstützung, und für die viele Kraft, die das gegeben hat! Uns hat auch das nochmal gezeigt, was für ein geiler Verein St. Pauli ist!“
Trotz allem: „War im Nachhinein eine beschissene Zeit.“ Für viele ist sie – hoffentlich nicht nur zunächst – seit Beginn der Saison vorbei: Seit dem 1. Juli hat Lübeck die Stadionverbote ausgesetzt, sozusagen auf Bewährung. Umso beschissener für die etwa zehn Diffidati, die immer noch nicht wieder rein dürfen und die Situation weiter ertragen müssen und dabei jetzt eher noch mehr Unterstützung brauchen.
Gleichwohl war das Spiel in Stuttgart nicht nur für diejenigen, die seit Dezember draußen bleiben mussten, bewegend: „Als man dann gegen Stuttgart wieder im Stadion war und das 1:0 fällt, da kommen einem schon die Tränen.“ Und man traf sich wieder: „Die Leute, die zusammen auswärts gefahren sind und nicht ins Stadion durften, sind in der Zeit ein zusammengeschweißter Haufen geworden. Man ist nicht gemeinsam nach Stuttgart gefahren, auch nicht zusammen ins Stadion gegangen, aber am Ende standen alle gemeinsam ganz unten beieinander auf dem Zaun, das ist einfach so passiert.“ – „Ja, genau, und ich konnte deswegen bestenfalls ein Drittel des Spielfelds sehen – aber ich hab’ mich dafür 90 Minuten über eure leuchtenden Augen gefreut.“
Wie sich die Leute da unten am Zaun fühlten, als nach den Erfahrungen dieser Zeit der ganze Gästeblock den Diffidati-Gruß mit den gekreuzten Armen machte, müsst ihr sie selbst fragen. Auch zu vielen anderen bizarren, lustigen, unangenehmen Erlebnissen. Nachvollziehen kann man das alles auch dann sicher nur im Ansatz. Aber wenn man sie trifft, dann kann man auch selbst mal „Danke!“ sagen. Beispielsweise für eine Choreo beim ersten Heimspiel dieser Saison, für die praktisch die ganze Sommerpause gearbeitet wurde – und für die genauso hart gearbeitet worden wäre, wenn man selbst nicht hätte dabei sein dürfen. Dafür, dass die Verbannten an dem, was im Stadion gelaufen ist, stets ihren Anteil hatten – ohne selbst viel davon zu haben. Manchmal haben sie uns auch von außen etwas gegeben. „Diffidati con noi – Die Verbannten mit uns“ war und ist nicht nur Solidarität mit denen „draußen“ – sie ging und geht von draußen auch an die „drinnen“. Nicht nur „wir“ sind mit ihnen – sie sind auch „mit uns“.
Ende gut, alles gut?
Das hätte unter anderen Umständen auch ein schönes Schlusswort sein können. Aber leider gibt es, wie gesagt, noch immer einige, die weiter das Leben der Diffidati führen müssen, die unsere Solidarität noch immer brauchen. Und auch für die, die wieder dabei sein dürfen, ist Lübeck noch nicht vorbei. Die Stadionverbote sind zwar ausgesetzt, aber die Strafverfahren laufen weiter. Viele haben den Strafbescheid schon bekommen, Widerspruch eingelegt und warten jetzt auf die Nachricht, wie es weitergeht. Für die zu erwartenden Verhandlungen braucht es Anwälte, die Strafen müssen bezahlt werden – was bei dreißig Tagessätzen schnell auch mal 1000 Euro oder mehr werden. Es braucht also noch immer Unterstützung, und wenn es keinen direkten Weg gibt, gern auch durch eine Spende an die Braun-Weiße Hilfe.
Oder, liebe Nörgler in meiner Ecke, indem ihr beim nächsten Spielbeginn einfach mitmacht: „Allez, Allez, Allez, Allez, Allez … i diffidati, i diffidati, i diffidati, allez, allez!“
Fotos: USP
// slarti
Neues von den Alten
Moin, moin allerseits. Spieler kommen, Spieler geh’n – nur St. Pauli bleibt besteh’n. Und besonders viele Ehemalige wechseln naturgemäß jeweils im Sommer ihre Arbeitgeber – so auch in diesem Jahr. MAX KRUSE (28) beispielsweise, der vom VfL Wolfsburg für ca. sieben Millionen Euro überraschend zu seinem Altverein (2006–2009) Werder Bremen zurückkehrte. Kruse unterschrieb an der Weser einen Drei- oder Vierjahresvertrag. Bis zuletzt war KLAUS THOMFORDE (53) beim FC St. Pauli jahrelang auf Honorarbasis mitverantwortlich für das Torwarttraining von der U16 bis zur U23. Nun, Anfang August, trennten sich die Wege (vorerst). Der Grund (Wortlaut aus der Vereinspressemeldung): „Aufgrund des Jobs, seiner Tätigkeit beim DFB, mit dessen U21-Nationalmannschaft Thomforde derzeit bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro weilt, und einem Engagement beim TSV Sasel bleibt zu wenig Zeit, um den Anforderungen im NLZ des FC St. Pauli vollumfänglich gerecht zu werden.“ Ob dieses eine gemeinsame Entscheidung, ein Wunsch von Thomforde oder ein Quasi-Rauswurf war, lässt die klug formulierte Pressemitteilung explizit offen. Auch gehen, und zwar bereits im Mai, musste Fortuna Düsseldorfs Sportdirektor RACHID AZZOUZI (45) bereits nach einem Jahr – „einvernehmlich“ wie es immer so schön heißt. Wieder zurück in Deutschland ist Trainer ROLAND VRABEC (42), der Zweitligabsteiger FSV Frankfurt wieder zurück ins Unterhaus zurückbringen soll. Vrabec coachte zuletzt als Assistent von Markus Babbel den FC Luzern, wurde dort aber im Februar freigestellt. Vrabec holte dann auch SEBASTIAN SCHACHTEN (31) an den Main, der vom FC Luzern kam. Ebenfalls FABIAN GRAUDENZ (24), 2013/14 beim FC St. Pauli II und von Alemannia Aachen geholt, sowie BENTLEY BAXTER BAHN (24), der bei Kickers Stuttgart unter Vertrag stand, landeten aktuell beim FSV. Und auch St. Paulis Ex-Mentalcoach THOMAS STICKROTH (51) kam bei den Hessen unter: Stickroth ist nun Vrabecs Co-Trainer. Auch TOM TRYBULL, zuletzt Fürth, hat einen neuen Arbeitgeber: Der 23-jährige Mittelfeldspieler schloss sich dem niederländischen Erstligisten ADO Den Haag an, wo er einen einjährigen Kontrakt unterzeichnet haben soll. Ebenfalls in Holland gelandet ist der 21-jährige OKAN KURT, der nach seiner diesjährigen Demission bei St. Pauli zum dortigen Zweitligisten Fortuna Sittard in der südlichen Provinz Limburg wechselte. Von Limburg nach Leonberg, wo RALF BECKER (45) 1970 geboren wurde: Den 1995/96 beim FC St. Pauli mit 15 Einsätzen aktiven Midfielder zog es zur laufenden Saison zurück in den Norden. Becker, der zuletzt Chefscout beim VfB Stuttgart war, übernahm beim Drittligisten Holstein Kiel den Job des Sportchefs. Hingegen nicht mehr Sportchef ist beim Hamburger SV und seit dem 9. Mai der bemitleidenswerte PETER KNÄBEL (49), der sich „einvernehmlich“ (s. o.) mit dem Liga-Dino auf eine Beendigung der Zuammenarbeit verständigt hatte. Seine Profikarriere beendet hat in diesem Sommer 34-jährige FELIX LUZ, der bis dahin zwei Spielzeiten beim traditionsreichen Regionalligisten 1. FC Saarbrücken gekickt hatte (2015/16 vier Tore in 19 Partien, davon 16 Mal eingewechselt). Genauso hat es jetzt BENEDIKT PLIQUETTgehandhabt: 31-jährig beendete der Schlussmann nun seine sportliche Laufbahn mit einer abschließenden Saison beim spanischen Drittligisten Atlético Baleares. Pliquett arbeitet ab sofort als Immobilienmakler auf Deutschlands liebster Ferieninsel. Nicht mehr beim Drittligaabsteiger Kickers Stuttgart, sondern beim Drittligisten Hallescher FC wird PETAR SLISKOVIC (25) zukünftig ein- und ausgewechselt werden. Der in Sarajevo gebürtige Angreifer unterschrieb für zwei Jahre in Sachsen-Anhalt. Ebenfalls nicht mehr dabei im Leistungsfußball ist ab sofort HEIKO ANSORGE (32), der sich aufgrund beruflicher Veränderungen die Oberliga nicht mehr antun will und den SV Rugenbergen deshalb verließ. Nach vier Jahren BFC Dynamo verließ BJÖRN BRUNNEMANN (36) den Hauptstadtklub und schloss sich dem Berliner Oberlligaaufsteiger VSG Altglienicke an. Nach nur vier Monaten Zusammenarbeit trennten sich bereits wieder die Wege von FABIAN GERBER (36) und dem Nord-Regionalligisten BSV Schwarz-Weiß Rehden. Gerber hatte seinerzeit den Trainerjob seines Papas Franz übernommen, musste nach Saisonende aber wegen unterschiedlicher konzeptioneller Vorstellungen seinen Spind räumen. Das hat auch der 69-jährige ULI SCHULZ (1971–1974 erfolgreicher Stümer bei unserem FC) getan und das Traineramt beim Landesligisten Hamm United aufgegeben. Schulz fungiert dort fortan als Sportlicher Leiter. Auf der sportlichen Leiter nach oben zu kommen, erhofft sich natürlich CHRISTOPHER AVEVOR (24), der über den Umweg Hannover 96 und Fortuna Düsseldorf zurück nach Hamburg gekommen ist. Avevor war 2012/13 bereits am Millerntor aktiv, als er von Hannover 96 für eine Spielzeit ausgeliehen worden war. Ebenso wie Luz (s. o.) hat auch der zweimalige DFB-U20-Nationalspieler RALPH GUNESCH (33) seine Laufbahn beendet. Gunesch, der bei einem Internetsender als Moderator fungiert, will nun zunächst die Trainer-B-Lizenz erwerben. Nun auch ganz raus – und das leider unter nicht eben komplett nachvollziehbaren Umständen – ist, nach 14 Jahren beim FC, FABIAN BOLL (37), nachdem der Verein zum Saisonende als U23-Co-Trainer Ferydon Zandi dem Kommissar vorgezogen hatte. Von Drittliga-Absteiger Energie Cottbus zum SV Sandhausen, wo GERHARD KLEPPINGER (58) seit 2012 als Co-Trainer agiert, zog es RICHARD SUKUTA-PASU (26). Er unterschrieb dort einen Zweijahresvertrag plus Option. ENIS ALUSHI (30) fand Obhut beim 1. FC Nürnberg, für zunächst roundabout 1,2 Millionen Euro (mehr gibt’s möglichwerweise einsatzabhängig) suchte MARC RZATKOWSKI (26) bekannntlich das Weite, und SEBASTIAN MAIER, der am 18. September 23 Jahre jung wird, wurde ablösefrei durch Oberhaus-Absteiger Hannover 96 – wo Maier auf Umschulungs-Praktikant FABIO MORENA (36) trifft – abgeworben. Nachnamensvetter (na ja, fast) NORBERT MEIER (57), von dem nicht viele wissen, dass er Mitte der 1970er-Jahre für die A-und B-Jugend des FC St. Pauli aufgelaufen war, übernahm zu Saisonbeginn den SV Darmstadt 98. Auch die sportliche Vergangenheit von PIOTR TROCHOWSKI (32) wird nicht allen komplett geläufig sein; der jedenfalls kickte von 1997 bis 1999 in St. Paulis Jugend, musste nun beim FC Augsburg (sechs Einsätze) Abschied nehmen und hat (noch) keinen neuen Verein. Neutrainer beim Neu-Süd-Regionalligisten FC Nöttingen ist jetzt DUBRAVKO KOLINGER (40), der dort zuletzt die U19 gecoacht hatte. Trainerstuhl am Kaiserstuhl: Neuer Übungsleiter beim Bahlinger SC (Regionalligaabsteiger) wurde ZLATAN BAJRAMOVIC (37). Der Ordnung halber sei an dieser Stelle auch die Personalrochade im Nachwuchsbereich St. Paulis dokumentiert: JOACHIM PHILIPKOWSKI (55), bis Sommer U19-Trainer, tauschte diesen Job zur neuen Saison mit U23-Trainer REMIGIUS ELERT (39), der dafür die U19 übernahm. Merkwürdig erschien auch das Hin und Her um JÖRN GROSSKOPF (50), der sich nach seinem Abgang in Uerdingen, wo jetzt übrigens CHARLES TAKYI (31) von Victoria Berlin unterschrieben hat – wohlgemerkt als Spieler, nicht als Coach –, zunächst beim Hamburger Oberligaaufsteiger TSV Wedel einschrieb, ehe Großkopf – der, das muss man dazu erwähnen, eine Ausstiegsklausel im Wedel-Kontrakt hatte, die ihm bei Angeboten ab Regionalliga aufwärts einen Ausstieg gewährt – dann aber doch beim Regionalliga-Neuling SV Eichede anheuerte. Den Cheftrainerjob in Wedel übernahm inzwischen der vorherige Co-Coach DANIEL DOMINGO (40), den man als Trainer aus dem Jugendbereich des FC St. Pauli kennt. Wedels neuer Co-Übungsleiter wurde im Zuge dessen DAVOR CELIC (33), der von 2006 bis 2008 bei St. Paulis U23 dabei war. Neu dort in dem Rolandstädtchen ist auch Dassendorf-Goalgetter ERIC AGYEMANG (36), den man scheinbar von den Vorzügen der kleinen Elbmetropole überzeugen konnte. Nach Eichede sind inzwischen übrigens auch WILLIAM WACHOWSKI (23), der bis 2013 in der Jugend sowie der U23 des FC St. Pauli kickte und seine Fußballschuhe zuletzt für Holstein Kiel II überstreifte, sowie Tormann ARVID SCHENK(27), der von Altona 93 kommt, gewechselt. Vom SC Paderborn zum ungarischen Erstligaverein Vasas Budapest zog es MAHIR SAGLIK (33), wo Ex-HSV-Trainer Michael Oenning sportlich das Sagen hat. Apropos Übungsleiter: ACHIM HOLLERIETH (42) übernahm diese Aufgabe im Juli beim Regionalliga-Aufsteiger (Nordost) FSV Union Fürstenwalde. An die Elbe, zu Dynamo Dresden, wechselt auf Leihbasis AKAKI GOGIA (24), der vom englischen Zweitligisten FC Brentford kommt. CARLOS ZAMBRANO(27) hat die Frankfurter Eintracht verlassen (ca. 3,5 Millionen Euro Ablösesumme) und im russischen Erstligaklub Rubin Kasan einen neuen Brötchengeber gefunden. Stichwort Ablöse: Nachdem der italienische Erstligaaufsteiger FC Crotone seine Kaufoption am vom FC St. Pauli ausgeliehenen ANTE BUDIMIR (25) wahrgenommen hatte, stellte sich sehr bald heraus, dass Crotone den Stürmer, der maßgeblich zum Aufstieg beigetragen hatte, dann scheinbar doch nur als Spekulationsobjekt erwarb: Für 1,8 Millionen Euro nämlich wurde Budimir wenig später an Ligakonkurrent Sampdoria Genua weiterveräußert. Vom SV Ried zur Wiener Austria wechselte PETAR FILIPOVIC (25) und kam dort unter Trainer Thorsten Fink bereits auf vier Einsätze (jeweils über die volle Distanz) in der Europa-League-Qualifikation. Neuer Chef auf der Coaching-Bank des Donau-Klubs SSV Ehingen-Süd (Landesliga) ist der mittlerweile auch schon 40 Jahre alte MICHAEL BOCHTLER geworden. Nach Nordamerika zog es den Mittelamerikaner ARMANDO COOPER (28), der beim kanadischen Klub Toronto FC unterschrieb. Toronto ist in der zweigleisigen US-Profiliga der „Eastern Conference“ zugeordnet. Cooper verließ seinen Heimatverein C.D. Arabe Unido. Zur SG Sonnenhof Großaspach (3. Liga) zog es MARLON KRAUSE (26), der zuvor vier Jahre treue Dienste bei Holstein Kiel verrichtete und von 2007 bis 2011 für St. Paulis Zwote und ihre Jugend aufgelaufen war. Ebenfalls immer ein Hoffnungsträger während seiner dreijährigen Episode (2011–2014 für U19 und U23) bei St. Pauli war LAURYNAS KULIKAS (22). Dann ging der recht verletzungsanfällige und auch -gepeinigte Stürmer zum VfL Bochum II, wechselte zum HSV II und landete nun beim Nord-Regionalligisten Eintracht Norderstedt. So kann’s gehen… Auch ERDOGAN PINI – lange Zeit mein Lieblingsspieler bei unserer U23 – geht wieder auf Reisen: vom SV Meppen wechselt der 24-jährige Deutsch-Mazedonier zum SV Wacker Burghausen. Neben OKAN KURT weitere U23-Abgänge nach Saisonende 2015/16: PATRICK FRANKE(19) zog es zur zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart, Torhüter SEBASTIAN KALK (19) ging – mutmaßlich ausbildungsbedingt – ins Ausland und steht dort nun für das Vikings-Team der Cleveland State University in der Horizon League auf dem Platz. TIMO STEGMANN (21) wechselte zum Hamburger Oberligisten Concordia, LAURENS ROGOWSKI(22) schloss sich Ligakonkurrent Drochtersen/Assel an, und YANNICK DEICHMANN, ebenfalls 22, landete beim VfR Aalen. Bei Redaktionsschluss noch ohne neuen Verein: DAVIDSON EDEN (28), FRANCIS AMAECHI ONWUZO (20), Tormann PATRICK TABOR (26) und ANDREJ STARTSEV(22). Auch andere ehemalige U23-Kicker haben sich verändert: SERHAT YAPICI (28) wechselte vom TSV Niendorf zum Oberligakonkurrenten FC Türkiye Wilhelmsburg, PETER IWOSA (30) verließ den Fünftligisten Concordia und ging zum Landesligisten SC Vorwärts-Wacker Billstedt; die Billstedter verließ übrigens LUKASZ SOSNOWSKI (29) mit dem Ziel WSV Tangstedt (schleswig-holsteinische Kreisliga). Sosnowski ist wahrscheinlich St. Paulis Negativrekordspieler, was die Einsatzzeit anbelangt, denn seine einzige Einwechslung in der ersten Mannschaft erfolgte am 28. April 2006 in der Heimpartie gegen Wattenscheid 09 (2:1), als er in der 90. Spielminute für Jens Scharping auf das Feld kam. Tormann TOBIAS GRUBBA (25) vom SC Victoria schloss sich Oberliga-Mitstreiter Altona 93 an. Ein weiterer ehemaliger U23-Keeper, OLE SPRINGER (24) nämlich, wechselte innerhalb der Regionalliga Nord von Eintracht Norderstedt zum Lüneburger SK; nach Norderstedt wiederum kehrte FELIX DRINKUTH (21) zurück, der von Eintracht Braunschweig II kam und bis 2009 bei der Eintracht Jugendfußball spielte, bevor der FC St. Pauli ihn anheuerte. EUGEN HELMEL (31) ist neuer Coach beim Landesliga-Absteiger FK Nikola Tesla, MIKE EGLSEDER(23) wurde von Viktoria Berlin zum SV Babelsberg 03 transferiert, und – noch ein Keeper – FREDERIC BÖSE (29), bis zum Sommer bei Curslack-Neuengamme, unterschrieb innerhalb der Hamburger Oberliga einen neuen Kontrakt beim TuS Dassendorf. Seine Karriere beendet hat hingegen der 35-jährige SVEN TEPSIC (zuletzt Spielertrainer bei Germania Schnelsen) und will nach einer kurzen Auszeit als Trainer etwas reißen. Einen solchen Job hat nun MARIO SCHACHT (34): dessen erste Trainerstation heißt SC Egenbüttel II (Hamburger Kreisklasse). Der 22-jährige THEODOROS GANITIS (vier Einsätze für St. Paulis U23) kehrt von Rot-Weiß Erfurt II zurück zu seinem Jugendklub Concordia. Der 19-fache afghanische Nationalspieler MUSTAFA ZAZAI (23), vom Sommer 2013 bis zur Winterpause 2015/16 bei unserer Regionalligamannschaft aktiv, wurde nach einem halben Jahr Vereinslosigkeit zur neuen Saison zur TSG Neustrelitz (Regionalliga Nordost) geholt; Wandervogel GÖKHAN ISCAN(29) – acht Vereine in desn vergangenen acht Jahren – verließ den FC Türkiye und beackert nun beim Oberligisten SC Condor den Rasen. Neuer Co-Trainer bei den Raubvögeln ist OLUFEMI SMITH (38), nachdem der Stefan-Raab-Millionengewinner zuletzt beim USC Paloma als Chefcoach gefeuert worden war. Und was macht eigentlich FOUSSENI ALASSANI (25)? Der ging nach siebenmonatiger Beschäftigung beim Berliner AK und anschließender viermonatiger Vereinslosigkeit (1. März bis 1. Juli 2016) zum FC Türkiye, blieb dort aber nur einen guten Monat, um sich dann Anfang August doch Landesligist Dersimspor anzuschließen. ROBERT SUBASIC (23) wechselte vom Oberliga-Absteiger Meiendorfer SV zum Oberligisten FC Süderelbe; ROMAN PROKOPH (31) verließ die zweite Mannschaft von Hannover 96, um sich beim 1. FC Köln der U21 anzuschließen; STEFAN WINKEL (26), der zuletzt beim SC Poppenbüttel auflief, zog es zum hochambitionierten Landesligisten FC Teutonia 05 aus Hamburg-Ottensen, wo Winkel auf JETON ARIFI (31) getroffen ist. Auch Jens-Sohn DENNIS DUVE (26) mochte es nicht mehr beim SC Poppenbüttel aushalten und unterschrieb schnurstracks beim FC Süderelbe. THIEMO KIECKBUSCH (29) dagegen vom SC Condor hat erstmal keine Lust mehr zum KIcken und sich für die laufende Saison eine Auszeit genommen. Ein paar eher unfreiwillige Sabbat-Monate musste sich LEROY-JACQUES MICKELS Mitte 2015 nehmen, als ihn Borussia Mönchengladbachs zweite Elf nicht länger durchfüttern wollte. Dann erbarmte sich der FC St. Pauli Ende Januar diesen Jahres – aber nun ist er schon wieder weg, ohne besondere Duftmarken gesetzt zu haben. Und einen neuen Verein hat der erst 21-Jährige Offensivmann leider auch noch nicht. Adieu sagen müssen wir EMIL SCHILDT (1930–2016), der im Mai 85-jährig verstorben ist. „Don Emilio“ (132 Oberligaspiele und 39 Tore für unseren FC), der 1956 vom Rothenbaum ans Millerntor gewechselt war, beendete seine Fußballlaufbahn 1961 beim FC. Ebenfalls verabschieden müssen wir uns von KLAUS RUMMELHAGEN, der am 21. Juli nach kurzer, schwerer Krankheit 75-jährig verstarb. Rummelhagen, der am 1. September 1974 der Bowlingabteilung des FC St. Pauli beitrat, war Vizepräsident während der Littmann-Ägide und hatte diverse weitere Funktionen im Verein inne. Zum Schluss noch eine unappetitliche Personalie: MICHÉL MAZINGU-DINZEY (43), der, ihr habt es wahrscheinlich alle gelesen, auf einer dümmlichen „Besorgte Bürger“-Anti-Asyl-Demonstration in Chemnitz-Einsiedel (sic!) nicht nur mitlief (sinngemäß wollte er sich nach eigener Aussage nur selbst ein Bild von solchen Protesten machen), sondern in vorderster Front ein Motto-Transparent mittrug, ist nach eingehenden Beratungen und Anhörungen deshalb vom FC St. Pauli zum 1. August aus der sogenannten „Altliga“ des Vereins ausgeschlossen worden. Somit endet für Mazingu-Dinzey, der seinerzeit von den Fans in St. Paulis Jahrhundertelf gewählt wurde, auch die Vereinsmitgliedschaft, die man als Mitglied der „Altliga“ automatisch erteilt bekommt.
// Ronny