Übersteiger 127

Für immer mit dir …


Heute, bei Erscheinen des Heftes, liegt das Karlsruhe-Spiel vor uns. Im Idealfall haben wir Bielefeld weggehauen und stehen erstmals seit Oktober auf einem Nichtabstiegsplatz. Ob das geklappt hat, sagt euch die Paadie-Seite, die noch heißerer Scheiß ist als dieses Vorwort. Vor allem, da nach langer Zeit mal wieder vom Meister aller Paadie-Seiten, Käptn Braunbär. 

Das ist natürlich nur das Sahnehäubchen auf unserem lecker angerichteten Menü rund um den FCSP. Ach halt, eines der Hauptgerichte mussten wir leider wieder von der Karte nehmen: Seit Ende der vergangenen Saison war ein Interview mit Ewald in Arbeit, nein, sogar bereits geführt. Doch der Verein stellte sich quer, gab uns keine Freigabe und ließ uns nun so lange auf einen geeigneten neuen Termin warten, bis einmal mehr auch die letzte redaktionelle Deadline verstrichen war. 

So beerdigen wir dieses Projekt erst einmal und servieren andere Köstlichkeiten. „Was ist guter Support?“, fragen wir und liegen damit genau richtig, das haben die Ereignisse der letzten Heimspiele gezeigt. Zuerst der Trouble um die Gäste-Fans auf der Süd beim Stuttgart-Spiel, dann die umstrittene Tapete von USP zum „doitschen Opfermythos“ – ein guter Zeitpunkt, nicht negativ vor sich hin zu granteln, sondern lieber zu überlegen, wo unsere Stärken sind. Support ist immer dann gut, wenn er von Herzen kommt, wenn es um Liebe geht, so eine der Thesen im Heft. Nun schießt die eben auch gerne Mal über das Ziel hinaus, aber andererseits hält sie uns auch bei der Stange. Davon kann auch Dani Wurbs ein Lied singen. Sie prägt den FC St. Pauli schon seit Jahrzehnten und wirkt darüber hinaus in die deutsche und europäische Fanszene hinein. Wir freuen uns, dass sie uns Rede und Antwort gestanden hat – zu gutem Support und mehr. 

Apropos mehr: Mehr Druck hätten sich einige sicher gewünscht, als der CEO von Under Armour seine (rein professionelle) Liebe zu Donald Trump erklärte, allein, die Hände sind vertraglich gebunden – wie war das noch mit den Geistern, die ich rief?

In diesem Sinne vertreiben wir heute bitte das Abstiegsgespenst, das ja nun wirklich niemand gerufen hatte.

Eure Übersteigers


Was ist guter Support

„Eure Scheiß-Stimmung – da seid ihr doch dafür verantwortlich und nicht wir!“ 
(Uli Hoeneß, 2007)

Hände

Pfui, Uli! Einen Riesenkomplex bauen, diesen für Business-Seat-Fußball-Touristen öffnen und sich wundern, dass sich Mitglieder über die fehlende Stimmung in einem seelenlosen Stadion beschweren? Das war doch eine echte Milchmädchenrechnung! War doch klar, dass sowas ein Supportkiller ist. 

Support. Was ist das eigentlich? Zunächst einmal ein Anglizismus für Unterstützung. Doch zugegebenermaßen klingt Support besser als „Unterstützung“, meint es auch dasselbe. Ich nehme es vorweg, entscheidet selbst, was Support für euch ist und wo er anfängt. Der kann nämlich lustig, traurig, wütend, fröhlich, laut, leise, chaotisch, bunt, und so viel mehr Adjektive für sich beanspruchen, als man sich vorstellen kann. 

Die englische Sprache ist aber ein Hinweis für das, was jahrelang Vorbild für die hiesige Kurvenkultur war; die britische Fankultur. Ein Anhaltspunkt auf der Suche nach der Herkunft: Der Support auf der Insel. Was wurde nicht neidisch in den 60er- und 70er-Jahren nach Großbritannien geschielt. Ganze Kurven, die singen, ganze Lieder sogar. Donnerwetter. Über das bisschen Wasser in der Nordsee schwappte das irgendwie rüber und zack: lauter und sichtbarer Support. 

Wo das alles anfing, kann allerdings nur gemutmaßt werden. Ein Teil von Support ist definitiv der Fangesang, welchen die 11Freunde bereits als „den letzten authentischen Rülpser in einer immer sterileren Fußballwelt“ betitelt hat. Auf der Suche nach dem Ursprung landet man dann wieder auf der Insel, in Liverpool. In den 60er-Jahren (so genau weiß das natürlich keiner mehr) wurde neben Beatles-Gassenhauern angeblich auch hier das erste Mal „You‘ll never walk alone“ gesungen. Ob nun vorher woanders auch schon ganze Lieder intoniert wurden oder nicht, bleibt unklar, aber die Legende passt ins Bild. 

Support kann bei uns am Millerntor verschiedenste Formen annehmen. Sichtbar mit Bannern, Fahnen, Konfetti, hörbar mit Trommeln, klatschenden Händen oder heiseren Kehlen. Außerhalb des Stadions (und in keiner Weise örtlich oder zeitlich gebunden) wird genauso intensiv unterstützt. In Kneipen, Wohnzimmern, an Arbeitsplätzen, vor Radios, Computerbildschirmen und quälend langsam aktualisierenden Live-Tickern auf Smartphones. Dabei ist die Intensität der Unterstützung mindestens genauso stark. Wenn ich bedenke, wie idiotisch ich (als vermeintlich gemäßigter Fan) vereinzelt klatschend und singend vor dem Fernseher bei Spielen stehe/sitze, will ich mir gar nicht vorstellen, wie das bei anderen aussieht. Wer, unterwegs in der Öffentlichkeit, über Kopfhörer gebannt und fiebernd die Maschinengewehr-Wortketten des AFM-Radios verfolgt und, für Umstehende verwirrend und schockierend zugleich, explosionsartig Anfeuerungsrufe in die Peripherie schleudert, leistet definitiv genauso viel leidenschaftlichen Support wie alle im Stadion Anwesenden.

by Arigrafie

Support fängt dabei nicht erst am Spieltag an. Allein das Tragen von Merchandise kann als Support (mitunter auch als Statement der politischen Haltung) beschrieben werden. Wenn also in Urlauben weltweit Klamotten vom Herzensverein zur Schau gestellt und Sticker verklebt werden, dann ist auch das eine Form von Support. Das fängt schon bei der Kommunikation an. Ein Beispiel ist das freundliche „Hail! Hail!“ in Glasgow als Begrüßung von Gleichgesinnten. Das nicht so freundliche „Scheiß St. Pauli!“ von schlimmen Atzen am Bahnhof unterstützt zwar nicht direkt einen Verein, aber bestimmt nicht den anderen Verein und wäre als Gegenbeispiel zu nennen. 

Der vorliegende Übersteiger versucht herauszufinden, was guten Support ausmacht und wie dieser aussehen sollte. Auf der Suche danach landet man unweigerlich bei Gesängen im Stadion.

Der gemeine Fangesang bei uns kann mitunter verschiedenste Formen annehmen. Eine erschöpfende Aufzählung ist schier unmöglich, aber ein paar Rubriken lassen sich definieren. Es gibt die eingängigen und bis zur Ekstase lauter werdenden Gesänge, bis Teilnehmenden die Hirnschlagader zu platzen droht. Viel kritisiert werden die einlullenden, gefühlt zwanzigminütigen monotonen Gesänge, welche am besten zu tristem sonntäglichen Zweitligapartien passen – komischerweise sind es genau diese Gesänge, welche bei mir im Kopf bleiben und mich noch Tage danach verfolgen. Die liebevolle Härte der gekreischten Worte (auch am Millerntor anzutreffen), welche motivieren oder auf vermeintliche Fehler hinweisen sollen, kann ebenfalls als Support beschrieben werden; wobei sich mir nie erschlossen hat, in welcher Art und Weise hier eine Unterstützung stattfindet. Exotisch und schwer als solcher zu entdecken, weil selten und nahezu unauffällig: der stille Support. Dieser kann mitfühlend gemeint sein oder ist als Liebesentzug zu bewerten. Am meisten Energie aber haben die spielabhängigen Anfeuerungen von den Rängen. Jedes „Aux Armes“ kann noch so laut und gut sein; wenn nach einer Aktion auf dem Platz der Roar von den Rängen gefeuert wird, dann knistert die Luft. 

Den Zusammenhang zwischen der Leistung auf dem Platz und der auf den Tribünen muss man nicht lange suchen. Jedes Vorhaben, mit der entsprechenden Durchführung auf den Rängen alles zu geben, wird von dem Funken, den ein mitreißendes Spiel spendiert, in den Schatten gestellt. Die Truppe auf dem Platz ist mitverantwortlich für die eigene Unterstützung. Zwar gibt es in seltenen Fällen bei Krisenzeiten (Abstiegsjahre oder schlicht schlechten Phasen) eine Stimmung à la „auf jeder Beerdigung gibt es einen guten Lacher“, aber den richtigen Roar, den gibt es nur bei besonderen Spielen (oder Spielaktionen), vor allem in Jahren des sportlichen Erfolgs.

Da man Support ja sowieso schon schwer genug fassen kann, ist dieser auch noch einem ständigen Wandel unterzogen. Auf der Insel wird dieser seit Jahren immer weiter durch „Eventisierung“ zurückgedrängt. Auch hierzulande ist es für manche Stadionbesucher schwierig zu verstehen, dass der Eventfaktor von Fußballspielen von einem selbst abhängt. Womit wir wieder beim zitierten Uli wären. Leuten das Geld für teure Business-Seats aus der Tasche ziehen, klappt nur dann lange gut, wenn denen auch etwas geboten wird. Der Support im Stadion ist Teil dieses Deals. Von schlechter Stimmung sind wir glücklicherweise weit entfernt am Millerntor, doch es gibt eindeutig noch Potenzial nach oben. Schwankungen in der Intensität von Support gab es schon immer. Kurz vor der Singing Area und kurz vor USP waren wir schon näher dran an der „Scheiß-Stimmung“, allerdings sollte beachtet werden, in was für fußballerischen Seuchenjahren vermehrt die fehlende Stimmung am Millerntor kritisiert wurde. Support hängt vom Umfeld ab, kann alles sein und sich ständig wandeln, angleichen, abgrenzen und neu erfinden. 

Und wann ist Support nun gut oder schlecht? Entscheidet selbst! Ich persönlich habe die Chance, dem hilflosen Leser hier nun völlig ungefragt meine unbedeutende Meinung dazu mitzuteilen. Support ist immer dann gut, wenn er wirklich vom Herzen kommt. Fans, die meilenweit fahren, um sich bittere, wie zu erwartende Niederlagen im Schneeregen reinzuziehen, müssen nicht besonders laut sein, um guten Support zu leisten. Die Grundvoraussetzung dafür ist in dem Fall und hier bei uns nämlich schon längst vorhanden. Überlegt nur mal, in wie vielen Liedern wir davon singen, diesen Verein zu lieben…


Was ist guter Support

Eine Interviwe mit Daniela Wurbs

Die Sozialpädagogin Daniela Wurbs (bald 40), von 2005 bis 2007 Mitarbeiterin des Fanladens, hat bis 2016 als Geschäftsführerin für Football Supporters Europe (FSE), ein Netzwerk europäischer Fußballfans aus 37 Ländern, von Hamburg aus die internationale Fanarbeit koordiniert und war stellvertretende AFM-Vorsitzende. Mit dem Übersteiger spricht sie über die Entwicklung der Ultra-Bewegung, den zunehmenden Rassismus in europäischen Fanblöcken und ihre momentan ämterlose Zeit.

ÜS: Wie hat sich die Ultra-Bewegung in den letzten 10 Jahren entwickelt?
Daniela Wurbs (DW): Schwer, das verallgemeinernd zu sagen, kommt natürlich darauf an, über welche Region in Europa wir reden. In England ist die Ultrakultur beispielsweise noch eher im Aufwind, während sie sich in Südeuropa eher rückläufig entwickelt. In Deutschland hat sich Ultra von einer anfangs an Italien orientierten Bewegung gewandelt zu einem Netzwerk engagierter Gruppen, welche nicht nur durch bunte Choreos aufgefallen sind, sondern auch fanpolitisch auf nationaler Ebene zusammenarbeiten und vielfach Akzente gesetzt haben, beispielsweise beim Thema Kennzeichnungspflicht für Polizei, im Rahmen der Sicherheitsdebatte 2012 oder der Kampagne zur Legalisierung von Pyrotechnik im Stadion. In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche Gruppen in anderen Ländern deshalb auch die deutsche Ultraszene zum Vorbild genommen, wenn es darum ging, über Rivalitäten hinaus zusammen und konstruktiv für die gemeinsame Sache zu arbeiten, beispielsweise in Frankreich oder Schweden. Trotzdem gibt es derzeit in Deutschland auch gegenläufige Tendenzen und eine wachsende Anzahl von Gruppen, die sich trotz zahlreicher gemeinsamer Probleme im Fußball bestenfalls noch auf die Vereinsarbeit zurückziehen.

ÜS: Welche dieser Entwicklungen sind als positiv, welche als negativ zu beurteilen?
DW: Positiv ist sicher die Tatsache, dass die absolute Mehrheit von Ultragruppen hierzulande einen antirassistischen Grundkonsens hat und nach wie vor nicht nur in der Kurve, sondern auch vereinspolitisch sehr konstruktiv engagiert ist. Das ist europaweit betrachtet überhaupt nicht selbstverständlich. Allerdings findet zeitgleich eine Polarisierung statt und es finden sich immer mehr Gruppen oder Einzelpersonen in den Stadien, die sich mindestens als Ultra-nah definieren, für die aber Rivalitäten und Territorialdenken deutlich in den Vordergrund gerückt sind. Kritische Stimmen moderater Ultras werden zeitgleich geschwächt. Das hat aber auch damit zu tun, dass die Fußballinstitutionen kritisches Fanengagement in der Vergangenheit eher nur oberflächlich ernstgenommen haben. Angesichts steigender Repression und sich immer weiter zuspitzender Kommerzialisierungs- und Verdrängungsprozesse im Fußball ist diese Entwicklung gefährlich und kontraproduktiv. Gerade jetzt wäre ein sinnvolles überregionales Fanengagement für gemeinsame Themen wichtiger denn je – und Fußballverbände, die auf die Stimme der engagiertesten Fanaktivist*innen hören. Und unter ihnen sind Ultras nach wie vor die größte und aktivste Gruppe.

ÜS: Verglichen zum Beispiel mit Griechenland, wo momentan nur sporadisch Fußball gespielt wird, ist die Situation für Fußballfans in Deutschland anscheinend recht gut. 
DW: Das schon, aber das ist sie ja auch deshalb, WEIL sich die Fans hierzulande – anders als in Griechenland – seit den 1990er-Jahren gemeinsam organisiert, die Entwicklung des Fußballs kritisch begleitet und ihre Interessen auch in Richtung DFB und DFL lautstark und nachdrücklich vertreten haben. Dadurch konnten viele Negativentwicklungen, die in anderen Ländern zur Normalität gehören, wie reine Sitzplatzstadien, Alkoholverbot, sogenannte Kombitickets oder Fanausweise zumindest aufgehalten werden. Auch deshalb ist die Bundesliga in Zahlen nach wie vor die zuschauerstärkste Liga der Welt.


ÜS: Worin unterscheiden sich die Situationen der Fans in verschiedenen Ländern?
DW: Ich wollte hier eigentlich nix fürs Phrasenschwein dreschen, aber jetzt muss ich doch: Fanszenen sind doch immer ein Mikrokosmos einer Gesellschaft. Die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale der Situation für die Fans lassen sich wohl vor allem an Themen wie Mitbestimmung, Sicherheitsfragen und Landesgröße festmachen. Fans, die in demokratischen Vereinsstrukturen mitbestimmen können, wie in Deutschland, haben deutlich größere Handlungsspielräume zur Vertretung ihrer Interessen als beispielsweise Fans in England oder Russland. Fans in kleinen Fußballländern haben oft weitaus größere Probleme mit alltäglicher Spielmanipulation, Korruption oder maroder Stadioninfrastruktur und (damit einhergehend) leeren Rängen. Sicherheitsmaßnahmen im Fußball hängen von Land zu Land davon ab, wie sehr Polizei im Einsatz zwischen verschiedenen (Fan-)Gruppen differenziert und generell auf Deeskalation und Dialog setzt. In den Niederlanden oder Belgien können Fans in der Regel ihre Anreise zum Spiel nicht frei bestimmen, sondern müssen vorgesehene Reisewege und nur offizielle Fanbusse nutzen. In Frankreich gab es seit den Anschlägen weit über 300 Auswärtsfahrverbote für Gästefans. In der Türkei beispielsweise kommt man nur noch mit einem speziellen Fanausweis ins Stadion. In der Schweiz ist der Einsatz von Tränengas oder auch von Gummigeschossen im Fußball durchaus üblich. Dialog oder Deeskalation seitens der Polizei gibt es hingegen jeweils weniger oder so gut wie gar nicht. 
Die Fankulturen selbst haben vielfach große Ähnlichkeiten, wenngleich unterschiedliche Ausprägungen hinsichtlich ihrer Zusammensetzung und Gruppenstruktur und ihrer Probleme, zum Beispiel in Bezug auf Rassismus und Gewalt. 


ÜS: In einigen osteuropäischen Ländern wird offen Rassismus in Fanblocks gezeigt. Wie beurteilst du die Entwicklung der europäischen Fanszene in Bezug auf Rassismus?
DW: Na ja, offenen Rassismus in Fanblocks gibt es nicht nur in Osteuropa, sondern beispielsweise auch in anderen europäischen Regionen wie Belgien, Deutschland oder auch in Spanien oder Schweden. Und grundsätzlich ist es so, dass der gesamtgesellschaftliche Rechtsruck auch an den Stadiontoren nicht halt macht. Allerdings bin ich positiv überrascht davon, wie viele Fangruppen sich in Deutschland oder anderswo auch rechten Tendenzen im Stadion aktiv entgegenstellen. Das wird in den nächsten Jahren immer wichtiger werden.

ÜS: Zuletzt wurde eine teilweise Rückkehr von Hooligan-Gruppierungen in deutsche Fanblocks beobachtet. Warum ist das so?
DW: Das hängt einerseits mit dem Rechtsruck zusammen, da die traditionellen Hooligan-Gruppen in Deutschland oftmals mindestens rechtsoffen waren. Diese Gruppen waren durch das Aufkommen der zumeist antirassistischen Ultrakultur viele Jahre marginalisiert, trauen sich nun aber wieder aus „ihren Löchern“. Zudem haben sich die sicherheitspolitischen, repressiven Maßnahmen der letzten zehn Jahre im Fußball vor allem auf die Ultragruppen konzentriert und diese damit durchaus auch geschwächt. Das haben nun mancherorts die alten Hoolgruppen für sich zu nutzen gewusst und machen sich seither wieder im Stadion breit, etablieren eine Angstkultur und rekrutieren unter den jungen Fans. 

ÜS: Wie gefällt dir die ämterlose Zeit (keine AfM, FSE)? Was machst du jetzt?
DW: Ich find’s super! Ich habe mir erst mal eine Auszeit genommen und genieße es, im Fußball einfach nur Fan zu sein und mir völlig frei aussuchen zu können, wie ich meinen Tag und auch mein Fansein gestalte. Stillsitzen und gar nix machen ist aber auch nicht meins. Deshalb engagiere ich mich unter anderem ehrenamtlich in der Braun-weißen Hilfe der St.-Pauli-Fanszene und nebenbei noch in zwei europäischen Projekten: Zum einen bin ich in der Projektleitung für eine europäische Wanderausstellung über weibliche Fankultur als einfaches Mitglied von FSE – unter anderem mit Unterstützung des Aktionsbündnisses und des Fanladen St. Pauli. Zum anderen habe ich ganz außerhalb des Fußballs gerade gemeinsam mit Freund*innen einen europäischen Verein mit Namen RISE gegründet. RISE hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, die größte Bibliothek zur Sozialforschung und Geschichte sozialer Bewegungen in Europa zu retten und nächstes Jahr in Hamburg wiederaufzubauen.

ÜS: Na, dann bleibt ja noch Zeit, uns beim Übersteiger zu unterstützen…

//hog


Was ist guter Support

Frauen bewegen

„Frauen bewegen“ ist eine Initiative inspiriert von den weltweiten Women’s Marches des Januars 2017, die Menschen jeden Geschlechts und Alters, jeglicher Herkunft und Rasse, jeglicher Glaubensrichtung und sozialer Hintergründe zusammenbringen möchte, um gemeinsam eine Botschaft der Menschlichkeit an die Weltpolitik zu senden, aber auch der Selbstbestimmung und Wehrhaftigkeit. Wir wollen nicht länger dabei zusehen, wie europa- und weltweit Autokratie und mit ihnen demokratie-, menschen- und dabei besonders frauenfeindliche Positionen an Zulauf gewinnen. Wir wollen dieser Entwicklung rechtzeitig etwas entgegensetzen. 

Frauen sind auf vielfache Weise besonders oft von sozialer Ungleichheit und Menschenrechtsverletzungen betroffen. Wir wollen eine freie und gerechte Gesellschaft, in welcher ALLE Frauen fair und gleichberechtigt behandelt werden. Wir wollen, dass ALLE Frauen frei von Hindernissen in Würde leben und überleben können. Frauenrechte sind Menschenrechte. Wir wollen etwas bewegen.

Wir fordern ein Leben ohne Gewalt jeglicher Form.

Wir fordern faire und gleiche Bezahlung und Karrierechancen.

Wir fordern barrierefreie, gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Teilhabe. 

Wir fordern, unsere sexuelle Orientierung frei von Geschlechternormen leben zu können. 

Wir fordern alle auf, mit uns zusammen für Migration und Asyl als Menschenrecht einzustehen.

Wir fordern alle auf, mit uns zusammen gegen geschlechts- und rassistisch-motivierte Unrechtmäßigkeiten in polizeilichem Handeln und Strafrecht vorzugehen.

Dafür planen wir mehrere Mobilisierungsaktionen. Neben kleineren wie zum Beispiel bei Choreos und Aktionen bei St.-Pauli-Spielen wird es zum Weltfrauentag eine größer angelegte geben:

WO? Lattenplatz (vor dem Knust), Neuer Kamp. 
WANN? 8. März 2017, 18 Uhr – 23 Uhr (Werktag)
WAS? Open-Air-Tanzparty. Bringt eure Freund*innen mit! Die Party ist für alle offen. Gemeinsam und mit Musik protestiert es sich einfach schöner. 

Flyer

Timbos kleine Taktikschule

Heute: Grundformationen

Mit der Beschreibung von Grundformationen ist das so eine Sache. Haben die Bayern unter Guardiola ein 4-1-4-1 oder ein 3-4-3 gespielt? Zählt eine abkippende Sechs zur Viererkette und der aufrückende Außenverteidiger ins Mittelfeld oder gar in den Sturm? Viele Fachleute können mit den Zahlenspielen in der Fußballjournalistik nichts anfangen, geht es doch um das Spielsystem in Defensiv- und Offensivsituationen und davon gibt es weit mehr als das übliche „Mannschaft xx spielt heute im 4-2-3-1.“. Es ist eher so: Nennt einfach drei oder vier Zahlen, die zusammen eine 10 ergeben, fangt mit einer Vier an und ihr könnt euch sicher sein, dass es diese Formation schon einmal im Weltfußball gegeben hat. Einig ist man sich immerhin darüber, dass die Mannschaften ihre Formation während des Spiels variieren, es jedoch zumindest eine Grundformation gibt.

Wenn die eigene Grundformation mit der des gegnerischen Teams verglichen wird, geht es darum, wie viele Spieler*innen im Verhältnis zum gegnerischen Team im Raum verteilt sind. Das Ziel ist einfach: Mit der eigenen Formation soll eine Überzahl in den Fokusbereichen des Spielfelds geschaffen werden. Eine numerische Überzahl führt zwar nicht zwingend zu einem Torabschluss oder einem Ballgewinn, allerdings erhöht sich die Chance enorm. Doch welche Formation ist wann die beste? Wir zeigen die aktuell gängigsten Formationen mit ihren Vor- und Nachteilen.


4-4-2 flach:
4-4-2„Flach“ bedeutet in diesem Fall, dass anstelle einer Raute, wie sie vor zehn Jahren angesagt war (und Bremen 2004 zum Double-Sieger machte), nun eine Doppel-Sechs aufgeboten wird. Dieses System besticht durch Variabilität, birgt aber auch Risiken. Während ein Stürmer durchgehend zentrumsfokussiert agiert, kann der zweite Stürmer als falsche Neun wirken und Räume für nachrückende Spieler schaffen. Meist lösen sich eine Sechs und ein Stürmer horizontal, es kann aus dieser Formation aber auch über das Zentrum aufgebaut werden, wenn die gegnerische Mannschaft nur eine Sechs aufbietet. In der Offensive steht und fällt der Erfolg des Teams mit der Leistung der falschen Neun, da nur diese Räume schaffen kann. Zur Unterstützung werden deshalb inzwischen häufig die äußeren Mittelfeldspieler nach innen gezogen, wodurch den Außenverteidigern eine zentrale Rolle im Spielaufbau zukommt. Gegen den Ball können leicht Pässe nach Außen provoziert werden, anschließend wird gedoppelt, allerdings besteht gegen Teams im 4-2-3-1 eine numerische Unterzahl im Zentrum, welches diesen eine Vielfalt an Möglichkeiten bietet.

4-2-3-1:
4-2-3-1Momentan der Shit in Liga Zwei. Im Offensivspiel können die drei offensiven Mittelfeldspieler bei Ballgewinn sofort in Szene gesetzt werden und sehr variabel verschieben. Eine Sechs kann ebenfalls einrücken, ohne dass bei Ballverlust zu große Lücken entstehen, da die zweite Sechs rückverteidigt. Die Sechsen und die Zehn führen zu enormer Präsenz im Zentrum. Diese muss vom gegnerischen Team, egal in welcher Formation, erst einmal zugestellt werden, was wiederum Räume auf den Außenbahnen ermöglicht, die mit geschicktem Verschiebeverhalten der Zehn in Überzahlsituationen münden können. Nachteilig ist die Einzelbesetzung der Stürmerposition, da dieser positionsgebunden ist und ohne Horizontalbewegungen agiert. Das führt dazu, dass Räume im Zentrum nur schwerlich geöffnet werden können. Einige Teams spielen daher mit einer einrückenden Sechs als Halbstürmer (siehe Rzatkowski 14/15). Im Spiel gegen den Ball sorgen die Sechsen ebenfalls für Präsenz im Zentrum und können auch abkippen, falls die gegnerische Mannschaft zwei Stürmer aufbietet. Die Überzahl im Zentrum führt zwangsläufig zu einer Unterzahl auf den Flügeln, welche nur durch hohe Laufbereitschaft und geschlossenes Verschieben ausgeglichen werden kann.

3-5-2:
3-5-2Eine Formation, die uns in Zukunft häufiger begegnen wird. Das System lässt sich mit einem Wort beschreiben: variabel. Eigentlich ist es eine Frechheit, es 3-5-2 zu nennen, denn je nach Spielsituation ist es ein 5-3-2, 4-4-2, 3-3-4 oder 4-3-3. Die Dreierkette kann variabel durch die äußeren Mittelfeldspieler zu einer Vierer- oder Fünferkette anwachsen, was die Räume stark verengt. Hierbei werden allerdings die Flügel vernachlässigt. Die Unterzahl auf den Flügeln führt dazu, dass den äußeren Mittelfeldspielern läuferisch, taktisch und technisch höchste Qualität abverlangt wird. Ist diese Qualität vorhanden, erfüllt diese Formation alle Ansprüche: Zwei Stürmer besetzen dauerhaft die Tiefe. Das Zentrum ist mit drei Spielern ausreichend besetzt und die letzte Kette kann in Notsituationen aus fünf Spielern bestehen. Die taktische Feinabstimmung muss aber sitzen, ansonsten kann sich die gegnerische Mannschaft durch schnelles Verlagern oder strikt vertikales Umschaltspiel recht einfach in die Gefahrenzone kombinieren. 

4-3-3:
4-3-3Ein tolles System, weil es verwirrende Optionen im Umschaltspiel bietet. Nach Ballgewinn stehen drei tiefe Anspielstationen zur Verfügung, welche die andere Mannschaft bei guten Passläufen in Unterzahl bringen. Durch hohes Verschieben der Stürmer können Räume geöffnet werden. Bei Ballverlust sind allerdings ebenfalls Kontersituationen denkbar, da die hohe Staffelung Probleme in der Rückverteidigung forciert. Der gegnerischen Mannschaft bieten sich bei Ballbesitz das Spiel über die Flügel als auch eine Formation mit zwei Stürmern (da meist nur eine Sechs) an. Das führt dazu, dass die Mittelfeldspieler gestaffelt verteidigen (4-2-1-3 oder 4-1-2-3) Auch hier besteht ein hoher spielerischer und läuferischer Anspruch an die Außenverteidiger, da die Mittelfeldspieler defensiv eng zusammenziehen, um ein Spiel durch das Zentrum zu unterbinden.

4-1-4-1:
4-1-4-1Ebenfalls eine Formation mit Zukunft. Üblicherweise ist die Sechs am Offensivspiel unbeteiligt, der Spielaufbau erfolgt häufig vertikal über die Außenbahnen. Das risikoreiche vertikale Spiel legitimiert sich dadurch, dass zwei Zehner im Zentrum eine optimale Raumaufteilung für das Gegenpressing bieten. Daher sind eigene Ballverluste im Spielaufbau risikoarm und bieten weitere Offensiv-Option, da sofort mit dem Gegenpressing gestartet werden kann. Wenn sich allerdings die Zehner nicht gut im Raum bewegen, wird das Spiel statisch. Sollten die Zehner jedoch eine gute Raumaufteilung und –bewegung zeigen, werden die gegnerischen Ketten auseinandergezogen. In der Defensive bilden sich zwei Viererketten, was ein Doppeln auf den Flügeln ermöglicht. Eine Steuerung des gegnerischen Spielaufbaus ist kaum möglich, jedoch sind sowohl Zentrum als auch Außen ausreichend besetzt. Schwierig wird es nur, wenn das gegnerische Team einen zweiten Stürmer aufbietet oder die Ketten durch Schnittstellenpässe durchbrochen werden, weil die Abstände nicht stimmen.

Auch bei unserem FC wurden in der Hinrunde viele Formationen probiert. Aus dem 4-2-3-1 der Vorsaison wurde ein 4-4-2 und später ein 4-1-4-1, teilweise sogar wieder ein 4-2-3-1. Es wurde deutlich, dass keine der Formationen greift, wenn Laufbereitschaft und taktische Disziplin nicht vorhanden sind und in der letzten Kette die Abstände nicht stimmen. Die richtige Einstellung muss also formationsunabhängig gegeben sein.

timbo


Neues von den Alten

„Back to the roots“ lautet auch bei Mainz 05 und PETAR SLISKOVIC (26) das Motto: Der Stürmer, der zuletzt beim Halleschen FC in der 3. Liga gekickt hatte, kehrt auf Leihbasis zum dritten Mal zu seinem Heimatverein zurück, um dort möglicherweise mit seinen Toren die zweite Mannschaft vor dem drohenden Abstieg in die Regionalliga zu bewahren. Ebenfalls kräftig vom Abstieg aus selbiger Liga bedroht ist der SV Wehen Wiesbaden. Nun zog Chefcoach TORSTEN FRÖHLING (50) die Konsequenz und trat am 6. Februar von seinem Posten zurück – wahrscheinlich kam er damit seinem sich anbahnenden Rauswurf zuvor. Vergleichbar verhielt es sich auch bei FABRICE-JEAN PICAULT (27). Ähnlich dem Gedichtzitat „Halb zog sie ihn, halb sank er hin und ward nicht mehr gesehn“ (Goethe) drängte der FC den Spieler, sich einen neuen Verein zu suchen, den er nach einem Vorspielen Ende Januar prompt auch im US-Team Philadelphia Union aus der MLS (Eastern Conference) fand. Viel Glück, Fafà. Viel Erfolg wünschen wir auch FELIX LUZ (35) und FABIAN BOLL (37), die Ende Januar gemeinsam ihre Trainer-A-Lizenz bestanden haben. Schon ein wenig länger im Trainergeschäft ist inzwischen ANDRÉ SCHUBERT (45), nun aber auch schon wieder ohne Job, nachdem sich Borussia Mönchengladbach am 20. Dezember des vergangenen Jahres von ihm getrennt hatte. Schubert war dort seit September 2015 Übungsleiter. Ebenso geschasst wurde im Dezember ACHIM HOLLERIETH (43): Entlassen wurde er zur Monatsmitte vom abstiegsbedrohten Nordost-Regionalligaaufsteiger FSV Union Fürstenwalde, wo Hollerieth erst zum Juli die Mannschaft übernommen hatte. „Holler“ fiel allerdings weich, denn schon ein paar Tage später unterschrieb er in der selben Liga beim Tabellenletzten TSG Neustrelitz. Neu im Amt ist auch wieder ZLATAN BAJRAMOVIC (37), der seit Jahresende als Co-Trainer unter Karlsruhes neuem Chefcoach Mirko Slomka fungiert. Die beiden Übungsleiter kennen sich aus gemeinsamen Zeiten beim Hamburger SV. Nur knapp einen Monat ohne Anstellung blieb St. Paulis ehemaliger A-Jugendspieler Norbert Meier (58), der nach seiner Beurlaubung Anfang Dezember 2016 beim Bundesligisten Darmstadt 98 bereits Anfang Januar beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern einen neuen Kontrakt unterschrieb. So leicht hat es ROBERT PALIKUCA scheinbar nicht, denn seit seiner Trennung Anfang Dezember als Trainer beim abstiegsgefährdeten Oberligisten TSV Meerbusch, wo er zweieinhalb Jahre amtierte, gibt’s bis heute noch keine neue Perspektive für den 38-jährigen Kroaten. Mehr oder minder war es eine gemeinsame Entscheidung von Coach und Verein, zumal Palikuca aus beruflichen Gründen (u.a. übernahm er mehr Kaderplanungs- und Scouting-Aufgaben bei seinem Arbeitgeber Fortuna Düsseldorf) immer kürzer treten musste. Auch GERALD ASAMOAH (38) ist heute bei seinem Herzensverein administrativ tätig: Im November vergangenen Jahres übernahm er die neu geschaffene Position des U23-Managers bei Schalke 04. Beim SC Eltersdorf (Bayernliga Nord) hat inzwischen BERND EIGNER (44) angeheuert, der zuvor beim Ligakonkurrenten 1. FC Sand als Chef auf der Bank saß. Auch JÖRN GROSSKOPF (50) hat wieder einen Verein gefunden: Nach seiner Entlassung beim Nord-Regionalligisten SV Eichede hat der Coach im Januar nun doch beim Oberliga-Aufsteiger Wedeler TSV unterschrieben. Dort also. wo er eigentlich schon einmal zugesagt hatte, dann aber zu Eichede ging. Dafür rückt DANIEL DOMINGO (40), der zuletzt die Chefrolle inne hatte, ins zweite Glied und wird Großkopfs Assistent. In Wedel unterschrieben hat Ende Januar auch der 20-jährige Stürmer FURKAN PINARLIK, der viele Jahre in der Jugend und der U23 des FC St. Pauli kickte (in der aktuellen Hinrunde sechs Einsätze und ein Tor) und nun auf Wunsch des neuen Trainergespanns bei den Elbstädtern eincheckte. ROBERT SUBASIC (24), ebenfalls ehemaliger U23-Spieler St. Paulis, wechselte in der Winterpause vom Hamburger Oberligisten FC Süderelbe zum Bezirksligisten Croatia Hamburg. Ebenso wie der oben erwähnte Picault war auch ARMANDO COOPER (29) einer der wenigen Spieler beim FC St. Pauli, die vom Verein während einer laufenden Saison freigestellt wurden – Cooper galt im August 2015 zwei Wochen lang als „verschollen“. Eben dieser Cooper schrieb Ende vergangenen Jahres Geschichte, weil er mit seinen starken Leistungen den MLS-Klub Toronto FC als ersten kanadischen Verein bis ins US-Profiliga-Finale beförderte; hier unterlag man allerdings nach Elfmeterschießen den Seattle Sounders. Auch vom 22-jährigen LAURYNAS KULIKAS (28 U23- sowie ein Profimatch für St. Pauli) hatte man sich überall ein wenig mehr versprochen. Nun hat „Laury“ auch bereits wieder Eintracht Norderstedt verlassen, wo er zu Saisonbeginn einen Neuanfang wagte; der gebürtige Kieler Stürmer wechselte im Januar zum Südwest-Regionalligisten TSV Steinbach. Ebenfalls neu orientiert hat sich JULIAN KOCH (26), der während der Wintertransferzeit von Fortuna Düsseldorf an Ferencváros Budapest mit seinem Trainer Thomas Doll abgegeben wurde. Auch ENIS ALUSHI (31) kickt bereits wieder woanders: Auf Leihbasis kehrt er dem 1. FC Nürnberg bis zum Sommer den Rücken, um bei Israels Erstligist Maccabi Haifa gegen den Ball zu treten. Auch MARVIN DUCKSCH(22) ist momentan auf Leihbasis unterwegs: Der FC St. Pauli schickte seinen Stürmer bis zum Saisonende zum Drittligisten Holstein Kiel. Umgekehrt stürmt bekanntlich für uns bis zum Ende der Spielzeit LENNART THY (25), den der FC sich von Werder Bremen geborgt hat. Ganz weg ist zu meinem absoluten Bedauern der erst 19 Jahre alte JACOB RASMUSSEN, der zu Jahresbeginn auf eigenen Wunsch und für kleine Ablöse zu Rosenborg Trondheim wechselte. Abwehrmann Rasmussen war bei St. Paulis U23 mein Lieblingsspieler, in dem ich enormes Potenzial gesehen habe. Ein anderer ehemaliger Hoffnungsträger beim FC St. Pauli, DENIZ HERBER (24) ist mittlerweile in Hamburgs Kreisklasse gelandet: Bei der zweiten Elf von HT 16 soll er mit dafür sorgen, dass der Aufstieg in die Kreisliga glückt. Auch ESAD MORINA (20) war mal so ein Nachwuchstalent, in das im Sommer 2015, als der Spieler aus Hoffenheim ans Millerntor wechselte, viele beim FC St. Pauli hohe Erwartungen setzten. Nachdem der Deutsch-Albaner von unserer A-Jugend dann zum Jahresbeginn 2016 in die Vereinslosigkeit katapultiuert wurde (ich weiß bis heute nicht, warum), unterschrieb der Stürmer und mehrfache Jugendnationalspieler nun im Januar 2017 beim Niederrhein-Landesligisten Rot-Weiß Oberhausen II. Aussortiert wurde auch KEVIN SCHINDLER (28), der noch im Januar von Trainer Torsten Fröhling (s.o.) aus dem Kader des SC Wehen Wiesbaden gestrichen wurde. Selbst aus dem Kader des SC Victoria II freiwillig eliminiert hat sich St. Paulis Ex-U23er DAVID EYBÄCHER (28), der nun nach der Winterpause beim ambitionierten Hamburg-Altonaer Klub FC Teutonia 05 die Abwehr stärken will. Als oberster Jugendkoordinator soll Eybächer dem SC Victoria allerdings erhalten bleiben. Auch MARC LANGE (27) und PATRICK FRANKE (20) kickten dereinst bei unserer U23. Lange wechselte im Januar innerhalb der Oberliga Hamburg vom HSV Barmbek-Uhlenhorst (aka BU) zum SC Victoria. Franke changierte noch im letzten Monat des vergangenen Jahres, nach einem halben Jahr VfB Stuttgart II, zur Hammer Spielvereinigung (Oberliga Westfalen) – Frankes Jugendverein bis zur D-Jugend. JOSEPH-CLAUDE GYAU (24), den der FC St. Pauli 2012/13 von der TSG Hoffenheim ausgeliehen hatte, wechselte zur Rückrunde ablösefrei von Borussia Dortmund II zur SG Sonnenhof Großaspach, nachdem Dortmund zweieinhalb Jahre zuvor noch 120.000 Euro an die TSG zu zahlen hatte. Zum Abschluss, anlässlich des 15-jährigen Jubiläums der Weltpokalsiegerbesieger-Partie vom 6. Februar 2002, noch zwei Protagonisten von damals, die in dieser Rubrik in den vergangenen Jahren nicht mehr vorkamen, mit ihren letzten beziehungsweise heutigen Tätigkeiten: MORTON BERRE kickt 41-jährig immer noch in der dritten norwegischen Liga, wo er für Skeid Oslo aufläuft, und MARCEL RATH, gleichaltrig mit Berre, der noch 2015 für Stahl Eisenhüttenstadt II in der Brandenburg-Liga kickte, arbeitet laut „Kicker“ heute als Kurierfahrer in der Stadt seines Heimatvereins. 

// Ronny

Teilen: