Moin moin, Ihr Leseratten!
Das kalte Winterwetter und die dunkle Jahreszeit sind überstanden. Dass man das noch erlebt, glaubten Mitte Januar nicht viele. Die ewige Dunkelheit in Kombination mit der Winterpause… Eine Herausforderung für uns alle. Der Übersteiger hilft mit Texten für Kopf und Seele!
Die Fortsetzung des Berichts vom Water!Walk sollte ein wenig Wärme in die Herzen bringen. Insbesondere in Kombination mit den Bildern dazu. Timbo klärt in seiner Taktikschule diesmal wenig über Taktik auf, sondern gibt einen Ausblick zur Zukunft der Datenerfassung im Profifußball. Mit zukünftigen Änderungen sehen sich auch die Anhänger des Tottenham Hotspur FC konfrontiert. Ein schmuckes neues Stadion als Chance auf Besserung oder folgt die endgültige Kapitalisierung? Weitere Schmankerl im Heft sind u.a. Artikel zur Tischtennisabteilung, Timo Hildebrandt, Dock Europe und G20. Ansonsten sind mal wieder alle Standard-Rubriken dabei, mit denen wir (hoffentlich) in die sonnige Zeit des Jahres starten.
Zum Abschluss wünschen alle noch den Rothosen ein bisschen Mut und Glück, damit es nach vielen Jahren und erfolglosen Versuchen mal mit dem Abstieg klappt. Niemals aufgeben und dran glauben! Mit der Wahl von Sith-Lord Bernd Hoffmann wurde bereits ein weiterer Schritt zur völligen Zerstörung getätigt. Wir freuen uns aufs Derby!
Eure Übersteigers
Appetite for destruction!
Ni fu ni fa, würde ein Spanier zu der Saison der FC St. Pauli sagen. Nix Halbes und nix Ganzes, also. So wirklich zufrieden sind wir momentan mit den Leistungen der Mannschaft nicht; schließlich sind das doch (fast) dieselben Spieler, die letztes Jahr noch auf dem Rasen gezaubert haben. Wieso läuft es nicht?
Die eklatante Heimschwäche ist ein Grund. Auswärts gehören wir zur Spitze der Liga (An dieser Stelle der Appell an die Fanszene: „Fahr mal wieder auswärts, Digger!“ – es lohnt sich). Erst den dritten Heimsieg des Jahres durften wir gegen die Kieler bewundern. Bedenkt man die ganzen Trauerspiele, welche jahrzehntelang vom FCSP auswärts angeboten wurden, dann müssten wir bei nur drei Dreiern zuhause eigentlich ganz unten rumgurken. Was stimmt hier nicht? Timbo hat es in seiner Taktikschule schon öfter angesprochen; die meisten Mannschaften in der Liga spielen destruktiv. Kein Interesse an Zug zum Tor. Erstmal den Mannschaftsbus am eigenen Fünfer parken und einzelnen Spielern vorne werden von hinten die besten Glückwünsche bei Ballbesitz geschickt. Damit fährt ein Großteil der Liga bisher sehr gut (auch wir). Gegen einen destruktiv spielenden Gegner, ansehnlichen und offensiven Fußball zu spielen, ist genauso gefährlich wie schwierig. Im eigenen Stadion versuchen wir aber nicht aufzutreten wie eine Auswärtsmannschaft. Das hat verheerende Folgen. Die letzte Heimniederlage gegen nicht am Spiel interessierte Darmstädter ist der beste Beweis dafür. Nicht nur, dass es unschön anzusehen ist – es gibt zudem auch noch selten Punkte für uns bei so einem Sonntagsgekicke. Wir sind schlicht nicht in der Lage einen Gegner, auch wenn er auf dem Papier schwächer ist, zu dominieren.
Vor einem Jahr haben wir genau das geschafft. Was fehlt im Vergleich zur letzten Rückrunde? Der kleine Mats und Christopher Buchtmann werden schmerzlich vermisst. Die Stabilität und der Zug nach vorne fehlen insbesondere durch den Ausfall von Buchtmann. Und erst recht fehlt ein Spieler, der den tödlichen Pass (ich bediene mal das Phrasenschwein) spielen kann. Das kann Buchtmann zwar auch, aber niemand aus der aktuellen Mannschaft kann so viel Unruhe und Panik in der gegnerischen Hintermannschaft durch starke Technik und ein Auge für den Mitspieler zur richtigen Zeit sorgen, wie der kleine Norweger. Die Verletzungen beider Spieler im Dezember waren ein brutaler Nackenschlag für den FCSP. In gewisser Weise waren die beiden aber auch vor ihrem Pech schon Opfer der Umstellung auf ein System mit zwei Stürmern. Statt aus einem starken Fünfer-Mittelfeld mit schnellen Außenspielern, agieren wir nun schon fast die gesamte Saison mit zwei Spitzen und vier Spielern dahinter. Schaffen es die Stürmer in diesem System nicht den Ball mit dem Rücken zum Tor anzunehmen, zu halten und zu verteilen, dann sieht man mit einem Vierer-Mittelfeld auf einmal ganz schön alt aus gegen das Umschaltspiel des Gegners.
Im Sturm liegt sicherlich das aktuell größte Problem. “Ball- und Tor- Allagui“ wurde von mir schon im Stadion vernommen. Ein schlicht glückloser Stürmer wird schnell zum Sündenbock gemacht. Sicherlich nicht ganz unschuldig, schließlich mangelt es augenscheinlich an der nötigen Kraft oder dem Willen die Wege im Gegenpressing zu gehen. Auch wenn Ewald mich köpfen würde, würde er denn diese Zeilen lesen; ein Stürmer, der jedes Spiel ein Ding einnetzt, darf meinetwegen durchgehend mit hängenden Schultern am Fünfer rumlungern. Läuft es aber nicht, dann ist mangelnder Einsatz das Letzte, was man sehen will. Oft hat man auch das Gefühl, dass beide Stürmer sich gegenseitig die Laufwege wegnehmen. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit nach gemeinsamer Sommer- und Wintervorbereitung.
Tjoa. „Schiete secht Fiete, de Mors bekiekte“. Bringt uns schließlich auch nicht weiter, jetzt die eigenen Spieler anzupöbeln. Hat sowieso auch noch nie zu einer Leistungssteigerung geführt, wenn man sich ständig anhören muss wie scheiße man spielt. Müssen einige im Stadion noch lernen. Dafür, dass es gefühlt überhaupt nicht so läuft wie erhofft, stehen wir gar nicht so schlecht in der Liga.
Mut machen die letzten Ergebnisse. Zwar wird nicht gerade die Schönheit des Fußballspiels gehuldigt mit unseren Leistungen, doch bei den aktuellen Ergebnissen kann meinetwegen so weiter gespielt werden. Schon komisch, dass trotz wirklich wenig aufbauenden Leistungen noch Tuchfühlung zur Relegation gegen den Dino besteht. Wie kann das sein?
Schauen wir uns mal die Lage der Liga an:
Klassenprimus und Streberkind ist eindeutig der 1. FC Nürnberg. Vor der Saison wurde noch tief gestapelt, wie ein Musterschüler vor Rückgabe der Klausur („wird bestimmt nur ne 4!“), doch nun kommt man schwer aus der Nummer wieder raus. Alles andere als ein Aufstieg wäre eine Enttäuschung. Ähnliches gilt für Fortuna Düsseldorf. Die beiden Mannschaften haben sich immerhin auch schon ein kleines Polster auf den Relegationsplatz aufgebaut. Der Grund dafür ist einfach: Gegen solch eine geballte Spielstärke, wie sie in Nürnberg und Düsseldorf vorhanden ist, kommt man auch mit „Hoch und weit, bringt Sicherheit“ nicht voran. Nebenbei macht die Fortuna ihrem Namen alle Ehre und hat sich da oben auch ein wenig hingewurschtelt. Im Spiel gegen diese Teams gilt: Hat es erst einmal hinten geklingelt und man muss das Spiel selbst machen, dann kommt meist die Walze.
In der Ecke um den Relegationsplatz lungern aktuell 10 Mannschaften rum. Manche werden behaupten, dass das ein Nachweis für die Ausgeglichenheit der Liga ist – ich stelle die polemische These auf, dass die Liga momentan einfach kacke ist. Dass eine Mannschaft, die 11 Spiele in Folge nicht gewonnen hat (Kiel) zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Textes noch auf dem dritten Platz steht, ist ein Armutszeugnis für die anderen Teams in der Liga. Dazu gehört aktuell auch der FC St. Pauli. Es bleibt abzuwarten, welches der Teams noch eine nicht geahnte Form finden und „zufällig“ im Mai um den Aufstieg spielen.
Im Gegensatz zu den Musterschülern und den langweiligen Teams um den Relegationsplatz mit einer 4+, bekommen einige Teams die zu Recht erwartete 5 zurück. In Kaiserslautern und Fürth wird seit Jahren Schabernack mit dem Kader getrieben. Einzig Darmstadt passt dort nicht recht hin. Nach einem Anfall von Mutter-Theresa-Haftigkeit und dem daraus folgenden Dreier am Millerntor, läuft es in Hessen wieder furchtbar. In akuter Abstiegsgefahr befindet sich auch der heutige Gegner.
Braunschweig. Da wären wir. Nach einer Einleitung mit über 6000 Zeichen. Der BTSV ist sowohl Heim als auch Auswärts ein seit Jahren beliebter Gegner. Insbesondere die beiden Dreier in akuter Abstiegsnot bei den „Löwen“ blieben mir dabei in Erinnerung. Thorsten Lieberknecht blieb mit seiner Truppe die ersten sieben Spiele der Saison ungeschlagen. Dabei langweilte es viermal in Folge ein 1-1. Bevor es eine Auswärtsniederlage in Regensburg gab und der Abwärtstrend mit einem 0-2 zuhause (ach, schau an!) gegen den FCSP fortgesetzt wurde. So langsam wird es richtig eng da unten. Da mischen wir uns lieber nicht ein und holen drei Punkte. Forza!
//flippa
Timbos kleine Taktikschule
Big Data im Fußball – Die Suche nach der Fußball-Matrix
Der Fußball erlebt eine krasse digitale Revolution durch die Aufzeichnung von Positionsdaten der Spieler während der Partien. Konservative Medien und Blogs versuchen aus den Massen an inzwischen zur Verfügung stehenden Daten bessere Kenngrößen für die Spielbeschreibung zu entwickeln. Wettanbieter wollen anhand der Daten ihre Vorhersagemodelle verbessern und Vereine wollen damit ihre Mannschaft so gut es geht auf den Gegner einstellen und bestmögliche Transfers tätigen. Wird die Nutzung dieser Daten den Fußball massiv verändern?
Statistiken sind im Fußball ein gern gebrauchtes Mittel um die Stärken und Schwächen von Mannschaften und Spielern zu ermitteln. Doch welche Statistiken sind aussagekräftig genug, um die wirkliche Stärke eines Teams zu beschreiben? Vor wenigen Jahren wurde in der Bundesliga begonnen, die Möglichkeiten der digitalen Revolution zu nutzen: Inzwischen werden hochaufgelöst Positionsdaten aller Spieler erfasst. Bei 25 Kamerabildern pro Sekunde, 5400 Sekunden pro Spiel und 22 Fußballern inklusive Spielgerät ergibt das satte 3,1 Millionen Positionsdaten pro Spiel. Zusätzlich werden über die gesamte Saison etwa 500.000 Pässe, 150.000 Zweikämpfe und 17.000 Torschüsse und 6.000 Ecken und viele weitere Parameter in beiden Bundesligen erfasst. Diese Daten werden den Bundesligisten von der DFL zur Verfügung gestellt. Viele Daten werden komplett automatisch erhoben, allerdings basieren einige Parameter auf subjektiven Einschätzungen. Die Auswertung solcher massigen Datensätze ist ohne Informatik-Hintergrund kaum zu bewältigen. Doch welche Aussagen lassen sich aus solchen Daten überhaupt ableiten?
Fußball – ein hochkomplexer Sport
Andere Sportarten haben es auf dem Gebiet der Spielanalyse leichter. Vor allem wenn sich, wie im American Football oder Baseball, Standardsituation an Standardsituation reiht. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass der erste große Erfolg mit statistik-basierten Spielertransfers im Baseball stattfand. Die Oakland Athletics wurden unter der Leitung von Billy Beane Anfang des Jahrtausends trotz geringem Budget vom Underdog zu einem der Top-Teams der Liga geformt. Und es gibt auch Versuche, Transfer- und Taktikentscheidungen bei Fußballklubs alleine auf Grundlage von Daten zu tätigen. Der Physiker Matthew Benham machte einst ein Vermögen mit modell-basierten Sportwetten. Nun versucht er den FC Brentford in die englische Premier League zu führen. Nebenbei feierte er mit dem FC Midtjylland, quasi sein Nebenprojekt, 2015 den dänischen Meistertitel. Transfer- und Taktikentscheidungen werden bei beiden Klubs maßgeblich von KPIs, sogenannten Key Performance Indikatoren bestimmt. Welche KPIs das genau sind, lassen sich die Verantwortlichen beider Klubs nicht entlocken, der vermeintliche Wettbewerbsvorteil soll erhalten werden. Allerdings: Seit der erfolglosen Teilnahme an der Aufstiegsrunde 2015 dümpelt der FC Brentford im grauen Mittelfeld der zweiten englischen Liga herum. Auch der FC Midtjylland zeigte nach der Meisterschaft, dass die Kurve nicht nur steil nach oben zeigt, ist aber inzwischen wieder dick im Rennen um die dänische Fußballkrone vertreten. Der Erfolg von rein modell-basierten Entscheidungen im Fußball scheint also mindestens schwieriger als in anderen Sportarten zu sein. Zu dynamisch und komplex sind die Spielsituationen, zu situativ und daher wenig planbar die Entscheidungen der 22 Akteure auf dem Spielfeld. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass eine datengetriebene Verbesserung des FC Midtjylland vor allem in Standards deutlich wurde, da diese Situationen im Spiel am besten planbar sind.
Bisherige Statistiken nahezu unbrauchbar
Wo kein einfacher Weg ist, bleibt viel Raum zur Entfaltung: Die Blog-Landschaft zu Fußball-Statistiken, aber auch die Sportwissenschaft können momentan als „El Dorado“ für neu entwickelte Kenngrößen bezeichnet werden. Die Positionsdaten sind je nach Anbieter um verschiedene Parameter ergänzt. Nahezu wöchentlich werden neue Kenngrößen für die Beschreibung der Qualität von Mannschaften und Spielern in den Ring geworfen. Es werden verschiedene Datensätze miteinander kombiniert, modelliert, gewichtet und interpretiert. Interessenten für Kenngrößen, die die Qualität von Spielern oder Mannschaften beschreiben, gibt es viele. Zum einen möchten die Wettanbieter ihre Vorhersagemodelle präzisieren. Die Vereine haben großes Interesse an der Weiterentwicklung der Spielanalyse mittels Positionsdaten und weiterer Parameter. Ganz grundsätzlich sind die deutlichsten Veränderungen durch die Analyse großer Datensätze in den Klubs im Scouting zu erkennen. Dank der Datenanalyse können tausende von Spielern in kurzer Zeit miteinander verglichen werden ohne dass die Scouts rund um den Globus reisen und unzählige Spiele im Video anschauen müssen. Das spart enorme Kosten in den Klubs und führt zu einer viel höheren Effektivität. Die Menge der Daten muss nur erst einmal verarbeitet werden. Manchester City, besser bekannt als König Protz des Fußballs, machte die Positionsdaten seinen Fans zugänglich um aus den Unmengen an Daten die relevantesten herauszufiltern. Kaum eine Rolle spielen hingegen die von vielen Medien geliebten Statistiken wie die reinen Laufstrecken, die Ballbesitzverhältnisse, Passquoten und Zweikampfwerte. Selbst das reine Torschussverhältnis ist ohne die Nutzung weiterer Parameter nur bedingt aussagekräftig. Viel mehr Aussagekraft können diese Daten aber dann liefern, wenn sie gekonnt mit den Positionsdaten kombiniert werden.
Es gibt erfolgreiche Pässe und erfolgreichere Pässe
Klar, ein Pass ist dann gut, wenn er beim Mitspieler ankommt. Aber es ist einleuchtend, dass ein erfolgreicher Pass qualitativ höher bewertet, wenn er tief in der gegnerischen Hälfte an den Mitspieler gebracht wird im Vergleich zu erfolgreichen Quer- oder Rückpassen. Als Beispiel dient das ehemalige Duo in der Innenverteidigung des BVB, Mats Hummels und Neven Subotic. Hummels ist bekannt für seine Weltklasse im Aufbauspiel, Subotic eher wegen seines guten Stellungsspiels und Zweikampfverhaltens. Die bessere Passquote wies jedoch meist Subotic auf. Eine Auswertung der gespielten Pässe ergab, dass Hummels eher risikoreiche tiefe, Subotic eher risikoarme Quer- und Rückpässe spielte. Durch das höhere Risiko ergab sich eine schlechtere Passquote bei Hummels, wenn er die tiefen Pässe aber an den Mitspieler brachte, sorgte diese Spieleröffnung meist für Torgefahr. Ein erfolgreich gespielter Pass ist daher unterschiedlich zu bewerten, je nachdem wo auf dem Spielfeld und unter welchem Gegnerdruck er gespielt wurde. Der ehemalige Fußballer Stefan Reinartz hat mit seinem Kollegen Jens Hegeler den „Packing“-Ansatz entwickelt. Hierbei wird anhand der Positionsdaten berücksichtigt, wie viele Gegner mit Pässen erfolgreich überspielt werden. Ungekrönter König dieser Statistik ist Toni Kroos, der deshalb unlängst gehaltsmäßig mit Flügelflitzer Gareth Bale und Real-Größe Sergio Ramos auf eine Ebene gehievt wurde, obwohl es seinem Spiel an spektakulären Elementen mangelt.
Für Vereine ebenfalls interessant sind Visualisierungen der gespielten Pässe, die in Kombination mit den Positionsdaten erstellt werden können. Diese Pass-Graphiken zeigen selbst in vereinfachter Form die wichtigsten Passwege von Teams an. Eine Analyse also, die im Videostudium Stunden und Tage frisst. Die zentralen Passwege des Gegners können so recht schnell analysiert und je nach Matchplan zugestellt oder als Pressingsignal genutzt werden. Besonderes Augenmerk legen Spielanalysten auch auf die Abstände zwischen den Ketten oder zwischen Abwehr und Mittelfeld. Lässt sich aus der Analyse erkennen, dass ein Außenverteidiger immer länger braucht bis er beim Verschieben mit ins Zentrum einrückt, so ist eine potenzielle Lücke im massiven Abwehrverbund aufgedeckt, die bespielt werden kann. Auch hierbei kann die Analyse aufgrund der Positionsdaten wesentlich schneller durchgeführt werden.
In Zukunft „expected Goals“ statt einfacher Torschussverhältnisse?
Der „Poster-Boy“ der modernen Fußball-Statistik sind zweifelsohne expected Goals, auf Deutsch auch verdiente Tore genannt (kurz xG). Während in die übliche Torschuss-Statistik alle abgegebenen Torschüsse gleichermaßen eingehen, werden hier die einzelnen Torschüsse mit Zahlen zwischen 0.01 und 1 gewichtet, mit niedrigen Zahlen bei Torschüssen die statistisch selten und hohen Zahlen bei Torschüssen, die häufig zu Toren führen. Ein Elfmeter wird z.B. mit 0.75 bewertet, da 75% aller Elfmeter zum Torerfolg führen. Um die Wahrscheinlichkeit eines Tores durch einen Torschuss zu berechnen, werden eine Menge Daten benötigt. Zum einen die Positionsdaten, um zu erkennen aus welcher Position geschossen wurde. Zum anderen werden Daten zu anderen Torschüssen benötigt, um die Wahrscheinlichkeit des Torerfolgs von Torschüssen aus bestimmten Positionen zu berechnen. Aus einem Torschussverhältnis von 25:13 ergibt sich so ein xG-Verhältnis von 1.5:1.7 (wie beim 3:1 Auswärtssieg des FCSP bei der SGD). Wenn also ein Team aus allen Rohren feuert, sich aber auf Fernschüsse beschränkt, so wird die konservative Torschuss-Statistik in die Höhe schnellen. Der xG des Teams bleibt jedoch gering im Vergleich zu einem Team, das sich wenige, aber dafür „100-Prozentige“ herausspielt. Die expected Goals stellen daher ein aussagekräftiges Tool zur Beschreibung der Tore dar, die ein Team anhand seiner Torschüsse verdient hätte und daher ein Indikator für die Stärke eines Teams. Es gibt aber einen Nachteil bei der Datenaufzeichnung: xG-Modelle kommen nicht ohne menschlichen Input aus. Für die Beurteilung der Qualität einer Torchance ist nämlich mehr als die Position der Spieler notwendig. Es müssen auch die Qualität der Vorlage und der Gegnerdruck während des Torschusses bewertet werden, denn ein halbhoch und scharf gespielter Ball ist sehr viel schwerer zu verwerten als ein perfekt getimter Flachpass und umzingelt von mehreren Gegenspielern ist ein Abschluss ungleich schwieriger als wenn man allein vor dem Tor steht. Besonders aussagekräftig bezüglich der Stärke eines Teams werden die xG-Werte, wenn diese mit erfolgreichen Pässen im gegnerischen Drittel kombiniert werden, wie es die Pioniere der xG-Modelle vom Fußball-Blog 11tegen11 machen. Hierbei werden angekommene Pässe tief in der Hälfte des Gegners gezählt. Diese nicht-schuss-basierte Kenngröße fließt bei einigen anderen xG-Modellen (es gibt inzwischen unzählige) bereits mit in die Ermittlung des Wertes ein.
Da mit xG-Werten eine Kenngröße entwickelt wurde, die die Qualität der Torchancen zueinander vergleicht, kann auch die Qualität der Protagonisten zueinander verglichen werden. Es kann bestimmt werden, wie viele Tore ein Stürmer anhand seines individuellen xG-Wertes hätte erzielen müssen, wie viele Tore mehr oder weniger man sich dank des eigenen Torhüters fängt und zu welcher Chancenqualität die Torschussvorlagen einzelner Spieler führen. Es ist zu erwarten, dass, sobald es einen haltbaren Konsens über die Eingangsvariablen der xG-Modelle gibt, die xG-Werte die bisherigen Torschussstatistiken in der medialen Berichterstattung ersetzen, vorausgesetzt, die Dateneingabe wird weiter automatisiert.
Tore nach Ecken fallen statistisch je Team
nur alle 15,4 Spiele
Die Positionsdaten können aber noch viel mehr als mit ihrer Hilfe die Qualität von Pässen und Torschüssen zu beurteilen. Die Forscher Jürgen Perl aus Mainz und Daniel Memmert aus Köln haben mit ihrer Firma „soccer“ verschiedene Algorithmen entwickelt um aus den Positionsdaten die taktischen Muster der Angreifer und Verteidiger automatisch zu erkennen. Hierbei kann unter Hinzunahme anderer Parameter wie Ballgewinn oder Torschuss ermittelt werden, welche taktischen Muster gegen welche Formationen effektiv sind. Die Kenntnis darüber ist elementar, da die Teams inzwischen ihre Formationen mehrmals während eines Spiels je nach Spielsituation und Spielstand anpassen. Ein weiterer Ansatz der beiden Forscher basiert auf Voronoi-Zellen, einem Analyseansatz zur Unterteilung von Räumen in Sektoren. Hiermit kann sekündlich auf dem Spielfeld die Raumkontrolle beider Teams errechnet werden, also die Bereiche, in denen ein Spieler schneller als die Gegenspieler einen Pass erreicht. Die Raumkontrolle in Kombination mit Ballkontrolle ergibt dann die Spielkontrolle. Diese Art der Spielanalyse stellt die Schnittstelle zwischen Fußballverstand und Informatik dar. Der Bedarf an solch speziell ausgebildeten Spielanalysten ist so groß, dass das Fach „Spielanalyse“ inzwischen in Köln studiert werden kann.
Fernab der großen Datenmengen sind mit verschiedenen Analyse-Werkzeugen viele weitere Erkenntnisse möglich. Beispiele? Es wurde z.B. errechnet, wann bei eigenem Rückstand Einwechslungen am sinnvollsten sind (1.Wechsel vor der 58.Minute; 2.Wechsel vor der 73.Minute und letzter Wechsel vor der 79.Minute) und dass Ecken vollkommen überbewertet werden (im Schnitt erzielen Teams nur alle 15,4 Spiele ein Tor nach einer Ecke). Der AC Mailand erlangte mit seinem „Milan Lab“ bereits vor etwa 10 Jahren Berühmtheit. Unter anderem mittels neuronaler Netze wurde versucht, die Verletzungen der eigenen Spieler zu minimieren und es konnten so im Jahre 2008 etwa 90% der Verletzungen ohne Fremdeinwirkung verhindert werden.
Die Diskussion um die Nutzung dieser Datensätze für taktische Zwecke ist hochemotional. Kürzlich sorgte Ex-Kicker und Ex-TV-Experte Mehmet Scholl mit heftiger Kritik an der Generation „Laptop-Trainer“ für Aufsehen. Er monierte, dass Jugendspieler keine Hinweise mehr bekämen, warum Pässe oder Dribblings nicht gelingen, stattdessen aber „18 Systeme rückwärts furzen“ könnten. Eine ganze Reihe von Experten und Spielern äußert sich daraufhin in die entgegengesetzte Richtung. Allerdings können diese Experten nicht leugnen, dass alle Analyse eben nur dann sinnvoll ist, wenn es letztlich zum Erfolg, also zu Toren führt. Doch gerade hier gibt es einen gewaltigen Haken, wie Martin Lames von der TU München herausgefunden hat: Etwa 45% aller Tore kommen eher glücklich zustande. Glücklich bedeutet in diesem Fall, dass der Ball entweder abgefälscht wurde oder unter Zuhilfenahme von Latte oder Pfosten oder aus großer Entfernung den Weg ins Tor gefunden hat. Das Toreschießen selbst kann also getrost mit dem Würfeln verglichen werden. Ziel von Analysten, Trainern und Sportdirektoren sollte es also sein, die großen Datensätze so zu nutzen, dass man häufiger würfeln darf als der Gegner.
//timbo
Mehr als nur Wasser und ein Verein auf St. Pauli
Der Kosmos von Viva con Agua
Der Verein
Viva con Agua e.V., 2005 erdacht, 2006 gegründet, Non-Profit-Organisation mit dem Zweck allen Menschen weltweit Zugang zu sauberem Wasser und Sanitärversorgung zu ermöglichen, Sitz in St. Pauli (Neuer Kamp 32), Ortsgruppen (Crews) in mehr als 50 deutschen Städten, eigenständigen Vereine in Spanien, Österreich, Schweiz, Niederlanden, Uganda, Vereinsvorstände sind Arne Giessel (1./Marketing Manager Augsburger Aktienbank), Christian Vartan (Geschäftsführung Flugzeugbauunternehmen / Vartan Product Support GmbH), Bejamnin Adrion (ebenfalls Geschäftsführer und Ex-Profifußballer). Der e.V. hält 20 Prozent an der VcA Wasser GmbH.
Die Gründer
Die Welthungerhilfe und Benjamin Adrion, 36, Sohn des Fußballtrainers Rainer Adrion/sportlicher Leiter U17 bis 23 VfB Stuttgart), nach dem Wintertrainingslager aus Kuba, wo das Hilfeprojekt in dortigen Kindergärten startete, ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, spielte zuletzt bis 2008 bei St. Pauli II.
Die Stiftung
Viva con Agua Stiftung, gegründet 2010 (von Bela B., Mark Tavassol, Marcel Eger, Renate Eger) ist Inhaberin aller Markenrechte an Viva con Agua, Vorstand sind Tobias Rau (1.), Michael Fritz und Mark Tavassol, hält 40 Prozent der Gesellschaftsanteile an der VcA Wasser GmbH und der Goldeimer GmbH (gemeinsames Toilettenpapierprojekt mit BUDNI, 20 Cent/Packung gehen an VcA wg. besserer Sanitärversorgung und Hygiene), Spendenertrag der Stiftung 2016 (letzter vorliegender Jahresabschluss) ca. 750.000 Euro, 60.000 Euro Einnahmen aus wirtschaftlichem Geschäftsbetrieb.
Die GmbH
gegründet Ende 2010, verkauft das VcA Mineralwasser in Flaschen (2015 ca. 13 Millionen/Umsatz ca. 820.000 Euro/Gewinn ca. 500.000 Euro), der e.V. ist mit 20 Prozent beteiligt, 40 Prozent liegen über die VcA Beteiligungs GmbH & Co. KG bei privaten Investoren (FC St. Pauli, Husumer Mineralbrunnen, Apple Grafic Gruppe, Folkert Koopmanns, Frank Otto), 40 Prozent bei der Stiftung, Lizenznehmer in der Schweiz ist die Goba AG.
Das Wasser
kommt von der Husumer Mineralbrunnen (Lizenznehmer) für Norddeutschland, eine Quelle, eigentümergeführtes Privatunternehmen, Standort Husum, ca. 100 Mitarbeiter, und von der Privatbrauerei und Mineralbrunnenbetrieb H. Egerer, Sitz Großköllnbach, Lizenznehmer für Süddeutschland und Österreich, zwei Quellen, Familienbetrieb in der vierten Generation, plus Goba (Schweiz), Appenzellerland, eine Quelle, rund 60 Mitarbeiter, Familienbetrieb in dritter Generation.
Die Projekte
immer mit strategischen Partnern wie der Welthungerhilfe und nationalen Organisationen, aktuell drei Wasserprojekte in Äthiopien, eins Nepal, eins Uganda, eins Ruanda, kleine und große Aktionen (z.B. Millerntorgallery) in mehr als 55 deutschen Städten.
Mittelverwendung
Stand Januar 2018 (eigene Angaben) fließen 71 Prozent der Spenden (nicht Gewinne der Wasser GmbH) in Auslandsprojekte, 13 Prozent Inland, 10 Prozent Verwaltung, 6 Prozent Öffentlichkeitarbeit.
Die Auszeichnungen
Bundessieger start social, Ausgewählter Ort im Land der Ideen, der Echo für soziales Engagement, Utopia Award, Bundesverdienstkreuz am Bande, taz-Panter-Preis, German Design Award (Goldeimer).
The Football Walk! For Water 2017
Wir hatten schon im letzten Übersteiger einen Bericht vom Water! Walk 2017 im Heft. Da in Ostafrika aber so viel geschehen ist, jetzt die Fortsetzung:
Da walkt er nun dahin, der Wanderzirkus von Viva con Agua. 533 Kilometer von Kigali (Ruanda) über die Grenze nach Kampala in Uganda. 28 Walker*innen, die sich für Verständigung und „Sauberes Wasser für Alle“ einsetzen und dafür bis zu 38 Kilometer am Tag bei bis zu 33 Grad durch Ostafrika wandern. 135 gezählte Blasen an den Füßen holten wir uns dabei, tausenden von Kindern haben wir zugewunken.
Nebenbei wurde dann auch noch morgens vor dem Walk oder abends nach dem Walk an Schulen und Universitäten Fußball gespielt. Meistens gewannen die Schüler und Studenten aus Uganda, aber darum ging es uns gar nicht. Das gemeinsame Spiel war das Ziel und die Vermittlung unserer Botschaft: sauberes Wasser für alle – auch für das Händewaschen nach dem Toilettengang.
Aber wie soll das funktionieren, wenn es kein fließendes Wasser gibt – schon gar nicht auf den teilweise verseuchten Plumpsklos, wo logischerweise auch keine Waschbecken vorhanden sind? Die Wasserkanister oder der Brunnen stehen meistens hunderte von Metern entfernt – viel zu weit weg, um sich dorthin zu bemühen. Aber selbst in der Hauptstadt Kampala, wo es zumindest Waschbecken gibt, werden sich selten die Hände gewaschen, so meine Beobachtung auf den Männertoiletten.
Und so waren wohl auch unsere mitgebrachten Sticker, die den Kreislauf beim Händewaschen aufzeigen, etwas weit vorgegriffen. (Foto Händewasch-Sticker) Sie wurden an Schulen, Universitäten, auf vorhandenen Toiletten verteilt und manchmal sogar auf Autos in Kampala gesehen. (Foto Sticker auf Auto)
Walking to Kampala
Ich steige erst beim letzten Drittel zu den Walkern dazu, in Kibaale in der Region Rakai. Für etwa 180 Kilometer vom Kampala aus benötigen meine Mitstreiterin Hanna, unser Fahrer Calvin und ich acht Stunden. Es ist kurz vor 24 Uhr, als wir das Camp erreichen und die Truppe mit einem erleichterten „Moin Moin“ begrüßen können. Schnell merke ich, dass ich Gruppenopa bin mit mindestens 12 Jahren Altersunterschied. Das wird mir auch beim Walken klar. Die Truppe ist eingelaufen und abgestimmt, den ersten Tag beende ich nach 15 Kilometern mit Krämpfen und Erschöpfung bei 30 Grad, die restlichen 13 Kilometer fahre ich auf dem offenen Polizeiwagen mit (Foto). Einen tollen Überblick habe ich von hier über die grüne kultivierte Landschaft. Hier wächst alles: Mango, Jackfrucht, Tomaten, Mais, Zuckerrohr, Bananen … und was für einen tollen, frischen Geschmack die Früchte haben! Hier ist Budduu-Gebiet – gerüchteweise soll noch immer Gruppen geben, die Männer fangen, opfern und essen. Wir kommen aber problemlos durch und werden ohnehin von einer Polizei-Crew rund um die Uhr begleitet.
Die chinesischen Armeezelte für unsere Küche und zum Essen werden zuerst aufgebaut, damit unsere ugandischen Köche unser Frühstück und Abendessen zubereiten können. Die Begleitcrew mit Maren, Raliza, Lutz und Rebelzer fährt unser Gepäck, Paul bereitet 1.000 Liter Wasser für unseren Trink-, Koch- und Duschbedarf auf. Auch einen Kühlschrank haben wir für unser Abendbier im „Kanaster“ dabei. Dieser wird mit einem Generator betrieben, bei dem wir auch unsere Handys aufladen können. Luxus pur, da es ganze Dörfer hier ohne Strom und frisches Trinkwasser gibt.
Wir erreichen die Hana International School Uganda (HISU) in Nsangi, eine muslimische „Luxusschule“ hier in Uganda. Beim Toilettengang kann ich auf einen kleinen See blicken, das Plumpsklo hat fließendes Wasser und wir dürfen sogar in einem Swimmingpool baden. Die abendliche Vorstellungsrunde mit unseren Anliegen und Gesprächsaustausch mit den Schüler*innen ist sehr kompakt. Alle wollen so viel über uns wissen, dabei sind die Menschen in Uganda eher zurückhaltend, ja eher ängstlich, wenn sie mit Mzungus („fremden Weißen“) sprechen. Die Zeit ist viel zu knapp, ein Tag/Abend reicht nie aus.
Am nächsten Morgen spielen wir vor 1.500 Schüler*innen gegen die Schulmannschaft unser viertes Fußballspiel auf dieser Reise. Unsere FC-St.-Pauli-Fahne wird geschwenkt, Lieder gesungen – danke Raliza, Paul und Moritz – und viele Kinder, die noch nie Weiße gesehen haben, kommen, um uns zu berühren, zu knuddeln und uns zu begutachten. Gänsehaut und Tränen vor Rührung in meinen Augen. Benny Adrion, ehemaliger FCSP-Spieler, Gründer von VcA und Organisator vom Walk, schult uns in Taktik, die einheimischen Jungs sind uns aber trotzdem überlegen.
Beim Spiel an der ruandisch-ugandischen Grenze im Flüchtlingsgebiet in der Nakivale Secondary School kam es beim 1:1 zum Spielabbruch, als ein heftiger Sturm aufzog und einige Zelte wegflogen. Hier wurde gespielt in den Trikots der Traditionself, gesponsert vom Fanladen St. Pauli, und den Trikots vom Indoor-Cup, gesponsert vom HSV-Fanprojekt (Foto).
Auch alle weiteren gesponserten Shirts, Stutzen, Taschen, CDs, DVDs, Bücher, Sticker und Feuerzeuge kamen sehr gut an, besonders nach Stickern waren alle verrückt. Danke für die Spenden an: Fanladen St. Pauli, HSV-Fanprojekt, Fanräume e.V., 1910 Museum, USP, Kiezkieker, Marathonabteilung FCSP, Tuncay von Ölene Kadar und Der Übersteiger.
In Masaka, wo wir zwei Tage Rast machten, lerne ich das Moroto Namalu Projekt aus Dänemark (cildcare.dk) kennen, welches Fußballtraining und Schulunterstützung leistet. Es kommen immer wieder dänische Profi-Fußballer hierher, um das Projekt zu unterstützen.
Living Hope
Hier lerne ich auch Lenny kennen, Lehrer aus München, der ein halbes Jahr die Schule in Kyamukama, 40 km von Masaka entfernt, mit dem Projekt Living Hope Uganda von Pater John unterstützt (http://livinghopeuganda.org/). Er erzählt mir von der dramatischen Wasserlage dort. Die Schüler*innen müssen fünf Kilometer gehen, um halbwegs frisches Wasser aus einem anderen Brunnen pumpen zu können, da ihr eigener Brunnen verseucht ist (Foto verseuchter Brunnen).
Ich versprach ihm, Kontakt zu VcA herzustellen, und lud ihn nach Kampala ein, um an der Gründungsfeier von VcA Kampala und dem Festival „We love Uganda“, einer etwas abgespeckten Form der Millerntor Gallery St. Pauli, teilzunehmen. Lenny ist tatsächlich nach Kampala gekommen und die ersten Untersuchungen und Planungen für einen neuen Brunnen in Kyamukama sind abgeschlossen.
Sports Club Villa Masaka vs Express FC Kampala
(Red Eagles)
Ich sitze in einem Café in Masaka und trinke eine Cola. Diese Stadt wurde 1979 von tansanischen Truppen fast vollständig zerstört, als der Diktator und Menschenschänder Idi Amin endlich vertrieben wurde. Die Stadt ist mit 80.000 Einwohner*innen Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts. Es fahren drei Kleinbusse vorbei, mit Fahnen und Vuvuzela-Getröte. Ich frage meinen Tischnachbarn, ob hier ein Fußballspiel stattfindet. Bushir antwortet mir, er will gleich ins Stadion, ob ich ihn nicht begleiten möge. Gesagt getan. Ich lade ihn für 10.000 Schilling, umgerechnet 2,80 Euro, ein. (Foto Stadion). Wir sind drin, der Ordner zeigt vehement auf einen Stuhl, ich denke, ich muss meinen St.-Pauli-Rucksack leeren, aber nein, ich soll meinen Stuhl für den Sitzplatzbereich mitnehmen. Keine Kontrolle. Bier gibt es nicht zu kaufen, aber dafür Erdnüsse – 30 Cent die eingeschweißte Tüte, noch eingepackt in ihre Haut, die man aber gut mitessen kann, lecker. Plötzlich ein heftiges Wortgefecht in Ugandisch – die erste Sprache nach der Amtssprache Englisch – zwischen Fans von Masaka und Fans von Kampala. Oh, jetzt gibt es doch noch richtig Stress, dachte ich. Dann stellt sich raus: Es ging um eine Wette, wer denn heute gewinnt. Ja, das ugandische Temperament ist manchmal nicht zu bändigen, deshalb stehen wohl in der Feldarena, gefüllt mit geschätzten 2.500 Besucher*innen, rund 20 Armeeangehörige mit Schnellfeuergewehren. Armee oder Polizei bewachen übrigens alle größeren Veranstaltungen in Uganda.
Das Spiel war nicht sehr begeisternd, glich FCSP gegen Aue und in der letzten Minute schoss Kitate von Masaka noch das Siegtor. Kitate wurde dann auch als Matchwinner mit einem Pokal geehrt (Foto). Aber die Fans aus Kampala machten das gesamte Match so geile Musik, mit Trommeln und Gesängen, dass wir uns zu ihnen stellten. Wir wurden herzlich aufgenommen und Bushir kannte sogar Leute hier. (Foto) SC Villa steht zurzeit auf Platz eins in der Azam Uganda Premier League, Express FC Kampala auf dem vorletzten Platz 15.
Danke AFM-Radio
Das AFM-Radio war die einzige Möglichkeit in Uganda etwas über die Spiele unseres FCSP zu erfahren, plus WhatsApp natürlich. Damit bekam ich aus Bielefeld die katastrophalen Zwischenstände und sogar Videos zugesendet. Gegen Fürth mussten wir in Kampala mit anhören, wie es weiter bergab ging. (Foto) Ich hatte in ganz Kampala Sportsbars, Goethe-Zentrum und sogar die deutsche Botschaft mit dem Boda (Mopedfahrer) angefahren und angefragt, aber keine deutsche 2. Liga. Hauptsächlich die Premier League aus England wurde gezeigt, Jürgen Klopp habe ich auf dem Bildschirm häufiger live gesehen.
Dutzende Projekte
Es waren aber nicht nur die Walker*innen unterwegs in Uganda. Eine weitere Projektgruppe bestehend aus 25 internationalen Menschen fuhr 380 Kilometer von Kampala nach Karamoja und Moroto. Dort besuchte sie drei Brunnen und WASH-Projekte, die in Zusammenarbeit mit der Welthungerhilfe gefördert werden. Laut Google sollte die Fahrtzeit 8,5 Stunden betragen, umgerechnet in ugandischer Zeit waren es dann 15,5 Stunden.
Und im Design Hub Kampala liefen die Vorbereitungen für „We Love Uganda“ auf Hochtouren. Künstler*innen wie Jobray Writer, Deestreet, Papa Shabani, Caspar, Caro und Bobbie Serrano verschönerten diesen Ort mit ihren Bildern, Wandmalereien und Kunstwerken. Diese wurden teilweise sogar aus Hamburg eingeflogen und brachten immerhin runde 5.000 Euro an Spenden. Drum herum gab es hunderte kleiner Projekte wie Tanzworkshops, Fortbildungen im Social Marketing sowie eine Studio-Aufnahme der EP von VcA mit den hier international spielenden Musiker*innen, die weiter unten nochmal aufgelistet werden.
Auch der Break-Fast-Jam (Foto), die sogenannte Auftaktveranstaltung zu WLU, ein zweitägiger Rap- und Hip-Hop-Zirkus mit echter internationaler Jury, war sehr beeindruckend. Fahadi, ein Teilwalker wie ich, gewann die Competition mit überwältigender Mehrheit. Fahnen von Viva con Agua und des FC St. Pauli immer dabei!
Goethe-Zentrum Kampala
Mit Alice, Sängerin von Chefboss, fahre ich ins Goethe-Zentrum Kampala. Dort treffen wir tolle Menschen aus Uganda, die sich selbst deutsch beigebracht haben und dann das Zentrum gründeten. Eine Nacht vorher waren wir hier schon zufällig auf einer stimmungsvollen Party auf dem Dach, mit Blick über das nächtliche Kampala. Wir übten den Chefboss-Song „Träume“ ein und sangen und performten mit den Worten „Ich schau zum Himmel, nimm die Hände hoch, um mir ein Haus in den Wolken zu bauen. Unsere Freiheit ist grenzenlos…“ diesen gemeinsam. Danach brachen alle Grenzen. Die „Deutschstunde“ im Goethe-Zentrum ist sehr intensiv. Alice fragt nach den Träumen der Menschen hier: „Freiheit für mich, Uganda und die Welt“, „dass die Polizei nicht so viel verbietet“ oder „Flugzeuge, um schnell überall hinzukommen“ lauteten einige Antworten, aber auch ein guter Job und viel Geld wurde gewünscht. (goethezentrumkampala.org)
Dann wurde es Zeit, aufzubrechen und sich auf die Millerntor Gallery im Design Hub vorzubereiten.
We love Uganda – Millerntor Gallery Kampala
Das Design Hub im Industrieviertel Kampalas wirkt wie ein kleines internationales Dorf in der Stadt. Multinationale Menschen gehen hier ein und aus. Es werden Workshops in Kunst, Kultur, Unternehmensgründung und IT angeboten, regelmäßig finden Konzerte statt. Hier bauen wir seit Tagen die Kunstausstellung der Millerntor Gallery auf, die Konzertbühne, die Verkaufszelte und die Tische für das reichhaltige Büffet, welches die Küchencrew vom Walk zusammenstellte. Ich hatte sehr viele Ugander*innen eingeladen, aber 5.000 Schilling sind in Uganda eine Menge Geld. Dennoch war das Hub sehr gut gefüllt, auch wegen der international-afrikanischen Stars, die dort auftraten, beispielsweise African Talent Group, Maro, Octopizzo, Byg Ben, Ladyslike, Do Nesta, Sylvester Kabombo, der bezaubernden Angell Mutoni, Scooter Beetbox, Batalo East, Jora MC und den deutschen Chefboss. Die Stimmung war grandios. Überhaupt ist die Musik vom afrikanischen Kontinent voll am Durchbruch. Musikrichtungen wie Afro-Trap, Hip-Hop und Rap bestimmen zurzeit die Musikszene. Europa rückt zumindest musikalisch näher an Afrika heran.
Kampala Futsal Arena
Das Festival ist vorbei, wir haben alle reichlich gefeiert. Aber es ist noch nicht zu Ende mit dem Fußballspielen bei 30 Grad im Schatten. Wir treffen uns in der Kampala Futsal Arena, Kyambogo Road zum Spiel VcA Kampala vs. VcA international. Die Boda-Fahrer kennen es nicht, aber Google Maps führt uns über Umwege tatsächlich dorthin. Der Fahrpreis erhöht sich drastisch von 1,50 Euro auf 4 Euro, aber irgendwann sind wir dort.
Der ehemalige Nationaltorhüter Timo Hildebrand (Interview in diesem Heft) unterstützt uns. „Wir sind verrückt, bei 33 Grad hier Fußball zu spielen“, waren seine Worte, „aber das tolle Feeling beim Mitsingen der beiden Nationalhymnen möchte ich nicht missen.“ (Foto) Ich halte gerade mal drei Minuten durch, bis Benny mein durchgeschwitztes Trikot erhält und eingewechselt wird. Das hatte zur Folge, dass wir endlich einmal 3:2 gewinnen konnten, auch mit einem genialen Tor von Shayli mit seinen Dreadlocks. Nach dem Spiel gab es noch reichlich Getränke und Geplauder über Fußball. Fußball verbindet – auch hier.
Webale, danke schön Uganda, Viva Con Agua, dass ich dieses einmalige Erlebnis mitmachen konnte.
Wir alle wollen helfen, damit Schulkinder in Uganda und überall auf der Welt morgens zur Schule gehen, sauberes Trinkwasser trinken, um dann glücklich am Unterricht teilnehmen zu können.
vivaconagua.org/waterwalk
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NEUES VON DEN ALTEN
Zuletzt kickte MARCO GRUSZKA (42) als Spielertrainer bei SuS Merklinde (Kreisliga A in Westfalen). Der Defensivmann, der Anfang/Mitte der 2000er-Jahre beim FC St. Pauli gespielt hatte, ist seit der Saison 2016/17 nur noch als Trainer der Spvg Blau-Gelb Schwerin aus Castrop-Rauxel in der dortigen Fußball-Bezirksliga aktiv. Wieder tätig ist auch THOMAS SEELIGER (51), der bis Oktober 2016 beim Regionalligisten Eintracht Norderstedt als Chefcoach das Zepter schwang: Seit September 2017 ist der gebürtige Sauerländer Nachwuchskoordinator und Coach der U23-Oberligaelf des Regionalligisten SC Weiche Flensburg 08. Seit dem gleichen Monat nicht mehr am Start ist ANDREAS „BOLLER“ JESCHKE (51); bereits nach ein paar Wochen und verheerenden Niederlagen trennte man sich einvernehmlich. Auch MOUDACHIROU AMADOU (46) ist wieder ohne Trainerjob: bereits nach vier Spieltagen und nur drei Punkten schmiss der gebürtige Beniner beim Stuttgarter Bezirksligisten TSV Rohr hin. Nachdem er im vergangenen Oktober beim schleswig-holsteinischen Landesligisten VfR Horst beurlaubt wurde, unterschrieb MICHAEL FISCHER (50) im Dezember beim Hamburger Oberligaletzten FC Türkiye einen neuen Vertrag. Eben diesen Verein verlassen hat in der Winterpause unser U23-Keeper YANNICK JONAS (26), der sich dem Hamburger Landesligisten Meiendorfer SV anschloss. Apropos U23: Im Sommer neu im Geschäft wird überraschend St. Paulis Ex-U23-Co-Coach FABIAN BOLL (38) sein, der dann all Stellvertreter seines Ex-Mitspielers OLUFEMI SMITH (39) beim hiesigen Oberligisten SC Condor agieren wird. Smith ist dort momentan noch Assistent, wird aber zur nächsten Saison auf den Chefstuhl rotieren. Im Spätsommer Condor angeschlossen hatte sich St. Paulis ehemaliger U23-Stürmer EMRE COSKUN (21), der dort inzwischen aber schon wieder weg ist (Ziel unbekannt). Wohin es ERDINC GÜNER (26) zog, ist hingegen übermittelt: vom Oberligisten FC Süderelbe trieb es unseren früheren U23-Spieler in der Winterpause zum Bezirksligisten Inter 2000. DENNIS THEISSEN (29), von 2008 bis 2010 für unsere U23 aktiv und bis zur vorletzten Spielzeit bei Altona 93 im Kader (seither pausiert), kickt inzwischen beim HFC Falke. MUSTAFA ZAZAI (24), ab Sommer 2013 zweieinhalb Jahre für unsere U23 am Start und 19-facher afghanischer Nationalspieler, wechselte Ende Januar vom Lüneburger SK zum thailändischen Drittligisten Chachoengsao Hi-Tek FC. Philipkowskis Regionalligateam aktuell und mutmaßlich auf eigenen Wunsch verlassen hat der 20-jährige ANDRANIK GHUBASARYAN, er schnürt die Buffer jetzt für den Hamburger Oberligisten V/W Billstedt. Bereits Mitte 2015 ging der aus Hannover stammende TJORBEN UPHOFF (23) hier weg und tritt nun seit dem 1. Januar für den Wuppertaler SV (Regionalliga West) gegen den Ball. Zuletzt vereinslos, gelang es FABIAN GRAUDENZ (26), zuvor FSV Frankfurt, im Januar beim Viertligisten Energie Cottbus unterzukommen. Dessen Frankfurter Ex-Kollege SEBASTIAN SCHACHTEN (33) ist leider noch immer ohne neue Anstellung. Die hat PETAR FILIPOVIC (27) inzwischen in der türkischen Süper Lig gefunden, wo er seit Mitte August 2017 für Konyaspor im Einsatz ist. Der Deutsch-Kroate wechselte für eine Ablösesumme von ca. 1,25 Millionen Euro die Seiten. Auch der 28-jährige MARC RZATKOWSKI spielt für ein neues Team: konzernintern wechselte er zum 1. Februar auf Leihbasis zunächst bis zum 31.12.2018 von Red Bull Salzburg zu den New York Red Bulls aus der MLS. Nun hat es auch CARLOS ZAMBRANO (28) erwischt, der 2016 von Rubin Kazan aus Frankfurt geholt, zwischenzeitlich an PAOK Saloniki ausgeliehen und nun an Dynamo Kiew abgegeben wurde. Zuletzt ohne Vertrag, schloss sich MICHAEL GÖRLITZ(31) Ende Januar zunächst bis zum Saisonende dem TSV 1860 München an. Paradiesvogel und Ewig-Talent JULES BERTRAND BINGANA (33), der Mitte der 2000er-Jahre für das U23-Team des FC St. Pauli am Start war, hat seither 20 weitere meist eher uninteressante Vereine kennengelernt und war zwischenzeitlich oft auch vereinslos. Letzte Stationen seit Mitte 2015 in dieser Reihenfolge: BSC Hastedt, FC Oberneuland, Malchower SV, SV Lilienthal-Falkenberg, BSC Hastedt (Bremenliga), Lilienthal-Falkenberg (Bezirksliga Lüneburg). Letzterer ist sein Klub seit Jahresbeginn. PIERRE BECKEN (30), Anfang der 2000er-Jahre für St. Paulis zweite Mannschaft aktiv, wechselte im Sommer 2017 vom FSV Wacker 90 Nordhausen (RL Nordost) zum Wuppertaler SV (RL West), aber nach zwei Spieltagen bereits wieder zurück in die alte Staffel zum Nordhausen-Konkurrenten Berliner AK. BENTLEY BEXTER BAHN (25), zuletzt vereinslos und davor beim FSV Frankfurt unter Vertrag, hat sich – dieser Transfer ging damals irgendwie an mir vorbei – bereits im September dem Drittligisten FSV Zwickau angeschlossen. Auch die folgende Personalie, die sich im vergangenen August allerdings ohne Vereinswechsel abgespielt hatte, tangierte mich leider erst nach Redaktionsschluss der letzten ÜS-Nummer: Nach der Demission von KSC-Trainer Marc-Patrick Meister übernahm – gemeinsam mit Christian Eichner – ein paar Tage Co-Trainer ZLATAN BAJRAMOVIC(38) den Chefposten, ehe er mit der Inthronisierung von Alois Schwartz erneut in die zweite Reihe des Drittligisten rückte. Wieder zurück ins erste Glied wurde am 1. Februar dagegen MICHAEL FRONTZECK (53) katapultiert, der an diesem Tag den Zweitliga-Letzten Kaiserslautern übernahm; Vertrag bis 2019 – aber, was heißt das schon in der heutigen Zeit… Erstmals im Trainermilieu tummelt sich seit Anfang des Jahres der erst 34-jährige RALPH GUNESCH: Beim FC Ingolstadt, seinem letzten Arbeitgeber, heuerte Autofreak Gunesch als Co-Coach des U21-Teams an. Raus aus dem Trainergeschäft ist hingegen, trotz vorheriger Treuebekundungen, seit dem 7. Februar nun doch auch Bochums Cheftrainer JENS RASIEJEWSI (43), nachdem die Vereinsführung plötzlich keine positiven Perspektiven mehr erkennen wollte. Unser letzter Übungsleiter OLAF JANSSEN (51) blieb nicht lange ohne Anstellung, denn bereits zum Jahresbeginn heuerte der gebürtige Krefelder beim Regionalligisten Viktoria Köln an. Dem folgte dann auch der zehn Lenze jüngere PATRICK GLÖCKNER, der Janssen wieder assistiert. Auch bereits kurz nach Weihnachten hatte „aus privaten, familiären Gründen“, wie es in der offiziellen Pressemitteilung unseres Vereins heißt, PATRICK WESTERMANN (36) um die sofortige Vertragsauflösung gebeten. Nicht Co-, sondern Torwarttrainer beim VfR Aalen ist unser Ex-Ballfänger (ohne Einsatz) TIMO REUS (43), der nun zum Sommer seinen Rückzug dort angekündigt hat, um sich mehr seiner Familie widmen zu können. Im Juli 2001 begann er als Co-Trainer bei St. Paulis U14, übernahm 2008 die Organisationsleitung im Nachwuchs-leistungszentrum und hatte am 31. Januar seinen letzten Arbeitstag beim FC St. Pauli: ALEXANDER BACHMANN (36), vielen noch als ALEXANDER EICK in Erinnerung, wird sich beruflich verändern. Ich kenne keine konkreten Hintergründe, allerdings wird der neue Job wohl eher nichts mit Fußball zu tun haben, wie Bachmann der „Viva St. Pauli“ verriet. Viel Glück! Nun ist auch bekannt, wohin es St. Paulis Ex-Medienchef CHRISTIAN BÖNIG (40) nach seiner Hannover-96-Episode zog: bei Onside, einer Lagardère-Tochter, hat er zum 1. Januar die neu geschaffene Position des „Head of Football“ übernommen. Zuletzt organisierte das in Hamburg ansässige Unternehmen das Winter-trainingslager des HSV. Zu eben diesem Klub zog es im Januar unser Ex-„Ich muss leider draußen bleiben“-Idol BERND HOLLERBACH (48), um die Rauten vor dem erstmaligen Absturz ins Unterhaus zu retten. Wir wünschen: nichts! Gute Genesung hingegen wünschen wir dem 26-jährigen MARCEL HALSTENBERG, der im Januar während einer Trainingseinheit seines Leipziger Teams einen Kreuzbandriss erlitt; und damit nicht nur seinem Verein lange fehlen wird, sondern zudem auf keinen Fall bei der WM in Russland dabei sein kann. Alles Gute von Herzen geht Richtung DENIZ NAKI (28), auf den im Januar auf der Autobahn 23 ein Anschlag verübt wurde. Offensichtlich waren die Schüsse auf sein Auto eine politisch motivierte Tat, zumal sich Naki seit geraumer Zeit intensiv für die kurdische Sache stark macht. Inzwischen hat sich unser Rostock-Pirat traurig entschieden, aufgrund von Sicherheits-bedenken nicht mehr in die Türkei zurückkehren zu wollen, wo er zuletzt beim Drittligisten Amed SK (ehemals Diyabakirspor) für Furore gesorgt hatte. Zur „Strafe“ sperrte der türkische Fußballverband Naki ein paar Tage später lebenslang. Was für Arschlöcher! Auch Werder Bremens FIN BARTELS (31) auf diesem Wege die besten Wünsche, der im Dezember einen Achillessehnenriss erleiden musste und für die Restsaison ausfällt. Kein Ausfall, sondern ein Reinfall war letztlich – aber auch erwartbar – die Klage von Torhüter HEINZ MÜLLER (40), der seinen ehemaligen Klub Mainz 05 gerichtlich dazu verdonnern wollte, ihn weiter (sozusagen entfristet) zu beschäftigen. Müllers Argument: Auch Fußballvereine seien normale Arbeitgeber, die sich an die gültigen Arbeitsgesetze zu halten hätten. Befristung als Grundsatz sei nicht rechtskonform, so Müllers Anwälte. Auch das Bundesarbeitsgericht – wie alle Vorinstanzen – entschied nun endgültig: Alles bleibt, wie es ist im deutschen Profifußball; befristete Verträge seien hier absolut in Ordnung. Für Ordnung sorgen soll beim Regionalligaverein Waldhof Mannheim zukünftig JOCHEN KIENTZ (45), der dort als neuer Sportdirektor für „klare Strukturen“ verantwortlich zeichnet. Auch der 51-jährige PETER KNÄBEL hat neue Aufgaben übernommen und fungiert fortan beim VfB Stuttgart als „externer Berater“ für den dortigen Nachwuchsbereich. Nachwuchs bekommen hat der HVV – NICO PATSCHINSKI (41) hat nämlich seine Busfahrerprüfung bestanden. Bestanden hat auch Jonathan Beaulieu-Bourgault (29), nämlich den Abschluss seines Jurastudiums. Unser Ex-Jugendtrainer DANIEL DOMINGO (41), zuletzt Co-Trainer beim TSV Wedel, ist nun Ligamanager beim SC Concordia. Auch der 39-fache Jugendnationalspieler MARCO STIER (33) kickte mal bei Cordi, landete irgendwann als Supertalent beim FC St. Pauli, schaffte später aber leider nie irgendwo den echten Durchbruch. Nun, inzwischen ins Trainergenre gewechselt, beginnt der Hamburger im Sommer als Chefcoach bei unserem Oberligisten Barmbek-Uhlenhorst.
// Ronny