Übersteiger 120

Fick dich, 3. Liga!

So hoffen wir zumindest. Aber es wird knapp – gaaanz knapp. Nach dem heutigen Spiel wissen wir mehr. Die größte Chance für einen vorzeitigen Klassenerhalt wurde wohl in Heidenheim verspielt. Der Gegner relativ schwach, aber St. Pauli (wieder) schwächer. Klar, der Last Minute Sieg gegen Nürnberg war Glücksache, aber doch irgendwie erarbeitet. Anstatt dann nachzulegen oder zumindest positive Energie mit in den Süden zu nehmen präsentierte sich das Team dann wieder als ein Absteiger. Nur halb so viel Einsatz wie gegen Leipzig hätte dort für einen Dreier gereicht. Chance vertan. Dafür mussten wir dann eben gaaanz locker am Betze beim Tabellenzweiten gewinnen, was uns, wie wir wis- sen, gaaanz locker gelang. Dumm nur, dass unsere Konkurrenten eben- falls punkteten. Ich wiederhole es: Heidenheim wäre es gewesen… Jetzt muss der Rasen eben noch zweimal gegen Bochum und Darmstadt umgegraben werden. Fick dich 3. Liga!
Oder doch nicht? Immerhin sind in der 3. Liga momentan so einige Traditionsmannschaften zu finden, fantechnisch gesehen „attraktivere“ Gegner als Aalen & Co zu erwarten und einige neue Groundpunkte zu machen. Aber haben wir wirklich Lust auf Rostock, Halle, Cottbus und Chemnitz, um nur einige stellvertretend zu nennen? Wir glauben eher nicht. Die Sicherheitsbehörden übrigens vermutlich auch nicht. Also: Daumen drücken! Fick dich 3. Liga!
Im Übrigen ist es ziemlich Schade, dass wir uns zur Zeit in dieser miss- lichen Lage befinden. Wir hätten doch gerne mehr über unseren Stadtnachbarn gelästert, trauen uns aber so gar nicht aus unserer Deckung… Bleibt auf jeden Fall spannend bis zum Schluss.
Was findet ihr im Heft? Zum Beispiel ein großes Interview mit Präsident Oke Göttlich von Arne. Geplant war auch ein umfangreiches Gespräch mit Trainer Ewald Lienen, der nicht einfach gekniffen hat, sondern glaub- haft seine komplette zur Verfügung stehende Zeit in seine Aufgabe steckt. Der gibt wirklich alles! Was geschieht mit der U23 zum Ende der Saison und wo spielt sie dann? , fragt sich Ronny. In „ With god on our side“ analysiert Mirco, was mit unserer „Ersten“, oder besser dem ganzen Verein jetzt gerade so geschieht. Unsere Frauenfußballerinnen haben es bis in das Hamburger Pokalhalbfinale geschafft! Christoph war mal wieder in London und Umgebung und erzählt von den Gegensätzen zwischen dem Liga Cup Finale im Wembley und dem Alltag in der vierten Liga. Nick von der Insel wählte den umgekehrten Weg und reiste zum Spiel der Braun- Weißen nach Karlsruhe. Alles weitere wie immer, aber doch nicht so ganz. Frodos Tagebuch hat es aus Urlaubsgründen diesmal nicht ins Heft geschafft. Leider müssen wir generell zukünftig auf diese lieb gewonnene Rubrik verzichten, denn Frodo verlässt die Papier-Redaktion und steckt seine Energie wieder mehr in den Übersteiger Blog, Facebook und Twit- ter. Also genießt auch die Mittelseite von Frodo ein letztes Mal. Dafür begrüßen wir Sven in der Redaktion, der euch vorwiegend die Vielfalt unserer Amateurabteilungen näher bringen wird.
Und wenn Ihr uns zukünftig schreibend unterstützen wollt: Meldet Euch gerne bei redaktion (at) uebersteiger (Punkt) de. Wir beißen nicht und können Eure Unterstützung und frischen Wind wirklich gut gebrauchen.
Also, heute noch mal alles geben! Darmstadt überstehen und dann Chillen in der Sommerpause, sich mit Streikenden solidarisieren, Flüchtlingen helfen, Nazis vertreiben oder andere sinnvolle Dinge erledigen. Wir sehen uns in Liga 2!

Eure Übersteiger


Interview mit Oke Göttlich

Statt zunehmender Kommerzialisierung – „Free St. Pauli“?

Das Interview fand zwar in der Woche nach dem Düsseldorf-Spiel statt, dennoch konnte sich Oke kaum freuen. Man spürte die Verantwortung, die auf ihm als Präsident lastet. Anders als der Fan, dem ein „Fuck You 3. Liga!“ leicht über die Lippen kommt, hat er die Verantwortung für den ganzen Verein. Beim möglichen Abstieg muss er sich Gedanken machen, wo gespart und welches Personal entlassen wird. In diesem Gespräch ging es aber um die Situation eines Mitgliedervereins wie uns im Profifußball. Können wir unsere Werte angesichts der zunehmenden Kommerzialisierung behaupten?

ÜS: Wo siehst du Grenzen des Sponsorings bei uns?
Oke: Du stellst mir die Frage zu einer Zeit, wo wir verschiedenen Planungen für zwei verschiedene Szenarien machen. Es gibt dabei nur zwei Maßgaben für diesen FCSP: 1. der FCSP muss unter finanziellen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten stets leistungsfähig bleiben und 2. der FCSP muss sein Standing als einer der 36 Profifußballvereine langfristig etablieren. Innerhalb dieser Maßgaben definieren sich die Möglichkeiten und Grenzen. Wir müssen dafür sorgen, dass wir auch weiterhin am Millerntor Profifußball ermöglichen können, weil wir unsere soziale und gesellschaftliche Stellung und Standpunkte aus einer Position der Stärke heraus vertreten wollen. Unsere Standpunkte und unsere Haltung zu fankulturellen Fragen können unsere Fans und Mitglieder, aber auch wir als Verein hör- und sichtbarer als Teilnehmer im Profifußball vertreten. Das ist in unserem Gesellschafts- und besonders auch im Fußballsystem, welches sehr kommerzialisiert ist, auch eine Frage der finanziellen Stärke. Wir können uns alle glücklich schätzen und/oder darüber beschweren, dass sich 35 Clubs sehr abhängig von Geldflüssen der DFL machen und Investorenfantasien durch die bislang immer steigende Umsatzerwartung seitens der DFL in Sachen TV- und Auslandsvermarktung befeuert werden. Wir als 36. sind auch abhängig von der DFL, und somit abhängig von der „Solidargemeinschaft“ der Fußballclubs, aber proportional weniger abhängig als viele andere. Aber wir haben glücklicherweise auch ein Potential jenseits dieses Geldstromes, zum Beispiel im Bereich Merchandising: Hier verkörpert der FC St. Pauli eine Lebenseinstellung, die über die Anhängerschaft zu einem Fußballclub hinausgeht. Ein Vertreter eines uns nahestehenden Vereins sagte mir, ihr könntet die Welt nur dann verbessern, wenn ihr den Scheck an die DFL zurückgeschickt habt. Das macht uns nicht anpassbarer, es würde uns nur glaubwürdiger machen. Es ist unsere Entscheidung, d.h. die unserer Mitglieder und Fans, dass wir Profifußball haben wollen, denn unsere Werte transportieren wir meiner Meinung nach am besten, wenn wir sichtbar sind. In diesem Spannungsfeld arbeiten wir seit Jahren und es ist legitim, dass unsere Statements und Philosophie von unterschiedlichen Interessengruppen des Fußballs immer mal wieder anders für oder gegen uns benutzt werden. 

ÜS: Dennoch, gibt es eine Grenze beim Sponsorentum. Würdest du einen Sponsoren wie Wiesenhof, der wegen Massentierhaltung massiv in der Kritik steht, als Trikotsponsor akzeptieren?
Oke: Auch da müssen wir beim FCSP aus einer Position der Stärke heraus argumentieren, denn dann kannst du auch Leute ablehnen. Wenn du etwa auf Platz vier der 2. Liga stehst, und zwei weitere Alternativen hast, die besser zum Verein passen, beide aber möglicherweise 100.000 € weniger zahlen, dann kannst du dich für eine der Alternativen entscheiden. Es gibt Grenzen im Rahmen unserer Leitlinien und die achten wir in Aufsichtsrat und Präsidium, aber diese Grenzen unterliegen einer gewissen Volatilität. Denn wenn Du 14. in der 3. Liga bist, sprechen wir eventuell von unpopulären Maßnahmen, die uns aus heutiger Sicht undenkbar vorkommen. 

ÜS: Sollte sich der Verein ähnlich wie die Stadionordnung auch eine Sponsorenordnung geben, in der z.B. Kontrakte mit Rüstungsunternehmen, Unternehmen, die sich nicht an ökologische und soziale Standards halten, ausgeschlossen werden? 
Oke: Wir haben analog zu unseren Leitlinien auch Vermarktungsleitlinien, die der Geschäftsführung, dem Präsidium, dem Vermarkter, dem AR nicht nur bekannt sind, sondern zu denen sie sich auch bekennen und nach denen auch verfahren wird. In diesen Leitlinien werden zum Beispiel Rüstungskonzerne als Partner ausgeschlossen. Natürlich werden aber auch alle anderen Sponsoren entlang dieser Leitlinien überprüft. 

ÜS: Kannst du die Leitlinien mal konkretisieren?
Oke: Es gibt ethische Grundsätze, die sagen, ein Wiesenhof wäre problematisch. Eine Rechtsrockband würden wir auch nicht als unseren Trikotsponsor akzeptieren, egal wie viel Geld sie uns bieten würden. Wir hatten die Diskussion, beispielsweise bei einem neuen Schuhsponsor. Welcher Schuhhersteller ist besser als der andere und du stellst fest, dass bei fast allen Herstellern ähnliche Produktionsbedingungen herrschen, die in Ansätzen Ausschlusskriterien beinhalten können. Dann musst du das gesamte Sponsoringpaket der konkurrierenden Hersteller bewerten und das Passgenaueste der verschiedenen Segmente unter Berücksichtigung der kommerziellen Aspekte abschließen. Hier haben wir aber auch schon begonnen, Entscheidungsgrundlagen intern zu präsentieren und auch transparenter zu machen.

ÜS: Generell hatte der Verein als langfristiges sportliches Ziel einen Platz in den Top 25 angestrebt. Zu Saisonbeginn sogar den Aufstieg. Dieses Ziel haben wir diese Saison nicht erreicht, aber angesichts des immer größeren Einflusses von Geldgebern auf die Vereine, hältst du dieses Ziel langfristig für finanziell erreichbar? Oder anders gefragt, welche finanziellen Chancen haben Mitgliedervereine wie wir auf Dauer im Profifußball?
Oke: Natürlich haben wir alle auch das Ziel , dass der FCSP einer der sportlich erfolgreichen Fußballvereine in Deutschland wird. Aber wir sollten erst einmal anfangen, unser Fundament der Arbeit so zu gießen, dass wir das schaffen können. Momentan kommen wir noch nicht so voran, weil uns das Fundament in gewissen Arbeitsweisen fehlt. Ich möchte damit weder die Menschen, die jetzt dort arbeiten oder dort gearbeitet haben, kritisieren; es ist immer ein Gesamtkonstrukt, ein Teamwork, welches funktionieren muss!. Das schlimmste, was einem Fußballverein passieren kann, ist wenn persönliche Interessen und Phantasien wichtiger als die sachliche Arbeit am und im Verein sind. Wenn du dir unser Scouting anschaust, dann haben wir allein aufgrund der Anzahl der Mitarbeiter noch Drittliganiveau. Das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) war z.T. professioneller aufgestellt als unser LZ (Leistungszentrum)-Bereich. Wenn das LZ einiges vom NLZ übernehmen würde und wir dann noch insgesamt das Niveau beider anheben – daran arbeitet Thomas Meggle sehr akribisch – dann sehen wir uns auf einem guten Weg. Wir romantisieren immer, es wird alles besser, besser durch noch mehr Aufopferung, noch mehr Hingabe, noch mehr braun-weiße Tugenden, aber realistisch betrachtet kostet das Besser werden auch immer Geld. Wenn wir uns einer Utopie hingeben, sind wir ein 100%-Doityourself-Fußballverein, an dem alle Mitarbeiter 24/7 leidenschaftlich und aufopferungsvoll Ihren Job machen, und wir so erfolgreich sind. Aber da muss jedes Rädchen ineinander greifen, das war in den letzten Jahren – gerade im sportlichen Bereich – nicht der Fall. Das fällt uns jetzt vor die Füße Wir müssen diese utopische Idee wieder aufleben lassen – weil es dieser Verein wert ist – und dazu nutzen, ein professionelles Fundament aufzubauen. Es ist völlig egal, wer Aufsichtsrat, Trainer, Präsidium oder Sportdirektor ist. Wir leisten erst dann einen guten Job am Verein, wenn jeder Einzelne ersetzbar ist. Wenn wir da angekommen sind, können wir vielleicht auch wieder davon sprechen, dass wir ein oberer Zweitligist sind. Aber solange wir das nicht haben, brauchen wir darüber auch nicht zu sprechen, sondern sollten lieber arbeiten und analysieren, wo und was wir besser machen können, um möglichst nah an dieses Ziel zu kommen

ÜS: Unternehmen dürfen nur noch an höchstens 3 Klubs, und dabei nur bei einem mit mehr als 10 % sich beteiligen. Für VW gilt Bestandsschutz. Ist der Beschluss vom FC St.Pauli in der Abstimmung unterstützt worden? Ist das nicht eigentlich ein Armutszeugnis der deutschen Profivereine, wenn es – wie Rauball sagt – um den „Schutz der Integrität und der Glaubwürdigkeit des sportlichen Wettbewerbs“ geht? 
Oke: Grundsätzlich gilt für alle – insbesondere für uns – die Integrität und Wettbewerbsfähigkeit unseres Sports. Wir sehen dies selbst bei dieser in der Logik der DFL verbesserten Satzung nicht und haben in einem Schriftstück an die DFL erklärt, warum wir dagegen votieren. Wir haben es auch deshalb so ausführlich gegenüber der DFL begründet, weil wir nicht einfach nur dagegen sein wollen, sondern auch um unsere Bereitschaft zu dokumentieren, Erklärungen und im besten Falle sogar konstruktive Diskussionsanregungen im Vorfeld liefern zu können. Unser Ansatz ist nicht nur Anti, sondern sich auch der Verantwortung bewusst zu sein, dass wir kritischer Teil der DFL sind. Und das wollen wir aktiv leben. Wenn wir das nicht wollen, dann müssen uns das die Mitglieder sagen, dann sind wir nicht mehr Teil der 36 Profimannschaften. Dann ist das der Weg, den der FCSP und seine Mitglieder gerne gehen wollen. Wir wollen uns mehr in der DFL und ihre Ausschüsse einbringen, auch wenn wir manchmal das Feigenblatt sind und Abstimmungen einstimmig bei nur unserer Gegenstimme ausgehen. Dann haben wir zwar die Abstimmung verloren, weichen aber von unseren Prinzipien in der DFL nicht ab.

ÜS: Ich hätte verstanden, wenn ihr aus taktischen Gründen zugestimmt hättet, um nicht nur im Abseits zu stehen.
Oke: Das Thema ist aus meiner Sicht ein anderes. Die großen Vereine haben wesentlichen Einfluss auf die DFL. Die DFL ist angewiesen auf Vereine wie bspw. den FC Bayern München, denn wenn er der Solidargemeinschaft fernbleiben würde, und zum Beispiel sagt, er vermarktet sich zentral allein, gründet eine Euro-League, sind von den TV-Geldern mehr als die Hälfte weg, die an die 35 anderen Vereine nicht mehr verteilt werden können. Jetzt können wir uns als die frechen Gallier verstehen, wenn wir uns nicht solidarisch vermarkten ließen, würde es uns u.U. besser gehen, weil wir als FCSP hohes Zuschauerinteresse generieren können, mehr als z.B. Aalen oder Sandhausen. Wir sind da in unserer Clubrange mehr Bayern als Sandhausen. Von unserer Einstellung finden wir Solidarisierung für einen ausgewogenen Wettbewerb ja aber durchaus sympathisch, denn alles andere wäre Survival-of-the-fittest. Deswegen müssen wir ganz vorsichtig sein, wo positionieren wir uns kritisch renitent, aber wo sind wir angesichts unserer Werte auch solidarisch, weil wir den Wettbewerb schätzen und auch mit unserer einen Stimmen schützen und ein wenig mitbestimmen wollen. 

ÜS: Wenn man den Wettbewerb so schätzt, dann aber feststellt, dass der VW-Konzern mit seinen Marken 16 Profi-Vereine unterstützt. Kann da noch von Wettbewerb gesprochen werden?
Oke: Die DFL wäre doch sofort tot, wenn es nicht eine gewisse Integrität des Wettbewerbs gäbe, denn dann hätte sie kein „Produkt“ mehr, welches sie vermarkten könnte. Ich sage jetzt mal frech, am liebsten würden DFB und DFL 50+1 und Mehrfachbeteiligung gänzlich untersagen. Aber, abseits von Romantik, gibt es Rechtsprechungen und Gesetze, die – um auch hier mal ein wenig Ambivalenz reinzubringen – glücklicherweise vor Verbandstüren keinen Halt machen. Dann hätten wir ja – wie teilweise in Sachen Sportgerichtsbarkeit kritisiert, so eine Parallelgesellschaft. Eine schärfere Satzungsformulierung wäre vermutlich aus juristischen Gründen nicht durchzusetzen gewesen. Diese nutzen Unternehmen wie Red Bull in Leipzig, um nichts anderes zu tun als mit einer Horde von Anwälten Lücken in den Verbandsstatuten zu suchen und zu finden. Und es ist ähnlich wie bei den laufenden Koalitionsverhandlungen in Hamburg, wo sich die GRÜNEN auch nicht durchsetzen konnten – wie auch bei einer SPD, die fast die absolute Mehrheit bekommen hätte. Sollen die GRÜNEN sagen, dann machen wir keine Koalition, sollen sie doch mit der FDP. Aber da sind wir wieder an dem Punkt: Dann sind wir nicht Teil der 36 Profivereine. Wenn die Mitglieder sagen, das wollen wir, machen wir auch das. Und es bleibt unser Verein mit unseren Werten. Aber der FC St. Pauli hat sich entschlossen ein Stadion zu bauen und auch in anderen Bereichen Geld in die Hand zu nehmen und Verbindlichkeiten gegenüber der Bank und der Stadt einzugehen , Wir wollen und müssen dauerhaft Profifußball spielen um unabhängig zu bleiben und noch unabhängiger zu werden.

ÜS: Von den Einnahmen, die der Verein generiert, kommen ca. 36 % über Eintrittsgelder und davon noch die Hälfte über Logen und Business-Seats. Nur der geringste Teil der Einnahmen kommt also von den „normalen” Fans, und dieser Anteil wird vermutlich immer geringer. Was heißt das finanziell?
Oke: Es wird immer mehr Geld über die DFL und immer weniger von den Fans, die uns ausmachen, kommen. Dann kann unsere Strategie für mehr Unabhängigkeit doch eigentlich nur sein, wie erlösen wir mehr Geld aus unserer Crowd. Nur unsere Crowd schafft uns die Unabhängigkeit, heißt – und jetzt kommen die bösen Themen – müssen wir die Eintrittsgelder erhöhen, müssen wir eine Unabhängigkeits-Kampagne „Free St. Pauli” ins Leben rufen, die über Jahre trägt? Ist das realistisch, schaffen wir das? Ich stelle es ganz bewusst als Frage an die Mitglieder. Was können wir tun um unabhängig zu bleiben? Und Unabhängigkeit kann dann auch Unbequemlichkeit in Bezug auf die Solidargemeinschaft bedeuten. Dazu müssen wir im gesamten Verein zusammenarbeiten und uns jeden Tag diese Frage stellen, was können Gremien, Abteilungen, Mitglieder, Mitarbeiter, Spieler, Trainer und Funktionäre tun, um die größtmögliche Autonomie für den FC St. Pauli zu erreichen.

ÜS: Zur Solidargemeinschaft. Wäre es da nicht an der Zeit die Fernsehgelder nach einem anderen Schlüssel zu verteilen?
Oke: Klar, deswegen muss man auch mit anderen Vereinen reden, um ein entsprechendes Bündnis hinzubekommen. Warum messen wir TV in Quote, nur bei Pay-TV hebeln wir es aus. Wir brauchen eine Erlösverteilung, bei der die Quote eine Rolle spielt. 
ÜS: Wie schätzt du die Chancen dafür ein?
Oke: Sehr hoch. 

ÜS: Das ist Kapitalismus. Natürlich war die Sportschau super, wenn du um 17:20 wusstest, wo dein Verein stand. Aber wie kommt man aus diesem Dilemma heraus ohne eine noch weitere Zersplitterung des Spieltages hinzunehmen?
Oke: Der Spieltag ist schon so zersplittert, dass kaum noch mehr geht. Die einzige Option ist das Montagsspiel in der 1. Liga. Aber es ist leicht das zu kritisieren, wenn man keine Alternativen benennen kann. Ganz nüchtern betrachtet hat die DFL die Aufgabe, für die Vereine das meiste herauszuholen. Es stellt sich die Frage, warum die Erlössituation in England so viel besser ist als bei uns, obwohl sie kaum mehr Anstoßzeiten haben, obwohl die Liga nicht erfolgreicher ist als die Bundesliga, obwohl Deutschland im internationalen Vergleich besser abschneidet als England. Da muss man sich die Frage stellen, was ist eigentlich gesund. Wahrscheinlich sind wir als FCSP in der Gruppe der Profivereine etwas anders, wir glauben sogar, dass eine Erlösbremse sinnvoll wäre, denn momentan generieren wir Geld, das fast ausschließlich bei Spielern und Beratern landet. Trotzdem sind viele interessante junge Spieler in der 1. oder 2. Bundesliga, weil unser Niveau der Ausbildung relativ hoch ist. Da sagt Bayern, dass der 10. der Premier League doppelt so viel TV-Geld bekommt wie wir. Und da verstehe ich Karl-Heinz Rummenigge, wenn ich mich in ihn und die Interessen des FCB reinversetzen müsste. 

ÜS: Zum Abschluss, noch eine unangenehme Frage. Sollten wir den Abstieg nicht verhindern, und das Präsidium musste ja auch eine entsprechende Planung abgeben, um wie viel muss der Etat schrumpfen und wo dürfen keine Einschnitte gemacht werden?
Oke: Es gibt keinen Bereich, wo wir keine Einschnitte machen müssen. 
ÜS: Auch im Jugendbereich?
Oke: Natürlich ist der Jugendbereich durch die großartige Unterstützung der AFM vernünftig aufrechtzuerhalten. Aber auch da muss sich der Verein und alle beteiligten Abteilungen überlegen, welcher Weg am sinnvollsten ist. Persönlich fände ich es etwas abenteuerlich, wenn beispielsweise der Athletikbereich des NLZ zwei Klassen besser ausgestattet wäre, als bei der 1. Mannschaft. 

ÜS: Über welche Geldsumme reden wir bei einem Abstieg in Liga 3?
Oke: Wir haben dann zwischen 35 und 40 % Einbußen bei gleichbleibenden infrastrukturellen Verpflichtungen. Du musst überall Kostensenkungsmaßnahmen durchführen, vor allem im sportlichen Bereich, aber auch Verwaltungskosten und andere Kostenfaktoren müssen überprüft werden.

ÜS: Wenn die Carlsberg Brauerei in einer solchen Situation einen Millionenbetrag dafür bietet, den Stadionnamen in „Astra-Kiste Millerntor“ umzubenennen, sollte sich dann die Mitgliedschaft des FCSP vom reinen Namen Millerntor trennen?
Oke: Nur im absoluten finanziellen Schreckensszenario stünde so etwas auf einer roten Karte, die ich dem AR vorstellen würde, und sage, wenn alle Stricke reißen, stehen auf dieser rote Karte ein paar Maßnahmen, die unerwünscht und unpopulär sind, die aber – und da sind wir wieder am Anfang unseres Gesprächs – unsere wirtschaftliche und finanzielle Leistungsfähigkeit und unser Bestehen sichern könnten. Wir lassen uns dann gern geteert und gefedert durch den Stadtteil prügeln, aber jemand der uns Geld für den Namen Millerntor bieten würde, um ihn eben zu erhalten, wäre uns in dieser hoffentlich nie stattfindenden Situation noch willkommener. 😉 Auch in dieser Frage geht es immer um den Verein, unseren FC St. Pauli. 
ÜS: ich danke dir für das Gespräch.

Das Gespräch hat Arne geführt.


QUO VADIS FC ST. PAULI II?

Abmeldung bei Zwangssabstieg? Heimspiele ab 2015/16 wieder in Hamburg? Waidmannstraße als künftige Heimspielstätte nach Altona-93-Deal noch akut?

Eintracht Frankfurt hat es getan, die Stadtnachbarn vom FSV ebenso, Bayer Leverkusen war gleichfalls wie Darmstadt 98 und Heidenheim frühzeitig dabei und zuletzt haben es unter anderem Union Berlin, VfL Bochum, Unterhaching und Dynamo Dresden gemacht: Diese und einige andere Vereine mehr nämlich haben – seit die Verpflichtung zum “Halten” einer Nachwuchsmannschaft im Spielbetrieb durch die DFL im vergangenen Jahr auf Antrag von Bayer Leverkusen aufgehoben wurde – ihre zweiten Mannschaften vom Spielbetrieb abgemeldet. Das war seinerzeit natürlich auch hier beim FC St. Pauli ein Thema, doch unisono pochte man damals im Trainer- und Vereinsführungsstab weiterhin auf die Notwendigkeit einer solchen Nachwuchself im Herrenleistungsbereich. Mit der Gefahr eines Abstiegs der Ligamannschaft aus der Zweiten Bundesliga in dieser Saison und der damit zwingend einhergehenden Rückstufung der U23 durch die DFB-Statuten in die Hamburger Oberliga (eine etwas ähnliche Situation wie nach der Spielzeit 2002/03, als die Zweite als souveräner Oberligameister nicht in die damals drittklassige Regionalliga aufsteigen durfte, weil die Erste in eben diese abgestiegen war) kamen nun erneut Gerüchte auf, der FC St. Pauli würde sein U23-Team sowohl aus Kosten- als auch aus sportlichen Gründen gänzlich vom Spielbetrieb ab der Saison 2015/16 abmelden und die Nachwuchsarbeit bis auf Weiteres auf die Teams im U19-Bereich und abwärts konzentrieren. Mitnichten, meint nun auf ÜS-Anfrage der FC St. Pauli, auch wenn man in dieser Angelegenheit, trotz unseres umfangreichen Fragenkatalogs hierzu, äußerst einsilbig bleibt: “Ein Abstieg der Profimannschaft veranlasst uns nicht dazu, die Mannschaft vom Spielbetrieb abzumelden”, teilt uns Alexander Eick, der organisatorische Leiter unseres Nachwuchs-leistungszentrums, im Namen des Klubs mit. Gleichwohl darf der Etat der Zweitvertretung “nicht unabhängig von der Gesamtsituation des Vereins betrachtet werden”, so Eick weiter. Was dies nun allerdings konkret heißt und in welcher Größenordnung sich die U23-Finanzierung nach unten bewegen würde, dazu möchte man lieber nichts sagen: “Bitte hab Verständnis, wenn wir dazu keine konkreten Angaben machen können.” Insider sprechen allerdings von einem Jahresbudget, das sich um eine knappe dreiviertel Millonen Euro bewegen soll; bei einem (Zwangs-)Abstieg in die Oberliga würde dieser Etat lediglich um etwa 200.000 Euro niediger ausfallen.

KUNSTRASEN ODER VICTORIA

Was damit zu tun hat, dass sich wohl nur die Platzmiete aus dem Jahresplan herausrechnen lassen könnte. Denn immerhin räumt Alex Eick ein, dass bei einem mutmaßlichen Start eine Etage tiefer 2015/16 der zukünftige Heimspielort noch zu klären wäre, “da die Anforderungen in der Oberliga Hamburg wesentlich geringer sind, bzw. es gar keine großartigen Vorschriften gibt. Es könnte sogar auf Kunstrasen gespielt werden”, so Eicks Einschätzung. Was natürlich viele Optionen offen lässt: Weiter in Norderstedt, zurück an die Waidmannstraße, oder gar – back to the roots – wieder in den Schanzenpark mit Kunstrasen-Geläuf? Aus Vorstandskreisen des SC Victoria verlautet gar, dass sich unser FC momentan auch in Verhandlungen oder zumindest Gesprächen mit den Blau-Gelben befinden soll, um eine Rückkehr an die Hoheluftchaussee zu prüfen. Auch aus anderen vereinsinternen Millerntor-Kreisen werden diese Gespräche bestätigt. Man sei nach fast einer Spielzeit in Norderstedt doch ein wenig ernüchtert: deutlich weniger Zuschauer, als in Hamburg und mittlerweile vor allem ein Rasenplatz, der sich vom damaligen Victoria-Acker kaum unterscheidet; und viel getan würde in Norderstedt, um das abzustellen, auch nicht eben viel. Auf jeden Fall würde man deshalb Norderstedt nach dieser U23-Saison definitiv wieder verlassen, zumal Victoria ein neues Angebot vorgelegt hätte, dass merklich unter den Konditionen von damals liegt. Der erhoffte “geldwerte Vorteil” durch den Umzug nach Schleswig-Holstein wäre durch die argen Zuschauerrückgänge wieder aufgebraucht. Verbliebe die U23 also in der Regionalliga, möchte man für die anstehende Saison wieder in Lokstedt spielen, um – idealerweise – nach einer Spielzeit endgültig an die Waidmannnstraße zurückzukehren. Sollte man aber in der Oberliga landen, wären, allein aus Kostengründen, die beiden Heimspiel-Alternativstandorte Kollaustraße und Brummerskamp die Favoriten – der Schanzenpark eher nur eine unwahrscheinliche Variante.

ZWEI REGIONALLIGAPLÄTZE “AM DIEBSTEICH”?

Apropos Waidmannstraße: Durch die kürzliche Behördenentscheidung, das 2.999 Zuschauer große und dann regionalligataugliche neue Stadion von Altona 93 an die Memellandallee und somit in die unmittelbare Nachbarschaft des Grounds des SC Union 03 zu bauen – AFCs Adolf-Jäger-Kampfbahn wurde bekanntlich schon vor einigen Jahren an Bauinvestoren verscherbelt –, muss der gemeinsam vom FC St. Pauli und Union 03 schon länger geplante Umbau des Waidmannstraßen-Platzes zu einem akzeptablen Regionalligastadion (der ÜS berichtete mehrfach) möglicherweise in einem anderen Licht betrachtet werden. Die eigentlich naheliegende Frage nach der Sinnhaftigkeit zweier den Anforderungen des Regionalligafußballs genügenden Sportplätzen in unmittelbarer Nachbarschaft wird vom FC St. Pauli in der Einschätzung allerdings eher locker gesehen: Wiederum Alexander Eick hierzu mit offiziellem Mandat: “Ganz aus dem Nichts kamen die Planungen von Altona 93 nicht, da wir immer im Austausch mit dem SC Union standen. Die Kurzfristigkeit ist allerdings doch ein wenig überraschend. Am Ende ist aber das Gelände von Union in deren Vereinsbesitz und folglich kann auch formal in unmittelbarer Nähe zum neuen Stadion von Altona ein regionalligataugliches Stadion entstehen. Wir werden die neue Situation intern beurteilen und über ein weiteres Vorgehen entscheiden. Einen konkreteren Stand gibt es derzeit nicht.” Aufsichtsrats-Vize Roger Hasenbein muss auf Nachfrage den Schwebezustand zwar bestätigen (“Wir müssen halt in allen Bereichen zweigleisig planen”), doch in der Prioritätenliste stünde für ihn und den Verein der Union-03-Platz an der Waidmannstraße (Rudolf-Barth-Stadion) ganz oben: “Die Waidmannstraße bleibt eine klare Option. Dafür müssen aber alle Rahmenbedingungen auch stimmen”, so Hasenbein. Durch den Beschluss, den AFC dessen neues Stadion an der Memellandallee bauen zu lassen, seien aber “die Chancen gestiegen”, dass nun auch bald der SC Union seinen lange beantragten Kunstrasenplatz erhält – wichtigste Voraussetzung für den Umzug der braunweißen U23 nach Altona, schätz das langjährige AR-Mitglied die neue Situation ein. Bis dahin treten die Kicker des neu gegründeten HFC Falke (der ÜS berichtete in Ausgabe #117) auf “unserem” Platz.

P.S. Vier Klubs aus dem Hamburger Fußballverband haben die Regionalligalizenz für die kommende Spielzeit beantragt: HSV II, Eintracht Norderstedt, SC Victoria sowie FC St.Pauli II – am 4. Mai tagt in dieser Angelegenheit die NFV-Zulassungskommision.
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/ Ronny


Kiezkickerinnen verpassten Pokalfinale 

Aber die nächste Spielzeit kommt.

Das Frauenteam des FC St. Pauli empfing Ende März das Regionalligateam von Bergedorf 85 im ODDSET Pokal Halbfinale. Nach einer großartigen und spannenden ersten Hälfte sorgte die Einwechslung der angehenden Torschützenkönigin der Regionalliga, Fabienne Stejskal, für die Wende zugunsten der Gäste.

Es herrschte große Aufregung vor der Partie – war es doch sportlich der bis dato größte Erfolg eines Frauenteams des FC St. Pauli. Mit dem Oddset Pokalgewinn hätten wir uns für den DFB-Pokal qualifiziert. Mehr als 400 ZuschauerInnnen hatten den Weg an die Feldstraße gefunden. Mit Hells Bells wurden beide Teams begrüßt.

Der Anfang gelingt …

St. Pauli-Trainer Kai Czarnowski überraschte die Gegnerinnen mit der taktischen Vorgabe, offensiv die Partie anzugehen. St. Pauli begann giftig, suchte früh die Zweikämpfe und konnte deshalb oft den Ball schon in der gegnerischen Hälfte erobern. Früh wurde dieser mutige Auftritt belohnt.

Sarah Schulz wurde im linken Halbfeld zu Fall gebracht. Nina Philipp trat den Freistoßscharf in die Mitte , Ann-Sophie Greifenberg ihren Fuß hin und verlängerte die Hereingabe ins Tor. 1: 0 für die St. Pauli-Kiezkickerinnen. Kurz darauf tauchte Sarah Schulz frei in der linken Strafraumhälfte auf, verpasste aber aus zwölf Metern das lange Eck knapp.

Bergedorf fand anfangs gar nicht den Weg in den Strafraum der St. Paulianerinnen. Dies änderte sich nach einer halben Stunde und schon der erste Schuss saß, Ausgleich. Das war für die gastgebende Elf umso ärgerlicher, da Greifenberg und Co kurz zuvor eine Möglichkeit im Fünfer vergeben hatten. Danach hatten sie Probleme und konnten froh sein, nicht den Rückstand zu kassieren. Doch in den letzten Minuten des ersten Durchgangs stabilisierte sich das Team.

Die Stimmung war ausgezeichnet. Die prächtige Kulisse sang und feuerte an. In der Pause war der Optimismus groß, für das Pokalwunder sorgen zu können. Doch der Gegner hatte eine Waffe der besonderen Art bereit. Die verspätet angekommene Fabienne Stejskal wurde eingewechselt, Torschützenkönigin der Bergedorfer.

Es dauerte keine sechzig Sekunden, bis Stejskal zuschlug Und aus 18 Metern die Kugel unhaltbar in den linken Torwinkel donnerte. Ein Traumtor. St. Pauli war geschockt und kassierte fünf Minuten später das vorentscheidende 1:3. Wieder hatte Stejskal zugeschlagen.

… das Ende weniger

Erst danach fingen sich die Gastgeberinnen wieder. Gegen die nun stabile Deckung Bergedorfs tat sich die Truppe aber schwer. Als dann auch noch die ansonsten gut pfeifende Schiedsrichterin Christine Marie Watzlaw den Außenseiterinnen einen klaren Strafstoß verweigerte, als Greifenberg zu Boden gezogen wurde, war die Partie gelaufen. Da zudem fast im Gegenstoß Kathrin Miotke das 1:4 erzielte, verstummten nun auch die Anfeuerungsrufe.

In den letzten zehn Minuten erhöhte Bergedorf auf 1:6. Damit wurde St.Pauli deutlicher geschlagen, als es die Verhältnisse auf dem Feld lange Zeit vermuten ließen. Bergedorf gewann hoch verdient und freut sich nun auf das Finale gegen Bramfeld, das den Landesligisten Wentorf mit 4:0 ausschaltete.

Die St. Paulianerinnen waren nach der Partie für kurze Zeit niedergeschlagen. Doch war es für das Team ein großartiges Erlebnis, vor der Rekordkulisse in Braun-Weiß anzutreten. Der Blick auf die Bundesliga verrät, Klubs wie Duisburg, Herford oder Leverkusen spielen in der Regel im eigenen Stadion nicht vor mehr Zuschauern.

Gute Aussichten

Auch in der Liga läuft es in der zweiten Saison in Hamburgs höchster Spielklasse hervorragend. Das Team konnte sich in der Spitzengruppe etablieren und belegt aktuell mit acht Punkten Vorsprung den dritten Tabellenplatz. Das Zuschauerinteresse steigt stetig – natürlich waren die 300 Zuschauer gegen Babelsberg und die 400 gegen Bergedorf eine Ausnahme – doch wenn die Anstoßzeiten fanfreundlich sind, kommen inzwischen immer über 100 Zuschauer . Für Frauenfußball ungewöhnlich: Es wird nicht nur zugeschaut, sondern auch lautstark angefeuert. Mit Francis und Lynn konnten in diesem Jahr zwei Eigengewächse an die 1. Frauen herangeführt werden und sind für das Team eine sportliche und menschliche Bereicherung.

Ausblick des Trainers Kai Czarnowski: „Der seit Jahren eingeschlagene Weg der kleinen Schritte soll fortgeführt werden. Wir setzen weiter auf Teamgeist und Nachhaltigkeit. Es gibt auch aktuell wieder zahlreiche Anfragen für ein Probetraining zur kommenden Saison. Doch die Plätze für neue Spielerinnen sind auf zwei maximal drei begrenzt. Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass sich zwei, drei Spielerinnen von außerhalb super integrieren lassen und der tolle Teamgeist dadurch bewahrt wird. Bei vier oder fünf wird es schon schwieriger. Mit Marie-Luise Medzech vom FSV Uder und Linda Sellami vom SC Nienstedten konnten wir frühzeitig zwei talentierte Spielerinnen zur neuen Saison für uns gewinnen. 

Co-TrainerIn gesucht

Das Team ist bereit den nächsten Schritt zu machen. Das Ziel Regionalliga haben wir ohne Zeitdruck im Blick, müssen davor aber noch ein paar Hausaufgaben machen. Ein dritter Trainingstag für die sportliche Weiterentwicklung ist in naher Zukunft notwendig und wir hoffen sehr, dass das Präsidium – wie auf der JHV angekündigt – den Frauenfußball aktiv unterstützt und uns bei der Suche und Umsetzung eines dritten Trainingstages behilflich ist.

Ferner sind wir auf der Suche nach einem oder einer weiteren Co-TrainerIn.“

Bewerbungen können an kai (at) fcstpauli-frauenfussball (Punkt) degerichtet werden. Aktuelle Infos zu allen Frauen- und Mädchenteams findet ihr immer auf der homepage: www.fcstpauli-frauenfussball.de Dort könnt ihr euch auch für die Facebook Seite der 1. Frauen registrieren und seid dann immer brandaktuell auf dem Laufenden.

Die nächsten Heimspieltermine auf dem Platz an der Feldstraße sind am 2. Mai um 18:30 Uhr gegen Germania Schnelsen und am 9. Mai das letzte Heimspiel um 18 Uhr gegen das Frauenteam aus Niendorf.

//Toebes-Katarsis.de & StefanGroenveld.de


FC Lampedusa Hamburg Team Friendship

Nach einem Jahr regelmässigem Trainings, diversen Freundschaftsspielen, etlichen Turnieren, der Teilname am Aktionstag für die Rechte der Flüchtlinge in Babelsberg und dem Eintritt, sowie der Hinrunde in der Hamburger Freizeit Fußball Gemeinschaft von 1973 e.V. (HFFG), baut der FC Lampedusa Hamburg nun ein neues Fussball-Team auf, Team Friendship. Wir haben ein paar e-mails verschickt, ein paar Leute informiert und öffentlich aufgerufen zum ersten offenen Training am 15.04. auf unserem, zugegebenermassen, etwas abgerockten Grandplatz, vorbeizukommen. Team Friendship soll allen Geflüchteten und Migrierten offenstehen, unabhängig von Herkunft, Status, etc.. So haben wir auch die Einladung formuliert:

Einladung

Der FC Lampedusa Hamburg, Team Friendship, steht allen Geflüchteten und Migrierten ab 16 Jahren offen. Egal wo du herkommst, wie lange du schon in Hamburg bist, welchen Status du hast, welche Papiere oder auch keine – beim FC Lampedusa Hamburg kannst DU Fussball spielen! Wir machen mittwochs ein “richtiges” Training unter Anleitung der Trainer_innen. Wir spielen Freundschaftsspiele, organisiert von uns, oder unseren “Gegnern”. Turniere zu denen wir eingeladen werden oder die wir mit organisieren. Wir wollen damit insbesondere auf die Situation von Refugees und die Festung Europa aufmerksam machen und uns austauschen. Uns ist es auch wichtig an Veranstaltungen teilzunehmen, die über die Situation von Refugees in Hamburg, Deutschland und Europa informieren und wir wollen uns an Diskussionen zu diesen Themen beteiligen.Wir sind den Medien, Organisationen und Interessierten gegenüber aufgeschlossen und tragen unsere Themen in die Öffentlichkeit. Wir sind ein selbstorganisiertes Fussballteam, leiste auch Du Deinen Beitrag dazu!

Wir wussten natürlich nicht, ob es überhaupt Interesse an so einer Einladung gibt. Aber schon Tage vor dem ersten Training fragte das “United Football Movement” (UFM ) an, ein Fußball Projekt für “Bewohner” der Schnackenburgallee, einem der großen Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge, auf dem Parkplatz Braun am Volksparkstadion. Dort müssen über 1.000 Menschen in Containern leben. UFM bietet einmal die Woche erst Kindern zwei Stunden Fussball spielen an und danach nochmal den Erwachsenen. So kamen gleich 20 Fußballbegeisterte junge und jüngere Männer aus dem “Erstaufnahmelager Schnacke” zum ersten offenen Training. Nach grossem shake-hands und einer kleinen Ansprache durch Trainerin Schnackel, mit direkter Übersetzung ins Arabische und Albanische, durch zwei neue Spieler des Team Frienship, ging es auch schon sportlich los im kalten Hamburger Wind, der einem den Grand in Augen und Mund wehte. Mit viel Aufmerksamkeit, Spass und Fairplay ging es nach einem kurzen Aufwärmprogramm gleich an ein munteres Spielchen. Das am häufigsten benutze Wort auf dem Platz war “my friend”!

Dass passt doch sehr gut zum neuen Team Friendship des FC Lampedusa Hamburg.

Wir halten euch auf dem Laufenden und sehen uns Alle bei “Fussball und Liebe” am 16.5. im Millerntorstadion, wo wir unser erstes Freundschaftsspiel mit dem FC Lampedusa Hamburg Team Friendship “gegen” United Glasgow FC spielen.

Bleibt am Ball:
fclampedusa-hh.de
www.facebook.com/FCLampedusa

Euer FC Lampedusa Hamburg


Neues von den Alten

Die wichtigste aktuelle Transfermeldung – ihr werdet sie leider alle kennen – gleich zu Beginn: DENNIS DAUBE (25) wechselt ablösefrei zur neuen Saison zu Union Berlin. Daube (schnief!) unterschrieb dort Mitte April einen Vertrag bis zum 30. Juni 2017. Dennis, nach elf Jahren FC St. Pauli, viel Glück und Erfolg weiterhin auch an neuer Wirkungsstätte! Mutmaßlich zweitinteressanteste Info: MICHAEL FRONTZECK ist seit dem 20. April neuer Coach bei Hannover 96, wo er Tayfun Korkut ablöst und bis Saisonende, also für nur fünf Partien, als Feuerwehrmann gegen die akute Abstiegsgefahr agieren soll. Frontzecks Assistent wird JAN-MORITZ LICHTE. Frontzeck selbst hatte bereits vom Frühjahr 2004 bis November 2005 als Co-Trainer unter Chefcoach EWALD LIENEN in Hannover gearbeitet. Seit dem 21. April müssen sich unter anderem RENÉ SCHNITZLER und BJÖRN BRUNNEMANN (momentan Kapitän beim Berliner Oberligisten BFC Dynamo) vor dem Landgericht Bochum unangenehme Fragen gefallen lassen: Nun wird dort nämlich der Fußball-Manipulations-Wettskandal von 2008 aufgearbeitet, bei dem Schnitzler und Brunnemann laut Anklage – neben einem ebenfalls angeklagten Wettpaten aus Holland – eine Rolle gespielt haben sollen. Eine neue Rolle hat inzwischen St. Paulis Ex-Vizepräsident GERNOT STENGER inne, der Anfang März als Nachfolger von Hans-Jürgen Schulke einstimmig zum Vizepräsidenten des “Hamburger Sportbundes” gewählt wurde. Einen neuen Job hat auch unser ehemaliger U23-Cotrainer MICHAEL RICHTER, der zur anstehenden Saison neuer Chefcoach beim Hamburger Kreisligisten SC Union 03 sein wird. Mächtig kurz gestaltete sich das Trainerleben für PETER KNÄBEL, der für lediglich zwei Partien als Übungsleiter auf der Bank des Hamburger SV saß: Nach dem 0:1 gegen Hertha BSC löste der Sportdirektor Joe Zinnbauer ab; nachdem der HSV auch die folgenden beiden Partien punktlos absolviert hatte, übernahm dann Mitte April Bruno Labbadia das Ruder, und Knäbel widmete sich fortan wieder seiner alten Profession Sportdirektor. Erfolgreicher war da Norderstedt-Trainer THOMAS SEELIGER – der nämlich beendete im März den 61. Fußball-Lehrer-Lehrgang in Hennef und darf nun auch den HSV trainieren. Zur neuen Spielzeit nicht mehr im Nachwuchs-Trainerstab des FC St. Pauli wird wohl U17-Co-Coach DIETER SCHILLER (64) sein, der dann durch einen Jüngeren ersetzt werden soll. Ebenfalls zum Saisonende scheidet, aus privaten Gründen, FRANK DRÖGE als Torwarttrainer beim TSV Uetersen II aus. LUKASZ SOSNOWSKI hingegen (eine 90.-Minute-Regionalliga-Einwechslung für St. Pauli) wird zur bevostehenden Spielzeit 2015/16 seine Fußballschuhe für Landesligist SC Vorwärts/Wacker Billstedt schnüren. Verstärkt wird demnächst auch die Zweite von Werder Bremen, denn dorthin wechselt im Sommer Holstein Kiels Leistungsträger und Kapitän RAFAEL KAZIOR. Seine Treter dort an den Nagel hängen wird hingegen FLORIAN BRUNS, der aber das Amt des Trainerassistenten unter Alexander Nouri übernehmen wird. Mit 37 Jahren wurde MARIUS EBBERSdoch noch Fußballnationalspieler – allerdings nur für die Deutsche Kleinfeld-Nationalelf. Kürzlich bei der WM in den USA mussten Ebbers & Co. allerdings bereits Ende März im Viertelfinale mit 2:9 gegen den Gastgeber die Segel streichen. “Ebbe” blieb mit fünf Treffern bester deutscher Schütze. Bestens aufgelegt wird wohl HEINZ MÜLLER sein, der vor dem Arbeitsgericht Mainz gegen seinen (Ex-)Arbeitgeber 1. FSV Mainz 05 mit einem spektakulären Urteil obsiegte. Tenor des von Müller initiierten Beschlusses, der auf “Feststellung des Fortbestands als unbefristetes Arbeitsverhältnis” klagte: Ja, das von 2009-2014 befristete Arbeitsverhältnis muss in ein unbefristetes umgewandelt werden. Hätte dieses Urteil in den nächsten Instanzen Bestand, würde dieses das Fußballgeschäft ebenso durcheianderwirbeln, wie seinerzeit das sogenannte Bosman-Urteil. ENIS ALUSHI debütierte am 5. März 2014 als Nationalspieler des Kosovo gegen Haiti (das erste offizielel Länderspiel des kleinen Balkanlandes) und konnte seine Männer-Länderspielstatistik nun, fast genau ein Jahr später, durch die Partien gegen Eintracht Frankfurt und Werder Bremen auf insgesamt drei erhöhen. Last but not least: NICO PATSCHINSKI arbeitet heuer als DHL-Paketzusteller, SEPP PIONTEKfeierte am 5. März seinen 75. Geburtstag, ALEXANDER MEIER muss wegen einer Patellaasehnen-Verletzung am rechten Knie bis zu sechs Monate pausieren, und auch CHARLES TAKYI fällt wegen eines im Training erlangten Kreuzbandrisses längere Zeit aus.

// Ronny

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