Mario Leo / Alex von Kuczkowski
„Kaufen Sie Ronaldo!“
Wie Facebook, Instagram und Google den Profifußball verändern
Verlag Die Werkstatt, ISBN 978-3-7307-0493-6, 16,90 €
Es geht nicht nur um Fernsehgelder. Schon lange nicht mehr. Trikotsponsoren der Clubs? – Ja, sind wichtig und immer schwerer zu finden. Denn Nike und Co. binden sich mittlerweile lieber an einzelne Spieler – allen voran natürlich CR7. Der verdient mit Instagram-Werbung weit mehr im Jahr als aktuell bei Juve, nämlich 50 Millionen.
Mir wird schlecht. Es ist erst ein paar Tage her, dass der Übersteiger „Unser Fußball“ unterschrieben hat. Basisnah, nachhaltig, zeitgemäß. Für 50+1, für demokratisch-transparente Entscheidungsprozesse und eingetragene Vereine, gerechtere Verteilung der TV-Gelder.
Wenn man Mario Leo glaubt, ist dieser Zug längst abgefahren. Die echten Gelder werden jetzt schon und zukünftig digital verdient. Mit der richtigen Social-Media-Strategie holen sich die cleveren Clubs Millionen von Followern, die in ihren Netzwerken liken, sharen und schreiben, was das Zeug hält und sie damit zielgruppengenau bekannt machen. Auch in Ländern, wo Fußball noch eine Nebenrolle spielt. Der chinesische Spieler X spielt jetzt bei Club Y? Schon hat Y 500.000 Likes mehr, alles potenzielle Merchandise-Kund*innen.
Wer genauer wissen will, wie Sportvereine allgemein und Fußballclubs im Besonderen geschickt auf Social Media agieren und damit weltweit wirtschaftlich erfolgreich sind, dem sei Mario Leos Analyse ans Herz gelegt. Der Mann weiß, wovon er spricht. Er verdient damit seit Jahren gutes Geld, auch wenn es Höhen und Tiefen gab. Seinen Kindern nimmt er trotzdem nach der Schule das Handy weg, damit sie nach draußen gehen oder sich einfach mal langweilen. Ein Zustand, den, wie er sagt, viele Jugendliche nicht mehr kennen, da sie quasi rund um die Uhr im sozialen Netz hängen.
Das geht so weit, dass Leo prophezeit, es werde bald keine Ultras mehr geben, da die nächste Generation sich den Kick digital holt und nicht mehr im Stadion. Nun ja, da müssen wir ihm ja nicht folgen. Aber es ist gut, seine Feinde zu kennen. Also Facebook, Google und Co. meine ich.
Der FC St. Pauli taucht übrigens im ganzen Buch nicht auf (ich gestehe, einige Abschnitte habe ich nur überflogen). Gut 589.000 Follower auf Facebook, 189.000 auf Instagram und 217.000 auf Twitter sind eben nicht mal Durchschnitt (CR7 hat 229 Millionen allein auf Instagram). Ich bin mir gar nicht sicher, ob wir daran etwas ändern sollten. Zumindest nicht, wenn wir an der Spirale nicht mitdrehen wollen.
//kurzpass