Carsten wagt einen Blick auf unseren nächsten Gegner
Ein kurzer Blick auf die Tabelle nach Spieltag 1 lässt 2 Dinge erahnen: 1: wir sind die Nummer eins der Stadt und 2: ich kann mich an keine ähnlich gute Eröffnung der letzten Jahre erinnern. Nach eindeutig zu langer Zeit ohne Fans am Millerntor, war es ein wirklich schönes Gefühl den ein oder anderen Ohrwurm seitens der Tribünen wieder gesetzt bekommen zu haben. Aber Schluss mit langer Feierei, das erste Auswärtsspiel naht und es geht zum jährlichen Angstgegner nach Aue. (Danach die Woche ist Pokal, da ist eh alles Angstgegner).
Also Aue am kommenden Wochenende. Dieses Aue, wo wir versehentlich letztes Jahr gewonnen haben, sonst aber in aller Regelmäßigkeit die Reise als Aufbaugegner und Punktelieferant antraten. Ich kenne die Gepflogenheiten im Mannschaftsbus auf dem Hinweg nicht, aber ein „Best of Aue schlagen“ flimmert sicherlich nicht über die Bildschirme, da eine Produktion aus Mangel an Inhalten nicht zustande kommen dürfte.
Ein Blick auf die Statistik unterstreicht dies leider: 11 mal (mit DFB-Pokal) gewannen die Erzgebirgler bei 4 Siegen der Kiezkicker sowie achundkrachige 6 Punkteteilungen. Ohne Zuschauer*innen lief es grundsätzlich etwas besser, in 2020 und 2021 erabeiteten sich die Kiezkicker bislang zwei Siege, ein Unentschieden, keine Niederlage. Mal sehen, wie es mit einer 30% Auslastung ohne Auswärtsfans so ausgehen wird*. (Die anderen beiden Siege übrigens in 2008 und 2013, also gefühlt letztes Jahrtausend).
Generell ist unser Toptorschütze vom letzten Sieg nicht in der Offensive zu finden, sondern mit Luca Zander im hinteren Teil der Mannschaft zu Hause. Was also macht uns Hoffnung? Sicherlich die Tatsache, dass sich der Aufbau des magischen FC im Kern nicht groß verändert hat. Was am ersten Spieltag gegen Kiel schon Trumpf war, könnte gegen Aue auch passen, die Tatsache dass die Mannschaft größtenteils eingespielt ist und die Abläufe sitzen.
Gab Aue mit Krüger (Bielefeld) und Testeroet (Sandhausen) seinen kompletten Sturm ab, so blieben wir in der Spitze trotz abgegebenen Marmoush und Zalazar mit Kyereh und Burgstaller stabil. So schoss Aue gegen Nürnberg denn auch keine Tore, holte aber überraschend einen Punkt und spielte zu Null.
Ca. 9200 Mitglieder sehen ihren FC das sechste mal in Folge in Liga 2. Unsteter als seine Ligazugehörigkeit ist die Namensgebung des Vereins. Ganze sechs mal änderte der Klub seinen Vereinsnamen seit seiner Gründung (Zentra Wismut Aue – ab 1950, BSG Wismut Aue – ab 1951, SC Wismut Karl-Marx-Stadt – ab 1954, BSG Wismut Aue – ab 1963, FC Wismut Aue – ab 1990, und schließlich – seit 1993, FC Erzgebirge Aue). Hinzu kommen inoffiziell auch noch die Namen „Veilchen“, “Kumpelverein” und „Schachtscheißer“.
Neuer Trainer des dreimaligen DDR-Meisters ist seit Juli Aleksey Shpilevski. Mit sympathischen Traditionsvereine kennt sich Aleksey aus, so stand der gebürtige Minsker 5 Jahre als Jugendtrainer bei dem Marketingclub aus Leipzig unter Vertrag. Mit Nicolas Kühn verpflichtete man einen ehemaligen Jugendspieler aus unseren Reihen, und leihte diesen für 1 Jahr von der Zweitvertretung des FC Bayern aus. Im Tor hingegen seit gefühlten 48 Jahren weiterhin Martin Männel.
Und diese Anmerkung sei mir erlaubt: der FC Erzgebirge hat dieses Jahr wohl die langweiligsten Trikots der Liga. (Mit Schalke versteht sich)
Man darf also gespannt sein.
Ehrlicherweise bin ich froh auf Aue recht früh zu treffen, an Spiele um den Gefrierpunkt bei leichtem Schneegestöber und Flutlicht erinnere ich mich dort nur ungern. (Scheiß Stimmung, scheiß Spiel und leicht gefrorenes Bier).
Also, auf zum Auswärtssieg, denn wenn ihr euer Ohr in den Wind haltet, dann kann man es ganz leise hören: Niiiiie mehr 2te Liga ….
*Nach dem neuesten Stand soll das Stadion zu 70% gefüllt werden und sogar 800 Gästefans erlaubt sein. Auswärtskarten gibt es ausschließlich über Erzgebirge Aue.