Achtelfinals mit kalten Duschen, Verlängerungen und Elferschießen…
Diesmal bleibt es (fast) rein sportlich. Nützt ja nix. Mehr als Halbzeit der Europameisterschaft. Und inzwischen quer durch den Kontinent gefuttert und getrunken. Alles lecker, bis auf die Wahlen.
Nach zwei Tagen Fußball-Entzug, ging es am Samstag endlich mit den Achtelfinalspielen weiter. Dabei gab es sowohl Tränen, als auch Freudentränen und auch bittere Enttäuschungen. Auf jeden Fall gab es Fußball. Mal ansehnlich, mal weniger. Mal taktisch geprägt und mal einfach mutig nach dem Motto “dran, drauf, drüber”.
Samstag – Teil 1: Käse-Fondue ist besser als Mozzarella! Das Fassungsvermögen der Fanzone in der Hauptstadt wurde von 45.000 auf 70.000 (!) aufgestockt, während die Fanmeile in Frankfurt wegen der Unwetterwarnung geschlossen blieb. Die Schweizer schmissen den amtierenden Europameister aus dem Turnier, Italien rannte in der ersten Hälfte den Eidgenossen hilflos hinterher, lieferte eine halb gare Pizza nach der anderen ab und kassierte nach 37 Minuten das erste Rösti. Direkt nachdem der Herd wieder angeschaltet wurde, schepperte es erneut im Ofen der Blauen (46.). Keeper Donnarumma (bester Name bei der EM…!) wurde von seinen Vorderleuten ein ums andere Mal im Stich gelassen. Bei knapp 30° C in Berlin, trabte die Squadra Azzurra weiterhin gemächlich durch das hässlichste Stadion der Welt und das Käse-Fondue schmolz quasi von alleine. 2:0 hieß es am Ende und nun treffen die Schweizer auf England.
Samstag – Teil 2: Kalte Dusche für Dänen
Schnell den Sender wechseln. Danske TV gibt es hier ja leider nicht, außer DK4. Das ist Servus- & Schlager-TV in einem, also muss das ZDF ran. Die Würstchen für die Hotdogs schwimmen bereits im warmen Wasser und sämtliche Zutaten stehen bereit. Es kann losgehen!
Die Highlights im Kurz-Ticker:
35. Minute: Unwetter. Spielunterbrechung. Nach 24 Minuten geht es weiter. Dänische Fans duschen im Stadion. Mit 62 Metern (Dachhöhe) hat das BVB-Stadion nun den siebthöchsten Wasserfall des Landes (außerhalb der Alpen). Dortmunds Wasserspeicher dürften für den Sommer gut gefüllt sein.
48. Minute: 1:0 Dänemark! Doch die Schuhgröße fiel eine halbe Nummer zu groß aus und deshalb – Abseits. Hmmm…
53. Minute: Elfmeter für Schland! Andersens “Handspiel” wird geahndet. Hallo, der Junge sieht nicht mal zum Ball hin und läuft. Versuch das mal, ohne die Arme zu bewegen. Einfach lächerlich! Havertz verzögert dann auch noch unerlaubt beim Strafstoß. Tststs…
68. Minute: Das 2:0 für Schland durch Musiala (Party-Crasher) nach feinem Schlotterbeck-Pass ist dann aber sehr ansehnlich. Aber mal ganz ehrlich: Der Schiri (Party-Crasher²) war ne Wurst. Nur eben ohne Gurken, Röstzwiebeln, Brötchen und von Senf und Ketchup ganz zu schweigen. Obwohl, vier senffarbene Karten hat er dann doch gezeigt. Der “kicker” vergab ihm die Note 5 und schrieb: “Viel zu kleinlich und uneinheitlich in der Zweikampfbewertung. Ohne Maß bei den persönlichen Strafen“. Chapeau, ich habe fertig!
Der Sonntag begann mit einer leichten Rummsmurmel, doch das Drama des Vorabends war nach einem improvisierten englischen Breakfast weitgehend verdrängt. (Zwischenfrage: Gibt es den Fanclub “Hamm & Eggs” eigentlich noch?).
Und lassen wir das Wortspiel mit dem Beatles-Song “Hey Jude”. Mit einem klasse Tor gingen die Slowaken nach 25 Minuten in Führung. Auch nach der Pause war von den Engländern wie in der Vorrunde nichts bis gar nichts zu sehen. Doch dann kam in der Nachspielzeit der erwähnte Jude Bellingham. Mit seinem Seit-Fall-Rückzieher erzielte der 21-Jährige das bislang schönste Tor des Turniers. Chapeau!
Damit ging es in die erste Verlängerung dieser EM. Kaum war diese angepfiffen, markierte Bayern-Stürmer Harry Kane das 2:1, was schlussendlich über die Zeit geschaukelt wurde.
Am Abend dann die Partie Spanien gegen EM-Neuling Georgien. Mutig wie in der Vorrunde spielten die Kicker des Landes, welches so gerne EU-Mitglied werden würde. Bereits nach 18 Minuten wurde ein Angriff belohnt, allerdings “bauchte” ein Spanier ein Eigentor. Kurz vor der Pause glichen die Iberer aus, trafen nach Wiederanpfiff noch dreimal und sind im Viertelfinale der Gegner von Schland.
Montag: Neue Woche, neues Glück. Na ja, wie man’s nimmt. Beim Einkaufen streifte ich ganz aus Versehen mit dem Einkaufswagen eine mitten im Gang aufgestellte Pyramide aus Bierdosen. Inhalt: Marke Shitburger und dann noch in komplettem EM-Design. War echt keine Absicht! Schnell weiter zur Kasse und ab nach Hause.
Zum Spiel um 18 Uhr zwischen Frankreich und Belgien habe ich doch tatsächlich zwei Notizen auf meinem Zettel: “0:0 zur Pause. Gute Teams, schlechter Fußball” und “85. Minute: 1:0 Frankreich”. Ende.
Zum Abendessen gab es dann neben Tapas und Rotwein auch Portugal gegen Slowenien. Kein schlechtes Spiel, aber nach 90 Minuten eben ohne Tore. Also die zweite Verlängerung dieser EM. In der 105. Minute hält Sloweniens Keeper Jan Oblak von Atletico Madrid einen Strafstoß von “CR7”, somit stand es auch nach 120 Minuten 0:0. Elferschießen! Ich liebe es, solange “mein” Team nicht darin involviert ist. Matchwinner war am Ende des Abends Portugals Keeper Diogo Costa, der gleich drei Elfer parierte. Chapeau!
Zu fortgeschrittener Stunde meldete sich das ARD-Pubquiz wieder und ehrlich gesagt, hat sich die Qualität der Fragen und die Originalität der Spiele deutlich verbessert. Dennoch natürlich kein Vergleich zum Jolly-Pubquiz. Nächster Termin ist übrigens am 11. Juli und diesmal ausnahmsweise ein Donnerstag, da am Vortag das zweite EM-Halbfinale ansteht.
Dienstag: Zunächst stand die Partie Rumänien gegen die Niederlande auf dem Programm. Allerdings musste erstmal die kulinarische Frage geklärt werden. Mămăligă, der klassische rumänische Maisbrei, passt nicht wirklich zu niederländischen Matjes. Auch die typische Soße zu Pommes Frites aus Mayo, Erdnusscreme und Zwiebeln schreckt eher ab. So landeten Bratpaprika, Lauchzwiebeln, Knoblauch und Cherrytomaten mit zahlreichen Kräutern & Gewürzen in einer Pfanne und nach einem Weißwein-Sahne-Bad samt Kartoffeln auf dem Teller (einen Schlag Creme fraîche nicht vergessen!). Vollgefressen und faul auf dem Sofa, ermutigte ich die Athleten auf dem grünen Rasen: “Bewegt euch mal ihr faulen Säcke!“.
Das taten dann auch beide Teams von Beginn an. Die Rumänen zunächst etwas energischer, doch das Tor fiel auf der anderen Seite. 0:1 hieß es zur Pause. In der Schlussphase trafen die Holländer noch zweimal und gingen am Ende doch als verdienter Sieger vom Platz.
Am Abend gehörte Österreich gegen die Türkei mal wieder in die Kategorie “Nur bei Magenta” und so suchte ich im Netz nach einem Stream. Fix gefunden, weil altbekannt, doch immer für Überraschungen gut. Oder auch schlecht. Mal geht’s, mal nicht. Na ja, es lief halbwegs rund und eigentlich war das Spiel bereits nach 57 Sekunden entschieden. Die Türkei erzielte das zweitschnellste Tor dieser EM und nach der Pause fiel gar das 2:0. Bei bestem Hamburger Wetter in Leipzig, kam Österreich noch zum Anschluss, schied am Ende aber aus. Zwei Minuten nach Abpfiff schallten die ersten “Türkei, Türkei”-Rufe durch die Straße. Ich wartete auf den Auto-Korso…
Üble Randnotiz: Während die österreichischen Anhänger den Nazi-Gassenhauer “L’amour toujours” mit dem entsprechenden Text anstimmten, zeigte der doppelte Torschütze der Türken Merih Demiral den Gruß der “Grauen Wölfe”. Die UEFA hat eine Untersuchung angekündigt.
P.S.: Völlig losgelöst schwebt Peter Schilling inzwischen wohl auch, wenn er seine Kontoauszüge betrachtet. Was David Bowie wohl dazu sagen würde… // Hossa
Die Viertelfinale:
Schland vs Spanien
Frankreich vs Portugal
Schweiz vs England
Niederlande vs Türkei
Es gibt kein Verzögern mehr beim Strafstoss. Nur der Schuss darf nicht unterbrochen werden. Hat meine ich Felix Zweier auch im ZDF erklärt.