Tagebuch Tansania – Teil 1

Nun geht es also los, das Abenteuer Tansania im Zuge des Austauschprojekts zwischen den FC St.Pauli Frauen und den Simba Queens aus Dar es Salaam.

Sonnenaufgang bei Ankunft im Hotel. Entschädigt für alle Strapazen!

28. Februar Hamburg → Istanbul → Dar es Salaam
09:15h: Treffen am Flughafen HH. Fast alle fünfzehn pünktlich. Keine Probleme beim Check-in. Alle steigen vollzählig in den Flieger.

Startbereit am Flughafen. Nicht im Bild: ich.

11:35h Abflug. Im Flieger schaue ich ‘Joker’. Passt zeitlich perfekt. Starker Film. 15:30h Ortszeit Ankunft Istanbul. Dort viel mehr Leute mit Mundschutz. Flüge nach Iran sind alle gestrichen. Drei Stunden totschlagen. Aber alles und alle entspannt.

19Uhrnochwas Abflug nach Tansania. Ergattere einen Dreierplatz. Schaue ‘Once upon a Time in Hollywood’. Lang und eher langweilig. Kann nicht schlafen. Habe das Gefühl komplett auszutrocknen. Trinke viel Wasser, creme mich alle 30 Minuten ein, außerdem Augentropfen und Meerwassernasenspray. Nützt alles nichts. Verfolge gespannt auf dem Bildschirm, wann wir den Äquator überqueren, kann den Zeitpunkt aber nur ungefähr erraten, da das angezeigte Flugzeug natürlich nie im korrekten Größenverhältnis zur Landkarte steht. Jedenfalls mein erstes Mal Äquatorüberquerung. Hatte mir so eine ‘Äquatortaufe’ spektakulärer vorgestellt. Mit Durchsage vom Piloten und free Champagner oder so. Stattdessen schlafen alle.

29. Februar Dar es Salaam 02:30h Ankunft am Flughafen.
Langwierige Immigrationkontrolle, mit Fingerabdrücke abgeben und abfotografiert werden. Dann lange Schlange stehen für Gesundheitstest mit Fieber messen.
3:30h: kommen mit unserem Gepäck raus, die Simba Queens holen uns ab. Wie sweet ist das denn! Um die Uhrzeit!

Großes Hallo am Flughafen von Dar es Salaam

Ankunft gg 5:30h im Hotel.
Werden mit einem unglaublichen Sonnenaufgang über dem Meer begrüßt, der alle Strapazen sofort vergessen lässt. Bade dann direkt im Meer und komme sofort runter. Voll ZEN. Danach ein bisschen Schlaf nachholen.
12h Lunch. Boah, ist das heiß draußen. Unser Hotelzimmer hat ja glücklicherweise eine Klimaanlage (wenn auch laut). Die Simbas mit Coach und Betreuer*innen kommen zum (sehr leckeren) Essen zu uns.

Speisesaal

Allgemeine Vorstellung im Konferenzraum. Dann wieder im Meer baden. Temperatur: Badewannenwarm. Grandioser Start, alle sind happy und glücklich gemeinsam im und am Wasser am rumtoben und lachen. Lerne Aguila von den Simbas kennen, die im Juli ’19 noch nicht dabei war. Sie bringt mir zählen bis drei auf Swahili bei: Moja, Mbili, Tatu.

Gibt kaum was schöneres: ein leckeres, frisches Bier bei angenehmer Brise am Meer mit den besten Leuten.


Nachmittags erster Biertest: Serengeti (weil es das einzige kalte Bier war). Lecker, sehr malzig. 0.5l kosten an der Hotelbar 3000 tanzanische Shilling, was so 1,20€ sind. Schön am Strand, der wirklich direkt vor dem Hotel ist, weggeschlürft. Ausgelassene Stimmung auch am Pool bei lauter Musik und Partystimmung. Abends: Es wird live Premier League gezeigt und das Abendessen war leider nicht so lecker wir das Mittagessen. Es weht eine angenehme Brise vom Meer. Wir sind alle irgendwann dann doch recht müde, besprechen den morgigen Tagesplan, packen unsere restlichen Sachen aus, machen die Zimmer gemütlich, checken ob’s Internet gibt und gehen zeitig ins Bett. Der Jetlag hält sich übrigens in Grenzen, die Zeitverschiebung beträgt nur eine Stunde.

1. März 2020 – Dar es Salaam
6:30h aufstehen, zack ins Meer. Sehr heiß und schwül heute.
7h Frühstück: Frisches Obst (leider keine Papaya), Vitamix, Cornflakes, Omelette, Instantcafé. (Warum eigentlich Instantpulver, wo der Kaffee doch hier wächst?)
7:30h Abfahrt zum Trainingsplatz der Simba Queens (der natürlich am anderen Ende der – sehr großen – Stadt liegt). Ich trainiere nicht mit sondern fotografiere.

Hinter dem Trainigsplatz muss ein Froschteich sein, das Gequake ist unheimlich laut, aber auch eine Kirche, wo gerade Gottesdienst mit Gospelchor ist. Ansonsten drölfbillionen Mücken hier draußen. Antibrumm wirkt aber noch. Aus dem Bus heraus haben wir heute schon Affen gesehen. Mit blauen Eiern.
Sehr schwül und drückend heute.
Danach zum Haus der Simbas, wo sie gemeinschaftlich wohnen. Leider wird genau da das Bad/Toilette stundenlang geputzt und ist nicht benutzbar. Als es endlich benutzbar ist, hat es leider kein Wasser und kein Klopapier.
Noch immer drückend heiß und kein Lüftchen. Sitzen im Hof oder Wohnzimmer und warten. Und warten. Und warten. Während die ‘Mamas’ (wenn ich das richtig verstanden habe, sind das ehrenamtliche Helferinnen) kochen. Schließlich ist das Essen fertig. Wir essen ohne Besteck in Plastiktellern. Überhaupt Plastik. Plastiktüten sind in Tansania verboten. Man wird direkt am Flughafen bei Ankunft mit einem riesigen Schild darauf hingewiesen. Aber trotzdem ist Plastik allgegenwärtig. Das Verbot hat in keiner Weise dazu geführt, dass die Bevölkerung irgendwas außer Tüten als problematisch ansieht. Überall sieht man bspw. Plastikwasserflaschen. Überall. Wenn eine leer ist, wird sie an Ort und Stelle fallengelassen.

Nachmittags U17 Frauen-Länderspiel Tansania gegen Uganda im Nationalstadion. Beeindruckender Bau. Schöne Architektur. Ansonsten war das heute echt anstrengend. Vor allem das Warten und vor allem sich bewegen in der drückenden Hitze. Als wir im Stadion, im Glauben in der VIP-Zone begrüßt zu werden, ersteinmal ganz runtergelaufen sind, dann unverrichteter Dinge (weil wir dem Dresscode – lange Hosen/Rücke nicht entsprochen haben) wieder die 6 Stockwerke hochgelaufen sind, bin ich fast zusammengeklappt und der Schweiß rann mir noch eine halbe Stunde später runter wie Wasser. Ich muss fünf Liter ausgeschwitzt haben. Die Luftfeuchtigkeit lag gefühlt bei 300% und die Temperatur bei 48°C. Dann musste ich aufs Klo, das war so UNFASSBAR EKELHAFT, dass ich das hier gar nicht wiedergeben will. Als ich zurück am Sitzplatz meine Wasserflasche nicht mehr zugeschraubt bekommen habe, war ich kurz vorm heulen. Das war dicht an einem Nervenzusammenbruch heute. Außerdem: Vergessen die Aufkleber ins Stadion zu nehmen. Während des Länderspiels Spielstandsmeldungen via SMS aus Hamburg bekommen. Das war ganz lustig. Ich immer die aktuellen Tore St. Paulis in die Runde gerufen, aber weil es da so laut war, wurde das immer weiter gerufen, bis alle St. Pauli-Frauen das mitgeschnitten haben. Die ‘laute’ Post hat ganz gut funktioniert, es wurden keine zusätzlichen Tore dazugedichtet.


Tansania gewinnt übrigens 2-1. Von den ca. 800 Zuschauern auch eine ca. 40 Mann/Frau-starke Gruppe, die durchgehend nach einer strengen Choreographie getanzt und gesungen haben und sich dabei in ihrem Block mal nach ganz links und wieder nach bis ganz rechts getanzt haben. Einer mit einem Giraffenkopf, ein anderer mit Elefantenkopf aus Pappmaché auf der Birne. Vor dem Spiel übrigens eine Militärkappelle mit beiden Nationalhymnen. Bei der tansanischen standen alle geschlossen auf, sangen mit, Hand auf dem Herzen. Ungewohnt. Nach dem Spiel noch auf dem Parkplatz gibt Hilal (der ‘Organisator’ unseres Aufenthalts in Tansania) eine Runde Vanilleeis aus. Unglaublich wie gut mir das getan hat. Ich hätte fast wieder weinen mögen, so tröstend war das. Dann gut 2 Std durch die Stadt gefahren, eigentlich sollte noch ein Workshop bei einer Art Landschaftsgärtnerin stattfinden, letztlich wurde dort dann aber nur gegessen. Bis das Essen kam, hat es aber nochmal 1,5 Std gedauert.
21:30h Feierabendbier: Ein Safari Lager. Schmeckt!

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