Oder: Holländische Matjes und Pommes ergeben auch Fish’n’Chips
Lange vor dem Anpfiff (nach dem unsäglichen Countdown in den Stadien) resümierte der Sportschau.de-Ticker schon mal: “Frankreich hat dieses Halbfinale mit einem Kuriosum – oder eigentlich gleich mehreren Kuriosa – erreicht. Denn dass es ein Team mit nur einem einzigen selbst erzielten Törchen in die Vorschlussrunde eines großen Turniers schafft, ist schon extrem ungewöhnlich. Das ein Elfmeter war. Und das Ganze wird garniert von zwei Eigentoren der Gegner …
Frankreich hat bislang nur ein einziges Gegentor zugelassen! Und das erzielte Robert Lewandowski, von dem schon so manches Team einen eingeschenkt bekommen hat“. Chapeau? Nein. Katastrophal geschrieben. Also auf zum ersten Halbfinale Spanien gegen Frankreich in München und dem ÜS-“Ticker”.
9. Minute 1:0 für Frankreich. Proteste der Spanier wegen Handspiel? Völliger Blödsinn, denn das war ein absolut sauberer Kopfballtreffer nach einer tollen Flanke.
21. Minute: Mit 16 Jahren wird Lamine Yamal zum jüngsten EM-Torschützen. 1:1.
25. Minute: Ein Eigentor von Joules Kondé bringt die Spanier in Führung. Allerdings hätte der abgefälschte Schuss von Spaniens Nummer 10 Dani Olmo auch im Netz gezappelt.
45. Minute: Ich bin verwirrt: Auf meinem Knobi-Baguette liegen spanische Tapas. Ist der Typ in der Küche verrückt?
Spanien wie in den bisherigen Spielen mit schönem Fußball. Und auch die Franzosen trugen ihren Teil zu einem ansehnlichen Halbfinale bei.
Nach der Pause zeigte “die Nase der Nation” Mbappé (komplett ohne Maske) seine große Liebe zum Spielgerät, als er in der 65. Minute die Kugel zweimal streichelte und dann noch per Außen-Außenrist zu Kollege Theo strich. Der versemmelte die Aktion allerdings.
“Allez les Bleus!”, höre ich mich rufen und mein corsisches Herz schreit sofort “Alarm!”. Dabei geht es doch nur darum, dass mein 2:2-Tipp nach 90 Minuten eintrifft… Nebenbei hat sich das Problem in der Küche geklärt: Der Chefkoch ist ein spanischer Corse.
Aber es hilft alles nichts. Nicht mal fünf Minuten Nachspielzeit gibt es. Mbappé verdient in 90 Minuten geschätzt 1,5 Millionen und semmelt einen Ball nach dem anderen über das Tor oder dran vorbei. Griezmann keinen Deut besser. Nicht annähernd mal Vollpfosten.
Somit stehen die Spanier nach 2008 und 2012 wieder in einem EM-Finale, welche die Iberer auch gewonnen haben. Dazwischen noch 2010 der WM-Titel in Südafrika.
Am nächsten Tag dann die Niederlande gegen England in Dortmund. “Was gibt es zu futtern?“, war die Frage am frühen Abend. Frische Matjes waren im Angebot und Kartoffeln warteten zuhause eh noch auf ihre Verarbeitung. Also alles klar. Doch natürlich kam mal wieder alles anders als gedacht und geplant. Allein die Getränke-Frage war geklärt, denn heimisches Astra ist der Plörre aus England oder Holland klar vorzuziehen und es lag gut gekühlt im dafür vorgesehen Schrank.
Jedenfalls kam (m)eine gute Fee vorbei und bekochte mich. Scampi mit Spaghetti und einem bunten Salat dazu (Leider alles aufgefuttert, deshalb gibt es heute leider kein Foto für dich…).
God shave the Coach
Eine Fliege krabbelt über den Bildschirm und verwirrt mich mehr als die Tapas auf dem Baguette von gestern, und da fällt auch schon das erste Tor. Xavi Simons trifft aus der Distanz traumhaft zur holländischen Führung in den Winkel (7.). Nach 15 Minuten gibt es vom VAR einen Hinweis an den deutschen Schiri Felix Zwayer und der gibt Strafstoß. Nach einem Foul an Harry Kane tritt der Gefoulte selbst an und trifft unten links – 1:1.
Auf ARD kommentiert Christina Graf gewohnt souverän. An ihrer Seite Co-Kommentator Thomas Broich. Der “Weltenbummler” spielte u.a. sieben Jahre im australischen Brisbane und ist nun Sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des BVB.
Während der Recherche zu dem Mann am Mikro mit dem ausgeprägten Riechorgan, der irgendwie Ähnlichkeit mit dem Trainer der Engländer hat, neutralisieren sich auf dem Dortmunder Rasen beide Teams weitestgehend. Ein Ball wird noch auf der Torlinie gestoppt und einmal die Latte auf ihre Stabilität geprüft. Dann ist Pause und in der wird schon auf den Sportschau-Pubquiz im Anschluss hingewiesen. Ich freu mich schon…
Aus der 55. Minute verrät der Notizzettel, dass “zahlreiche ungenaue Zuspiele auf beiden Seiten, die Partie eher unansehnlich erscheinen lassen“. Verdammt, waren da irgendwelche komischen Substanzen im Essen, oder wie kommt das Hirn auf so ein Wortgebilde? Egal, es hilft ja eh nix und da ich es nun mit den Niederländern halte, gibt es zur Verdauung jetzt erstmal eine Sportler-Zigarette.
Nach 77 Minuten endlich mal wieder ein Torschuss. Zwei Minuten später gehen die Engländer durch einen schönen Treffer vermeintlich in Führung, “doch die Fahne ist oben“, wie Graf und Broich sofort bemerken. Alex Pommes hat später noch den absoluten Klopfer parat: “Das waren Emotionen der Gefühle“. Einfach nur Weltklasse!
Dann geht es in die Verlängerung. Auch kulinarisch, denn während die Jungs auf dem Rasen sich den Ball in den eigenen Reihen zuschieben, steht plötzlich Vanille-Eis mit Eierlikör auf dem Tisch. Keine so schlechte Idee, es ist ja schließlich Sommer – ohne Märchen! Und genauso plötzlich fällt dann das 2:1 für England in der Schlussminute! Und wie 2021 stehen sie damit nun im EM-Finale, welches sie gegen Italien in Wembley verloren haben. Nun geht es nach Berlin und gegen Spanien. Während das Eis schmilzt und schmeckt, hier noch kurz die aktuellen Meldungen aus dem toten Briefkasten.
Tagesbericht von Agent 90-1810. Ach nee, 00-1910. Fanfest um kurz vor 21:30 Uhr wegen Gewitterwarnung geräumt…
Bis dahin weniger los als gestern. Nur so ein Pimmel streunerte über’s Gelände. Hatte aber keine Aubergine dabei, die ich ihm unter die Nase hätte reiben können…
Danke dafür! Und nicht vergessen: Das sind Emotionen der Gefühle!
// Hossa