La plus grande cérémonie d’ouverture de tout les temps
Ein Spektakel sondergleichen wurde im Vorfeld angekündigt und bei original Hamburger Schietwedder wurde den rund 300.000 Menschen entlang der sechs Kilometer langen Strecke an den Ufern der Seine einiges geboten. Plätze auf den Tribünen kosteten um die 2000 Euro. Da kann man schon mal was erwarten. Nur eben kein sommerliches Wetter in der französischen Hauptstadt. Das kann man bekanntlich nicht kaufen! Teilweise konnte man allerdings nicht unterscheiden, ob das Wasser den “Hydro-Fontänen” oder dem grauen Himmel zuzurechnen war. Dennoch trotzen das Publikum, die Sportler*innen und auch die Journalist*innen aus aller Welt dem Regen.
Das Ablauf-Telegramm der Eröffnungsfeier:
19:30 – Zunächst Schiffe mit mehreren Nationen an Bord und dann Lady Gagas Auftritt mit einem Hauch von Moulin Rouge auf einer goldfarbenen Showtreppe am Fluss. Dann wieder Schiffe und am Ufer tanzt alles in grellem Pink Can-Can. Ein Mensch an einem Seil überquert den Fluss wie bei James Bond, Handwerker sind dann in einem Einspieler bei der Renovierung an Notre Dame zu sehen. Ebenso zwischendurch immer wieder “Der geheimnisvolle Fackelträger” über den Dächern von Paris.
20:15 – Eine Metalband knüppelt ihren Sound aus den Fenstern eines alten vierstöckigen Hauses, daneben ist die geköpfte Marie Antoinette zu sehen. Dann gibt es einen Auszug aus der Oper Carmen und eine Militärkapelle mit Feuerwerk und Goldregen samt Musik eines französischen Pop-Sternchens. Dazu sechs äußerst hektisch agierenden Tänzerinnen. Grausam! “Der geheimnisvolle Fackelträger” springt durch den Louvre. Die Mona Lisa ist weg!
Dann wieder Schiffe und die Sportler*innen aus dem mir bis dato unbekannten Eswatini in einer Art Nussschale auf der Seine. Auch von Nauru, Guam, Lesotho und Kiribati hatte ich noch nie etwas gehört. (Notiz an mich: Quizfragen daraus machen!).
Dann ein Pianist samt Flügel im strömenden Regen. Ich habe Mitleid, – aber nur mit dem Instrument. Es folgen die nächsten Schiffe. Iran und Israel sind auf verschiedenen Booten. Un malotru qui y pense mal.
Die Rakete Ariane (!!!) fliegt in einem weiteren Einspieler gemeinsam mit einem Heißluftballon durchs All und die Minions haben die Mona Lisa gerettet.
21:00 – Und endlich wieder Schiffe, dazu die französische Hymne, gesungen auf einem riesengroßen Glaskuppeldach. 360 Männer-Statuen gibt es in Paris und nur 40 Frauen. Nun tauchen zehn weibliche Statuen (von Filmregisseurinnen, Politikerinnen, Anarchistinnen, Weltumseglerinnen, Schriftstellerinnen und Sportlerinnen usw.) aus der Seine auf und werden der Stadt übergeben. Das sind aber immer noch verdammt wenige.
Dann wieder Schiffe. Dann der Faux-pas: Das Team von Südkorea wird als Nordkorea angekündigt… Ein Typ in einem Prinz-Hamlet-Ballettkostüm trillert ebenfalls von einem Dach und die Marshall Islands haben nur ein ganz kleines Motorboot. Sind ja auch nur sechs Leute an Bord. Mikronesiens Delegation ist – wie der Name schon andeutet – noch kleiner: Gerade drei Athleten gehen an den Start.
21:20 – Ein Rapper rappt. Auch wenn es langsam dunkel wird, trägt er eine Sonnenbrille. Cool, Digger! Oh, dann kommen schon die nächsten Schiffe entlang. Zwei Stunden läuft die Show inzwischen. Ich halte durch.
21:35 – Natürlich darf in Paris keine Modeschau fehlen und so laufen einige komisch gekleidete Menschen auf einem Catwalk am Ufer entlang. Dazu gibt es die nächsten Wassergefährte zu sehen. Es regnet immer noch.
21:53 – Endlich: Mit dem französischen Schiff kommt wohl das letzte. Es ist auch das absolut größte und längste. Es sieht ein bisschen aus wie ein Mischung aus Alsterdampfer und Traumschiff. Dann hüpfen bunt gekleidete Menschen (?) auf einem Ponton herum. Der Sound dazu erinnert an Clubs in dunklen Kellern aus den ganz dunklen 1990er Jahren.
22:06 – Was ist denn das??? Ein halbnackter, blau angemalter und mit ein paar Kunstblumen behängter Typ, singt eine Art Schnulze. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Dann wieder Techno-Sound. Ich kotz’ gleich.
22:10 – Auf einer schwimmenden Insel wird John Lennons “Imagine” gesungen. Grandios! Endlich so etwas wie Kultur! Aber verdammt, der begleitende Flügel brennt!
Es folgt ein “Roboter-Pferd” samt Reiter (natürlich auch auf dem Wasser). Ist er “Der geheimnisvolle Fackelträger”?
Dann laufen die Fahnenträger*innen am Eiffelturm vorbei. Der Robo-Reiter reitet immer noch. Dann taucht ein echtes, weißes Pferd samt maskierten und in Alufolie verpacktem Reiter vor dem Eiffelturm auf. Der Reiter steigt ab und bekommt ein paar gefaltete Handtücher gereicht. Es geht eine Treppe hinauf und nach gefühlt einem halben Kilometer auf einem Laufsteg, entpuppt sich der Handtuchhaufen als die Fahne der Olympischen Spiele, die sogleich gehisst wird. Ein Chor singt dazu und weiterhin sind Regenschirme präsent.
22:39 – Es gibt noch einen Lorbeerkranz für irgendeinen Funktionär für “große Verdienste um den Sport”. Es folgt noch eine halbwegs selbstironische Rede des ehemaligen Olympiasiegers und Chef-Organisators Tony Estanguet, die dennoch irgendwie “geschwollen” klingt. Hinter dem Redner steht eine Frau und hält ihm den Regenschirm über den Kopf. Natürlich kommt dann auch noch IOC-Chef Thomas Bach ans Mikro. Sein “Englisch” ist nicht besser als das von Loddar Matthäus (“I hope, we have a little bit lucky“). Dann kam Präsident Macron ans Rednerpult: “Les jeux sont ouverts“.
22:57 – Zinedine Zidane bekommt die Fackel. Wo ist “Der geheimnisvolle Fackelträger”? Ex-Tennisprofi Raphael Nadal fährt, begleitet von einer Lasershow, mit der Fackel in einem Boot über die Seine. Es folgt noch etwas schlechte Musik, wobei der Sänger seinen Text allerdings auch in Gebärdensprache zeigt. Chapeau!
23:15 – Die Fackel wird immer weiter und immer weiter gegeben und durch den Regen und den Triumphbogen getragen. Es kommen immer mehr Sportler*innen dazu und die Gruppe wächst und wächst. Dann erhebt sich ein 33 Meter hoher Ballon brennend in die Höhe. La flamme brûle! Dazu singt Celine Dior. Begleitet vom nass geregneten Flügel.
23:30 – Nach vier Stunden ist das Spektakel vorbei und ich am Ende. Der Heißluftballon, der das Olympische Feuer trägt, schwebt über dem Jardin de Tuileries, dem Ort der Bestimmung, in die Ferne hinaus.
P.S.: Nachdem es am Morgen nach drei Brandanschlägen auf das französische Bahnnetz gekommen war, gab es zahlreiche Behinderung bei der Beförderung von ungefähr 800.000 Menschen. Chaos pur!
Neue Sportart in Paris ist erstmalig “Breaking”. Frei übersetzt also Kotzen. Ja, ich könnte kotzen, denn wann endlich wird Darts olympisch?!? Oder Pogo…?!
// Hossa
P.P.S.: Die Rechtsextremen der Welt (und ein wenig auch die katholische Kirche) drehen alle am Rad. So viele Dragqueens, Transmenschen, Menschen dunkler hautfarbe, angebliche Verächtlichmachung des Jüngsten Gerichts und einiges mehr stoßen ihnen übel auf. Natürlich wird auch alles mögliche fröhlich falsch hineininterpretiert in die diversen Teile der Eröffnungsfeierlichkeiten. Nun kann man tatsächlich einiges kritisieren an den Olympischen Spielen, u.a. dass Frankreich seinen teilnehmenden Athletinnen untersagt mit Hijab aufzutreten. Aber bei der Eröffnungsfeier auch vieles richtig gemacht, wenn die Rechten alle durchdrehen.