5.Spieltag (A) – FSV Frankfurt

FSV Frankfurt – FC St.Pauli 2:3 (2:1)
Tore:
0:1 Marius Ebbers (1.Min, gleichzeitig 1.000. Zweitligator des FC St.Pauli), 1:1 Matias Esteban Cenci (3.) , 2:1 Ralph Gunesch (18., Eigentor), 2:2 Charles Takyi (69.), 2:3 Matthias Lehmann (75.)
Zuschauer:
8.577 (geschätzte 4.000 St.Pauli Fans)

Sollte es noch eines Beweises bedurft haben, dass “diese Saison alles anders” wird, so dürfte dieser mit dem gestrigen Tag erbracht worden sein. “Auswärts einen Rückstand drehen” stand bisher nicht wirklich im Zusammenhang mit dem FC St.Pauli, auch wenn das letzte Mal gar nicht sooooo lange her ist, denn letzte Saison beim 2:1 in Duisburg war das auch schon gelungen. Aber Zeit für eine kleine Quizfrage: Letzter Pausenrückstand, der in einen Sieg verwandelt wurde? Na? Auflösung erfolgt am Ende dieses Textes…

Der ehrwürdige für St.Pauli Fans ja mit ganz besonderen Erinnerungen verknüpfte Bornheimer Hang heisst seit dieser Saison “Frankfurter Volksbank Stadion”. Der Autor dieser Zeilen quälte sich am Sonntag morgen noch über die 16,1km lange Strecke des Hamburger Airportrace, was ein persönliches Erscheinen verhinderte und aufgrund des späten Startschusses um 11.00h dann schon ein schleuniges Aufsuchen eines Sky-Fernsehers erforderte. Um 13.32 Uhr war es soweit, konnte also noch nicht so viel passiert sein… Denkste, erster Blick auf den TV und schon jubelt ausgerechnet Cenci. Nach einem Fluchen der anschließende Blick auf das Ergebnis, wo einem ein 1:1 entgegenleuchtet. Mist, wieder die Anstoßzeiten verdaddelt, war doch schon um 13.00 Uhr Anstoß? Nee, 2:30 Minuten gespielt… sind wir denn beim Handball?

In der Zeitlupe wurde dann auch die einzige personelle Frage beantwortet, wer denn Thorandt ersetzen würde, nämlich Ralph Gunesch, der sich in der Szene von Cenci doch etwas düpieren ließ. Im Gegenzug muss Ebbers eigentlich die nächste Bude machen, aber Keeper Klandt kann im eins gegen eins klären.
Was dann in der 18.Minute passiert, war ein schöner Beweis für “Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß…”, denn Ralle verwandelt eine Flanke formvollendet mit irgendeinem Teil des Beines unhaltbar über Hain hinweg in den Winkel… von geschätzten 100 Versuchen klappt das so nur ein mal, fantastisches Tor… leider auf der falschen Seite. Dass da auf der linken Außenbahn Boll und Naki sich eher stümperhaft den Ball klauen lassen soll nicht unerwähnt bleiben, aber natürlich darf der Ball niemals im Tor landen, denn Gunesch steht da völlig unbedrängt. Schon ne doofe Situation, erst sitzt man wochenlang auf der Bank, kommt dann rein und nach knapp zwanzig Minuten hat man schon zwei komplett dämliche Situationen hinter sich. Umso wichtiger, dass er sich reingebissen hat.
Manch Trainer hätte ihn vielleicht schon da ausgewechselt (was Schwachsinn gewesen wäre) oder zumindest zur Halbzeit (was zumindest aus der Sicht von Eger sicher vertretbar gewesen wäre), aber Stani ließ ihn durchspielen und zumindest die zweite Halbzeit war dann ja auch okay von ihm, auch wenn da nicht mehr allzuviel zu tun war.

In Hälfte eins gab es danach noch genug Chancen, um trotzdem mit 5:2 in die Pause zu gehen, so aber blieb zumindest die Spannung erhalten. In Hälfte zwei dann nahezu Spiel auf ein Tor, und nach ein paar Schwierigkeiten setzte sich die spielerische Überlegenheit gegen die überforderten Frankfurter dann auch durch… dass ich sowas mal über ein Auswärtsspiel in einer Profiliga mit dem FC St.Pauli schreiben würde, hätte ich nie gedacht.
Ein Traumpaß von Florian Bruns auf Takyi, der den Torwart umkurvt und aus ziemlich spitzen Winkel dann noch einnetzt. Den hätte jeder unserer Spieler in der letzten Saison noch ans Außennetz gesetzt. Weltklasse dann das 3:2, als sich Takyi außen durchsetzt und dann nahezu blind zurück in die Mitte vor den 16er passt und Matthias Lehmann datt Dingen in den Winkel knallt. Kategorie: Traumtor!

Was bleibt: Es macht momentan einfach Spaß, Spiele des FC St.Pauli anschauen zu dürfen. Ein großartiger Kombinationsfußball, Ballgewinne im Mittelfeld durch konzentriertes Arbeiten gegen den Ball, durchdachtes Spiel in die Spitze, die Liste ließe sich fortsetzen. Und selbst wenn man sich die Verletztenliste beim Stadtrivalen anschaut, braucht einem auch nicht bange zu werden: Draußen sitzen Leute wie Max Kruse, Rouwen Hennings oder Dennis Daube, Jan-Philipp Kalla (und viele andere) die die derzeit spielenden Leute nahezu 1:1 ersetzen könnten.

Auch ab vom sportlichen macht es einfach Spaß. Seien es die “kreativen Torjubler” oder die Interviews mit den Spielern oder Stani, sei es ein Matthias Lehmann der eigentlich immer fröhlich aussieht und dem man den Spaß am Fußball spielen förmlich ansieht.

Jetzt gilt es die “Heimschwäche” (nur ein Sieg aus zwei Spielen) gg. Kaiserslautern zu überwinden, die ihrerseits immerhin als Tabellendritter und mit der Empfehlung eines 4:1 gegen den MSV Duisburg anreisen.

Und für Statistik-Fans und Pessimisten: Wir haben unsere bisherigen vier Siegen gegen vier der letzten fünf in der Tabelle geholt, gegen den einzigen aus der oberen Hälfte gab es nur einen Punkt.

Auflösung der Quizfrage nach dem letzten Auswärtssieg nach Halbzeitrückstand: Es war am 25.März 2006, als Fabian Boll und Michel Mazingu-Dinzey ein 1:0 für Preußen Münster in der zweiten Hälfte noch in einen 2:1 Auswärtssieg verwandelten. // Frodo

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