Noch fünf oder sechs Siege bis Reykjavik

Ihr erinnert Euch (oder auch nicht):
Burghausen, Bochum, Bremen, Berlin (Hertha) und schließlich die Bayern. Die berühmte Bokal-Saison 2005/2006, die uns rückblickend nicht nur die Existenz gesichert hat, sondern eben auch die Grundlage für spätere sportlich Erfolge und einen inzwischen zu 3/4 abgeschlossenen Stadionneubau mit (das sollte man sich immer wieder klar machen) in die Gegengerade integrierten Fanräumen war.

Wacker Burghausen in Runde 1, bei dem Sebastian Wojcik und Dennis Torniporth ein 2:0 herausschossen, welches der Zweitligist in der 79. und 81.Minute ausglich, ehe Felix Luz in der Verlängerung das 3:2 einköpfte.
Dann der VfL Bochum, zu jenem Zeitpunkt der Saison überragende Übermannschaft in Liga 2, die durch Tore von Michel Manzingu-Dinzey (der auch noch einen Elfer nebens Tor schoss), Luz, Florian Lechner und Khvicha Shubitidze(!) mit 4:0 aus dem Stadion gefegt wurde.
Dann dieses Hammerspiel gegen Hertha BSC, bei dem Pantelic und Gilberto den Bundesligisten sicher mit 2:0 in Führung brachten, ehe Mazingu-Dinzey kurz vor der Pause und Luz kurz vor Schluß die Verlängerung erzwangen, in der nach einem Freistoß von Marcelinho dann wieder alles vorbei schien… und dann kam Florian Lechner, mit einem der emotionalsten Treffer die ich am Millerntor erleben durfte, und der absolute Wahnsinn dann nach Robert Palikucas Kopfball zum 4:3!
Schließlich das Schneespiel gegen Werder, wo sich Miroslav Klose an der Hand der Schulter verletzte, was Klaus Allofs dazu brachte, dem FC St.Pauli schon mal vorab die Schuld dafür zu geben, wenn Deutschland nicht Weltmeister werden würde. Die Tore von (erneut) Mazingu-Dinzey, Fabian Boll (per Seitfallzieher) und (so oft traf der ja nun auch nicht) Timo Schultz zum 3:1-Sieg, bei dem Achim Hollerieth auch noch zwölf Minuten vor Schluß einen Elfmeter von Borowski hielt.
Naja, und dann das Halbfinale gegen Bayern, bei dem man bis kurz vor Schluß Chance um Chance zum Ausgleich vergab, um dann doch noch 0:3 zu verlieren.

Ganz ehrlich: Irgend sowas will ich wieder haben, wenn auch vielleicht nicht unbedingt ganz so dramatisch.

Ich war in der Jugend bekanntlich noch mit dem SV Werder verbunden und konnte daher schon mehrfach einem Pokalfinale beiwohnen. Mal abgesehen davon, dass es der bekanntlich kürzeste Weg nach Europa ist, ist so ein Spiel mit einer braun-weißen Kurve in Berlin einfach nur ein ganz großer Traum von mir und schon seit Ewigkeiten jedes Jahr wieder mein persönliches (unerreichtes) Saisonziel.

Dieses Jahr also ein neuer Anlauf, der morgen um 18.00h in der Sportschau mit der Auslosung der ersten Runde beginnt. Spötter werden zurecht behaupten, dass es in der Regel für den FC St.Pauli nicht die erste Runde ist, sondern morgen für uns bereits der gesamte Wettbewerb ausgelost wird. Nicht umsonst gilt der DFB-Pokal bei vielen St.Paulianern als der Wettbewerb, der nur von Juni (Auslosung) bis August (1.Runde) geht.
So nah wie damals waren wir nie wieder dran, was selten an der sportlichen Übermacht des Gegners lag. Ja, letztes Jahr gab es mit dem Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart in Runde 2 ein Spiel, was man verlieren darf, aber sonst? Chemnitz, Werder II, Trier, Aue (als damaliger Drittligist), Darmstadt 98 und vieles mehr.

Doch, dieses Jahr wird alles anders! Ich schwör! Ich sehe deutlich vor mir, wie Lennart Thy mit seinem unnachahmlichen Laufstil im Halbfinale am Millerntor in der Nachspielzeit in den gegnerischen Strafraum eindringt, von Westermann gewohnt unglücklich zu Fall gebracht wird… der Schiri aber gibt keinen Elfer, sondern nur Ecke, und Tschauner nickt lässig in der 94.Minute zum 1:1 ein.

Danach noch zu acht die Verlängerung überstehen und van der Vaart dabei zusehen, wie er den entscheidenden Elfmeter in den Hamburger Abendhimmel jagt.

Dank des tags zuvor erfolgten Finaleinzugs des neuen Deutschen Meisters aus Mönchengladbach, durch einen Hattrick von Max Kruse, ist damit auch die erste Europapokalqualifikation der Vereinsgeschichte gesichert. Der Bus- und Fährfahrt nach Reykjavik steht nur noch die erneute Auslosung im Wege, doch das ist eine andere Geschichte.

Hier also die Liste derer, die uns bei Kapitel eins dieses Abenteuers als “Opfer” zur Verfügung stehen:

– Erzgebirge Aue/MSV Duisburg (“Mischkugel“)
– SV Sandhausen
– SSV Jahn Regensburg
– Karlsruher SC
– Arminia Bielefeld
– VfL Osnabrück
– SC Preußen Münster
– BFC Dynamo
– FC Nöttingen (Baden)
-TSV 1860 Rosenheim
– FV Illertissen (Bayern)
– Optik Rathenow (Brandenburg)
– SG Aumund-Vegesack (Bremen)
– SC Victoria
– SV Darmstadt 98
– TSG Neustrelitz
– Fortuna Köln
– Sportfreunde Baumberg (Niederrhein)
– SV Wilhelmshaven
– BSV Schwarz-Weiß Rehden
– Eintracht Trier
– 1. FC Saarbrücken
– RB Leipzig
– 1. FC Magdeburg
– VfR Neumünster
– Bahlinger SC (Südbaden)
– TSG Pfeddersheim (Südwest)
– SV Schott Jena
– SV Lippstadt 08 (Westfalen)
– SC Wiedenbrück (Westfalen)
– 1. FC Heidenheim
– Neckarsulmer Sport-Union (Württemberg).

Aus ganz einfachen und subjektiven Gründen würde ich mich über das Los der SG Aumund-Vegesack freuen, man muss sich danach ja langsam steigern. Klar ist aber auch: Die aktuellen Zweitligisten (Aue/Duisburg, als Mischkugel, s.o.) sowie die Ab- und Aufsteiger (Sandhausen (evtl. ja auch kein Absteiger, trotzdem in dem Topf), Regensburg, KSC, Bielefeld) sowie die Drittligisten (insbesondere Münster, Osnabrück, Heidenheim) sind sicher die sportlich schwierigen Aufgaben.
Klar ist aber auch: Wer nach Europa will, muss eh jeden schlagen!
Also, pack ma’s! (Kann ja nichts schlechtes sein, sich beim FC Bayern schon mal das Motto zu leihen.) // Frodo

P.S. Nachtrag 15.06., 19.10h: Preußen Münster also, nun denn!

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