Der kleine charmante Fragebogen zu diesem Nationenturnier in Südamerika erschien in unserer Ausgabe 115. Da aber momentan alle drüber reden, meist sehr positiv und überschwänglich, wollen wir Euch unsere größtenteils vorherrschende Langeweile nicht vorenthalten. Es antworten (fast) alle Redaktionsmitglieder sowie zwei Gäste.
Zum Thema „Schland“ sei dann noch dieser Text aus Düsseldorf empfohlen.
Die große Weltmeisterschafts Übersteiger – Umfrage
Nachdem wir dieses mal weder ein Sonderheft, noch ein Sonderblog oder irgendwas Besonderes zur WM rausbringen, soll wenigstens unsere kleine redaktionsinterne Umfrage entschädigen (die ggf. auch erklärt, warum wir nix rausbringen).
Und zur Freude aller haben wir am Ende auch noch zwei allseits bekannte und beliebte Gaststars befragen dürfen. Nun lesen büddeschön. Dann wissta bescheid.
1. Wie dolle freust Du Dich auf die WM in Brasilien?
CF: Gar nicht. Weltmeisterschaften berühren mich eher nicht.
Frodo: Och, nur sehr bedingt. Am meisten Spaß macht mir mein Panini… äh… das Sammeln der Panini-Bilder für Junior.
hog: Wird mit jeder WM weniger, aber wenn ich erst dabei bin, kommt doch langsam Fußball-Fieber durch. Ich finde auch durch die Kommerzialisierung und jeden Werbe-Euro einfahren wollen, wird es immer uninteressanter. Vielen geht es nicht mehr um Fußball.
Kriller: War schon mal mehr.
MacKozie: Geht so, angesichts der Bedenken/Anti-WM-Bewegung in Brasilien selbst. Wird wohl eh wieder eine Veranstaltung für einige wenige Bonzen, denen der Fußball als solcher ziemlich scheißegal ist, und Event-Touristen, während der „normale“ Fußballfan mit diesen sog. Fan-Festen abgespeist wird. Und bei der lokalen Bevölkerung bleibt nichts davon hängen.
Mirco: Irgendwie gar nicht. Die letzten Jahre fand ich WM und EURO nur noch störend.
Rakete: Auf einer Skala von 0 (gar nicht) bis 10 (gaaanz dolle) sag ich mal so ’ne 6. Das liegt weniger an der WM als Sportereignis an sich, sondern an den bis dahin damit einhergehenden Folgen für das Land. Vertreibung von Slumbewohnern, Abriss von Siedlungen, sogar von Schulen, Einsparungen, Verteuerungen usw. Von diesen Geschehnissen und den Protesten dagegen kriegt man in Deutschland nur leider kaum etwas mit. Auch dass bei den Stadion-Bauarbeiten Arbeiter umgekommen sind, nicht.
Ronny: Schon ein wenig, zumal ich bei den vergangenen WMs im geselligen Freundes-Beieinandersein beim gemeinsamen TVGucken meist der einzige gewesen bin, der nicht für Deutschland gewesen ist. War immer lustig. Und bei den WM-Tipps war ich auch meist vorne mit dabei – wenn nicht sogar Sieger…
Stemmen: Gar nicht! Ich werde sicherlich mal Spiele gucken, weil’s halt auch Fußball ist, aber mich interessiert und fasziniert nur Vereinsfußball.
sten: Trotz Blatter, Fifa, Kommerz, Korruption, irgendwie schon ein bißchen.
Troll: Aus ideologischen Gründen müsste man Blatters Spiele natürlich boykottieren, allerdings bringe ich es wohl nicht übers Herz, den Fernseher auszulassen. Denn in den geraden Jahren überbrückt ein großes Turnier die sonst allzu lange Sommerpause. Zudem muss ich in diesen Jahren keine kreativen Gedanken entwickeln, wie ich meinen Geburtstag feiere. Nämlich mit ein paar guten Freunden am Grill, viel Fleisch und noch mehr Bier.
Zwille: Überhaupt nicht.
Daniela Wurbs: Ich freu mich erstmal viel mehr auf das Antira Turnier Ende Mai am Millerntor Stadion.
Sven Brux: Auf einer Skala von 1-10 freue ich mich 3, da die 1 und 2 schon für den Klassenerhalt von Braunschweig und den Rauten reserviert sind. Nee, vielleicht kommt das Interesse noch, aber angesichts einer in meinen Augen dermaßen mit Korruption zusammen hängenden Veranstaltung, die wie immer auf Kosten der örtlichen Bevölkerung geht und immer nur den Konzernen und dem Weltverband die Gewinne zuschustert, kann ich da im Moment keine richtige Begeisterung aufbringen.
2. Wer ist Dein Wunschweltmeister?
CF: Irgendein ein Underdog.
Frodo: Irland. Ich weiß aber, dass das sehr schwer wird.
hog: Brasilien, Spanien oder Deutschland, ist mir eigentlich egal. Hauptsache
interessante spannende Spiele.
Kriller: Honduras, da habe ich schon einen GroundPoint.
MacKozie: Ich finde, die Niederlande wären endlich mal fällig… ;-). Aber da mir die „üblichen Verdächtigen“ zum Halse raushängen – und mein Fave-Team Irland nicht dabei ist – drücke ich dieses Mal verstärkt Belgien die Daumen.
Mirco: Portugal. Immer Portugal. Seit 15 Jahren nur noch Portugal. Ich liebe Land, Kultur & Leute und freue mich für die mit.
Übrigens: Trotz CR7 und nicht wegen ihm. Das geht auch nicht wenigen Portugiesen so.
Rakete: England mit Steven Gerrard und Frank Lampard
Ronny: Völlig egal. Hauptsache geile Spiele und deftige Überraschungen…
Stemmen: Scheißegal, Hauptsache nicht die BRD.
sten: England
Troll: Die junge Mannschaft aus Belgien hat mich beeindruckt. Die jungen Wilden haben mittlerweile das Konspirative aus der Titulierung „Geheimfavorit“ eliminiert. Und ansonsten hat die Heimat von Onkel Dutroux ja auch nix zu bieten, außer Fritten, Bier und voll beleuchtete Autobahnen.
Zwille: Der Weltfrieden
Daniela Wurbs: Ich schwanke zwischen Elfenbeinküste und Bosnien & Herzegovina.
Sven Brux: Sowas wie Costa Rica oder so wäre schön. Nicht, dass ich mir da Illusionen machen würde, das deren Verband so supi wäre, aber zu den Lütten zu halten, war doch schon immer nett. Tippspielmäßig muss ich aber wohl wider Schland eintragen 😉
3. Und wer wird es tatsächlich?
CF: Belgien
Frodo: England
hog: Brasilien, Spanien oder Deutschland, ist mir eigentlich egal. Hauptsache
interessante spannende Spiele.
Kriller: Wer spielt nochmal mit?
MacKozie: Brasilien, weil die 1950 gut machen müssen, oder Spanien (falls die nicht schon alt bzw. satt sind). Meistens sind ab dem 1/4-Finale eh nur noch die, die man auch sonst nicht unbedingt unterstützt, da nehme ich den späteren Titelträger eh nur noch „zur Kenntnis“. Soll heißen: mirrrdochejall.
Mirco: Keinen Schimmer und ist mir irgendwie auch wurst. Hauptsache nicht Deutschland, weil diesem Land das nicht gut tut. Hier müssen noch viele Menschen verlieren lernen und das tut man am besten… mit Training!
Rakete: Argentinien
Ronny: Wieder Spanien. Wetten!?
Stemmen: Nicht die BRD.
sten: Spanien
Troll: Der Weg zum Titel führt nur über den Gastgeber. Ansonsten mischen die üblichen Verdächtigen um den Pott mit.
Zwille: Brasilien
Daniela Wurbs: Was für eine Frage…
Sven Brux: Siehe oben, Schland dürfte wie immer zum Favoritenkreis gehören.
4. Welches ist Dein Arschloch-Team?
CF: Weiß gar nicht so genau, welche Teams dort spielen. Wenn, Italien.
Frodo: Ehrlich gesagt ist mir der Wettbewerb zu egal, um ein Team derart emotional zu würdigen.
hog: Wird sich noch zeigen.
Kriller: Italien
MacKozie: Vom Stil her seit jeher Italien (deren Fußball konnte ich noch nie ausstehen) und – natürlich – Frankreich. Von den Fans her waren mir Kroatien, Russland, England immer ziemlich suspekt.
Mirco: Ich mag eigentlich viele der sog. Großen nicht so sehr: England, Frankreich, Deutschland, Holland etc. Allerdings bin ich wohl der einzige hier, der die mediterranen Mannschaften schätzt: Portugal (s.o.), Spanien und …ja…Italien! Ich finde Catenaccio geil!
Rakete: Seufz… Es gibt einige Teams, denen ich keinen Titel gönne, aber es gibt nicht DAS Arschloch-Team.
Ronny: Wer spielt denn alles mit? Nee, im Ernst: „Arrogante Arschlöcher“… 😉
Stemmen: Die FIFA
sten: Argentinien
Troll: Ein echtes Anus-Team habe ich nicht. Adolf Putin würde ich es diesmal aber irgendwie nicht so recht gönnen…
Zwille: Der Ausrichter
Daniela Wurbs: Gehen auch mehrere? Dann ganz spontan: Rostock, Zenit St. Petersburg und Red Bull Salzburg.
Sven Brux: Kann ich jetzt noch nicht sagen, das stellt sich ja meist erst im Laufe des Turniers raus. Aber den Engländern gönne ich schon traditionell ein frühes und peinliches Ausscheiden, weil die immer so tief fallen und mich der Blick auf deren Medien dann so erfreut…
5. Welches ist Dein weltweiter Lieblingsspieler und warum?
CF: Gareth Bale, spielt fantastisch und schnell und hat bei Tottenham gespielt.
Frodo: Ryan Giggs, weil ich damals in seiner ersten Saison ein Spiel von ihm live im Old Trafford gesehen habe. Schade, dass er es mit Wales nie zu einer WM oder EM geschafft hat.
hog: Ändert sich immer.
Kriller: Wart mal, da muss ich erstmal ins Panini-Album meiner Tochter gucken…
MacKozie: Fußball ist immer noch ein Mannschaftssport 😉
Mirco: Henning Bürger. Kam so spontan. Ich hab den immer gemocht.
Rakete: Steven Gerrard – weil er seit seiner Jugend für den gleichen Verein spielt, sich nicht für schnöden Mammon hat wegkaufen lassen und weiß wo sein Herz hingehört. Außerdem spielt er geilen Fußball, und freut sich immer so schön. Und außerdem kenne ich nur einen Bruchteil aller teilnehmenden WM-Spieler.
Ronny: Schachten – muss ich nicht erklären, oder?
Stemmen: International? Klaas-Jan Huntelaar! Seit ich vor ungefähr zehn Jahren einen größeren Bericht über ihn gelesen habe, verfolge ich seine atemberaubende Karriere. Dass er 2010 in die BL wechselte und dann auch noch zu Schalke war und ist für mich ein absolutes Highlight. So konnte ich ihn zumindest einmal sogar live gegen St.Pauli erleben. Im Rückspiel am Millerntor war er ja leider nicht dabei. Wenn die Menschen in ein paar Jahrzehnten mal von der legendären Bayern-Mannschaft dieser Tage schwärmen, werde ich stolz behaupten können, dass ich Huntelaar live spielen gesehen habe.
sten: Andrés Iniesta. Wie warum?
Troll: Zlatan Ibrahimovic, weil er einfach cooler ist als CR7.
Zwille: So tief beschäftige ich mich mit den Teams gar nicht.
Daniela Wurbs: Eigentlich mag ich keinen Starkult. Aber einen gibt es dann doch, der ist aber leider schon von uns gegangen: Günter Peine. Warum ist ja wohl klar.
Aktive Spieler: Der Namensgeber des litauischen Amateurvereins FC Vova aus Vilnius – die haben ihren Verein nach ihrem schlechtesten Spieler benannt.
Sven Brux: Sorry, hab ich keinen und mir fehlt da ehrlich gesagt auch der Überblick. Ich bin mir aber sicher, dass mir der Übersteiger in seinem WM-Extra einen Kandidaten präsentieren wird, der sich durch Empathie, Intelligenz und „über den Tellerrand schauen“ von der eher tumben Mehrheit absetzt. (Anm. der Redaktion: Uuupps)
6. Welches ist Dein weltweiter Arschlochspieler und warum?
CF: Kevin Großkreutz, warum sag ich nicht.
(Anm. d. Korr.: Notiert vor Dönerwurf und Hotelpinkeln.)
Frodo: Mich stört einiges am Auftreten von Ronaldo und Ibrahimovic, aber „Arschlochspieler“ geht mir zu weit, sowas hab ich nicht.
hog: Ändert sich auch immer.
Kriller: Christiano Ronaldo – Bedarf keiner Erklärung.
MacKozie: CR7 halte ich für ’nen ziemlich eingebildeten Fatzke und auch die meisten italienischen Spieler beäuge ich in der Regel mit ziemlichen Argwohn. Aber man hofft ja
doch, dass die außerhalb des Platzes ganz anders drauf sind.
Mirco: Das ganze Faschistengesocks wie Di Canio und so ne Typen wie „Prinz Poldi“. Aber mehr das, wofür er steht, als ihn selber. Ich finde die Verehrung von Idiotie einfach weder lustig noch hilfreich.
Rakete: Tja, auch hier das Problem, dass ich nur einen Bruchteil aller Spieler kenne. Die Frage kann ich eigentlich erst nach der WM beantworten. Aber gut. CR7 geht mir schon lang auf die Nerven wegen seiner Affektiertheit und Suarez wg seiner latent rassistischen Tendenzen.
Ronny: Michael Thurk. Absoluter Unsympath!
Stemmen: Nationalspieler (ha ha) Kevin Großkotz!
(Anm. d. Korr.: Notiert vor Dönerwurf und Hotelpinkeln.)
sten: Neymar, der Umfaller
Troll: Domagoj Vida, weil der im Panini Album echt übel aussieht…
Zwille: s.o.
Daniela Wurbs: Na guuuut, da gibt es einige… Wahrscheinlich ist die Liste uneinholbar angeführt von Di Canio, als er noch Spieler war. Warum? Ich zitiere nur „Ich bin Faschist und kein Rassist“. Der kroatische Spieler Simunic mit seinem faschistischen Ustashe – Gruß ist auch ein heißer aktueller Kandidat für den Preis. Oder Anelka für seinen Quenelle – Gruß in Anlehnung an einen antisemitischen Kabarettisten. To be continued….
Sven Brux: Da fällt mit spontan Ronaldo ein, der all das verkörpert, was ich an schwerstreichen jungen Schnöseln nicht mag.
7. Sag mal was zum Public Viewing…
CF: Grausam, wenn Deutschland spielt. War ansonsten bei der WM 2006 fantastisch!
Frodo: Schade, dass es nicht in Stellingen stattfindet. Hätte ich sowohl der Location als auch den Leuten gegönnt.
hog: Fand ich 2006 spannend, weil es auch etwas Neues war und Deutschland im Fußball Rausch gewesen ist. Mein Sohn Paul war damals vier Jahre alt und wir haben es genossen, zusammen Fußball zu gucken. Das Fanprojekt hatte tolle Angebote in und um die St.Pauli-Kirche, auch viel Geld investiert und wurde dann von der Stadt und dem DFB ziemlich allein gelassen damit. 2010, als Paul acht Jahre alt war, sind wir zum Heiligengeistfeld und es hat ihn sehr beeindruckt. Ich finde es sexy, wenn alle Nationalitäten zusammen fiebern, freuen und feiern.
Kriller: Toll, dass das Holy-Ghost-Feld jetzt auch nachts beschallt wird! So groß und weltoffen, wie Hamburg sich immer gibt, war es aber auch enorm wichtig, dass für dieses Event eine Ausnahme-Regelung gefunden werden konnte. Ansonsten hätte ich noch Zeitumstellung vorgeschlagen. Nun reichts aber auch mit Ausnahme-Regelungen! Da könnte ja glatt jeder kommen…
MacKozie: Ist meistens eher ein Event für den „Turnier-Fußballfan“ oder Leute, die dabei sind, weil’s in der Zeit eben „chic“ ist. Die – sagen wir mal – richtigen Fußballfans gehen da teilweise auch schon mal unter. Bin in den letzten Jahren mit meiner Verwandtschaft bei dem einen oder anderen „Wju’ing“ gewesen und fand’s eigentlich gar nicht sooo schlecht zu sehen, wie z.B. Teens und deren Ellis – allesamt mit sog. Migrationshintergrund – in DFB-Sachen unterwegs waren und nirgendwo ein „aufrechter Doitscher“ (sofern anwesend) rumspackte oder man mit Niederländern und Dänen zusammen am Bierstand steht und über’s Spiel schnackt oder – wie beim Eröffnungsspiel 2010 – im Südafrika-Trikot mit den Tänzern vom König der Löwen und der mexikanischen Gemeinde zu feiern. Wenn du Glück hast, erlebste tatsächlich den einen oder anderen Multi-Kulti-Moment. Kannst natürlich nicht für alle sprechen, die dort auftauchen, aber mir ist dieser Event-Charakter doch um einiges lieber, als später die „Sieg“ rufenden Honks verfluchen zu müssen.
Mirco: 2006 war ich bei einigen Spielen ohne deutsche Beteiligung auf dem HGF und mochte es. In den Folgejahren wurde es immer schlimmer und ich meide so was, ob auf dem HGF oder sonst wo. Schwarmintelligenz halte ich für ein Gerücht.
Rakete: Interessant wird es, wenn Schlagermove auf Public Viewing auf dem Heiligengeistfeld aufeinandertreffen. Zum Glück spielt an dem Wochenende wenigstens Deutschland nicht.
Ronny: Würg!
Stemmen: „Stukas, Stukas, über’m Oberbayern!“
sten: Beerdigungen sind ein sehr private Sache.
Troll: Schwarz-Rot-Goldene Atze-Schröder-Perücken, Blumenketten, Rückspiegelschoner und hunderttausende Partywütiger, die von Fußball keinen blassen Schimmer haben. Ganz ehrlich, das ist brutaler als der Karneval in Kölle…
Zwille: Ich komme vom Land. Ich kenne Schützenfeste. Ich war noch nie bei einem Public Viewing.
Daniela Wurbs: Tschland?
Sven Brux: Wers mag, soll hingehen. Mein Ding ist es nicht. Zusammen mit Vielen Fußball zu gucken, kann ja echt geil sein, aber die Auswüchse in negativer Hinsicht, was Cateringpreise, Gedränge und Prolltum angeht, lassen mich von solchen Veranstaltungen Abstand halten. Bezeichnend ist jedoch, das hierfür geltende Gesetze bzgl. Lärmbelästigungen außer Kraft gesetzt werden, was bei anderen Veranstaltungen nicht möglich ist.
8. Und zum Sommermärchen…
CF: Ging klar, die vier Wochen waren eine schöne Zeit.
Frodo: Der Umgang mit „Deutschland“ ist aus meiner Sicht durch 2006 tatsächlich entspannter geworden, sowohl im In- als auch im Ausland. Man muss halt weiterhin aufpassen, dass es nicht überreizt wird, wie leider ja auch 2006 ab und an geschehen.
hog: Marketing, Vermarktung, Kommerzialisierung, Ausschlachten jeder Nuance. Nein Danke. Es gibt kein Sommermärchen.
Kriller: Es war einmal…
MacKozie: Noch ein paar Jahre später, als ich zu Besuch in Glasgow war und wir uns im Pub über deutschen Fußball unterhielten, sagten noch viele der Anwesenden, dass es „ganz Deutschland verändert“ hätte. Und mir ist lieber, im Ausland oder von Nicht-Deutschen auf die WM 2006 angesprochen zu werden als auf zwei Weltkriege oder die Nazi-Zeit. Hab seinerzeit natürlich auch die Nase gerümpft, aber die Atmo war da, wo ich mit am Start war, ziemlich peacig und happeningmäßig. Fand ich damals, ehrlich gesagt, gar nicht sooo verkehrt – aber da gab es auch noch nicht so die Attitüde des: „das wird man ja doch wohl noch sagen dürfen“.
Mirco: Mal ne Std. Zeit? Es fällt zu vielen Deutschen einfach schwer, mit so was umzugehen. Schade, aber das ist wohl die Natur von Patriotismus, der eben sehr schnell zum Nationalismus wird. Ingo Zamparoni, der vor zwei Jahren öffentlich für sein Lächeln in der Halbzeitpause ITA-GER am liebsten des Landes verwiesen wurde. Kleine Sparkassenangestellte und Douglasmädchen in Schwarz-rot-gold „sind wieder wer“. Und selbst das hat nicht nur was nerviges, sondern sogar was gefährliches. Siehe die Linkenjagd 1990 nach dem Titelgewinn. In HH nach Schlagermove und Deutschlandspiel ist Krieg! Und Krieg ist blöd.
Rakete: Das wird sich ja erst noch zeigen, ob der Sommer märchenhaft wird. Für mich bedeutet Sommermärchen alles, was länger als 6 Wochen über 25°C warm und sonnig ist.
Ronny: Kotz!
Stemmen: Kotz.
sten: Hänsel und Gretel?
Troll: Danke, es langt. Ich lasse mir doch von Dir jetzt nicht die Stimmung vermiesen!
Zwille: In Brasilien ist Winter…
Daniela Wurbs: …bitte nicht.
Sven Brux: Das 2006er? Ist mir Latte. Mein Sommermärchen 2014: Ich sitze am Finaltag bei bestem Wetter inmitten einer urigen Flusslandschaft in Polen und muss mir aus einem dort empfangbaren UKW-Sender den Verlauf des Spieles zusammenreimen.
9. Welches war Dein erstes WM-Erlebnis?
CF: Mit neun Jahren 1974 zum ersten Mal in meinem Leben ein Fußball Spiel im Farbfernsehen gesehen. Holland fand ich gut.
Frodo: Spanien, 1982, am TV. Ich erinnere mich an den weinenden Uli Stielike beim Elfmeterschießen im Halbfinale gegen Frankreich. Live dann 2006, als ich dank Thorsten L. mit ihm »Follow your Team«- Togo – Tickets hatte.
hog: 1970 Uwe Seeler in Mexiko mit seinem Hinterkopftor. Mit acht Jahren habe ich damals pausenlos vorm Fernseher gesessen und Fußball geschaut. Die Bilder dieser WM sind noch immer in meinem Kopf. Und dann 1974 in der alten Schüssel, das 0:1 von Sparwasser BRD vs. DDR, war schon ein Erlebnis.
Kriller: Die Hand Gottes.
MacKozie: Ahem, 1974, allerdings nicht vor’m Fernseher selbst. War in dem Jahr als kleiner Buttje im Familyurlaub in Polen und da in Masuren zu der Zeit nicht überall Fernseher standen, lief’s eben im Radio. Hab natürlich kein Wort verstanden, außer: „Diiisäss dieckäh Millerrr…“.
Mirco: Ich habe ca. 80 mal mit meinem Freud im Garten den Elfer von Uli Stielike nachgespielt. 1982 in dem sagenhaften Spiel gegen Frankreich in Sevilla. Ich war im Urlaub in Spanien. Da war für mich als lütten Jung noch alles so unschuldig.
Rakete: 1990. Ich war zu der Zeit gerade nach Berlin gezogen und kannte noch nicht sehr viele Leute. Ich interessierte mich damals an sich nicht sonderlich – eigentlich nicht die Bohne für Fußball. Jedoch – es regnete dauernd und alle Leute die ich kannte schauten WM. Was blieb mir übrig, wollte ich nicht alleine in meinen 4 Wänden versauern, als mit den anderen in irgendwelchen besetzten Häusern und Punkschuppen zu public viewen. Und es hat Sauspaß gemacht und ich war für Kamerun, aber deswegen nicht gegen Deutschland. Bis zum Schlusspfiff, als von dem gegenüberliegenden Haus Leuchtgeschosse in unser Wohnzimmer flogen mit den dazu gebrüllten Kommentaren ‚Da habt ihr’s, ihr scheiß Zecken!‘ und in der Stadt überall Männer mit verzerrten Fratzen vor lauter Stolz darauf Deutsche zu sein, Jagd auf Ausländer / Andersaussehende machten, und der Nationalstolz in Berlin absolut unerträgliche Ausmaße nahm.
Ronny: Bewusst das legendäre 3:4 Deutschlands gegen Italien 1970 in Mexiko. Hab sogar geheult…
Stemmen: Als meine Mutter nach dem verlorenen Finale 1986 bei einer befreundeten Familie namens Gomes in den Keller gekotzt hat.
sten: 1974, das Eis, im orangen-mit-dem-WMLogo- verzierten Plastikbecher.
Fußballmäßig, 1978, das 0:0 von der BRD gegen Tunesien. Gesehen im TV auf dem Campingplatz in Grömitz. Meine Schwester und ich waren für Tunesien.
Troll: Das war die WM ’82 in Spanien. Wir waren im Urlaub auf Korsika. Als Deutschland im Halbfinale das Spiel in der Verlängerung umbog – Schumacher hatte zuvor Battiston ausgeknockt – rüttelte ich vor Freude derart am Fernseher, dass das Bild weg war. Ich verfestigte damit das Bild, dass auch schon ein Elfjähriger den hässlichen Deutschen verkörpern kann. Wie zur Strafe verbrachte ich das Finale schmollend im Auto auf der Heimreise.
Wie kann man nur so den Urlaub planen, meine Fresse, Mutti!
Zwille: Eine unvollständige Sammlung von hanuta – Bildchen der WM-Recken von 1990.
Daniela Wurbs: Ganz bewusst? Der Schock als ich festgestellt habe, dass Rudi Völler bei der WM 1990 denselben Haarschnitt hatte wie mein Vater.
Sven Brux: Ich kann mich bewusst an die WM ’74 erinnern. Beim Finale saßen die Erwachsenen alle im Wohnzimmer, lecker mit Reval ohne Filter und viel Bier. Ich bin dann aber lieber in die Stadt gegangen, weil dort ein Hochseilartist auf einem Platz auftreten sollte. Fand ich mit 8 Jahren spannender. Und die Luft war besser.
10. „Nie, nie, nie wieder Doitschland“ oder
„Fanclub Nationalmannschaft“?
CF: Weder noch. Berührt mich einfach nicht.
Frodo: Weder noch. Mir ist der Hype um die Nationalmannschaft deutlich zu Deutschtümelnd, in vielen Zusammenhängen, daher werde ich ganz sicher mich auch nie über einen Titel freuen können. Wenn der Sohn aber sechs Jahre alt ist und Manuel Neuer absolut toll findet, entwickelt man auch eine etwas entspanntere Sicht auf alles und kann sich das neutral anschauen.
hog: Wie gesagt Nationen nein danke, aber wenn es erst los geht, bin ich doch dabei und schlage mich auf eine Fußball-Nationen-Seite. Gegen die eigene Nationalmannschaft zu sein, finde ich genau so übertrieben wie für ein anderes Land zu sein, aus Prinzip gegen Deutschland, einfach Scheiße! Man hat Lieblinge, wegen besonderer Erlebnisse, Stars oder Herzensangelegenheiten, Begründung ist einfach alles.
Kriller: Schland? … Schloch!
MacKozie: Fanclub-Nationalmannschaft GANZ bestimmt nicht. Aber an der Uni hatte ich damals jede Menge französische, italienische oder spanische usw. Mitstudis gehabt, unter denen auch Linke/Anarchisten waren – und die haben sich bei den großen Turnieren das Trikot ihrer Auswahl übergezogen und „Forza Italia“, „Arriba“ oder „Vive la France“ gerufen.
Von daher meine ich, dass wir den „unpolitischen“ oder den wirklichen Spacken, die mit exzessiven Nationalismus ihr eigenes danebengegangenes Leben kompensieren meinen zu müssen, nicht das Feld überlassen dürfen.
Mirco: Siehe Sommermärchen. Die Lust an der DFB-Elf haben mir vor allem seine Fans versaut. Deshalb steh ich bei St. Pauli und nicht woanders. Da kann ich mich mit den „Das wird man ja noch mal sagen dürfen“-Affen und Testosteron-Schlager-Move-Mario-Barth-Bratzen nicht plötzlich im Sommer freuen. Leider ticken ja auch vermeintlich ganz vernünftige Menschen aus bei Schwarz-Rot-Gold und beschimpfen die „Itacker“ oder „Inselaffen“. Vielleicht gucke ich dieses mal auch gar nicht, weil ich mich eigentlich jedes mal streite.
Rakete: Nach diesem schlimmen Erlebnis nach dem WM-Sieg der Deutschen 1990 war ich lange Zeit absolut Anti. Mittlerweile ist mir Deutschland egal + wenn die Nationalmannschaft gut spielt, gönne ich ihr auch einen Sieg. Nur den deutschnationalen Spacken gönne ich das natürlich nach wie vor nicht. Deswegen darf Deutschland auch auf keinen Fall Weltmeister werden.
Ronny: Weder noch. Deutschland ist mir sowas von egal…
Stemmen: Ersteres.
sten: Wenn die “Mannschaft“ guten Fußball spielt, soll sie was auch immer werden Troll: Die schwierigste Frage zum Schluss, ich hab’s geahnt! Auf der einen Seite widerwärtige Deutschtümmelei in deren Schatten die Nazis vier Wochen lang ungeniert maschieren können, auf der anderen Seite moderner Hochgeschwindigkeitsfußball zelebriert von einer Mannschaft, die mittlerweile einen echten ethnischen und kulturellen Querschnitt durch die Gesellschaft darstellt. Ich kann’s dir wirklich nicht sagen!
Zwille: „Wer sonst gar nichts hat, der hat doch ein Vaterland. Patriotismus ist die Religion der ganz armen Schweine.“ – Wiglaf Droste.
Daniela Wurbs: Was für eine Frage…
Sven Brux: Weder noch. Mit fortschreitendem Alter sollte man registriert haben, dass die Welt nicht in schwarz und weiß aufzuteilen ist. Ach ja, am bescheuertsten finde ich jedoch diejenigen, die sich ersterem zugehörig fühlen, dann jedoch Trikots/Fahnen o.ä. anderer Länder zur Schau tragen.
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