Don’t trade with the scum!

Unsere Werte, unser Verein: Dinge, die den FC St. Pauli zu dem machen, was er heute ist. Ein Verein, der Werte nicht nur im Sport, sondern auch außerhalb des Rasens vertritt und diese auch lebt. Insbesondere zeichnet uns eine antifaschistische Haltung aus. Für die Umsetzung mussten die Fans lange kämpfen und müssen auch immer wieder aufpassen, dass da nichts verwässert. Denn der Rechtsextremismus wird nicht weniger.

Diese antifaschistische Haltung ist aber auch eine Art Alleinstellungsmerkmal, mit dem der Verein Geld verdient, so ehrlich muss man sein. Denn natürlich kann man mit antifaschistischen Slogans, Shirts und Trikots Umsätze generieren. Seit geraumer Zeit haut der Club Sondertrikots raus, die sich gegen Rassismus positionieren, auf den Tribünen steht “Kein Fußball den Faschisten”. Auch werden Projekte abseits des Vereins entsprechend unterstützt. Wir hoffen natürlich, dass dies keine leeren Worthülsen unserer Marketingabteilung sind. Daher ist es zwingend notwendig, wachsam zu sein und den Finger notfalls mahnend zu erheben.

Regenbogenfahne vor der Zentrale
(Foto: ÜS-Archiv)

Gleichberechtigt fordern wir von unseren Sponsoren eine entsprechende Haltung ein, die der DNA des Vereins entspricht. Sich im Licht des Vereins positionieren, bedeutet, diese auch zu leben. Undenkbar, würde ein Unternehmen mit Nähe zur AFD eine Werbebande am Millerntor platzieren. Die wachsame Fanbase hat die Antennen immer auf Empfang und prangert Abwege des Vereins sofort und deutlich an. Sei es Kommerzscheiße, Sexismus, Rassismus und mehr. Mehrfach musste sich beispielsweise Astra mit ähnlichen Vorwürfen auseinandersetzen oder man verhinderte den Versuch ein Cola- oder Weingetränk mit fragwürdigem Namen auf den Trikots und als Bande im Verein zu platzieren. Geschafft wurde ebenso die Verbannung von Verzehrchips und Glücksanbietern, auch dass der Stadionname nicht verwurstet wird wurde durchgesetzt. Und zahlreiche andere Beispiele belegen immer wieder, dass die Fanbase immer auch mit einem kritischen auf alles schaut, was der Verein macht um notfalls protest anzumelden.
Was sicherlich schwierig bei der Suche nach potenziellen Geldgebern seitens des Vereins ist, darf allerdings niemals den Vorrang haben. Haltung muss vor Kapitalismus gehen! In Zeiten wo politische Meinungen rechts von der CDU Mainstream werden, wo angeblicher Journalismus nur durch provokante Schlagzeilen, Clickbait und Hetze überlebt, wo Politiker*innen offen über Remigration schwadronieren, in den Zeiten muss man besonders aufpassen, wen man unterstützt und wem eine Plattform bietet. Wer die letzten Tage die Massenproteste gegen die dreckigen Pläne einer rechtsradikalen Partei sieht, der sollte wissen: Nie wieder und “Wehret den Anfängen” ist jetzt! Und das muss der Verein auch leben.

So haben wir bei uns mittlerweile als guten und zahlungsfähigen Sponsor EDEKA gelistet. Grundsätzlich spricht nichts gegen EDEKA. Allerdings verkauft EDEKA Produkte der Unternehmensgruppe Theo Müller. Dessen Chef und Eigentümer ist Theo Müller, der sich als guter Freund von Alice Weidel sieht, nicht den geringsten Anhaltspunkt findet, der bei der afd auf eine NS-Ideologie schließen lasse und der grundsätzlich nichts auf die Werte der Menschlichkeit gibt. Überdies ließ er erst vergangene Woche alle deutschen Standorte der Produktion der Marke “Landliebe” schließen und verlegte diese in die Schweiz. Nennt man dies dann auch Remigration oder einfach Steuerflucht? Natürlich ist es mittlerweile ein gängiges Vorgehen in der Wirtschaft, aber macht es dies besser? Herr Müller vertritt eine ideologische Haltung, die weder dem Konzern EDEKA noch dem Verein FC St. Pauli nahe sind. Herr Müller trifft sich mit den Rechten und nennt diese “Freunde”.

Wir lieben Lebensmittel. Und Nazis?
(Foto: ÜS-Archiv)

Ich könnte kotzen, wenn ich durch unsere gut sortierte EDEKA Filiale gehe und mein Blick auf die Müller-Produkte fällt. Wenn wir als Verein Werte haben und vertreten, dann sollten unsere Sponsoren auch Haltung zeigen. Ich kann es nicht akzeptieren, dass offenkundig rechtsnationale Unternehmen unsere Supermärkte besetzen, offen von Remigration sprechen, den völkischen Gedanken vertreten, aber weiterhin in Unternehmen gelistet sind, die ein konträres Wertebild vertreten und dies ggf. auch leben. “Wir lieben Lebensmittel” bedeutet für mich auch: “Wir lieben auch die Leute, die diese herstellen, liefern, kaufen. Überall und egal aus welcher Nation!”. Guckt man sich die Forderungen der AFD an, dann hat dies herzlich wenig mit Liebe zu tun.

Liebes EDEKA Team, ich finde eure Läden super, auch wenn es ggf. manchem Menschen zu teuer ist. Aber: Wer beim FC St. Pauli Sponsor ist, der sollte auch wissen, welche Werte wir vertreten. Herr Müller, mit seinen Produkten, passt da einfach nicht. Ich verlange nichts, ich weise nur darauf hin und kann alle dazu ermutigen, diese Produkte nicht mehr zu kaufen. Die Brandmauer sind wir – heute, morgen und für immer! Don´t trade with the scum!

Und lieber FC St. Pauli, wir verstehen, dass es vielleicht als schlechte Idee erscheint, seine Sponsoren öffentlich zu kritisieren und damit Druck auszuüben. Trotzdem haben wir natürlich keinen Bock darauf, dass unser Sponsor mit Nazimist Geld verdient und gleichzeitig mit unserem Image wirbt. Nie wieder ist jetzt! Natürlich haben wir beim FC St. Pauli angefragt, wie die Wahrnehmung dort ist und ob es Handlungsspielraum gibt. Dieses Statement gab es als Antwort:

Der FC St. Pauli engagiert sich eindeutig und klar gegen Rechtsextremismus, gegen alle Formen von menschenfeindlichen Einstellungen. Dementsprechend ablehnend stehen wir auch Personen oder Unternehmen gegenüber, die rechtsextreme Parteien unterstützen. Wir werden die Kritik an Müller beim Austausch mit unserem geschätzten Partner EDEKA auch thematisieren.

Patrick Gensing, Pressesprecher FC St. Pauli

Was wir als Fans tun können? Natürlich Produkte der Unternehmensgruppe Müller boykottieren. Diese sind u.a.:
Müller, Molkerei Alois Müller, Landliebe, Frutti, Südmilch, Sachsenmilch, Weihenstephan, Homann, Puddis, sowie bei ALDI einige Milsana-Produkte und bei Lidl einige Milbona-Produkte.

//Carsten

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