Wenn nichts mehr geht, geht manchmal gar nichts mehr!
Der November bestätigte gleich an seinem ersten Tag das Klischee vom „Grauen und tristen Monat“. Ein Grauen war auch das Spiel gegen den Tabellenletzten aus Gladbach. Die Sonne ging gerüchteweise an diesem Samstag zwar im Osten auf, schaffte es aber nicht durch die Wolken und so gab es ein fahles grau-gelbes Licht über St. Pauli.
Schade. Ich hatte so einen schönen Nachbericht vorbereitet. Mit Fohlen, Pferden, Heu und Stall. Dazu Galopp, Trab und Hindernissen. Doch der wandert nun in die Tonne. Schade. Nee – zu schade für die Tonne, der wandert hier unter das Ende des Spielberichts.

Ich hatte kurz überlegt, ob ich – wie unsere Kicker – heute in (Schreib-)„Streik“ treten sollte, aber die Leserschaft kann ja nichts für das Versagen der Fußballer. Ausgerechnet am Millerntor holte sich der Tabellenletzte den ersten Saisonsieg und bescherte den Kiezkickern die sechste Liga-Pleite in Folge. Und das auch noch mit Fußballgott André Trulsen sein Sohn als Co-Trainer der Borussia! Frechheit!
Aber wenn kleine Pferde höher springen als sie müssten, gibt es eben den noch tieferen Tiefpunkt als den tiefsten Tiefpunkt! Ich kann die Scheiße nicht mehr hören! Auch nicht nach drei Weizen! (Es gibt nur ein’ Rudi Völler!).

Und anstelle eines Spielberichtes, gibt heute mal Einsicht in die Spielnotizen des Autors, die er sich so nebenbei macht. Here we go:
„Krisenduell“ sagte Alex Blessin im Vorwege.
Fünf Pleiten, dreimal ohne eigenen Treffer.
Gladbach in der Liga noch nie in Führung gegangen.
Vasilj wieder zwischen den Pfosten.
Dapo, Sinani und Pereira Lage im Sturm.
MGL: bislang vier von sechs Treffern per Kopf erzielt.
13 Grad, Regen, eben original Hamburger Schietwedder.
15:28 Uhr, „Hells Bells“ ertönt und die Teams betreten den sattgrünen Rasen.
Der Schiri mit seinem 170. BL-Spiel.
FCSP zunächst Richtung Süd.
6. Min. Nr. 9, aber Niko locker.
7. Min. Nr. 16 mit doofem Foul an Dapo.
15. Min. Nr. 15 nach fetten Patzer von Niko, Ball zu Nr. 10 der zu Tabakovic – 0:1 oder Abseits?
und… VAR… kein Abseits. Mist!
24. Ecke FCSP nix.
25. Ecke FCSP 2. Chance Wahl, 3. Chance aus der Ferne – alles nix.
Wenn FCSP mal am / im 16er zu ungestüm und ungenau.
27. Scally an linken Pfosten. Puuuhhh!
40. wieder 15, darf einfach ins lange Eck nach feinem Anspiel von Nr 9.
Ecken, Flanken, Pässe oder die paar Torschüsse – nichts, aber auch gar nichts funktionierte.
45. Hätte Torwart aufs Klo gemusst, wäre ausreichend Papier im Tor vor Ort.
Pause.
3fach Wechsel?
48. unsere 9. Halbchance, weil energisch gestört worden.
56. Niko Parade „Mega-Save“!
64. Support-mäßig hatte das Stadion ebenso aufgegeben wie das Team auf dem Rasen. Die Körpersprache auf dem Platz und Rängen sprach Bände …
72. Konter nach zwei Ecken und Neuhaus mit ganz feinem Pass, aber Niko pariert, ebenso die anschließende Ecke, die zuvor allerdings im Toraus war.
75. Maschino nach Tabakovic kompromisslos zum 0:3.
80. Nr. 22 mit dem 0:4.
84. Jackson is back.
90. Metcalfe ballert die Kugel unbedrängt fast auf den obersten Rang des begrünten Bunkers.
94. Noch ein Möchte-gern-Abschluss und dann der finale Abpfiff. Endlich!
Hölle! Hölle! Hölle!
Nein, hat nichts mit dem Liebhaber von Freundschaftsbändchen zu tun. Auch nicht mit „Welcome to the hell of St. Pauli“.
P.S.: Erstens: Kein Chapeau heute und falls sich jemand an der Überschrift stört und meint, dass Rappen schwarz sind: Es gibt auch Sommerrappen, die im Winter ein bräunliches oder rötliches Fell bekommen
// Hossa
Und hier, wie versprochen, der vorbereitete Nachbericht, der leider so gar nicht hingehauen hat:
Das wäre ihr Preis gewesen…
(Der Nachbericht bei einem 2:0-Sieg aus dem streng geheimen Reservoirs meines Hirns…)
2:0 – Mit Lasso & Sporen, aber ohne Gerte!
Fohlen eingefangen, gezähmt und zugeritten.



Der schwarz-weiß-grüne Vierspänner fuhr um kurz nach High Noon am Reitstall St. Pauli vor. Was dann aber am Samstag über den Rasen am Millerntor trabte, war weniger eine Fohlen-Elf als eine ganze Herde aus alten und lahmen Gäulen. Die Reiter des FC St. Pauli hielten ihr Lasso schon bereit. Mit Disziplin, Energie und feiner Technik an den Zügeln, zähmte die braun-weiße Pferdestaffel die Gäste aus Mönchengladbach und holte sich einen verdienten Sieg im eigenen Stall. Zu keiner Zeit der Vielseitigkeits-Veranstaltung hatten die Borussen auch nur den Hauch einer Chance auf eine Möhre. Das Ganze glich eher einem Rodeo!
Schon in den ersten Minuten machten die Braun-Weißen Rappen klar, wer hier die Zügel in der Hand hält. Die Fohlen-Schimmel schnaubten und wieherten – doch gegen St. Paulis viel behufte Abwehr und deren kluges Einreiten war kein lustiges Grasen angesagt. Hinten Kaltblüter, vorn heißblütige Anreiter: Das war die perfekte Mischung der braun-weißen Wildpferde. Die Reitländer aus dem Wilden Western stolperten nahezu an jedem Hindernis.
Und dann kam der große Ausritt: Spieler XY, offenbar mit Stutenmilch aufgezogen (oder vorher damit heimlich gedopt), preschte wie ein heißblütiger Hengst durch die Gladbacher Herde, ließ zwei Wallache stehen und vollendete kaltblütig – 1:0 für St. Pauli!
Die Fohlen versuchten wieder in Trab zu kommen, doch die Reiter der Sankt Pferdianer bestimmten das Tempo. Mit festem Griff am Zaumzeug, aber eleganter Dressurarbeit, ließen sie die Gladbacher meist ins Leere springen und laufen. Nach 45 Minuten ging’s kurz in den Stall – frisches Heu und klare Kommandos vom Trainer.
Nach dem Seitenwechsel das gleiche Bild: Gladbach galoppierte an, doch St. Pauli blieb fest im Sattel. In der 58. Minute legte XY nach – wieder im vollen Galopp, wieder eiskalt im Absprung – die volle Punktzahl! Spätestens da war allen anwesenden St. Pferde-Fans klar: Diese Fohlen werden heute nicht mehr frei gelassen.
Als Dressurrichter Robert Hartmann abpfiff, standen müde Wallache auf Gladbacher Seite, während die Kiezreiter zufrieden die Sporen sowie das Zaumzeug abnahmen, beiseite legten und anschließend die Streicheleinheiten von den Tribünen genossen. Yippie-Ya-Yeah, Kiez-Cowboys!
P.S.: Im Imbiss „Kleine Pause“ hatten sie bereits am frühen Abend leider keine Pferdewurst mehr. Aber dann trabte Jolly Jumper um die Ecke und wir ritten gen Westen in den Sonnenuntergang …
// Hossa
