DFB-Pokal, 1. Runde: Eintracht Norderstedt – FC St. Pauli

Auswärtsspiel am Millerntor? Ja, denn als die Auslosung erfolgt war, glühten alsbald die Drähte zwischen der kleinen Vorstadt und dem großen Millerntor. Das Heimrecht haben die Norderstedter sicherlich gerne getauscht, schließlich werden die Zuschauereinnahmen geteilt. Und bei zehnmal mehr Fans rechnet sich das für einen Regionalligisten schon. 5000 Plätze bietet deren „Edmund-Plambeck-Stadion“, dieses wird zurzeit aber renoviert (soweit das überhaupt möglich ist) und bietet daher maximal Platz für 3500 Fans. Welcome am Millerntor. Hier ist genügend Freiraum.
Der Fußballclub Eintracht Norderstedt von 2003 e. V. hat als 1. SC Norderstedt bzw. SV Eintracht Garstedt eine lange Tradition. Nach der Saison 1992/93 nahm der 1. SC Norderstedt sogar an der Aufstiegsrunde zur 2. Liga teil. Scheiterte aber grandios. Kein Spiel wurde gewonnen, immerhin gab es aber ein 2:2 gegen 1860 München.
Im DFB-Pokal scheiterte der SCN ebenfalls jeweils früh. 1995/96 unterlagen die Vorstädter der SG Wattenscheid 09 mit 0:1, 1999/2000 dem VfB Stuttgart in der zweiten Runde (Norderstedt mit einem Freilos in der ersten Runde) mit 0:3.
2015/16 schied man als Hamburger Pokalsieger in der ersten Runde gegen Greuther Fürth aus, ein Jahr darauf gegen Wolfsburg. In der Corona-Saison 2020/21 tauschte man schon mal das Heimrecht gegen Leverkusen und es gab eine feine 0:7-Klatsche. Ein gutes Omen?
Knapp 83.000 Leute wohnen in der Vorstadt, die ja zu Schleswig-Holstein gehört und warum Norderstedt im Hamburger Fußball-Verband spielt, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Aber Buxtehude und Schwarzenbek werfen ja auch im Landes-Dart-Verband Hamburg ihre Pfeile…
Als Tabellenzwölfter der Tabelle beendete die Eintracht die abgelaufene Regionalligasaison. Zwei Plätze und zwei Punkte hinter unserer U23, die ebenfalls im bereits erwähnten Edmund-Plambeck-Stadion ihre „Heim“spiele austrägt. „Bring the boys home now!“, forderten die Gegner*innen des Vietnamkrieges in den 1970ern. Ganz so fürchterlich ist es in der Vorstadt nicht, auch wenn einem im schwarz-weiß-blauen Feindesland doch manchmal schon recht mulmig zumute war. In jedem zweiten Garten weht ein Rauten-Fetzen.
Exkurs:
Seit Uli Maslo Mitte der 1990er die Amateure aus dem Millerntor verbannte („Die machen uns nur den Rasen kaputt!“), tingelt unser Nachwuchs durch die Stadt und seit ein paar Jahren sogar in eine Vorstadt. „Heim“spiele bei Victoria, Concordia und auch am altehrwürdigen Rothenbaum (längst abgerissen), ließen zwar die Fans verzweifeln, dennoch folgte stets eine stattliche Anzahl zu den Spielen. Die längste und wohl schönste Zeit hatten wir an der Sternschanze. Ausgerechnet beim Polizei SV… Seit die U23 so weit draußen UND meistens zeitgleich mit den Profis ihre Spiele austrägt, ist es auf den Besucherrängen übersichtlich geworden.
Zurück zum anstehenden Pokalspiel der Profis. Das erste Pflichtspiel der Saison ist immer das schwerste! (*pling*). Aber nach den beiden gewonnen Testspielen im Trainingslager gegen den KSC (überzeugend 6:1) und OGC Nizza (nicht ganz so souveräner 2:0-Sieg), und dem abschließenden Kick auf der Insel bei Coventry City (2:2) sowie dem 1:0-Sieg über Hellas Verona, muss einem weder Angst noch Bange vor dem Regionalligisten werden. Das Team scheint zu funktionieren. Aber man hat ja auch schon Apotheker vor dem Pferdestall kotzen sehen…
Der Tipp lautet dennoch 1:6
// Hossa