DFB Pokal, 1.Rd. (A) – Chemnitzer FC

Chemnitzer FC – FC St.Pauli 1:0 (0:0)
Tor:
1:0 Andreas Richter (5.)
Zuschauer: 10.431 (geschätzte 2.000 St.Pauli-Fans)

Wo und wer sind wir überhaupt?

Mehr als 2.000 St.Pauli-Fans sorgten mit dafür, dass das Stadion an der Gellertstraße in Karl-Marx-Stadt erstmals seit Jahren wieder dermaßen prall gefüllt war. Und ohne die beiden überdimensionalen Pufferblöcke hätten sogar weit mehr als 10.431 Zuschauer live dabei sein können, wie ein magischer Jahr100-Club aus dem Vollrausch geklingelt wird, weil es nach den durchzechten Paadie-Wochenenden nun wieder heißt tagtäglich zu malochen. Und dabei spielte sich dieser verfxxxxe, sächsische Viertligist nicht mal ansatzweise in einen so genannten „Pokalrausch“, was wiederum die eigene Blamage nur noch peinlicher gestaltet.
Das Spiel hatte insgesamt eher Amateurniveau, wobei unsere Zweite den CFC vor genau 4 Monaten noch 3:1 besiegen konnte. Ach, und apropos Regionalliga und so: Wenn man dort spielt wo ihre Mannschaft spielt, lieber Herr Schädlich, dann ist man Viertligist, nicht Zweitligist, wie sie in der Stadionzeitung zitiert wurden. Egal, bis zum Abpfiff der Nachspielzeit rechneten wir jedenfalls sehr wohl noch damit, dass irgendeiner unser Bundesligaspieler eine himmelblaue Abwehrlücke findet und doch noch für den erlösenden Torerfolg sorgt. Aber Satz mit X und so bleibt unterm Strich nur ein vollkommen verkorkster erster Pflichtspiel-Auftritt, wobei von hinten bis vorne aber auch gar nichts zusammen laufen wollte. Im Gegensatz zum Spielentscheidenden Kopfball des Chemnitzer Spielführers Andreas Richter in der 5. Minute, erreichte höchstens die neue (Interims-)Nummer 1 Bene so eben das Prädikat „Normalform“. Der Rest der Trainings-müden Truppe quälte sich mehr (Lehmann, Takyi, Boll, Oczipka) oder weniger (Zambrano, Naki) über die gesamte Spielzeit und schaffte es in dieser nur 8-9 Torchancen heraus zuspielen, die es zumindest wert waren anschließend in der Sportschau gezeigt zu werden. Soviel zum Spiel, welches jede_r einfach schnellst möglich vergessen sollte. Im Gedächtnis bleiben da schon eher 2 ansehnliche Choreos, wobei von dem Pokal-Diebstahl aus der Bayern-Vitrine auf der einen Seite wegen dem roten Rauch, passend zum Bandera Rossa-Banner von USP, eher nichts zu erahnen war. Falls es die blonde Glücksfee bei der nächsten Auslosung so will und tatsächlich die Bayern in der 2.Runde nach drüben müssen, werde ich die Schickeria-Ultras nochmal begleiten, um den glänzenden Pott aus den Händen der Dunkeldeutschen zu befreien. Denn nein, lieber Hans Meyer, auch wenn ich sie für ihre Wortwahl ansonsten sehr schätze, keinem Verein, der ein solches Fan-Klientel anzieht, gönne ich die Mehreinnahmen in Höhe von etwa 250.000€ für das Überstehen der ersten Pokalrunde. Und einem Verein der sich „dagegen“ zudem nicht besser zu wehren weiß, als die „Plakatierung jeglicher politischen Meinung“ einfach komplett zu verbieten, was im Vorfeld für Banner, Schwenk- und Zaunfahnen galt, schon mal gar nicht. Dem gönne ich bestenfalls noch ein Insolvenzverfahren. Basta! Dieses immer und überall gleiche Herunterspielen von Vereinsfunktionären, Regionalpolitikern oder der zuständigen Polizeibehörde widert mich restlos an. Wenn jemand sich bei der Einlasskontrolle bis auf die Haut entkleiden muss, weil ein antifaschistisches Transparent am Körper vermutet wird und im Stadion dann problemlos ein großes Banner mit „Deutsche Jugend – Ehre wem Ehre gebührt“ präsentiert werden kann, dann haben sie in ihrem Verein ein Problem, nicht wir! Wenn unsere Busse bei Ankunft und Abfahrt von der Polizei durch heruntergekommene Wohngebiete geleitet werden müssen, die wenig Grund geben sie voller Stolz zu präsentieren, und du als St.Pauli-Fan wahlweise mit Mittelfingern oder ausgestreckten, rechten Armen begrüßt bzw. verabschiedet wirst, dann haben sie in ihrer Stadt sogar ein tief-sitzendes Problem! Und wenn dann auf dem ersten Rasthof außerhalb ihrer Stadt, neben der Bravo und den üblichen Porno- und Autozeitschriften auch noch eine gut-sortierte Auswahl an Landser-Romanen angeboten wird, dann finden sich sicher auch genügend interessierte Käufer in der näheren Umgebung. In solchen Fällen habe ich aber auch kein Problem damit, wenn eine Tankstelle beklaut und diese Scheiße entsorgt wird. Sie aber augenscheinlich sehr wohl und zwar mit ihrer gesamten Region. Und ja, liebe Christen, natürlich ist nicht jede_r Chemnitzer_in automatisch rechtsoffen oder gar -radikal blablablubb… Andererseits ziehen sich bei derartigen Problemen aber immer die selben Clubs mit Ausreden a la „ein paar Idioten gibt´s immer“ aus der Verantwortung, statt sich mal klar dagegen zu positionieren. Doch so etwas wie Fanprojekte kosten halt Geld und außerdem hat man bei konservativer Haltung auch weniger Ärger mit diesen Idioten…

Viele von uns waren in diesen Augenblicken vor Wut sichtlich am kochen über die dortigen Zustände und nicht wenige Businsassen hätten dem ein oder anderen T-Hemd-Träger am Straßenrand am liebsten seine Dummheit-ausstrahlende Hackfresse poliert. Ich verwende jetzt, fast 24 Stunden danach, aber mal den Kommentar aus dem letzten USP-Blog, auch wenn der sich auf ein anderes, lästiges Thema bezog: Fühlt sich gut an von so etwas gehasst zu werden! Insgesamt blieb es im und ums Stadion auch erstaunlich ruhig, bis auf die paar kleineren Scharmützel mit Knallkörpern kurz vor Spielende, zu deren Wurfrichtung es aber geteilte Meinung gibt. Der Großteil kam auf alle Fälle aus dem Heimblock rübergeflogen. Das es so entspannt zuging will ich aber auch nur ungern auf die gelungene Polizeistrategie zurückführen. Sankt Pauli blieb halt cool. Ein klares Statement hätte ich mir allerdings von all denjenigen im Block gewünscht, die ein paar Stufen hinter uns gestanden haben, wo sich ein junges, unbekanntes Pärchen ein weißes Pulver auf dem Perso mit der Lidl-Family-Cart zurechtlegte und die Drogen dann in aller Öffentlichkeit ungebremst konsumieren konnte. Natürlich kann man diesen Vorfall jetzt breit treten oder ihn wie das Spiel einfach abhaken. Ich für meinen Teil habe sehr wohl ein Problem damit, wenn sich jemand in meiner Nähe, während eines Fußballspiels, harte Drogen reinknallen muss, mag der Grottenkick auch noch so unansehnlich sein. Nur gerät der Besuch einer Sportveranstaltung für mich absolut in den Hintergrund, denn Drogen eines solchen Kalibers genießt man eben nicht „nebenbei beim Fußballgucken“, wie das Bier oder der Zug am gerade vorbei-wandernden Joint. Meine Meinung. // Stemmen

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