Vorwort
Loosing my Direction – ein Nachruf!
Um das Traurige gleich vorweg zu Stellen. Wir werden die Vor- und Ausfälle der Hamburger Medien kommentieren. Um dies aber ausführlich und eben nicht hetzend bis reißerisch zu machen, vertrösten wir euch an diese Stelle auf die nächste Ausgabe. Ansonsten rein sportlich: Kogge versenkt! – done.
Das gilt gleichermaßen ebenso für den Aufreger des letzten Wochenendes im Gefahrengebiet und um zu. Die ausgesprochenen Stadionverbote bzgl. des Schweinske Cups erreichten uns erst nach Redaktionsschluss und werden von uns sicher noch aufgearbeitet, leider aber nicht hier und jetzt.
Das Unvermeidbare tritt nun ein. Wir sagen ganz schweren Herzens Adieu du liebgewonnene, lebenswerte Gegengerade! Für viele von uns bist und bleibst Du aber eben mehr als eine alte vom Verfall gezeichnete abgehalfterte Stahlträgerkonstruktion! Wenn ich an deine Traversen denke, der Schlamm und die nasskalten Füße. Oh Gegengerade, wie viele Beziehungen hast Du gestiftet, wie viele Tränen, wie viel enttäuschte Liebe ertragen müssen? Wie viel Eruptionen der höchsten Freude bereitetest Du uns einst? Für uns alle stirbt ein Stück Leben. Das große Ganze vom Stück. Das alte Sankt Pauli verliert eine Keimzelle seiner Kultur. Als einzige Konstante im Leben warst Du immer für uns da.
»Ich hasse die Realität.
Aber es ist der einzige Ort,
an dem man ein gutes Steak bekommt!«
(Woody Allen)
Dein Ende ist unvermeidbar so trauern wir unserer großen alten Liebe ruhig und in Frieden noch einige Wochen hinterher. Mit dem Abstand einer Sommerpause werden wir uns frisch verliebt in unsere neue Gegengerade wieder treffen. Ob daraus, dank neuer Leidenschaft der Roar wieder erwacht, der unsere große Liebe neu entfacht? Es liegt an uns die einzigartige Stehplatz Gegengeraden als letzte ihrer Art mit viel Leidenschaft und Leben zu füllen. Ein Aufbruch den wir annehmen sollten.
Ruhe in Frieden, wir vergessen Dich nie!
Um die Zeit des Trauerns sinnvoll zu gestalten bekommt ihr wie gewohnt die üblichen Rubriken gewürzt mit folgenden Beiträgen über das Schwule Leben auf St. Pauli, die Veranstaltung Queer. Aus sportlicher Sichtweise lest ihr etwas über Jan-Moritz Lichte der uns ein Interview gab. Ein Reisebericht aus Haiti, selbst dort haben wir Redakteurinnen! Eine Neuauflage des Blicks in die Zukunft – Glory Days. Unser Gastartikel zum Celtic Wochenende auf St. Pauli. Thees äußert sich auch mal wieder zu den wichtigen Dingen im Leben. Ebenso berichtet unsere 4.Herren über ein Pokalwunder im kleinen Großen.
Tjä und dann wäre da noch schlicht unsere Gegengerade. Tschüss! Die wir angemessen mit Wendepostercover huldigen.
PS: Wir gratulieren unserer Mannschaft und ihrem Trainerteam zu einer grandiosen Saison, egal wie das „Shootout“ heute ausgeht! Danke und seien wir mal ehrlich: Wer von uns hätte gedacht, dass wir nach dem Abstieg gleich wieder voll oben dabei sind?
Ich als Nörgelpeter und Pessimistenredakteur mal bestimmt nicht!
Eure Übersteiger
Übersteiger Blogschau:
In der für diese Sasion letzten Runde der Blogschau vom Übersteiger haben wir Stefanie von unrund.com interviewt. Ihr blog dreht sich hauptsächlich um Fußball aus Berlin, ist sehr persönlich geschrieben und hat einen ganz eigenen Zugang zum Thema Fußball. Außerdem ist Stefanie Aktivistin bei „Aktion Libero“. Das war uns natürlich einige Nachfragen wert. Viel Spaß beim Lesen!
Schön, dass du dir die Zeit genommen hast, dann legen wir mal los: Wer bist du und wo kommst du her?
Mein Name ist Stefanie, ich bin 35 und lebe in Berlin. Ich komme aber aus Nordrhein-Westfalen, habe ein paar Jahre in Köln gelebt, später in Würzburg. Seit fünf Jahren bin ich in Berlin und arbeite hier als freie Lektorin. Mittlerweile gibt es in dieser Stadt vieles, was ich nicht mehr missen möchte.
Und wie bist du zum Fußball gekommen?
Ich habe einige Jahre als Sportredakteurin für eine Tageszeitung gearbeitet und dabei hauptsächlich über Fußball geschrieben, Kreisliga C bis Champions League. Das war eine sehr schöne, aufregende Zeit. Interessiert hat mich Fußball schon immer, aber so richtig verliebt habe ich mich erst im Laufe dieser intensiven beruflichen Auseinandersetzung. Irgendwann war ich allerdings so voll von Zahlen, Fakten und Ergebnissen, so müde von alldem, dass mir das verloren zu gehen drohte, was mich wirklich berührt. Das Unrecherchierbare. Das, was der Fußball mit Menschen macht, im ganz Kleinen und im Großen. Das ist sicher ein Grund dafür, dass ich heute nicht mehr in diesem Beruf arbeite. Und ein Fußballblog habe.
Bist du regelmäßige Stadiongängerin? Und wenn ja, welcher Verein?
Es gibt zwei Vereine, die ich besonders gerne mag: Werder Bremen und Tennis Borussia Berlin. Irgendwie ähneln die sich auch ein bisschen. Und mir. Manchmal habe ich das Gefühl, beide verweigern sich stur dem großen Erfolg, weil sie wissen, dass für mich alles, was zu sehr gefeiert wird, etwas von seinem Zauber einbüßt. Ist natürlich kompletter Unsinn, aber die Vorstellung gefällt mir. Während ich Werder schon lange toll finde, allerdings nur sehr selten zu Spielen gehen kann, habe ich TeBe erst im Laufe des letzten Jahres kennengelernt und hänge da mittlerweile fast jedes Wochenende rum. Die Wege sind ja angenehm kurz in der Berlinliga.
Allerdings interessiere ich mich generell sehr für den Berliner Fußball und besuche auch andere Clubs. Neulich war ich mal beim Regionalligisten Berliner AK 07, wo der Trommler hinter dem Bratwurstwagen trommelt, quasi versteckt, abseits der Tribüne. Ich kenne die genauen Gründe nicht, vermute aber etwas hochgradig Charmantes, irgendwo zwischen Lärmschutz, Schüchternheit und starker emotionaler Verbundenheit zur Bratwurstverkäuferin. Ein sympathischer Verein.
Oder Norden-Nordwest 98, Landesliga. Da kommen vielleicht 20 Zuschauer, an sonnigen Tagen 30, und die haben einen so hübschen Platz am Gesundbrunnen. Kunstrasen zwar, aber ganz idyllisch, mit Stufen drumherum und etwas tiefer gelegen als die ihn umgebenden Bäume und Häuser. Ein romantischer Ort.
Gibt ohnehin kaum einen romantischeren Ort als einen Fußballplatz. Berlin hat ja erfreulicherweise viele davon. So ein Heimspiel im Mommsenstadion ist natürlich ein Highlight. Lilaweiß, Konfetti, Forza Borussia … Und auch außerhalb Berlins gibt es einige Vereine, denen ich gern mal einen Besuch abstatten möchte. Am Millerntor war ich beispielsweise noch nie.
Erzähl mal ein wenig über deinen blog unrund.com: Betreibst du das Blog allein, oder hast du auch mal Gäste?
Zwischendurch hat Harald Müller bei unrund mitgeschrieben, der mittlerweile das sehr lesenswerte Blog freitagsspiel (www.freitagsspiel.de) betreibt. Ein paar Jahre lang hat unrund pausiert, aber seit dem letzten Sommer schreibe ich wieder – allein und in eher unregelmäßigen Abständen. Nicht immer veröffentliche ich lange Texte, sondern häufig auch bloß ein Foto, einen Link oder einen kurzen Gedanken.
Die Geschichte des Blogs ist ja ziemlich bewegt, was ich so lese …
Das Blog gibt es seit 2005 und es ist, nun ja, sehr persönlich. Im Grunde geht es oft gar nicht so sehr um Fußball, sondern vor allem um mich. Ha ha! Alles, was ich blogge, hat natürlich einen Fußballbezug, aber ich schreibe keine Spielberichte oder Analysen. Das können andere viel besser.
Erst im Laufe der Zeit habe ich gemerkt, wie viel mir das Blog bedeutet und was das alles eigentlich soll – am stärksten in der Phase, in der es brach lag und ich mir immer wieder die Frage gestellt habe, was damit geschehen soll. Habe mich dann dazu entschieden, es nicht zu löschen, sondern herauszuputzen und ganz neu zu starten, natürlich mit allen alten Texten im Kofferraum. Das gefällt mir bisher ganz gut.
Inzwischen findet sogar manchmal ein bisschen Interaktion statt, was früher gar nicht der Fall war, weil ich mich albernerweise hartnäckig dagegen gewehrt habe. Mittlerweile bin ich etwas weniger scheu, auch wenn ich nach wie vor trotz Twitteraccount nicht gerade zu den aktivsten und kommunikativsten Sportblogger(inne)n im Netz gehöre. Macht mir aber nichts.
Spannend finde ich, wie sich die Themen, über die man schreibt, im Laufe der Zeit verändern. Manches verschwindet ganz, Neues drängt sich in den Vordergrund. Auch der Stil ändert sich. Das macht für mich ein Blog aus, dieses Lebendige. So etwas beobachte ich auch in den Blogs, die ich lese, sehr gerne. Eine große Sache, die mich seit ein paar Monaten beschäftigt, ist zum Beispiel das Fansein. Fragen wie: Was macht jemanden zum Fan? Wie weit kann Identifizierung eigentlich gehen und ab wann wird man unfrei? Wie funktioniert das mit der Fanfeindschaft? Was ist »echt« an der aktuellen Fankulturdebatte und was Pose? Darüber schreibe ich vielleicht auch irgendwann mal etwas.
Hast du einen Plan, was wann kommt – oder schreibst du aus dem Bauch heraus, wenn es gerade passt?
Zu viel Planung macht unglücklich. Ich bin ganz froh, dass unrund eher ein Ort der Planlosigkeit ist. Auf der anderen Seite glaube ich, dass fast jeder Blogger, also auch ich – weil wir uns und unser Tun ja in der Regel tierisch ernst nehmen –, irgendwann mal eine Art Verpflichtung verspürt, eine diffuse Bringschuld gegenüber der unbarmherzigen Leserschaft. Und ich glaube, dieses Gefühl kann einiges kaputt machen, wenn man es sich nicht aus der Nähe anschaut. Aber es kommt natürlich darauf an, wozu man sich selbst verpflichtet und was man mit seinem Blog will.
Manchmal finde ich nicht die Ruhe, mich einem Text zu widmen, der sich innerlich ankündigt, und hadere dann mit diesem Umstand, weil ich so gerne etwas schreiben würde, aber die vielen Gedanken und Gefühle, die ich zum Thema habe, in mir wilde Sau spielen statt 4-3-3. Mir ist es wichtig, mich davon freizumachen, von all dem vermeintlichen Druck von außen, der am Ende ja doch nichts als Selbstsabotage ist. In manchen Bereichen des Lebens mag das schwierig bis unmöglich sein, aber in meinem Blog geht das – zum Glück. Für mich funktioniert das auch nur so, oder besser gesagt: Alles andere fühlt sich nicht so gut an. Schreiben nach Plan kann ich zwar auch, aber es macht mir weniger Freude.
Und meist kommt ja, wenn man mal was plant, doch alles ganz anders. So wie neulich in Dortmund, beim Spiel BVB gegen Werder: Ein ganz besonderes Wochenende war das – ich war aufgeregt, habe mich riesig gefreut und selbstverständlich im Vorfeld mit dem Gedanken gespielt, später etwas darüber zu schreiben. Kommt ja nicht so oft vor, dass ich ein Bremen-Spiel live sehe, und dann auch noch in Dortmund, yeah. Also habe ich viele Fotos gemacht, ganz genau aufgepasst, sogar beim Bier holen, war aufmerksam und hatte die Haare schön – um mir dann Tage später einzugestehen, dass es einfach verdammt gute Gründe gab, nichts darüber zu bloggen. Ein durchaus vertrautes Gefühl. So etwas ist dann zwar ein bisschen schade, aber mit etwas Abstand auch ziemlich amüsant.
Was natürlich immer wieder schön ist: wenn sich ein Text quasi von selbst schreibt. Ich neige zwar dazu, später noch meiner perfektionistischen Neigung freien Lauf zu lassen und hemmungslos daran herumzubasteln, aber dieser Prozess, etwas aufzuschreiben, was geschrieben werden will, ist einfach sehr bereichernd. Und es dann mit anderen teilen zu können. Allein dafür liebe ich mein Blog. Und ich freue mich natürlich sehr darüber, wenn jemand mitliest und mir eine Rückmeldung gibt.
Hast du denn noch andere Projekte laufen? Vielleicht etwas, was nicht mit Fußball zu tun hat?
Ich bin Teil des Planungs- und Redaktionsteams der „Aktion Libero“ (www.aktion-libero.de), der im November gestarteten Initiative von Sportblogs gegen Homophobie im Fußball. Dieses Projekt ist mir sehr wichtig und entwickelt sich erfreulicherweise sehr schön. Ich hoffe, dass das Thema künftig noch mehr Aufmerksamkeit bekommt und dass sich im deutschen Fußball endlich mehr Freiheit und Respekt etablieren. Das liegt mir sehr am Herzen. Homophobie im Fußball – das ist übrigens auch so eine Sache, mit der ich mich bis vor Kurzem noch nicht besonders intensiv auseinander gesetzt habe. Erst durch die »Aktion Libero« und die damit verbundenen Aufgaben, die Recherchen und den Austausch mit anderen Blogger(inne)n hat sich das für mich zu einer echten Herzensangelegenheit entwickelt. Dafür bin ich sehr dankbar.
Was ist denn die »Aktion Libero« für eine Aktion und was tut ihr als BloggerInnen konkret?
Los ging es mit einem Aktionstag, an dem über 60 Blogs ein gemeinsames Statement gegen Homophobie im Fußball veröffentlicht und sich zum Teil darüber hinaus mit eigenen Artikeln, Interviews und Podcasts der Thematik gewidmet haben. Alle Beiträge und Teilnehmer(innen) sind auf unserer Website verlinkt. Es gibt auch prominente Unterstützung, zum Beispiel von Thees Uhlmann, der einen hinreißenden kleinen Text beigesteuert hat. Mittlerweile haben sich mehr als 120 Blogs der »Aktion Libero« angeschlossen und wir versuchen, am Ball zu bleiben. Wir waren beim Fankongress, nehmen im Juni am Come-Together-Cup in Köln teil, treiben die Vernetzung voran und greifen das Thema regelmäßig im Blog auf. Da wir das ehrenamtlich machen, freuen wir uns übrigens über Menschen, die uns mit guten Ideen, Hinweisen, Gastbeiträgen oder einem finanziellen Zuschuss unterstützen.
Ich wünsche mir sehr, dass die Sensibilität weiter zunimmt, und mit ihr die Vernunft, auch in den Vereinen. Ein zentraler Punkt ist dabei für mich der verantwortungsvolle Umgang mit Sprache – sich klarzumachen, wie elementar präzise Kommunikation ist. Und wie beeindruckend.
Danke für deine Zeit, ich wünsche dir noch viel Spaß beim bloggen und natürlich viel Erfolg mit der „Aktion Libero“!
// Zwille
Glory Days ReReloaded
Bekloppte Verfügungen der Polizei, willkürliche Strafen des DFB, idiotisches Verhalten einiger Fans, unpassende Stellungnahmen des Vereins und unglaubliche Berichterstattungen in diversen Medien. Wo führt das hin? Wir wagen einen Blick in die Zukunft.
28.08.2012
„Sogenannte Pauli- Fans“ greifen das Jolly Roger an. Schreibt zumindest ein Hamburger Boulevardblatt. Was wirklich passierte, weiß niemand.
18.02.2013
Das Wort „Ultra“ wird zum Unwort des Jahres 2012 gekürt. Auf den Plätzen 2 und 3 landen übrigens „Piraten“ und „Politikverdrossenheit“.
24.08.2013
Bei der Auslosung zur 2.Runde des DFB Pokals ist zum ersten Male einer der kurz zuvor von den Innenministerien der Länder abgestellten Sonderbeamten der neu eingerichteten „Zentrale für Fussballgewalt“ anwesend. Dieser soll jede ausgeloste Partie nach bestem Wissen und Gewissen absegnen bzw. aus eventuellen Sicherheitsbedenken ablehnen. In einem kurzen Imagefilm wird dem Zuschauer vermittelt, dass dieser über das nötige Wissen verfüge um solche Entscheidungen zu treffen. Die Auslosung beginnt mit etwas Verspätung um 20.42 Uhr. Die beiden Losfeen, Innenminister Dr.Friedrich und die Schiedsrichterin B.Steinhaus, losen als Erste die Partie 1.FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach. „Abgelehnt“ hallt es sofort von Seiten des „Fussballkommissars“. Dr. Friedrich und B.Steinhaus nicken zustimmend und tuscheln so etwas wie „ Ne ne, das geht wirklich nicht“. Die beiden Kugeln werden zurück in den Topf gegeben. Die nächste Partie: Chemnitzer FC gegen Hannover 96. Der Moderator ist sich bereits sicher und verkündet die Genehmigung dieser Partie. Doch nach kurzem Überlegen und deutlich sichtbarer Unsicherheit beim Fussballkommissar heißt es erneut „abgelehnt“. Dr. Friedrich stimmt zu. „Völlig nachvollziehbare Entscheidung des Kollegen. Wer will für eine solch brisante Partie schon gerne die Verantwortung übernehmen.“ Die dritte Partie: TSG Hoffenheim gegen SpVgg Unterhaching. Stille. Dann die Erlösung „Genehmigt“. Die Auslosung zieht sich noch bis spät in die Nacht. Nach etwas mehr als 6 Stunden wird die letzte Partie genehmigt. Der FC St.Pauli bekommt im dritten Anlauf um 0.27 Uhr übrigens Wacker Burghausen zugelost.
18.09.2013
Bei der Partie Arminia Bielefeld gegen Dynamo Dresden um 14.45Uhr (an einem Mittwoch) wird ein neuer Zuschauer-Negativrekord aufgestellt. Gerade einmal 910 Zuschauer verfolgen dieses Spitzenspiel Live im Lohrheidestadion zu Wattenscheid. Die Tagespresse schreibt hinterher das läge an den zuletzt so schwachen Leistungen der beiden Mannschaften. Die Fans seien von Ihren Teams enttäuscht. Wir glauben eher es lag neben der zeitlichen Ansetzung auch daran das der Austragungsort aus vermeintlichen Sicherheitsgründen bis 5 Stunden vor Spielbeginn geheim gehalten wurde.
20.09.2013
Bei einem Antifa Soli Konzert, anlässlich einer Nazikundgebung, in einem Jugendzentrum unweit der Lüneburger Heide kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen einer vermutlich rechten Gruppierung und Konzertbesuchern. Einige der beteiligten Konzertbesucher tragen St.Pauli Pullover, einige kommen aus Hamburg, drei von Ihnen tragen sogar eine Dauerkarte des FC St.Pauli in ihrem Portemonnaie bei sich. Dies geben die sechs am Einsatz beteiligten Dorfpolizisten hinterher auch so zu Protokoll. „Pauli Chaoten sorgen für Eklat“ heißt es am nächsten Tag im Provinzblättchen. „Die eine Dauerkarte war mit „Lebenslang“ beschrieben. Wollen wir doch mal gucken, was sich da auch bei der Haft machen lässt, gnihihihi!“ lässt sich der Polizeisprecher zitieren. Auch die Tagespresse der Hansestadt bekommt davon Wind. „Ultra Fans randalieren in der Lüneburger Heide“ (Bild) und „Sogenannte Pauli Fans greifen Jugendzentrum an“ (MOPO). Vier Tage später bekommt der FC St.Pauli vom DFB eine Geldstrafe in Höhe von 12.463 Euro aufgebrummt. Wegen wiederholten Fehlverhaltens seiner Anhänger. Das Präsidium nimmt dieses Urteil widerstandslos an und bittet die Fans in einer Stellungnahme „vom Besuch politischer Veranstaltungen Abstand zu nehmen bzw. das Tragen von St.Pauli Fanartikeln auf politischen Veranstaltungen in Zukunft zu unterlassen“. Der DFB findet die Bemühungen des Vereins hinsichtlich der Trennung von Fußball und Politik Lobenswert und senkt die Strafe im Nachhinein auf 8888,77 Euro.
01.10.2013
Auch der DFB macht nochmals deutlich, dass Politik beim Fußball nichts zu suchen habe und nur die Gewalt schüren würde. Der DFB stellt alle Kampagnen gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie vorerst ein, da diese ja unweigerlich „…einen politischen Esprit versprühen würden“.
04.10.2013
Aufgrund der laut Vereinsführung stetig zunehmenden Gewaltbereitschaft der eigenen Anhänger und dem daraus entstehenden Imageschaden für den Verein, kommt die Vereinsführung auf die grandiose Idee, die Fankultur des FC St.Pauli von nun an mit in das Qualitätsmanagementsystem nach ISO 9001 zu integrieren um so einen besseren Zugriff und Einfluss auf die Szene zu haben. Im ersten Schritt wird der Fanladen per Fax aufgefordert, dem Verein innerhalb der nächsten 14 Tage von jedem Fanclub ein Organigramm sowie die eigens formulierten Qualitätsziele und angestrebten Verbesserungen zukommen zu lassen. Das Projekt scheitert aus diversen Gründen, auch ein kaputtes Fax spielt eine Rolle.
11.11.2013
„Idioten“ aus dem HSV Umfeld wollen sich für den total beknackten Übergriff auf Ihr „Restaurant“ durch eine dem FC St.Pauli nahestehende Gruppierung namens „Quietschboys“ rächen und attackieren das Jolly Roger. In der Mopo heisst es am nächsten Tag „Pauli Chaoten greifen das Rogers an“. Die HSVer fühlen sich verarscht und an ihrer Ehre gepackt. Verzweifelt versuchen Sie in einem Bekennerschreiben die Zeitung davon zu überzeugen das Sie die wahren Täter sind. Am nächsten Tag heißt es in der Mopo es läge Ihr ein Bekennerschreiben von sogenannten HSV Ultras vor. Neue Schlagzeile „Droht Hamburg ein Ultrakrieg?“
12.11.2013
Wütende HSV Krawallos entglasen das Redaktionsgebäude der MOPO.
13.11.2013
Die MOPO vermutet, USP steckt hinter dem Anschlag aufs Redaktionsgebäude. Der DFB ermahnt sicherheitshalber den FC St.Pauli, den HSV, Altona 93, SC Viktoria und Bergedorf 85 und bittet ein Auge auf die sogenannten Ultras zu werfen.
19.11.2013
In einer Umfrage im Abendblatt sprechen sich 92% der Leser für ein generelles Verbot von Gästefans bei Fußballspielen aus. Hier einige Leser Kommentare dazu:
„Auswärts fahren doch eh nur noch die Ultras und die wollen doch eh nur Randale!!!“
„Ich war zwar noch nie beim Fussball, ich habe aber gelesen, dass bei Pauli die Fans schon mal mit Leuchtspurmunition geschossen haben“
„Ich bin Polizist und oft bei Fußballspielen im Einsatz. Jedes Mal müssen wir die Gästefans einkesseln und in Schach halten, das ist sehr anstrengend“
„Wieso Gästefans? Man sollte Fußballfans generell verbieten.“
„Also damals… nee, da hätte es sowas gar nicht erst gegeben!“
12.12.2013
Lothar, 30 Jahre, aus Hamburg, überdurchschnittlich guter Abschluss, freundliches und kompetentes Auftreten, hat gerade ein Vorstellungsgespräch. Bisher läuft alles gut und es scheint als sei er seinem Traumjob ganz nah. Zum Abschluss stellt der Personalreferent Herr Meyer noch eine Frage bezüglich des von Lothar im Lebenslauf angegeben Hobbys Fußball. Er fragt Lothar ob er selber spielen würde oder ob er auch regelmäßig als Fan ins Stadion gehen würde. Als Lothar antwortet, er sei riesengroßer Fan und würde regelmäßig ins Stadion gehen und sogar Auswärts mitfahren und sich auch außerhalb der Spiele engagieren, erklärt Herr Meyer das Gespräch für beendet. Herr Meyer hat im Abendblatt nämlich eine Dokureihe über die sogenannten Ultras gelesen. Und der Lothar passt durch seine Aussagen in seinen Augen sehr gut in das Schema eines gewalttätigen Ultras. Herr Meyer bedankt sich im Nachhinein sogar noch beim Abendblatt, da diese ihn durch die tolle Aufklärung im Rahmen der Doku vor einer gravierenden Fehlentscheidung bewahrt habe.
18.12.2013
Laut Mopo randaliert nach dem DFB Pokalspiel gegen SC Paderborn eine Gruppe „sogenannter St.Pauli Fans“ von ca. zwei Leuten mit dem Namen „Ultra Fighter–All both“ im Viertel und attackiert einen Streifenwagen. Der DFB ermahnt den FC St.Pauli daraufhin und droht mit Ausschluss aus dem DFB-Pokal. Bei der vermeintlichen Randale handelte es sich um Dreharbeiten für die 20. Folge der neuen ARD Erfolgssendung „Die Goliathwache“. Eine Richtigstellung der Mopo erfolgt nicht.
08.03.2014
Da es in den Stadien immer mehr DFB- und Polizeikritische Gesänge zu hören gibt, lässt der DFB einen Stimmen- und Textwandler entwickeln. Auf der CEBIT wird dieses Gerät mit dem Namen „Ultrastopper 3.0“ erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Gerät wandelt sicherheitshalber sämtliche Gesänge der „Fans“ in vorprogrammierte Gesänge, welche zuvor vom DFB in den Stadien aufgenommen und für in Ordnung befunden wurden um. Das Gerät funktioniert sowohl Live im Stadion als auch über Funk im TV/Radio. Beim Abendspiel VFB Stuttgart gegen VFL Wolfsburg kommt das Gerät erstmals zum Einsatz. Im Stadion klingt das Ganze noch etwas blechern doch an den TV und Radiogeräten fällt der Fake eigentlich gar nicht auf. Einzig Probleme mit dem Zufallsgenerator des Geräts verraten den Fake. Bei über 80% spuckte das Gerät „Schaaaaaaalke, Schaaaaaaalke, Schaaaaaaalke,…“ rufe aus. Viele TV Zuschauer sind genervt. Der DFB sieht in dem Projekt einen vollen Erfolg.
05.04.2014
Ab dem jetzigen Spieltag sind Doppelhalter, Banner, Fahnen etc. mit politischen oder beleidigenden Statements im Stadion verboten. Alles muss von nun an am Einlass ausgerollt und gegengelesen werden. Sowohl Ordner als auch die speziell geschulten DFB-Kontrolleure sind völlig überfordert und viele Zuschauer sind aufgrund der überzogenen Kontrollen erst zur 43. Spielminute im Stadion. Viele Fahnen und Banner schaffen es dennoch ins Stadion und manche „Beleidigungen“ werden erst im Nachhinein von DFB Mitarbeitern erkannt bzw. durchschaut. Der DFB denkt nun über ein generelles Verbot von Doppelhaltern, Fahnen und Bannern nach. Der FC St.Pauli muss für die Banner mit den Aufschriften „Denn Sie wissen nicht was Sie tun“ und „Hirn gesucht. Gruß DFB“ wegen Beleidigung 9854,39 Euro Strafe zahlen.
30.05.2014
Die Polizei der Hansestadt Hamburg untersagt dem FC St.Pauli den Dauerkartenverkauf wie bisher durchzuführen. Die Polizei werde dem Kartencenter Mitarbeiter zur Seite stellen, welche dann die Dauerkarten aushändigen. Um eine neue Dauerkarte zu erhalten muss sich jeder Anwärter einer etwa 20 minütigen Prozedur unterziehen, in welcher diverse Fragen zur Persönlichkeit, politischen Ausrichtung, Weltanschauung, Religionszugehörigkeit etc. zu beantworten sind. Zudem müsse jeder die Kenntnisnahme und Einhaltung eines 20 Punkte umfassenden Verhaltenskatalogs (z.B. Punkt 3 „…gestattet sind nur Gesänge bzw. Anfeuerungsrufe a) mit direktem Spielbezug, b) nur für das gastgebende Team…“ oder Punkt 7 „…Spätestens 10 Minuten nach Abpfiff ist das Stadion in einer angebrachten Lautstärke (sogenannte Zimmerlautstärke) zu verlassen…“) bestätigen. Es kommt diesbezüglich zu Protesten von Fans und Verein. Die Polizei droht mit Einbehaltung der Dauerkarten.
04.06.2014
Da die kritische Masse ja nun unter ständiger Beobachtung steht und sämtliche Proteste von nun an im Keim erstickt werden sollen, schließt der FC St.Pauli erneut Verträge mit ihren Sponsoren „Kalte Muschi“ und „Susis Showbar“ ab und gibt in einer Stellungnahme bekannt, das man sich freue das die Zeit des unsinnigen Widerstandes der Unverbesserlichen nun endlich vorbei sei und man nun endlich wieder mit nahestehenden Geschäftspartnern zusammen arbeite.
08.06.2014
„Übersteiger-Redaktion kackt in den Fanladen“. So steht es zumindest in der Mopo. Was diese damit sagen will bleibt ungeklärt.
12.07.2014
Irgendwie gelingt es mir einen Doppelhalter mit der Aufschrift „Achtung! Polizeikritisch!“ ins Stadion zu schmuggeln. Kurz nachdem ich diesen hochhalte, bemerke ich 2 Scheißhausfliegen, welche vor meinem Gesicht schwirren. Doch dann erkenne ich es. Es handelt sich nicht um gewöhnliche Fliegen, sondern um 2 Kamera-dronen der Polizei. Ich ergreife die Flucht. Ich renne über das Heiligengeistfeld in Richtung „Pauli Gardens“ (ehemals Planten un Blomen). Scheiße, die Pauli Gardens sind umstellt. Plötzlich ein Höllenlärm. Ein Windboe peitscht gegen die Drahtseile der Hamburger Seilbahn was ein tierisch lautes Pfeifen verursacht. Ha! Geistesblitz. Mit der Hamburger Seilbahn gelingt mir die Flucht auf die andere Elbseite. Glück gehabt.
14.07.2014
Scheinbar gibt’s Probleme in der Mopo Redaktion. Auf der Startseite von Mopo.de erscheint am Vormittag ein Artikel über angebliche „Ultra Randale nach Paulispiel“, welches allerdings am Abend erst noch stattfindet. Viele „normale“ Zuschauer bleiben aus Angst vor Ausschreitungen zu Hause. Es bleibt übrigens friedlich.
07.08.2014
Ein stürmischer Donnerstagnachmittag. Der FC St.Pauli spielt im Disney-Liga-Pokal gegen den FC Augsburg. Beim Einlaufen der Mannschaften wird auf der Haupttribüne trotz Verbot mit Konfetti geworfen. Der Wind bläßt die Schnipsel in Richtung der einlaufenden Mannschaften und schon ist es passiert. Der Linienrichter Hans W. aus D. bekommt einen Papierschnipsel ins Auge. Nach 10 minütiger Behandlung und intensiven Beratungen steht fest, dass Hansi die Augen zu sehr brennen. Das Spiel wird abgebrochen bevor es begonnen hat. Der FC St.Pauli bekommt 2 Geisterspiele plus 62.583,37 Euro Geldstrafe aufgebrummt. Da die Täter wegen eines Blackouts im Kameraüberwachungssystem nicht identifiziert werden konnten und somit nicht auszuschließen sei, dass es sich bei den Tätern evtl. um Anhänger des FC Augsburg handeln könne, werden auch die Augsburger zu einer Geldstrafe in Höhe von 7623,21 Euro verurteilt und zum nächsten Auswärtsspiel am Samstag dürfen keine Augsburger anreisen.
20.09.2014
Der DFB verlegt das Spiel des FC St.Pauli gegen RB Leipzig aus organisatorischen Gründen spontan vom 06.10.2014 auf den 21.09.2014 vor.
21.09.2014
Selbst die Polizei hat mittlerweile genug vom DFB und bestreikt das Spiel. Die Polizei beklagt sich, das mit Disney-Liga-Pokal, DFB-Pokal, SAP Supercup, der VW-Bundesliga und der Red-Bull-Euro-Super-Leauge ohnehin fast täglich Spiele stattfinden und eine so kurzfristige Terminansetzung organisatorisch nicht mehr zu händeln sei. Die Polizei entschließt sich zu einer spontanen Demo vor dem Spiel auf der Budapester Straße. Unglücklicherweise findet am Pferdemarkt zeitgleich eine Kundgebung der Hamburger Feuerwehr aufgrund miserabler Arbeitsbedingungen statt. Diese fühlt sich von der Demonstration der Polizei provoziert und befürchtet, dass diese Ihnen die nötige Aufmerksamkeit raubt. Die Nerven liegen blank und der wütende Feuerwehrzugführer verliert für einen Moment die Contenance und schießt mit seinem Löschwagen auf die demonstrierenden Polizisten. Nur durch das couragierte Eingreifen der Anwesenden Fußballfans kann eine Eskalation verhindert werden. Dieses Ereignis führt scheinbar zum Umdenken bei allen Beteiligten und es werden sachliche Diskussionen geführt. Nur eine Zeitung hat‘s immer noch nicht kapiert und vermeldet „Pauli Chaoten attackieren Polizeidemo im Rolly Joggers“.
// Schiedel
4. Herren News
Die vom ÜS gesponserte 4.Mannschaft unseres Clubs wird, nach 26 erfolgreichen Jahren in der sog. „Untere Herren Leistungsklasse“, ab der kommenden Spielzeit erstmals in der Kreisklasse antreten. Bis dato stehen aber noch 6 Pflichtspiele in Meisterschaft und Pokal an. Mindestens!
Als wir zuletzt in der Ausgabe 105 über die Vierte berichteten, stand gerade das Topspiel gegen den damaligen Tabellenführer aus Glashütte an, welches mit einem hart erkämpften 2:1-Heimsieg auch erfolgreich gestaltet werden konnte. Die Revanche für das sang- und klanglos verlorene HH-Meisterschaftsendspiel im letzten Juni ist also tatsächlich geglückt.
Nur eine Woche später folgte dann allerdings die bereits zweite Revanche des letztjährigen Vizemeisters TuS Berne 3, die zum Abschluß des großartigen Meister- und Jubiläumsjahres 2011 leider auch das Rückspiel an der Feldstraße mit 0:2 für sich entschieden. Als Tabellendritter, hinter eben jenen beiden Dauerkonkurrenten, startete man dann zwar mit einem verdienten 2:1-Derbysieg an der Sternschanze ins neue Jahr, doch insgesamt lief die Rückrunde bis jetzt, vor allem spielerisch, eher durchschnittlich. Nach der bitteren 2:3-Niederlage (nach 2:0-Führung inkl. verschossenem Elfmeter) beim ersatzgeschwächten Schlusslicht SCALA3 ging es zwischenzeitlich sogar runter auf Platz 5, während Tabellenführer Glashütte den Abstand auf mittlerweile 8 Punkte ausbauen konnte. Den angestauten Frust über all die Langzeitverletzten in dieser Saison und mangelnde Konzentration im Abwehrverhalten, vor allem aber über die unfassbare Abschlussschwäche der gesamten Offensivabteilung, bekamen dann ausgerechnet das Überraschungsteam aus Hamm und die 3.Mannschaft vom Bahrenfelder SV (im Pokal) zu spüren. In zwei Wahnsinns-Spielen innerhalb von nur wenigen Tagen wurden satte 15 Tore erzielt! Bei 10 Gegentreffern allerdings. Auch wenn die Krise überwunden scheint, hat das Team von Trainer Juan-Ramon Martinez die Titelverteidigung mehr oder minder bereits abgehakt.
Nachdem sich in einer Abstimmung Ende April mit großer Mehrheit dazu entschieden wurde, in der nächsten Saison in der Kreisklasse zu starten, konzentriert man sich jetzt umso mehr auf die Verteidigung des 2.Platzes und vor allem auf den Einzug ins Finale des Heino-Gerstenberg-Pokals. Nach jahrelangem, frühzeitigem Ausscheiden steht man dort nämlich im Viertelfinale und muss am Dienstag, 8. Mai nach Niendorf. Anstoßzeit siehe Kasten (16:45h), ALLE HIN DA!
Die weit reichende Entscheidung für einen Wechsel beruht vor allem auf der Tatsache, dass die Abteilungsleitung zur neuen Saison eine weitere Mannschaft (nach den 3.Herren in Kreisliga 2) im Amateurbereich melden kann und dies aufgrund mehrfacher Nachfrage schlussendlich auch tun möchte. Da die ordnungsgemäße Anmeldung beim HFV aber chronologisch geschehen muss, hätte man bei einem Liga-Verbleib u.U. den Namen „4.Herren“ schweren Herzens an irgendein dann dort gemeldetes Team abgeben müssen. Im Bewusstsein der eigenen Historie innerhalb des Vereins wollte sich dem Schicksal jedoch kaum ein Spieler ergeben, was wirklich äußerst bemerkenswert ist. Und so startet der jetzige Kader der legendären 4.Herren, nach 26 Jahren durchgehend(!) in der höchsten Leistungsklasse „UH-A1“, ab dem kommenden Sommer erstmals wieder ganz unten in der Kreisklasse. Das Team vom Übersteiger wird euch aber natürlich auch dort weiterhin unterstützen! Aber erst wird noch der Pott geholt…
// Stemmen
In Haiti mal nach dem rechten geguckt
Ich hatte gehofft ein Fußballspiel zu sehen, ich hatte gehofft das Krankenhaus besuchen zu können, für das so viele St. Pauli-Fans gespendet hatten. Ich hatte gehofft, das Fußballinternat zu besuchen, für das Michel Mazingu-Dinzey Spenden sammelt, leider hat nichts davon geklappt. Folgender Bericht hat also nicht das geringste mit St. Pauli zu tun und wird hoffentlich trotzdem euer Interesse finden.
Nächtlicher Regen
Während tagsüber wunderbarster Sonnenschein herrscht, donnern nachts Regenmaßen herunter, dass einem angst und bange werden kann. Aber während ich in einem soliden Haus schlafe, sind um uns herum einige Zelte und provisorische Hütten, die nie im Leben trocken bleiben dürften. Also liege ich nachts wach, in dem Wissen, dass die Wohnung unter uns leer steht, aber um uns herum dutzende und in ganz Port-au-Prince tausende Familien in tropfenden, feuchten, klammen Behelfsbehausungen liegen und beten dass es doch wenigstens mal EINE Nacht nicht regnen möge…
Straßen, Verkehr, Taptap, Mopeds
Im großen und ganzen sind die Straßen halbwegs befahrbar. Es gibt aber auch Straßen, die den Namen keinesfalls verdienen. Eine solche müssen wir zu meiner Tante in der Hauptstadt hochfahren. Diese „Straße“ besteht im Prinzip zu 95% aus Schlaglöchern und Gräben und nur zu 5% aus Straßenbelag. Die Straße war vor dem Erdbeben schon eine Katastrophe und ist nach dem Beben eine Katastrophe im Quadrat. Ich habe mir mit Sicherheit mehrfache Schleudertraumata geholt.
Der Verkehr ist erwartungsgemäß anarchistisch und chaotisch, funktioniert aber erstaunlich gut. Man muss nur oft genug hupen und genug Gottvertrauen haben, dann kann man auch fahren wie ein Berserker und dabei heile bleiben.
Glücklicherweise besitzen nicht alle Haitianer ein Auto, dann würde der Verkehr komplett zusammenbrechen. Darum und weil es in Haiti keine öffentlichen städtischen Verkehrsmittel gibt, der Haitianer aber ständig von A nach B muss, gibt es die Taptaps, mit biblischen und fußballaffinen Themen bunt bemalte Sammeltaxen und Sammelbusse, die mindestens das dreifache an Passagieren, für das die Fahrzeuge ursprünglich ausgelegt waren, aufladen. Und natürlich noch alles erdenklich andere transportieren. In der Regel zahlt man für eine einfache Fahrt 10 Gourdes, dass sind umgerechnet 20 Euro Cent, günstig aber null Komfort. Etwas teurer aber komfortabler reist man mit den unzähligen Taxi-Mopeds, wobei man auch hier zusammenrücken können muss, bis zu 5 Leute hab ich schon auf einem solchen Taxi sitzen sehen. Auch hier gilt: GOTTVERTRAUEN!
Autopanne I und II
Meine Tante und ihr Mann haben in einem Anfall von Optimismus vor einem halben Jahr einen kleinen Suzuki-Wagen gekauft. 4-Rad-Antrieb und Schaltung, aber irgendwie klein und für die Straße in der sie wohnt… na ja… also irgendwie untauglich. Eines morgens fahren wir hoch nach Pétion-Ville und der Wagen fängt an nach verbrannten Gummi zu riechen, zieht null und es qualmt aus der Motorhaube. Ein Anruf im Suzuki-Autohaus führt zu nichts. Trotz Garantie wird der Wagen weder von Suzuki abgeschleppt noch von ihnen kostenlos repariert. Es handele sich um einen Schaltknüppelschaden, und der sei durch die Garantie nicht abgedeckt. Reparieren freilich müsse man ihn in deren Werkstatt. Die Reparatur hat dann 650 US-Dollar und in etwa ebenso viel Nerven und Organisationstalent gekostet. Keine Woche später hat der Wagen exakt die gleiche Panne und die Reparatur des gleichen Schadens kostet diesmal 900 US-Dollar. Das Autohaus behauptet nach wie vor, dass der Schaden durch die Garantie nicht abgedeckt sei, man das Auto auch nicht zurücknehmen und gegen ein neues austauschen würde, keinen Ersatzwagen während der Reparatur stellen werde und das außerdem vertraglich festgehalten sei, dass kein Anwalt beauftragt werden dürfe, der gegen das Autohaus und deren Bestimmungen klagt… Ohne Worte.
Katzenkäfig
Das entwürdigendste Erlebnis passierte aber im Zuge unserer zweite Panne. Sie passierte am Fuße besagter Horror-Straße, als wir auf dem Rückweg vom Ferienhaus zurück kamen. Der Wagen war voll bepackt bis aufs Dach. Die kleine weiße Katze musste mit uns reisen und früher tat sie das im Fußraum des Autos, festgemacht mit einem Band. Meine amerikanische Tante jedoch, kinderlos geblieben und große Katzenliebhaberin, wollte „Minou“ und ihrem Frauchen ein Freude machen und hatte ein besonderes Geschenk im Gepäck: einen Luxus-Katzenkorb mit allen Schikanen, geräumig, Luftlöcher in Katzenpfotenoptik und ein durchsichtiges Plastikdach. Also reiste die kleine Katze nobel in ihrer neuen Behausung.
Als klar war, dass der Wagen keinen Meter mehr machen würde und es Stunden dauern könnte, bis er irgendwie zum Haus abgeschleppt werden könnte, mussten wir schon mal mit einigen wichtigeren Sachen zu Fuß hinaufgehen. Meine amerikanische Tante war natürlich der Meinung, dass wir a) zu recht die Katze bei der sengenden Hitze nicht im Wagen lassen dürften und b) zu unrecht, dass wir sie im Käfig transportieren müssten. Da tragen also 2 weiße, schweißgebadete Erwachsene – darunter ich – neben diversen Taschen eine kleine weiße Katze in einem riesigen funkelnagelneuen Luxuskäfig unter der brennenden Mittagssonne eine erbärmliche, steile Straße hinauf, an der u.a. Menschen in armseligsten Behausungen leben, unter ihren Augen und den Augen von zahlreichen Mittag machenden Bauarbeitern, die sich über sie einen abfeixen und mit dem Finger auf sie zeigen. Hilfe hat niemand angeboten…
Brennender Wagen
A apropos Autopannen. Wir sind an einem umgekippten Wagen vorbei gefahren, der lichterloh brannte und aus dem sich noch Menschen herauswanden. Wir sind so zügig wie möglich weiter gefahren, bevor uns der Unfallwagen um die Ohren fliegt. Gaffer gab es keine. Auf dem Rückweg war von dem Unfall absolut nichts mehr zu sehen.
Die alte Dame
Die Alte Dame ist in Wahrheit nur 7 Monate alt gewesen, was auch für ein venezolanisches Huhn, was die alte Dame war, nicht alt ist. Wir nannten sie so, weil sie einen merkwürdig kahlen Hals hatte, aber auf dem Kopf eine Art Perücke trug. Sie lief täglich energiegeladen und unermüdlich im Garten des Ferienhauses meiner Tante umher und pickte fleißig was ihrem Schnabel in den Weg kam. Mangos, Insekten, kleine Eidechsen. Trotz ihres jungen Alters und ihrer scheinbar robusten Gesundheit fiel sie am Tag unserer Abreise einfach tot um. Da war ganz sicher Voodoo im Spiel.
Tiere, Voodoo und die christliche Kirche
Es gibt wenig wilde Tiere in Haiti, eigentlich nur Vögel, harmlose Schlangen und einige Kaimane. Dafür gibt es umso mehr Nutztiere. Sowohl in der Großstadt als auch auf dem Land wimmelt es von Ziegen, Hähne und Hühnern, Hunden, Kühen und Schweinen. In dieser Reihenfolge. Sie machen den ganzen Tag Lärm, aber vor allem Nachts machen die ein Tamtam, der Tote aufwecken könnte. Es klingt außerdem so, als ob die Tiere untereinander kommunizieren, regelrechte Unterhaltungen die Echo artig über die Entfernungen gebrüllt werden. Das ist unheimlich. Und ich bin sicher, da ist Voodoo im Spiel. Irgendwelche Seelen sind da in die Tiere geschlüpft. Voodoo-Geweihte können das, zumindest behaupten sie das. Sie können auch aus Menschen Zombies machen. Dazu vergiften Sie sie, sodass sie in einem todesähnlichen Zustand fallen. Sie werden für tot erklärt und beerdigt. In der Nacht werden sie ausgegraben und sie erwachen aus dem Zustand, bleiben aber ihres eigenen Willens beraubt und sind Zombies und werden als Sklaven gehalten, zum Beispiel für den Ackerbau. Ich weiß natürlich nicht, ob das alles Humbug ist, aber die Leute in Haiti, ganz gleich welcher Hauptfarbe, haben einen Heidenrespekt vor Voodoo und trauen ihren Priestern alles zu.
AUCH schwarze Magie. Es gibt solche und solche. Augenzeugen berichten von Levitationen, davon, dass einem Priester die Ohren bis zum Boden gewachsen sind, davon, dass sich Menschen in Ochsen verwandelt haben, sie schwören Stein und Bein. Und natürlich machen die gruseligsten Geschichten und Gerüchte die Runde. Deswegen glauben auch alle gleichzeitig an einen christlichen Gott, für alle Fälle, weil dieser sie dann beschützen mag vor den bösen Seiten des Voodoo. In Haiti sind die Kirchen durch das Beben vielleicht zusammengebrochen, aber überall sind die Kreuze stehen geblieben. Auch das hat etwas unheimliches. Rührend ist, dass auf jedem Taptap und jedem Laden Schriftzüge wie z.B. „Ewiger Gott“, „Die Liebe Jesu“, „Halleluja“, „Gütiger Gott“, „Heiliger Geist“, „Gott hilft“, „Psalm 23:15“ etc. aufgemalt sind. Ach, und es gibt noch einen Gott: Fußball. Gottes Sohn heißt Lionel Messi und der heilige Geist Ronaldo. Haitianer, die um 1974 geboren wurden tragen schon mal Müller oder Beckenbauer als VORNAMEN!
Europäischer Fußball wird überall gekuckt und aus unerfindlichen Gründen mögen die Haitianer unter den deutschen Mannschaften am liebsten Bayer Leverkusen und waren etwas besorgt, was dessen Saison-Verlauf angeht.
Haitianische Dollar
Haiti erstickt in Problemen. Deswegen wundert man sich, dass die Haitianer sich es an allen Ecken und Enden noch absichtlich schwer machen, u.a. mit einer haarsträubenden Bürokratie, aber auch mit einer Fantasie-Währung.
Der Haitianer bezahlt zwar in Gourdes (aktuell 1€ = 50 Gourdes), manchmal in US-Dollar, rechnet aber in haitianischen Dollar (aktuell 1€ = 10 Haitianische Dollar), einen Dollar, den es nicht gibt. Vor langer, langer Zeit war die Gourde mal an den US-Dollar gekoppelt. 1$ = 8 Gourdes. Das ist schon lang nicht mehr so. Aus unerfindlichen Gründen hängen die Menschen aber an den Gedanken, dass es noch so sei und multiplizieren weiterhin den US-Dollarwert mal acht und haben den Wert in haitianischen Dollar. Dass sie den dann nochmal umrechnen müssen in ihre eigentliche Währung und dass das langwierige Rumrechnerei und kompletter Konfusion Tür und Tor öffnet scheint sie nicht zu beeindrucken. Das ist eben so. Dann muss man halt immer fragen, ob der Preis in haitianischen oder US-Dollar oder Gourdes ist. Immerhin sind wenigstens die Supermärkte jetzt verpflichtet, die Preise in Gourdes auszuzeichnen. Jeder Supermarkt hat aber auch eine Wechselstube und die Banken sind immer zum bersten voll, einen haitianischen Dollar kriegt man da natürlich trotzdem nie zu Gesicht.
Markttag in Jacmel
Jacmel im Süden des Landes ist von „Lonely Planet“ zur viertbesten Stadt in der Karibik ausgezeichnet worden. Und das NACH dem Beben. Vor dem Beben war es wirklich eine bildhübsche Stadt mit vielen historischen Bauten, spanischer und französischer Kolonialstil. Während des Bebens zu 40% zerstört, wurde die Stadt doch recht flott aufgeräumt und neu bebaut. Viele der alten Bauten sind allerdings noch einsturzgefährdet und unbewohnt und drohen zu verfallen.
Zeltlager habe ich keine gesehen. In den Vororten sind viele Bungalows diverser Organisationen aufgestellt worden und höchstens vereinzelt sind noch UN-Zelte als Unterkünfte zu sehen. Die Post befindet sich aber zum Beispiel in einem solchen. Da eh niemand etwas per Post verschickt, weil es eh nie ankommt, macht das aber nix.
Wie auch immer. Meine Flipflops hatten die rauen Bodenbedingungen nicht überlebt und ich brauchte Schuhe, bzw. Sandalen, bzw. eben etwas bessere Flipflops. Eines der Mädchen, welches im Ort wohnt, wo meine Tante ihr Ferienhäuschen hat, kannte mich noch von meinem Besuch von vor 9 Jahren. Sie empfahl mir den Markt in Jacmel und sie würde mich begleiten. Natürlich würde ich ihre Fahrt auf dem Moped bezahlen und auf dem Markt ein paar Sachen für ihr kleines Töchterchen. Das wurde ungefragt von ihr vorausgesetzt und ich akzeptierte genauso stillschweigend. Immerhin kennt sie die Preise und die Orte und ich wäre alleine auch nicht billiger weggekommen, weil man utopische Preise von mir verlangt hätte. Ich bin ja weiß, also bin ich steinreich.
Der Markt besteht aus einer Markthalle, zu der wir nicht durchgedrungen sind, und den angrenzenden Straßen. Der Markt war das reine Inferno. Jeder Quadratmillimeter mit Ware jeglicher Art besetzt, Früchte, Gemüse, Klamotten (alles Altkleiderspenden), Lebensmittel, lebende und tote Tiere, Krams, Schuhe, Töpfe, Schmuck, Koffer, Taschen, Medikamente, Eis usw. Die winzigen Wege, die die Marketenderinnen noch gelassen haben, bevölkert von Menschenmassen, Mopeds, Taptaps (unglaublich!), Schubkarren etc. Das absolute Inferno. Alexandrine hielt mich an der Hand, damit ich nicht verloren ginge und ich war froh meine Kamera nicht mitgenommen zu haben. Handyfotos mussten reichen. Ich finde ein paar hübsche robustere Leder-Flipflops für umgerechnet 5€ (insgesamt wird mich der Ausflug 10€ kosten, aber das war es dann auch Wert). Die Verkäuferinnen der Second Hand Klamotten verlangten wiederum astronomische Preise, wie ich fand. Für eine olle gebrauchte Bluse 5 – 10€ z.b., in Hamburg aufm Flohmarkt kriegt man die Sachen für einen Zehntel. Ich finde diese Kleiderspenden sowieso fragwürdig. Einerseits muss man sie sich in dem armen Land erstmal leisten können, andererseits untergraben sie die eigene Textilindustrie. Baumwolle wird gar nicht mehr angebaut und Schneider gibt es auch kaum mehr. Statt der echt coolen selbst gefertigten Strohhüte tragen die Leute alle Baseballcaps. Ich habe mir Mühe gegeben, nur in Haiti gefertigte Sachen zu kaufen. Das ist das Mindeste. Haiti hat u.a. wunderschönes Kunsthandwerk zu bieten, die Naive Malerei Haitis ist ebenfalls weltbekannt. Die Musik geht sofort in die Beine, der berühmte Barbancourt-Rhum hat leider etwas am Geschmack geändert wie ich finde, schmeckt aber trotzdem lecker, ebenso das heimische Bier „Prestige“ was 2000 eine Goldmedaille bei irgendeiner Weltausstellung (nicht in Hannover) für den besten Geschmack gewonnen hat. Ich habe auch Strohhüte gefunden (vereinzelt gibt es sie noch) und natürlich habe ich Kaffee in rauen Mengen gekauft.
Müll
Es gibt keine Mülleimer in den Straßen und keine wirklich annähernd funktionierende Müllabfuhr. Es liegt buchstäblich überall Müll rum. Am Strand, im Regenwald und am Wegesrand sowieso. Es ist traurig und ekelhaft. Wenn man dem Land helfen will, dann vielleicht mit dem Know How um eine funktionierende, gut organisierte Müllentsorgung. Angeblich hatte man angefangen Mülleimer aufzustellen in den Straßen, aber diese sind immer geklaut worden. Also hat man das aufgegeben.
Strom
Strom gibt es nicht rund um die Uhr. Es gibt auch keine festen Regeln, wann es Strom gibt und wann nicht. Man kann ungefähr davon ausgehen, dass es um die 5 – 6 Stunden Strom gibt. Deswegen haben die Leute Generatoren (trotz teurer Benzinpreise) und/oder Inverter. Sonnenkollektoren, Solarzellen etc. aber nicht, weil die immer gleich geklaut werden. Schade. Wenn Haiti eins im Überfluss hat, dann ist es Sonne.
Blanc Noir
Wenn man Ausländer ist, dann ist man ein „Blanc“, ein Weißer. Ein weißer Haitianer wird nicht so genannt, wohl aber ein schwarzer Ausländer. Den nennt man dann „Blanc noir“, also schwarzer Weißer. Solche findet man z.B. in den UN-Truppen oder in den unzähligen NGOs.
Hilfsorganisationen
Hilfsorganisationen gab es schon immer in Haiti. Nach dem Beben haben sie sich verzehnfacht und nicht alle hatten nur gutes im Sinn. Problematisch an den Mengen der NGOs ist, dass es quasi unmöglich ist, sie untereinander vernünftig zu koordinieren, so kocht jede mehr oder weniger ihr eigenes Süppchen. Um Gelder zu generieren müssen die Projekte irgendwie Medientauglich sein, man muss tolle Bilder davon machen können, auch wenn das Projekt vielleicht keinen großen Sinn macht. Manche Organisationen versuchen sich gegenseitig zu übertrumpfen im Kampf um Geld. Um an möglichst alle Töpfe ranzukommen versuchen sich viele Organisationen zudem in alle Sparten, also geben an sowohl medizinische als auch landwirtschaftliche sowie schulische Hilfen anzubieten. Einige gutgemeinte Hilfen richten vor allem langfristig sicher mehr Schaden als Nutzen an.
Ich hatte leider keine Gelegenheit bestimmte Hilfsprojekte zu besuchen. Gerne hätte ich mir das Krankenhaus angesehen, für das über das Miniaturwunderland so viele St. Pauli-Fans gespendet haben, oder das Fußballinternat, für das u.a. Michel Mazingu-Dinzey Spenden sammelt. Leider haben die Kontaktaufnahmen nicht funktioniert und mit kaputtem Auto kommt man nirgends hin. Ich habe aber mit einem 35-jährigen gesprochen, der seinerzeit in einem SOS Kinderdorf aufgezogen wurde. Was er so erzählt hat aus der Zeit, was er da gelernt hat, seine überaus positive, nach vorne gewandte Art, seine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft haben mich echt überzeugt, dass die SOS Kinderdörfer echt tolle Arbeit leisten. Auch Ärzte ohne Grenzen machen fantastische Arbeit, wie mir einige erzählten, die durch das Beben schwere Verletzungen davongetragen haben und ausgezeichnet versorgt wurden.
Part of the winning team
Szenerie: Wieder einmal die Horror-Straße. Wir in dem Jeep eines Freundes, weil ja Auto kaputt. Uns kommt ein vom Knie abwärts amputierter alter Mann entgegen, auf Krücken. Auf seinen Tshirt die Aufschrift „part of the winning team“. Ich habe keine Ahnung, ob der Mann weiß, was da auf seinem Shirt prangt, ich habe keine Ahnung ob derjenige, der ihm das Teil gegeben hat das weiß, oder ob das volle Absicht ist. Und wenn ja, Sarkasmus? Oder ist das etwa so gemeint, dass er sich, da Überlebender, als Gewinner sieht, trotz appem Bein?
Fazit
Wenn ich Haiti als Mensch beschreiben müsste dann so:
Ein wunderschöner Mensch, mit etlichen Talenten, vom Schicksal schwer gebeutelt und darum in sehr misslicher Lage. Man möchte diesem Menschen natürlich helfen, stellt aber nach eine Weile fest, dass er nicht ganz unschuldig an seiner Misere ist. Nicht nur äußere Schicksalsschläge sind für seine Situation verantwortlich, sondern auch seine Bequemlichkeit, seine einem zur Verzweiflung bringende Art sich selbst im Weg zu stehen, seine Kurzsichtigkeit, lieber kurzfristigen Profit als langfristigen, dauerhaften Erfolg zu wählen, seine entsetzlich korrupte Art und seine Trotzigkeit und Beratungsresistenz. Natürlich ist nicht DER Haitianer an sich so. Aber in der Masse leider ist so eine Tendenz spürbar. Von ganz oben bis ganz unten sind so vielen sich selbst der nächste, auch wenn das dem Land schadet. Es hat Wochen gedauert bis das Parlament einen neuen Premierminister gewählt hat, weil der vom Präsidenten vorgeschlagene Laurent Lamothe angeblich noch eine amerikanische Staatsbürgerschaft hat, was die USA sofort verneint haben, aber die Parlamentarier wollten das trotzdem nicht glauben und haben darüber Wochenlang debattiert. In Wahrheit brauchten sie nur Zeit ihre Schäfchen ins trockene zu bringen, bevor eine wieder funktionstüchtige Regierung womöglich irgendwelche Gelder sinnvoll einsetzen könnte.
Mich hat der Besuch ein wenig traurig gemacht. Ich hatte gehofft dass die Erdbebenkatastrophe eine Chance für Haiti wäre von null auf anzufangen, das Land wirklich von neuem aufzubauen, ein besseres Haiti zu erschaffen. Leider hat sich nichts geändert, es ist nur noch ein bisschen schlimmer geworden. Trotzdem bin ich angefixt und ich will so bald wie möglich wieder dorthin und auch einmal länger bleiben. Nur werde ich dann vieles anders anpacken. Und Moskitonetze und noch mehr Mittel gegen Mücken mitnehmen. Alles was ich mit hatte hat die Dreckspest nicht beeindruckt und ich wurde fleißig gestochen. Wiedergutmachen konnte das nur die unglaublich leckere haitianische Küche. Und die Wärme, und die Sonne und das Meer… Und viele ganz tolle Haitianer, die mir Mut gemacht haben und mich doch zumindest ein bisschen optimistisch in die Zukunft blicken lassen.
// rakete
NEUES VON DEN ALTEN
Nach seiner Suspendierung beim Karlsruher SC (siehe auch diese Rubrik im letzten ÜS #106 – die irrtümliche „Welcome Back“-Headline meines Kollegen Frodo auf der „Paadie“-Doppelseite im letzten Heft war dem frühen Redaktionsschluss geschuldet) hat FLORIAN LECHNER erfreulicherweise und relativ schnell einen neuen Arbeitgeber gefunden. Für zwei Jahre unterschrieb „Lelle“ beim US-Club „New England Revolution“ aus Boston und spielt nun in der höchsten nordame- rikanischen Liga, der MLS (Major League Soccer). Erfreulich auch, dass sich ANDREAS BIERMANN bereits gut zwei Wochen nach seinem Selbstmordversuch wieder in der Lage sah, Ende Februar für seinen FC Spandau 06 in einem Ligaspiel aufzulaufen. Zu unserem Redaktionsschluss noch keinen neuen Club gefunden hat CARSTEN ROTHENBACH, der Ende März, mangels sportlicher Perspektiven bei St. Pauli, per Pressekonferenz seinen Abschied nach sechs Jahren am Millerntor verkündet hatte. Hamburgs abstiegsgefährdeter Oberligist USC Paloma trennte sich Ende Februar von Coach DANIEL SAGER. Auch zwischenmenschlich und kommunikativ soll es da einige Probleme gegeben haben, ließ der Verein verlauten. Dass es auch bei unseren Amateuren zu kleinen Problemen gekommen sei, deutete mir direkt nach dem Profikick gegen Cottbus am 25. März noch ein Redaktionskollege an und fragte, ob mir überhaupt aufgefallen sei, dass FOUSSENI ALASSANI schon ein paar Spiele nicht mehr für unsere U23 aufläuft. War mir natürlich, aber die Gründe kannte ich nicht. Er schon und sprach von Disziplinlosigkeiten des Spielers, die er mir zwar nannte, die ich aber an dieser Stelle nicht wiedergeben will – nicht unser Niveau. Und als hätte der schreibende Kollege seheri- sche Fähigkeiten, verkündet einen Tag später fussballhamburg.de die Auflösung des Vertrages mit dem Offensivtalent. Nur zwei Tage danach meldet die Tagesjournaille die Festnahme Alassanis nach einem Supermarkt-Überfall in Wedel, bei dem er zwar nicht auf frischer Tat, jedoch auf der (möglichen) Flucht gefasst wurde. Ob dies das Laufbahnende des 22-Jährigen Talents bedeutet, wird die Zukunft zeigen. Definitiv beendet hat seine aktive Karriere St. Paulis ehemaliger U23-Kicker DAVOR CELIC, der zuletzt beim TSV Wedel gegen den Ball trat. Ebenfalls aus dem braunweißen Amateurnach- wuchs stammt ROBERT MEYER, der inzwischen als Übungsleiter aktiv ist. Zur neuen Saison übernimmt der ehemalige Defensive, der bis zum Jahr 2000 für Braunweiß kickte, den Hansa-Landesligisten TuS Aumühle. Meyer trainierte zuletzt den Ligakonkurrenten SC Schwar- zenbek. Ebenfalls in dieser Landesligastaffel tritt LUKASZ SOSNOWSKI bis Saisonende beim FC Türkiye gegen die Kugel, wird den Club aber zum Ende der Spielzeit verlassen. Möglicher neuer Arbeitgeber soll GSK Bergedorf oder USC Paloma sein. Auch sehr viel herum kam in den letzten Jahren JAN-PHILIPP ROSE, nachdem er 2006 die Zweite unseres FC verließ: Cloppenburg, Altona 93, erneut Cloppenburg und Oberneuland hießen die Stationen, ehe er beim niedersächsischen Verbandsligisten FSV Wacker 90 Nordhausen landete. Nachdem St. Paulis Ex-U23-Rekke DENNIS THEISSEN Ende März beim SC Victoria aus disziplinarischen Gründen in die zweite Mannschaft verbannt wurde, vermelde- te bereits gut zwei Wochen später Oberligakonkurrent Germania Schnelsen die Verpflichtung des Defensivallrounders zur neuen Saison. Ebenso in der Amateurelf kickte in der Saison 1997/98 Stürmer INGO PRÜFER. Nur zufällig bekam ich kürzlich mit, dass Prüfer inzwischen für die durchaus erfolgreiche dritte Mannschaft des FC St. Pauli in der Kreisliga 2 (8. Liga) aufläuft. ZLATAN BAJRAMOVIC hospitiert momentan bei der A-Jugend-Bundesligaelf von Joachim Philipkowski. Beglückwünschen möchten wir am Ende dieser Rubrik THOMAS MEGGLE sowie JÖRN GROSSKOPF, die nach Abschluss der Eignungsprüfungen beide für den neuen DFB-Lehrgang für Fußballlehrer in Hennef ausgewählt wurden, an denen in jedem Jahr lediglich 25 Personen teilnehmen können.
// Ronny