Beginnen wir doch zum Auffrischen unserer grauen Zellen mit einem kleinen Warming-Up:
Italien, ein stiefelförmiger Staat in Südeuropa, zwischen dem Mittelmeer und der Adria, das bekannt geworden ist unter anderem durch Pizza, Pasta und die Ultras.
Es verfügt zwar über natürlich Grenzen (Alpen, Mittelmeer), jedoch konnte Italien als Staat erst im 19. Jahrhundert vereint werden. Neben dem Festland waren auch die Inseln Sardinien und Sizilien betroffen. Denn diese gehörten von Beginn an zu den italienischen Königreichen und Staaten.
Das Land ist etwa 300.000 km² groß und ist die Heimat von, laut demographischer Bilanz, cirka 60 Millionen Einwohnern, die in 20 Regionen leben.
Alle Regionen verfügen über einen sogenannten „Statut“, einer regionalen Verfassung. 15 der 20 Regionen haben einen „Normalstatut“. Dieser legt die Regierungsform dieser Region fest.
Die fünf anderen Regionen (Sizilien, Sardinien, Friaul-Julisch Venetien, Trentino-Südtirol und das Aostatal) sind, aus ethnisch-sprachlichen und historischen Gründen, autonom.
Durch die Wirtschaft im Land, könnte man denken, es gäbe drei „verschiedene“ Italien:
Zum einen Norditalien (die Heimat der Automobil-, Chemie- und Eisenerzindustrie), und Mittelitalien (überwiegend mittelständische Exportfirmen der Bekleidungs-, Textil- und Lederindustrie), zum anderen Süditalien, auch Mezzogiorno genannt. Letzteres hängt in der Wirtschaft des Landes noch hinterher.
Mit einer Arbeitslosenquote von 40% nicht wieder verwunderlich. Man versuchte ein Zentrum der nationalen Stahl- und Chemieindustrie zu schaffen, aber der erhoffte Aufschwung blieb aus. Gelder wurden unterschlagen und die Präsenz der Mafia führte zu noch mehr Korruption.
Seit den 50er Jahren steigt der Lebensstandard in Süditalien, so ist der Hafen in der Stadt Gioia Tauro, einer der bedeutendsten Containerhäfen in Europa. Aber das pro-Kopf-Einkommen liegt dort weiterhin unter dem EU-Durchschnitt.
Italien ist eines der sechs Gründungsmitglieder der europäischen Gemeinschaft und nimmt seit der Osterweiterung einem immer mehr zentraleren Platz ein.
Vier Infrastruktur-Projekte, die bis 2015 erfüllt werden sollen, betreffen Italien. Einmal die Brücke über die Straße von Messina, die das Festland mit Sizilien verbinden soll. Eine Eisenbahnstrecke von Lyon nach Turin, als Teil einer Verbindung die von Lissabon bis nach Kiew verlaufen soll und von Paris und Rom finanziert werden, eine Eisenbahnstrecke Rotterdam-Mailand-Genua und die Förderung von LKW’s auf Fähren entlang der europäischen Küste und den Straßenverkehr zu entlasten.
Bleibt noch zu erwähnen das Italien der NATO angehört. Das Bündnis kann das italienische Staatsgebiet zur Stationierung von Seeluftstreitkräften in Süditalien und Sizilien benutzen.
Neben den ganzen drumherum, den Skandalen um Berlusconi, Korruption und der schlechten Wirtschaft, wird in diesem Land noch gekickt. Ganz ohne Zweifel, ist der „Calcio“ die beliebteste und erfolgreichste Sportart im Lande. Mit vier Weltmeister-Titeln sind die Italiener eines der besten Teams weltweit, obwohl man bei der letzten WM in Südafrika stark daran zweifelte.
Nachdem der Kader ordentlich umgekrempelt wurde und ein neuer Trainer an Bord geholt wurde, scheint es wieder aufwärts zu gehen. Nach der souveränen Qualifikation zur diesjährigen Europameisterschaft, ist die Squadra Azzura nun zum achten Mal dabei.
Traditionell spielt Italien in blauen Trikots, die historisch auf die Nationalfarben des Königreichs Piemont-Sardinien zurückzuführen ist.
Gegründet wurde der italienische Fußballverband 1898 in Turin und ist eines der drei Gründungsmitglieder der UEFA, und seit 1905 Mitglied der FIFA.
Das erste Länderspiel wurde am 15. Mai 1910 (*dahinschmelz* <3 Forza FCSP!) in Mailand gegen die Franzosen ausgetragen, welches mit 6:2 gewonnen wurde.
Die ersten richtigen Erfolge feierte man erst 1934 und 1938, mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft. Zwischendurch gewannen sie noch 1936 bei den „Spielen von Berlin“ die Goldmedaille. Der dritte WM-Titel konnte 1982 im Finale gegen Deutschland gewonnen und der vierte Titel 2006 ist uns nach dem Halbfinale gut in Erinnerung geblieben :-).
Der Profifußball in Italien hat sich 1930 etabliert. Das bewegte viele deutsche Spieler, vor der Bundesliga-Gründung, nach Italien zu gehen um dort aktiv werden.
Es gibt mit der Serie A und Serie B, zwei nationale Profiligen.
Die Lega Pro Prima Divisione ist die dritthöchste Liga und besteht aus 2 Gruppen, dem Norden und dem Süden. In der Lega Pro Seconda Divisione (4. Liga) kommt noch eine mittelitalienische Liga hinzu. Die fünftklassige Serie D hingegen zählt als höchste Nicht-Profiliga, wo 162 Mannschaften in neun regionale Gruppen (bestehen je aus 18 Teams) aufgeteilt sind.
Rekordmeister ist die „alte Dame“ von Juventus Turin mit aktuell 28 Titeln, welches auch die meisten Anhänger im Land hat.
Italien liebt und lebt diesen Sport doch, aber leider erschüttern immer wieder Skandale das Land, wie zum Beispiel im Frühjahr 2006, als der Traum von einem sogenannten „sauberen“ Fußball wohl endgültig ausgeträumt zu sein scheint. Jeder schien dort im Korruptionssumpf drin zu stecken; Spieler, Trainer, Vereinspräsidenten, Journalisten, Buchhalter, oder gar Politiker. Es ging um gekaufte Schiedsrichter, gekaufte Spielresultate, Erpressung von Vereinspräsidenten, Trainern und Spielern. Im Nachhinein kamen Doping, illegale Wetten und gefälschte Vereinsbilanzen dazu.
Die Konsequenzen sind bekannt. Punktabzüge für Lazio, AC Mailand, Reggina, Fiorentina und noch Juventus Turin, die mit dem Zwangsabstieg bestraft wurden.
Ebenso vermutet man, dass die Mafia beim Calcio seine Finger im Spiel hat. Auch diverse Todesfälle (Gabrielle Sandri, Polizist beim sizilianischen Derby) schockten das Land. Einem Chaos folgt sozusagen das nächste.
Ebenso sorgte die italienische Verband mit der Einführung der „Tessara del tifoso“ für Aufsehen. Ohne den Erwerb dieser Karte gegen der Abgabe der personalisierten Daten ist seit dem 1. Januar 2010 jedem Fußballfan in Italien verwehrt, ein Spiel seiner Mannschaft im Stadion zu sehen.
Damit möchte man Randalierer schneller identifizieren. Mit Hilfe dieser Karte sollte die Gewalt aus den Stadien verbannt und die Attraktivität eines Stadionbesuches für Familien mit kleinen Kindern gesteigert werden.
Leute, die in den letzten fünf Jahren in irgendeiner Weise mit dem Gesetz in Konflikt standen, bleibt der Erwerb der Karte ganz verwehrt.
Ein breiter Protest der Ultras, unterstützt durch die Vereine, denen die zahlende Fanschar verloren gegangen war, Verbraucherschützern (kritisierten die Kreditkarten-Kopplung) oder Anwälten und Verfassungsschützern, die die Grundrechte verletzt sahen, sorgten für das Scheitern der „Fanausweises“. Dieser Ausweis soll jetzt durch die „Fidelity Card“ ersetzt werden. Wie diese Card in der nächsten Saison in der Praxis funktionieren soll, ist mir selber noch nicht klar.
Was die Behörden versuchen ist, die Ultras auszusperren. Man hat ihnen schon vor langer Zeit den Krieg erklärt. Das Problem für sie ist nur, dass sich die italienischen Fanatiker für die letzten Mohikaner halten und versuchen die wahren Werte des Sports zu verteidigen, was, neben den ganzen oben genannten Punkten, zu bürgerkriegsähnlichen und chaotischen Zuständen im Land führt. // Gastartikel von Luca Richard Boie
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