SSV Jahn Regensburg – FC St.Pauli 3:0 (2:0)
Tore: 1:0 Francky Sembolo (24.), 2:0 Jim-Patrick Müller (44.), 3:0 Francky Sembolo (55.)
Zuschauer: 10.500 (ca. 2.000 St.Paulianer)
Ihr kennt das…
Die Einladung zu einer Hochzeit trudelt ein, aus dem FC St.Pauli affinen Freundeskreis, eine Hälfte des Paares mit Dauerkarte ausgestattet.
Ihr blickt auf das Datum der Hochzeit und fragt Euch, warum der Übersteiger eigentlich immer frühzeitig über Twitter und Facebook auf den Rahmenterminplan hinweist und wofür der liebe Gott (oder meinetwegen auch die FIFA oder der DFB oder die DFL, es herrscht ja Deckungsgleichheit zwischen diesen vier Instanzen) eigentlich die Sommer- und Winterpause oder (noch besser) diese langweiligen Länderspielpausen erfunden hat.
Dann geht das Zittern los, zunächst bis zur Veröffentlichung des Spielplans („Bloß nicht das Heim- oder Auswärtsspiel gegen Union!“) und danach („Och nöö… Auswärts Regensburg… den Ground hab ich noch nicht!“) das bange Warten auf die exakte Terminierung und das anschließende gute alte „Kopf-Tischplatte“-Spiel.
Ja, das Buch „Wenn Du am Spieltag beerdigt wirst, kann ich leider nicht kommen!“ ist kein Roman.
Als positives Gegenbeispiel sei hier an meinen guten Freund und Dauerkarteninhaber aus Zürich erinnert, der im letzten Jahr seine Hochzeit auf ein Länderspielwochenende legte und dann auch noch den FC St.Pauli dazu brachte, am nächsten Tag ein Freundschaftsspiel in Winterthur zu absolvieren, bessere Logistik geht natürlich nicht.
Nun gut, während ich vorsichtige Bemühungen startete, zumindest per SMS das Halbzeit- und Endergebnis zu erhalten und mein Handy irgendwie ohne Wissen meiner besseren Hälfte mit zu dieser Feier zu bringen, stellte sich dann glücklicherweise heraus, dass zumindest diese Geheimhaltung völlig unnötig war. Die eine Hälfte des Brautpaares begrüßte mich mit „Damit das klar ist: Du hast jede Erlaubnis heute ständig hier alles mit wichtigen Infos zu unterbrechen!„, die andere verdrehte (synchron mit meiner Frau) nur leicht die Augen. Anschließend begrüßte mich ein weiterer Hochzeitsgast mit „Ah, sauber, der Informationsminister für heute Abend!„.
Lief gut, viel besser als damals, als die SMS mit Jan Kollers Tor für den BVB am Millerntor in der Kirche leider nicht auf ein Handy traf, welches auf lautlos gestellt war…
Nun gut, um genau zu sein war das dann ja auch schon alles, was „gut“ lief. Die erste (selbstredend trotzdem lautlose) SMS mit „1:0, 8.Minute, Tschauner-Fehler… ach nee, wart mal, doch Abseits!“ sorgte ob meiner verzögerten Vorleseart zunächst für Entsetzen aber danach für erleichterte Lacher, die zweite SMS mit unserem Abseitstreffersogar für ein bißchen Hoffnung. Der Rest war dann ein grausamer Stimmungskiller in drei Akten.
Tja, woran liegt es, dieses Erscheinungsbild des FC St.Pauli im Herbst 2012?
Es ist kein Geheimnis, wenn ich gestehe, mir in der Flimmerkiste nicht die kompletten 90 Minuten nochmal angeschaut zu haben, aus dem Alter bin ich raus.
Ich muss gestehen, kein großer Freund der Schubert-Entlassung zu sein, zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Dann hätte man im Mai konsequenter sein müssen, und neben der (nach wie vor aus meiner Sicht berechtigten und überfälligen) Entlassung von Helmut Schulte auch damals schon Schubert vor die Tür setzen und für einen klaren Schnitt sorgen müssen. Entlassungen kurz nach Saisonstart sind immer der Beweis für vorherige Fehler im Verein, nicht allein auf Trainerseite. Und wer die Pressekonferenz zur Entlassung verfolgt hat, wird zur gleichen Erkenntnis kommen, zumindest Präsidiumsseitig war das keine Glanzleistung. Rachid Azzouzi nehm ich bei der Kritik mal aus, der war damals nicht beteiligt und hat hier immer noch Schonfrist.
Klar ist aber auch, dass alle die jetzt „Na, siehste, lag also doch nicht am Trainer!“ schreien, ebenfalls etwas einseitig an die Sache herangehen, denn natürlich war in den paar Tagen nun auch keine Wendung um 180 Grad zu erwarten und die sportliche Entwicklung seit Anfang des Kalenderjahres hat nunmal wenig Argumente für Schubert parat.
Aus meiner Sicht lag der vermeintlich entscheidende Fehler dann wirklich bei jenem Chaos im Mai, welches wohl dazu geführt haben dürfte, dass Jan-Moritz Lichte innerlich mit dem Verein abschloss und sich anderweitig umsah. Schubert und Lichte wirkten nach außen immer wie „Ein Arsch, ein Kopf!“ und mit Lichte ging dann vielleicht der Kopf nach Leverkusen.
Wie dem auch sei, ich persönlich wünsche André Schubert für seine berufliche Zukunft als Trainer alles Gute!
Zu den Spekulationen um die Nachfolge mögen sich andere äußern, mir persönlich ist es eigentlich ziemlich egal, irgendwie geht es ja schließlich immer weiter, und es gilt schließlich schon lange:
„Spieler kommen, Trainer gehen, nur St.Pauli bleibt besteh’n!“
Wenn ich aber doch nen Wunsch äußern darf: Mehmet Scholl! Ohne Begründung, einfach nur weil ich ihn mag.
Und auch wenn mich diese Worte im April/Mai nächsten Jahres vielleicht einholen mögen: Mit diesem Kader werden wir, wenn wir jetzt nicht unbedingt Bubu als Verantwortlichen auf die Bank setzen, in dieser Liga nicht lange im Abstiegskampf bleiben, insbesondere wenn Lennart Thy wieder fit ist.
Ähnliches dachte Alemannia Aachen letzte Saison sicher auch, aber irgendjemand muss es jetzt ja mal sagen. Und wer, wenn nicht ich, denn „Optimist“ ist ja quasi als zweiter Vorname im Pass vermerkt. (Tolkien dürfte sich bei der Vorstellung an „Frodo Optimist Beutlin“ wohl im Grabe umdrehen, aber das ist jetzt egal.)
Und da Ihr es ja gewohnt seid, hier doch immer das Positive in den Vordergrund gestellt zu bekommen, die Top 3-Gründe für die Dritte Liga, wenn es doch soweit kommen sollte, was es selbstredend nicht wird:
- In der 3.Liga werden die Tickets günstiger!
(Hahahahahahahaha… jaja, schon gut, der war gelogen.) - Wir haben im DFB-Pokal immer Heimrecht!
- Wir können endlich wieder den Oddset-Pokal gewinnen, oder wie auch immer das Vieh jetzt heisst.
In diesem Sinne: Auf drei Punkte gegen Union am Freitag. // Frodo
P.S. Als Gutes Omen für G. und S.: Ich habe vor diesem Freitag zwei Spiele des FC St.Pauli wegen Hochzeiten verpasst. Zum einen das oben erwähnte Spiel gegen den BVB im September 2001 (1:2, Tore durch Ewerthon und Koller, Anschluß durch Thomas Meggle) und die Pokalpleite in Trier im Juli 2011. Nun ging zwar auch dieses dritte „Hochzeits-Spiel“ verloren, aber die beiden „schuldigen“ Hochzeitspaare sind beide noch glücklich verheiratet. Wenn das nichts ist… 😉
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