Drei Spiele in nur fünf Tagen, die trotzdem unterschiedlicher kaum hätten sein können.
VfB Lübeck – FC St.Pauli U23 0:0
Tore: Möööp
Zuschauer: 2.182 (ca. 150 St.Paulianer)
Im Tag jedes Fußballfans gibt es bestimmte Momente, die man nie vergisst.
Mein erstes Spiel im Stadion zum Beispiel, der SV Werder mit einem 5:1 Heimsieg gegen Arminia Bielefeld, bei dem ich (7-jährig) mit meiner Mutter in der damals noch unüberdachten Westkurve des Weserstadions stand und beim Tor für die Arminia felsenfest behauptete: “Abseits!“, mit der für mich überzeugenden Begründung, dass ja gar keiner jubeln würde.
Über die Relation Heim-/Gästefans sollte sich mein Wissensspektrum in den folgenden Jahren drastisch erweitern.
Junior geht ja nun schon seit einiger Zeit mit ans Millerntor und erfreut sich seit dem Neubau der Gegengerade auch an einer Dauerkarte, als 6-jähriger hat er da also deutlich früher begonnen als ich, was immer das für sein weiteres Leben bedeuten mag.
Abgesehen von einigen Hamburger Oberligaplätzen beschränkte sich seine Auswärtserfahrung bisher aber auf den berüchtigten Ground des SV Eichede, bei dem er schon sichtlich irritiert war, weil bei den Toren des Gegners eben der überwiegende Teil des Publikums jubelte, was er von den Heimspielen ja so nicht kennt.
Mit 6 1/2 aber sollte nun ein weiteres einschneidendes Kapitel aufgeschlagen werden: Das erste Auswärtsspiel bei Flutlicht!
Nun ist die Beziehung der Fanszenen des FC St.Pauli und des VfB Lübeck nicht zwingend von gegenseitig überbordender Liebe geprägt, aber da der Fanladen & Fanclub-Sprecherrat einen Bus zum Spiel unserer U23 an der Lohmühle organisierte und es der letzte Ferientag war, bot sich das Spiel einfach an.
Und was soll ich sagen: Ein furchtbarer Grottenkick ohne Tore vor wenig Zuschauern bei Eiseskälte… und Junior war überglücklich dabei gewesen zu sein.
Das mag in Teilen am Heimanhang gelegen haben, der immer wieder (Tante Kriemhild zitierend) “Eis St.Pauli!” rief, was bei Junior schon zu Irritationen führte, weil wir die ja umgekehrt nicht wirklich bepöbelten. Als der Gästeblock es dann nach ca. 20x “Eis St.Pauli!” mit einem beherzten “Lübecker, Arschlöcher!” dann doch mal wagte, sich auf das Niveau der Marzipanstädter herabzubegeben fragte er zwar auch einmal nach, stimmte dann aber grinsend ein. Wie gut, dass Mama hier nicht mitliest…
Zum Spiel muss man nicht viel sagen, das 0:0 entsprach in etwa dem Spielverlauf, auf beiden Seiten wurden 1-2 Hochkaräter vergeben, fertig. Regionalligafußball, wie er eben ist. Bei uns sammelte Sebastian Schachten erstmals wieder Spielpraxis und Robin Himmelmann zeigte erneut, dass es in der Winterpause ein spannendes Rennen um die Nummer 1 im Tor geben könnte, wenn Tschauner und er beide verletzungsfrei bleiben.
Zurück zu Juniors strahlendem Gesicht, als wir gegen 23.00h dann wieder zuhause waren: “Mama, Sebastian Schachten hat mit mir nach dem Spiel abgeklatscht und sich bedankt, dass wir da waren! Und Robin Himmelmann hat mich gefragt, ob ich denn so spät überhaupt noch wach sein dürfte!”
Strahlende Kinderaugen und Fußball, wie er sein sollte… und wie er leider in den oberen Ligen nur noch selten ist.
FC St.Pauli – Karlsruher SC 0:4 (0:2)
Tore: 0:1 Hiroki Yamada (18.), 0:2 Rouwen Hennings (31.), 0:3 Selcuk Alibaz (80.), 0:4 Hiroki Yamada (89.)
Zuschauer: 28.029 (ca. 2.000 Gästefans)
17 Minuten und fünfzig Sekunden lang war die Welt am Millerntor in bester Ordnung. Das Team rannte, spielte, erarbeitete sich Chancen… und dann fiel das Gegentor und alles war vorbei.
Da hilft dann auch alles Wenn und Aber nichts mehr, irgendwas ging mit diesem 0:1 aus dem Nichts kaputt und konnte nicht mehr repariert werden.
Andrej Startsev und Sören Gonther hatten beide einen absolut gebrauchten Tag erwischt, beide wissen dies aber sicher auch selbst am Besten und werden daraus lernen. Passiert anderen auch, also weitermachen.
Und vorne… ja, da ackert Ante Budimir wie wild, aber Ball (rund) will einfach nicht ins Tor (eckig) – alte Geschichte, man kennt das.
Ich bin nach wie vor weit davon entfernt, dem Team die Zweitligatauglichkeit abzusprechen, wie es teilweise schon getan wird. Es fehl(t)en viele wichtige Spieler, die zwar teilweise Kaderintern oder eben durch die U23 aufgefangen wurden, aber da darf man eben auch gerade an die jungen Spieler keine überhöhten Erwartungen stellen, der Lernprozess ist natürlich nach 2-3 Spielen im Profifußball noch lange nicht abgeschlossen. Und wenn Schachten, Gonther, Kalla, Buballa, Buchtmann und Halstenberg wieder Normalform haben, bieten sich einfach auch für viele Positionen wieder mehr Möglichkeiten.
Bis zur Winterpause gilt es nun also, noch das Beste aus der Situation zu machen und den von Meggle schon erwähnten Eichhörnchen-Modus zu fahren, dann bin ich für die Rückrunde durchaus optimistisch das wir am Ende der Saison noch knapp an die “Top25” anklopfen, zumindest aber am Ende nicht auf einem der drei letzten Plätze landen.
(Kleiner Einschub: Die aktuellen Relegationsspiele, ein Traum:
hsv – RB Leipzig
FC St.Pauli – Dynamo Dresden)
In Nürnberg erwartet jetzt keiner sonderlich viel, umgekehrt steht auch der Glubb mit dem Rücken zur Wand… mal gucken, vielleicht klappt es da ja etwas besser als gegen Karlsruhe und man hat in der entscheidenden Situation ja vielleicht auch mal das Glück auf seiner Seite.
Wird schon, gell?
FC St.Pauli – Borussia Dortmund 0:3 (0:2)
Tore: 0:1 Ciro Immobile (33.), 0:2 Marco Reus (44.) 0:3 Shinji Kagawa (86.)
Zuschauer: 29.063 (ausverkauft, ca. 3.500 BVB-Fans)
Da war er nun, der große Tag.
Lange erwartet und herbeigesehnt.
Das Stadion voll, ÜBERSTEIGER-Verkauf auch ganz in Ordnung, voller Gästeblock, Flutlicht, Pokal – was will man da noch mehr?
Okay, die Pokalsensation fehlte, und schon nach fünf Minuten hätte wohl auch niemand mehr ernsthaft Geld drauf gesetzt, dass sie noch kommen würde. Zu deutlich war der Unterschied, zu hoch die Qualität des BVB, sowohl im Kollektiv als auch beim einzelnen Spieler. Warum dies gerade in den ersten 20 Minuten so war, versuchte Thomas Meggle nach dem Spiel in der Pressekonferenz zu erklären. Zu viel Respekt vor dem übermächtigen Gegner, vielen bekannt aus Funk und Fernsehen und den Champions League – Spielen.
Ja, ist dann wohl so, unsere eigene Tabellensituation wird ihr Übriges dazu getan haben.
Ist auch alles nicht tragisch, das “die zweite Hälfte war ausgeglichen, warum nicht gleich so?“-Argument zieht natürlich auch nicht wirklich, weil der BVB bei einer 2:0-Führung sicher auch etwas tiefenentspannter mehr zuließ als zuvor, ansonsten aber einfach jederzeit hätte wieder das Tempo anziehen können.
Abhaken, nächste Saison also auf ein Neues!
Was war noch?
– Choreo zu Spielbeginn
Hammer, sah Klasse aus, vielen Dank an alle die das durch Vorbereitung, Handarbeit, Aufbau oder Spenden ermöglicht haben.
– Pyro zur 2.Halbzeit
Hab ich aufgrund des ÜS-Verkaufs im Bauch der Gegengerade leider verpasst, sah aber wohl auch gut aus, feine Sache. Kontrolliert abgebrannt, von den Ordnern nicht vogelwild (und damit dann gefährdend) unterbunden – passt!
(Ja, kostet den Verein Geld, bla bla… in den Kommentarspalten des Boulevards findet hierzu wohl schon ein Kreuzzug statt, darf hier auch gerne begonnen werden, ich werde das aber nicht weiter kommentieren.
Die Argumente dazu sind wohl hinreichend ausgetauscht, let’s agree to disagree.)
– Inklusion
Bei den Einlaufkindern gab es gestern eine Aktion von Rabauken-Club und KIEZHELDEN, mit Kindern vom “Kupferhof“. Sehr schön, gerne häufiger.
Im Übrigen gab es ähnliches auch schon bei Bollers Abschiedsspiel, als Benedikt Pliquett ein Mitglied der aktiven Fanszene im Rollstuhl mit aufs Spielfeld nahm, was aufgrund weniger Publicity allerdings nicht den Weg in die großen Medien fand.
– Stimmung
Solide bis gut. Erste Reaktionen aus dem Gästeblock waren eher enttäuscht (was allerdings auch gleichzeitig für den eigenen Block geäußert wurde), ich selbst fand es hingegen ganz okay und konnte (wie im Block 2 aber auch üblich) den Gästeblock nicht ein einziges Mal hören.
Neben mir saß hingegen ein Kollege, der im sonstigen Leben Schalke-Dauerkarteninhaber ist, der sich absolut beeindruckt von der Stimmung zeigte. Zum Einen von Lautstärke und Vielfalt der Gesänge, zum Anderen aber von der ausnahmslos positiven Unterstützung.
Zitat: “90 Minuten ohne Gesänge gegen den Gegner? Wäre auf Schalke undenkbar!” Und das bezog er explizit nicht auf Spiele gegen den BVB.
Auch für Rainer Wulffs sehr ruhige Art als Stadionsprecher hatte er nur Lob über.
Manche Dinge weiß man eben immer wieder erst zu schätzen, wenn man mal woanders ist oder von anderen drauf hingewiesen wird.
Nichtsdestotrotz: Ein Tor hätte sicher auch hier gut getan, dann wäre die Bude explodiert. So war es eben “nur” ein Köcheln.
– Abschied Nordkurve
Tschüß, altes Haus! Wie auf der Vereinsseite vermeldet, hat der Abriss bzw. Abbau schon begonnen. Hoffen wir, dass das Wetter mitspielt und es keine baulichen Komplikationen gibt, damit das Millerntor dann möglichst bald wirklich fertig ist. // Frodo
– ÜBERSTEIGER Abos
Nur zur Info: Aufgrund von “Problemen im Betriebsablauf” sind die Hefte leider erst heute zur Post gekommen. Bis morgen oder spätestens Freitag sollten die dann aber hoffentlich (zumindest innerdeutsch) überall angekommen sein. // Frodo