Auswärts beim Glubb

Am Sonntag gastiert der Magische FC beim 1. FC Nürnberg im Max-Morlock-Stadion. Anstoss des tabellarischen Nachbarschaftsduells ist um 13.30 Uhr. Der Absteiger der vergangenen Bundesligasaison hat mit Damir Canadi einen neuen Trainer verpflichtet und naturgemäß das Ziel direkter Wiederaufstieg ausgegeben. Die Braun-Weißen treffen dabei auch auf einen alten Bekannten. Seit dem 15.04.2019 ist Robert Palikuca als Sportvorstand in Nürnberg. Der ehemalige Abwehrspieler des Kiezclubs spielte von 2004 bis 2006 beim FC St. Pauli und erzielte das entscheidende 4:3 im DFB-Pokal Viertelfinale gegen den SV Werder Bremen.

Robert Palikuca – Foto Ariane Gramelspacher

Der Saisonstart

Der 1. FC Nürnberg steht in der aktuellen Tabelle der 2. Liga auf Tabellenplatz 7 und damit einen Platz hinter dem FC St. Pauli. In den bisherigen 8 Spielen haben die Franken, genau wie unsere Braun-Weißen, dreimal gewonnen, dreimal unentschieden gespielt und zweimal eine Niederlage eingesteckt. Im Pokal gewann der ehemalige Rekordmeister mit 1:0 beim Drittligisten FC Ingolstadt und spielt in der 2. Runde beim 1. FC Kaiserslautern. Auf dem Torekonto schlagen 14 Tore bei 13 Gegentreffern zu Buche. Bemerkenswert ist dabei, dass die Nürnberger im bisherigen Saisonverlauf bereits dreimal zu Null gespielt haben. Zudem ist der neunmalige Meister bereits seit fünf Spielen ungeschlagen.

Der Kader

Bedingt durch den Abstieg in die 2. Liga erfolgte ein Umbruch beim Club. Insgesamt verpflichtete Palikuca 13 neue Spieler. Neuzugang Andreas Lukse kam als Nummer 2 hinter Christian Mathenia. Der Stammtorhüter (Rückennummer 26) gehört zu den insgesamt 5 Stammkräften, die in den bisher absolvierten Ligaspielen unter Trainer Canadi bei jedem Spiel eingesetzt worden sind. Der ehemalige Spieler des Hamburger Vorstadtclubs spielt seit 2018 bei den Franken und ist seitdem eine feste Stütze im Team der Nürnberger. Neben Mathenia sind zwei weitere ehemalige Spieler der Rothosen im Kader. Fabian Nürnberger (#15) spielte in seiner Jugend in St. Ellingen. Der 20-jährige Abwehrspieler lief in dieser Saison bereits viermal für Nürnberg auf. Ähnlich jung ist Tim Handwerker (21). Der U21-Auswahlspieler mit der Rückennummer 6 sammelte in der vergangenen Saison Erfahrungen beim FC Groningen und ist defensiv auf der linken Seite individuell einsetzbar. Eine weitere ehemalige Raute ist der zweitligaerfahrene Hanno Behrens (#18). Der Mittelfeldspieler war in der bisherigen Saison an allen Ligaspielen des Absteigers beteiligt und ist zudem der Kapitän. Bester Torschütze des Altmeisters ist der Mittelfeldspieler Johannes Geis mit 3 Treffern bei 6 Einsätzen in dieser Saison. Kurioserweise erzielte er sämtliche Treffer im heimischen Stadion. Der Neuzugang kam spät zu den Franken, stieg ohne Vorbereitung in den Kader ein und war sofort gesetzt. Er agiert häufig von der sogenannten Sechserposition. Die selbe Anzahl an Treffern erzielte auch Stürmer Robin Hack (#17), allerdings in bisher acht Spielen. Der Linksaußen kam zum Beginn der Saison aus Hoffenheim und erhielt auch von Beginn an einen Stammplatz. Auffällig im Kader ist darüber hinaus, dass die nominellen Stürmer lediglich für vier Treffer verantwortlich sind, die Mittelfeldspieler hingegen für weitere sieben Treffer. Ein weiterer bemerkenswerter Neuzugang ist Nikola Dovedan von 1. FC Heidenheim. Der Österreicher hat in den bisherigen Spielen die Offensive der Cluberer belebt und sowohl im Pokal als auch in Dresden jeweils das Siegtor erzielt. Gegen Osnabrück gab er die Vorlage zum entscheidenden Treffer.

Die Formation

Auffällig ist, dass Trainer Canadi keine feste Formation für den 1. FC Nürnberg als Spielidee hat. Vielmehr passt er die Formation seines Teams individuell an jeden Gegner an. So spielt Nürnberg sowohl mit einer 3-er als auch mit einer 4-er Abwehrkette. Im Mittelfeld sieht es ähnlich aus. Entweder mit drei Mann oder mit vier Mann. Beim vorletzten Auswärtsspiel in Darmstadt spielte Nürnberg gar in einer 3-5-2 Formation. Im Sturm setzt sich das uneinheitliche Bild fort. Oft wird mit drei nominellen Stürmern gespielt, hin und wieder aber auch nur mit zwei Stürmern oder gar nur mit einem Stossstürmer. Allerdings kann man einige Muster in der Formation der Nürnberger erkennen. So übernimmt der Schweizer Michael Frey (Leihe von Fenerbahce Istanbul) in nahezu allen Spielen die Rolle eben dieses Stossstürmers. Der Mann mit der Rückennummer 14 agiert dabei selten als klassischer Torjäger, sondern vielmehr als offensiver Ballverteiler für die nachrückenden Spieler. Für das Spiel am Sonntag ist damit zu rechnen, dass der Club gegen die Kiezkicker nicht mit einem Offensivfeuerwerk aufwarten wird. Trainer Canadi könnte mit einem 4-3-3 auflaufen lassen. Diese Formation hat sich zuletzt bei Nürnbergs Auswärtsspiel in Hannover bewährt, denn bei einer zu offensiven Ausrichtung könnte gegen Luhukays Kombinationsspiel der sprichwörtliche Schuss nach hinten losgehen.

Die Bilanz

Der FCSP spielte bis dato 32-mal gegen den 1. FC Nürnberg. Dabei sieht die Bilanz gegen die oft favorisierten Franken nicht gerade rosig aus. Die Braun-Weißen konnten bisher nur zehnmal gewinnen, Nürnberg gewann hingegen 13 mal und neunmal gab es ein Unentschieden. Das Torverhältnis spricht mit 33:45 klar für die Heimmannschaft am Sonntag. Auswärts in Nürnberg gelangen in den bisherigen Aufeinandertreffen lediglich vier Siege, bei sieben Niederlagen und vier Unentschieden. Das Torverhältnis ist mit 17:27 ähnlich deutlich.

Und sonst?

Den wahrscheinlich schönsten Sieg gab es für unsere Braun-Weißen am 20.05.2001, dem 34. Spieltag der 2. Bundesliga der Saison 2000/2001. Mit dem 2:1 Auswärtssieg beim 1. FC Nürnberg sicherte sich der FC St. Pauli endgültig den dritten Platz in der zweiten Liga und machte damit den Aufstieg ins Oberhaus klar. In der damaligen Partie gingen die Nürnberger in der 9. Spielminute früh in Führung, ehe kurz vor der Halbzeitpause Dubravko Kolinger für den Ausgleich sorgte. In der 76. Spielminute gelang dann der Führungstreffer durch Deniz Baris. Was folgte, war eine rauschende Aufstiegsparty.

Auswärtssieg und Aufstiegsspiel in Nürnberg 2001 – Foto: Ariane Gramelspacher

Fazit

Am Sonntag erwartet uns eine Partie auf Augenhöhe. Beide Mannschaften haben zur Zeit einen Lauf. Nürnberg hat zuletzt mit dem 0:4 Auswärtssieg bei Hannover 96 ein Zeichen gesetzt. Der Magische FC hat sich in den letzten Spielen stetig gesteigert. Allerdings wussten die Nürnberger vor heimischen Publikum bislang nicht zu überzeugen. So setzte es gegen St. Ellingen eine 0:4 Niederlage. Gegen Heidenheim und Karlsruhe gab es jeweils ein Unentschieden. Der einzige Sieg gelang gegen Osnabrück mit einem mageren 1:0. Sofern die Kiezkicker also wieder auftreten wie in den vergangenen Spielen, ist durchaus ein Sieg im Frankenland möglich.

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