Schwessi: Achtung Überlebensgefahr

Plattentipp

Pussy Empire Recordings

Von: Kurzpass

Bei “Schwessi” denkt man irgendwie an die große Schwester vom besten Kumpel. Und genau so ist sie auch. Wer seit Langem mit Udo Lindenberg arbeitet, textet und Dokus dreht und in der Jugend auf dem bayrischen Dorf laut eigener Angabe durch Musik von den Zitronen, Lindenberg, Rio Reiser und Nina Hagen sozialisiert wurde, ist nicht mehr zwanzig und hat einiges erlebt. Unter anderem auch als alleinerziehende Mutter im Tourbus und anderswo. All das fließt in die Songs ein, die nun auf ihrem ersten Soloalbum zu hören sind. Musikalisch sind das nette Popsongs, mal mit Reggae-Einfluss, mal rockiger. Das Besondere aber sind tatsächlich die Texte. Locker-flockig geht es da ans Eingemachte, durch die Blume klare Kante zu Gesellschaft und Alltagsproblemen. Mein Lieblingssong: “Wer ist das Volk”, bei dem auf dem Releasekonzert Anfang Oktober einige Bekannte der Sängerin direkt vor der Bühne “Wir sind das Volk” im Hutbürgersound als Hintergrundchor skandierten. Großartig. Ebenso doppelbödig und messerscharf auch “Die politisch nicht korrekte Libido”, in der die Küsse so gut schmecken, doch der Typ leider ziemlich daneben liegt mit seinen Einstellungen. Auch abkühlende Beziehungen kriegen ihr Fett weg und man wähnt sich bei Loriot. In “Kannst du mich hören” geht es unter anderem um harte (Frühstücks-)Eier. Wer also eine ältere Schwester oder selber Bock auf kluge Texte, rauhe Stimme und Frauenpower hat, dem/der sei “Achtung Überlebensgefahr” wärmstens empfohlen.

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