FC St. Pauli – Magdeburger FFC (2:1, 3:3, 4:4) 7:6 n.E.
„Hier gewinnt nur eine: St. Pauli und sonst keine!“
Eine Demonstration der absoluten Willensstärke! Sensationell! Wahnsinn! Ein Traum in Braun und Weiß! Ein Pokalfight, wie er im Buche steht! Eine Achterbahnfahrt der Emotionen! Ein Spiel, dass alles bot, was das Fußballherz begehrt! Genug der Superlative! Aber diesen Text könnte man locker mit Floskeln ertränken… Stimmt aber alles, denn der Spielverlauf war absolut Herzinfarkt-verdächtig…
Im dritten Anlauf hatte es mit dem Titelgewinn im Hamburger Landespokal endlich geklappt und somit war auch erstmals das Ticket für die erste Runde im DFB-Pokal gelöst. Die Euphorie im Vorfeld der Partie auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn war unglaublich.
1840 Menschen boten einen gelungenen Rahmen, Stadionsprecherin Anja heizte mit fetziger Musik ein und geschätzt tausend Fahnen, Transpis und Trommeln sorgten für Heimspiel-Athmosphäre. Von drei Seiten des Stadions wurden die „Girls in blue“ (fürchterlich, diese Pokaltrikots!) angefeuert, nur eine knapp 40-köpfige Magdeburger Delegation bevölkerte ein paar Sitzplätze.
Trainer Kalla vor der Partie auf der FCSP-Homepage: “Nach einer langen Vorbereitung freuen wir uns alle, dass es endlich wieder mit den Pflichtspielen losgeht. Neu für uns ist seit dieser Saison, dass unsere Auftaktpartie ein Spiel im DFB-Pokal sein wird. Die Vorfreude darauf ist riesig. Wir sind erstmals in diesem Wettbewerb dabei, haben ein Heimspiel und hoffentlich jede Menge Fans im Stadion. Wir schauen auf uns, gehen insgesamt gut vorbereitet in das Duell und besinnen uns wie in den Testspielen auf unsere Stärken, die wir auch gegen gute Magdeburgerinnen auf den Platz kriegen wollen.” Na denn, – Vorhang auf!
Der Spielverlauf war wie erwähnt nichts für schwache Nerven und/oder Herzen…
Trainer-Mama Eva Kalla antwortete vor der Partie auf die Frage, ob Schnecke denn gut geschlafen hätte, „Weiß ich nicht, er schläft ja nicht mehr bei mir“.
Geschlafen hatte in der AJK von Beginn an jedenfalls niemand, weder auf dem Platz oder den Traversen. Beide Teams legten munter los. Nach einer knappen Abseitsentscheidung wurde der erste braun-weiße Treffer aberkannt und kurz darauf gingen die Magdeburgerinnen dann leider in Führung. Doch noch vor dem Pausenpfiff fiel der Ausgleich und sogar das 2:1 für unsere Frauen! So könnte es doch weiter gehen.
Nach dem Wiederbeginn drückten die Gäste enorm und letztendlich den Ball zum 2:2 über die Linie. Nun gab es einen wahren Sturmlauf des FCSP, doch entweder war das Aluminium oder ein Magdeburger Fuß dazwischen. Mittenrein in diese Drangphase platzte sechs Minuten vor dem Ende das 2:3 des MFFC. „Never give up!“ lautete aber das Motto der Unseren und tatsächlich wurde diese Willensstärke mit dem 3:3 in der Nachspielzeit belohnt. Verlängerung!
Erneut ging Magdeburg schnell in Führung und wieder erzielte Braun-Weiß den Ausgleich zum 4:4! Wahnsinn! Ich sach nur: Willensstärke! Acht Treffer in 120 Minuten bedeuteten im Durchschnitt jede Viertelstunde ein Tor! Und im Elfmeterschießen folgten logischerweise weitere…
Die Auslosung ergab, dass die Gäste begannen und setzten die Kugel gleich mal an die Latte. St. Pauli verwandelte ebenso sicher wie anschließend die Gäste. Als der nächste MFFC-Schuss bravourös gehalten wurde, Braun-Weiß erneut sicher traf und Magdeburg wieder an unserer Keeperin scheiterte, war die Entscheidung gefallen. Nun brachen alle Dämme! „Ich bin soooo glüüüüüüücklich“, jubelte die Kapitänin außer Atem und unsere Elfer-Killerin legte ihre anfängliche Scheu beim Interview schnell ab. „Skandal“ am Rande: Ein Ex-Unhaltbar!-Redakteur drängelte sich beim Interview mit einer unserer Stürmerin vor. (Siehe Foto)
Präsi Oke siegestrunken: „Die zweite Runde spielen wir auch hier!“. – Doch daraus wird nichts, denn dann steht das Derby gegen die hsv-Frauen an. Und zwar als Heimspiel am Millerntor…!
P.S.: … unglaublich aber wahr: Da vernahm ich vor dem Spiel im Eingangsbereich doch folgenden Spruch: „Na, dann wollen wir uns das Puppentheater mal ansehen. Mit Fußball hat das ja nichts zu tun“. Ich blickte in die ungläubigen Gesichter der Umstehenden, die dem Möchte-Gern-Macho verbal klar machten, dass er kurz vor einer non-verbalen Verwarnung stand. Das Chauvi-Schwein grunzte kurz, trollte sich dann und ward nicht mehr gesehen. Fehlte nur noch der Spruch vom Trikot-Tausch…
Hossa