…den Aufstieg verpasst?

Lob über Lob gab es in den vergangenen Tagen und Wochen für unser Team und für die sportliche Führung. Aber ist dies gerechtfertigt oder sind wir an einem Punkt angekommen, bei dem wir höllisch aufpassen müssen, die bis dato gute Saison nicht erneut wegzuwerfen? Meine Gedanken hierzu.

Typisches „Ungeschlagen, aber Punkte verschenkt-Gesicht“, Hier in Braunschweig. Foto: Arigrafie

Ich weiß, der folgende Text ist kontrovers und wird sicherlich der großen Mehrheit im St. Pauli-Kosmos nicht aus der Seele sprechen, einige werden mir sicherlich vorwerfen „das Haar in der Suppe“ zu suchen. Trotzdem gibt mir der Verlauf der Hinrunde zu denken. Sehr zu denken, wenn ich ehrlich bin.

Was ist sportlich passiert: Gut, wir sind ungeschlagen, haben kein einziges Spiel verloren. Das ist Fakt und kann nicht wegdiskutiert werden. Wenn man sich aber die Spiele genau anschaut, dann ist es so, dass wir eine sehr gute Ausgangslage verschenkt haben. Wir hätten locker sechs Punkte mehr haben und damit ein gutes Polster mit in die kurze Winterpause nehmen können.

Weder bin ich Taktikfuchs, noch bin ich je ans Millerntor gegangen, um sportlich filigranen Fußball zu sehen. Ich war immer Fan davon, wenn Herr Schlindwein im Mittelfeld nach drei Minuten schon einen Krater von 3,50 Meter Breite gegrätscht hatte und Jens Scharping die Tore durch zufälliges Angeschossen werden markierte. St. Pauli war für mich mehr als Flanken, die ankommen und Ecken die einen Sinn ergaben. Wichtig war immer: Ich wollte gewinnen, egal wie. Und da liegt aktuell das Problem. Wir mögen vermeintlich gut spielen, habe ich mir sagen lassen und lese es auch immer wieder, aber wir gewinnen nicht. Und da muss man auch mal sagen: Spiele in Osnabrück, zu Hause gegen Wiesbaden oder zu Hause gegen Hannover hätte man nicht nur gewinnen können, sondern eigentlich sogar müssen.

Wir spielen einen vermeintlich guten Ballbesitzfußball, okay. Hört sich stark an. Aber was ist die Effizienz in den vergangenen Spielen? Ehrlicherweise ist es nichts wert gewesen. Schaut man sich die Mannschaft an, so muss man ein Fazit ziehen, welches lautet: „Schön gespielt, nicht getroffen“.

Und da sind wir bei den Kernpunkten der abgelaufenen Hinrunde. Unsere Neuverpflichtungen stechen nicht wirklich. Die kurzfristige Verpflichtung von Simon Zoller hat sich bis dato noch gar nicht bemerkbar gemacht, die Verletzung scheint schwerwiegender oder intensiver zu sein als vielleicht angenommen. Wenn Simon Zoller im Spätsommer Plan A war, dann muss man festhalten: Plan A hat bis dato nicht gezogen. In Düsseldorf mag man sich vielleicht insgeheim denken: „Glück gehabt“.

Andreas Albers sollte als Fels in der Strafraumbrandung herhalten, was ist bis dato passiert? Er ist kaum bis gar nicht im Kader und hat zumindest auf dem Scoreboard noch nicht viel stehen. Auch diese Verpflichtung muss man kritisch hinterfragen. Und ich meine dies ausschließlich aus sportlicher Sicht.

Auch Danel Sinani, immerhin Nationalspieler, wurde mit viel Vorschusslorbeeren verpflichtet. Bis auf sechs Kurzeinsätze war bis dato auch noch nicht viel von ihm zu sehen.

Das mag man nun vielleicht alles AB zuschreiben, der sicherlich der Initiator von Verpflichtungen ist, aber auch hier wird er dies nicht tun, ohne sich ein grünes Signal des Trainerteams geholt zu haben. Zumindest kann ich mir dies schwer vorstellen.

Was zieht man daraus? Entweder sind unsere Neuzugänge schwächer als erwartet oder unser Trainerteam wechselt ungerne Startformationen. Und da liegt, meiner Meinung nach, der Hase im Pfeffer. Wir sind einfach zu gleichbleibend und durchschaubar. Wenn der Gegner es drauf anlegt, dann lässt er uns das Spiel machen, ein Tor gegen uns geht halt immer.

Der hochgelobte Saad kommt aktuell nicht in die Form der vorigen Saison, zieht tendenziell wie einst Arjen Robben immer nach innen, ist aber technisch sicherlich nicht so bewandert wie die legendäre Nummer 10 des FC Bayern. Elias ist zu durchschaubar, die Überraschung fehlt. Dazu kommt das auch Afolayan nicht den erhofften Drang zum Tor hat, wie man es in der letzten Rückrunde vermuten konnte. Und da wir bekanntlich nur sehr selten unsere Formation und unser Personal wechseln, ist dies ein willkommenes Geschenk für jeden Gegner.

Unsere Offensive trifft nicht und strahlt zu wenig Gefahr aus. Da würde ich Jojo Eggestein nicht mal die Schuld für geben.

Der Kader würde grundsätzlich mehr hergeben. Maurides? Auch diese Verpflichtung muss man hinterfragen. Natürlich war er lange verletzt, aber ein fitter Maurides bringt wahnsinnig viel Energie und Kampf mit sich, spielt aber nur die letzten 4 Minuten. Energie, Arbeiter, einer der sich auch mal dreckig macht und den Gegner mit Trashtalk zum Wahnsinn bringt. Der Typ hat Oberschenkel, da wird Alberto Tomba neidisch.

Maurides in der Nachspielzeit im Derby. Foto: Arigrafie

Gucken wir uns die Verträge an. Hartel und Vasilj laufen bekanntlich aus, bei anderen weiß man es nicht so recht und es gibt ggf. Vermutungen. Zwei Spieler die für unseren aktuell guten Tabellenplatz von unglaublicher Wichtigkeit sind. Wir werden das Sujet Verträge sicherlich mit in das neue Jahr nehmen. Tendenz: Beide gehen ablösefrei sollten wir nicht aufsteigen. Ruhe wird nicht aufkommen.

Kommen wir aber zum wichtigsten Thema: Wir bieten der Presse und der Öffentlichkeit Angriffsfläche in Punkto Trainervertragsverlängerung. Jegliches Verständnis für unseren Trainer, der den Markt sondiert und ggf. auf ein gutes Angebot des Vereins aber auch aus Liga 1 warten mag. Würde jeder tun, das Trainergeschäft ist hart und wenn es blöd läuft, bist du nach fünf Jahren auf dem heimischen Markt verbraucht. Dass man da das maximale versucht herauszubekommen, absolut verständlich. Und wir reden hier immer noch von einem Menschen, der gerade mal 30 Jahre ist.

Nachspielzeit beim Derby – Hürzeler ohne zündende Idee für einen Sieg. Foto: Arigrafie

Aus Sicht des Vereins kann man dies nicht akzeptieren und darf diese Entscheidung auch nicht vor sich herschieben. Was passiert, wenn wir das Thema auch mit in die Rückrunde nehmen? Es belastet die Mannschaft, das Umfeld und den Verein. „Aber was interessieren uns die anderen“, höre ich euch murmeln. Nichts, aber im Kopf der Spieler ist Ungewissheit nicht förderlich. Wir reden hier vom Arbeitsplatz und wie es weiter geht. Das kann man nicht mal eben so abschütteln und weglegen. Wir haben also aktuell einen Trainer, der um seinen eigenen Vertrag kämpft und nicht weiß, was er will oder wo es hin geht und wir haben eine Mannschaft die aktuell den Aufstieg verspielt und im Trend nicht gut ist. Wir sind spielerisch vielleicht überlegen, aber nicht was den Punkteerfolg angeht.

Ich sehe hier nur einen Weg: entweder Fabi verlängert seinen Vertrag während der Winterpause oder man muss sich frühzeitig von ihm trennen. Des Weiteren bin ich mir ziemlich sicher, dass wir in der Winterpause im Bereich der Mannschaft aufstocken müssen. Ob die finanzielle Lage sich durch das Erreichen der nächsten Pokalrunde verbessert hat? Man mag es nur erahnen. Fakt ist allerdings: die Transfers der Winterpause müssen stimmen. Bitte tut zumindest mir den Gefallen, kommt raus aus dieser „es ist alles so schön“ Zone. Vergessen wir nicht, dass uns Irvine und Metcalfe für einige Spiele auch noch fehlen werden!

Ich will damit keinen persönlich angreifen. Es ist maximal meine eigene Meinung zu den letzten Wochen. Und ich glaube, wir fahren in die falsche Richtung.

//Carsten

Teilen:

Ein Kommentar

Kommentare sind geschlossen.