Ein kurzer Rückblick auf die Saison
Das war sie nun also. Die Spielzeit 2023/24. Mit dem Finale der Champions League, den Relegationsspielen zur 3. Liga und dem Pokalfinale unserer Frauen (6:0-Sieg! – Chapeau!), ist die Saison definitiv beendet. Und sie hatte einiges zu bieten. An erste Stelle muss natürlich der sechste Aufstieg der Kiezkicker in die Bundesliga stehen. Chapeau! Aber es gab auch noch so manche interessante, überraschende sowie skurrile und auch teils kuriose Momente und Ereignisse. Von der Königs- bis zur Kreisklasse.
Die Saison der Braun-Weißen begann mit einem feinen 2:1-Auswärtssieg in Kaiserslautern. Doch um die Kiezkicker geht es in diesem Text nur sekundär. Warum? Das wird ganz am Ende verraten…
In der Bundesliga begann Meister Bayern München, wie sie in der vorangegangenen Saison aufgehört hatten; mit einem Sieg. Mit 4:0 fertigten sie Werder Bremen im Weserstadion ab, standen dennoch erstmal hinter dem VfB Stuttgart, der Bochum mit einem Treffer mehr besiegte. Auch ganz am Ende dieser Saison standen die Schwaben vor den Bajuwaren. Aber ganz oben stand dann die sogenannte Werkself aus Leverkusen. Erstmals holte sich mit Ex-Vizekusen ein Team in der 1963 gegründeten Bundesliga ungeschlagen (!) die Schale und das war noch nicht alles: Ganze 51 Pflichtspiele in Meisterschaft, Pokal und Euro-League blieben die Pillendreher unbesiegt. Chapeau!
In der Europa League erwischte es das Team von Trainer Xabi Alonzo dann doch. Mit 0:3 gab es gegen Atalanta Bergamo im Finale eine fette Klatsche. Unmotiviert oder ausgelaugt schlichen die Bayer-Akteure in Dublin über den Rasen. Doch nur drei Tage darauf gewannen die Leverkusener das nächste Spiel. In einem eher unspektakulären DFB-Pokalfinale (wenn man mal vom sensationellen Abendhimmel über Berlin absieht) holte sich Bayer 04 mit einem 1:0 über den Zweitligisten Kaiserslautern dann das Double. Chapeau!
In der Zweiten Liga lautete das Motto neben “Spieler kommen, Trainer gehen” vor allem, dass es die “Beste Liga aller Zeiten” war. “Jeder kann jeden schlagen“, lautete ein häufiger Spruch von Trainern und Spielern in Interviews. Der FC St. Pauli schien unschlagbar. Bis zur ersten Liga-Niederlage auf Schalke am 1. März (1:3). Am Ende reichte es aber gemeinsam mit Kiel zum Aufstieg und zur Meisterschaft. Chapeau!
In der Champions League schieden die Bayern im Halbfinale aus. Die Dortmunder Borussia war im Finale in Wembley bis zur 74. Minute das bessere Team gegen Real Madrid, kassierte dann aber zwei Gegentore und wurde somit zu Vizemund.
In den Relegationsspielen: “Das hier ist Fußball, das hier sind Dramen“, würde Thees Uhlmann wohl singen. Die Relegationsspiele zwischen Bundes- und Zweiter Liga, sowie Dritter gegen Zweite hatten es echt in sich. Am heftigsten brodelten wohl die Fan-Gefühle bei den Partien Düsseldorf gegen Bochum. Das Hinspiel an der Castroper Straße hatte die Fortuna deutlich mit 3:0 gewonnen. Was also sollte noch schiefgehen? Doch die Bochumer glichen die drei Tore in Düsseldorf aus und siegten am Ende im Elfmeterschießen.
Der Jahn aus Regensburg schaffte gegen Wehen Wiesbaden den Wiederaufstieg. Nach einem enttäuschenden 2:2 im Heimspiel, ging es nach dem 2:1-Sieg in Hessen wieder in die 2. Liga.
In der Relegation um den Aufstieg in die 3. Liga, unterlagen die Würzburger Kickers bei der U23 von Hannover 96 schlussendlich im Elfmeterschießen.
Soweit zum Sportlichen. Ende des Jahres 2023 gab es – erst zaghaft, dann zunehmend vehementer – zahlreiche Fan-Proteste in fast allen Stadien. Die DFL stellte die Verhandlungen mit möglichen Investoren nach reichlich Tennisbällen, Schokotalern, Fahrradschlössern (“Die Lösung ist 50+01!”) sowie ferngesteuerten Autos und Drohnen und den daraus resultierenden Spielunterbrechungen am 23. März 2024 endlich ein. Ein Sieg für die aktive Fanszene! Jedenfalls temporär. Denn hinter den Kulissen wird sicherlich schon am nächsten “Goldesel-streck-dich”-Modul gewerkelt, da die Gier der Alten Weißen Männer es locker mit der eines Dagobert Duck aufnehmen kann.
Auch wenn das Derby am Millerntor nicht gewonnen wurde, gab es an diesem Abend mein persönliches Highlight der Saison: Als Rauten-Keeper Daniel Heuer-Fernandes die Kugel – so elegant wie nie zuvor gesehen – in die eigenen Maschen drosch, war es der Lacher schlechthin und wurde auch folgerichtig zum “Kacktor des Jahres” bei Arnd Zeigler gewählt.
Wirklich kurios war die Partie in der Bundesliga zwischen Bayern und Darmstadt am 9. Spieltag. Nicht nur, dass es nach dem 7:0 über Bochum einen Monat zuvor, mit dem 8:0 den höchsten Saisonsieg gab, Schiri Martin Petersen zeigte in der ersten Halbzeit gleich dreimal die Rote Karte – ein Novum in 61 Jahren Bundesligageschichte.
Großartiges vollbrachten auch die Kicker des 1. FC Saarbrücken im Pokal: Zunächst schaltete der Drittligist den KSC aus Liga zwei aus (2:1), anschließend mussten mit den Bayern (2:1), Frankfurt (2:0) und Mönchengladbach (2:1) drei Bundesligisten die Segel streichen. Erst im Halbfinale unterlagen die Saarländer gegen den späteren Finalisten Kaiserslautern 0:2.
Spieler kommen, Trainer gehen. Während es beim FCSP in der Winterpause vergleichsweise ruhig zuging, wechselte doch hier und da der ein oder andere Akteur und auch Trainer. Nicht immer ganz freiwillig. So wurde Steffen Baumgart beim 1. FC Köln entlassen, um kurz nach dem Rausschmiss von Tim Walter im Volxpark anzuheuern. Unser Ex-Kicker und Trainer Timo Schultz übernahm am Rhein und führte die Geißböcke mal direkt ins Unterhaus und wurde am Saisonende dann auch entlassen.
Lustig war sicherlich auch die Posse um Thomas Tuchel, der im März Julian Nagelsmann bei den Bayern ablöste. Letztgenannter wurde dann plötzlich Bundestrainer und für Tuchel war am Saisonende wirklich Ende. Dann kassierte der “Mir-san-mir”-Club eine Absage nach der anderen und ob es nun mit dem Ex-Rauten-Kicker Vincent Kompany gut gehen wird, wage ich zu bezweifeln. Ich ruf mal den Uli an…
Den kompletten Rückblick zur Aufstiegssaison unseren braun-weißen Helden lest ihr dann in der Print-Ausgabe des Übersteigers Nr. 143, die zur neuen Saison erscheint. // Hossa