29.Spieltag (A) – Fortuna Düsseldorf

Fortuna Düsseldorf – FC St.Pauli 1:0 (0:0)
Tor: 1:0 Sebastian Heidinger (48.)
Zuschauer: 47.200 (geschätzte 4.000 St.Pauli Fans)

Hätte ich nur auf Dorthe gehört…

Im Nachhinein bin ich eigentlich nur froh darüber, dass ich zumindest die Fahrt hin zum Spiel nach Düsseldorf im Auto eines alten Freundes hinter mich bringen konnte. Haar-sträubende, lange Zeit verdrängte Jugendsünden (der letzten 2 Wochen) wurden aus den verstaubten Gehirnwindungen hervor gekramt und dem Gegenüber nochmal peinlichst detailiert unter die Nase gerieben. Trotz Feiertags-Rückreiseverkehr und spontanen Umwegs, quer durch den idyllisch-tristen Ruhrpott, trafen wir sogar völlig entspannt eine halbe Stunde vor(!) dem Anpfiff an diesem abscheulichen, einst als WM-Spielstätte beworbenen Würfelkasten an.
Keine Ahnung was sich die Modestadt dabei gedacht hat, die authentischen Umrisse des schnuckeligen Stadions hinter einer abgehängten Werbe-Leinwand zu verstecken. Aber das ist deren Architektursünde, mir blieb jedenfalls genug Zeit meine Laptoptasche und den Gitarrenkoffer von einem der hintersten Parkplatzlücken aus bis zu den Fanladenbussen zu schleppen, in einem derer ich dann später 6,5 Stunden gefrustet zurück nach Hamburg juckeln durfte.

Zurück zum Stadioneingang. Der Schwarzmarkthandel scheint in NRW´s Landeshauptstadt ähnlich zu florieren wie in der Freien und Hansestadt. Gänzlich ungenierter wird dort allerdings die überteuerte Ware lautstark präsentiert. Zudem scheinen die Neongelb bejackten Ordner keinen blassen Schimmer davon zu haben, was denn heute in dem großen Kasten hinter ihnen auf dem Programm steht bzw. wie man dem Treiben innerhalb beiwohnen kann. Erst beim dritten Exemplar der Gattung Zeitarbeiter bekamen wir die viel versprechende Antwort: „Äh, da fragt ihr am besten die mit den grünen Jacken!“ Ah ja.

Wesentlich bessere Sprüche seitens der Düsseldorfer gab es dann im Stadion. Zum Anpfiff wurden entlang der kompletten Seitenlinie mehrere Tapeten über die Werbebanden geklebt, welche in bester Kameraposition Fakten wie „Scheiß sky“, „Pyro statt Popcorn“, „Stehplätze statt Couch“ oder „DFL/DFB TV macht unseren Sport kaputt“ präsentierten. Allerdings überdauerten diese nicht mal annähernd den 20-minütigen Stimmungsboykott unserseits, da gehorsame Ordner sie recht schnell herunterrissen.
Wie uns daheimgebliebene Gehirn-Amputierten-Szenler (G.A.S.) berichteten, strickte das DSF sich aus unserem abermaligen 20-Minuten-Boykott in bester Springer-Manier einen abstrusen Zusammenhang mit den Vorkommnissen rund um die Südkurven-Blockade beim letzten Heimspiel. Dreist und frech gelogen, aber was will man von nem Sender der Sexy Sportclips im Programm hat anderes erwarten.
Bezüglich dem letzten Sonntag verurteilten die Ultras der Fortuna in den gegenüberliegenden 42er Blöcken mehrmals die gebaute Scheiße unseres Präsidenten und forderten ihn zum Rücktritt auf, was einige auf unserer Seite wiederum mit Applaus bedachten.
Die nun mehr seit x Jahren andauernde Bumserei zwischen den Feuchten Bibern und den Lost Boyz aus Flingern ging ebenfalls in die nächste Runde: „Bereitet euch schon mal vor!“ war neben einem überdimensionalem Cartman zu sehen und schaffte es (wenn auch völlig aus dem Zusammenhang gerissen) heute immerhin ins Abendblatt.
Es folgte ein unspektakuläres Topspiel, nach dessen Verlauf meiner Meinung nach keine Mannschaft den Sieg verdient hatte. Mit nem Punkt wäre ich auch schon sehr zufrieden gewesen. Hätte, hätte, Herrentoilette.
Die Unterstützung der eigenen Mannschaft gestaltete sich aufgrund der schwammigen Akustik sicherlich ein wenig schwierig. Doch zu welchem Roar! man in der Lage wäre, wenn man nur einmal geschlossen supporten würde, dass machten uns die Gastgeber ein ums andere mal vor. Die Anstoßzeit trug ihren verdammten Teil dazu bei. Hoffentlich wird das beim nächsten Montagsspiel anders.
Für das größte Magengrummeln und permanentes Fremdschämen sorgten aber nicht diese vermeidbare Niederlage, der grottige Support oder die Pissplörre aus Warstein, sondern die Mitfahrer im Fanladen-Bus auf der Rückfahrt. Als Augen- und Ohrenzeuge unter den Bus-Insassen und gleichzeitiger Verfasser der Titelstory des ÜS#93 – welche sich zwar liest wie ein jämmerlicher Emosong, aber thematisch den Nagel auf den Kopf trifft – kam mir teilweise die Galle hoch. In etwa so wie dem Kollegen vor mir, wenn auch aus weniger alkoholisierten Gründen… // Stemmen

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