Euro 2012: Gr.B – Portugal

Portugal – das unbekannte Wesen

Verdammt, auf einer Redaktionskonferenz mal wieder mehr mit Bier trinken als mit zuhören beschäftigt, dann ein schneller organisatorischer Winkelzug des Blog-Advokaten Frodo und ich habe ein Land am Arsch, über das ich gar nichts weiß. Überhaupt nichts. Ich war noch nie da, ich kenne da keinen, ich will da auch nicht hin – vorerst jedenfalls. Ökonomisch rumpelts ein wenig, man hört ja in der Tagesschau mal dies und dann mal das, aber substantielles weiß ich auch in diesem Bereich nicht. Doch, aus Portugal kommt die Hälfte des weltweit gehandelten Korks. Wenn es dort also ganz den Bach runtergeht, an fußkalten Böden hat es sicher nicht gelegen. 

Bei meiner sehr unstrukturierten Suche zum Thema (die Fußballdaten aus Wikipedia könnt ihr diesmal gefälligst selber abschreiben) stieß ich zwischendurch auf den Refrain der Portugiesischen Nationalhymne:

„Zu den Waffen, zu den Waffen!
Über Land und über See,
Zu den Waffen, zu den Waffen!
Für das Vaterland kämpfen,
Gegen die Kanonen marschieren, marschieren!“

Also, Portugal ist zwar Gründungsmitglied  der Nato und verteidigt wohl auch „deutsche Freiheit“, augenblicklich irgendwo Richtung Balkan, aber der letzte Krieg ging weniger über die See als über das Land. Das eigene nämlich. Seit 1926 gab es verschiedene faschistische Konstellationen, bis sich schließlich ein ein System a la Franco in Spanien etablierte. Die Nelkenrevolution 1974 beendete den rechten Terror und führte schließlich 1976 zu einer Verfassung, in der der Übergang zum Sozialismus als Staatsziel definiert wurde. Verabredetes Zeichen für den organisierten Aufstand des linksgerichteten Flügel des Militärs war übrigens ein Liebeslied. Es heißt „E depois do adeus“, zu deutsch „Nach dem Abschied“.

httpv://www.youtube.com/watch?v=pJrtNwD_r_0

Soweit erstmal mein Exkurs in Sachen linkes Bewusstsein, das kann ja nie schaden.

Für den locker flockigen Small-Talk in der Halbzeitpause habe ich auch noch was. „Seit 2001 stehen der Erwerb und Gebrauch jedweder Droge zum persönlichen Vergnügen oder der Ruinierung der Persönlichkeit nicht mehr unter Strafe“ schreibt jedenfalls heise. An der Geschichte gibt es zwei Merkwürdigkeiten. Die erste ist, das diese Tatsache in Deutschland kaum jemand bekannt ist. Ob wohl ich einmal, das kann ich hier offen gestehen, auf einschlägigen Partys, auf die ich rein zufällig geraten bin, gehört habe, dass sich einige Hippies aus Hamburg nach Portugal aufgemacht und sich inzwischen zu ganz passablen Kakteenzüchtern entwickelt hätten. Kenner und der liebe Gott werden wissen, zu was das gut sein soll.

Die zweite Tatsache ist, dass dieses drogenpolitische Experiment hervorragend funktioniert. Die haben sogar die UNO auf ihrer Seite http://www.hanfplantage.de/weltdrogenbericht-der-uno-unterstuetzt-entkriminalisierung-27-06-2009.

Wer bis jetzt durchgehalten hat, darf doch noch ein wenig Fußball lesen. Ich mag das ganze Ronaldo-Gebashe nicht. Mich erinnert die Pöbelei gegen den Star der Portugiesischen Nationalmannschaft irgendwie immer an enttäuschte Sozialdemokraten, die nicht einsehen wollen, dass „die gute alte Zeit, in der noch richtig gearbeitet wurde“ vorbei ist. In diesem speziellen Fall geht es um die Verklärung von Fußball als Arbeitersport, in dem Ideale wie Kampf, understatement und eisernem Aufstiegswillen vorherrschend sein müssen. Ronaldo verkörpert genau das Gegenteil und das mögen viele nicht. Unter uns: Ich sehe das ja in Teilen auch so. Aber ich bekämpfe lieber andere Auswüchse wie Sinsheim oder Red Bull irgendwas. Und drücke mein Unbehagen nicht in exzessivem Spot auf einen Menschen aus.
Und nun zur EM. Mein Tipp: Vorrundenaus. // Zwille

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