5.Spieltag (A) – 1.FC Köln

1.FC Köln – FC St.Pauli 0:0
Tore:
Zuschauer: 45.200 (geschätzte 5.000 St.Paulianer)

Gastartikel von Jochen Jürgens

Auch 24 Stunden nach dem Abpfiff in Köln-Müngersdorf fällt es schwer, das gestrige Unentschieden irgendwie einzuordnen. Die Bandbreite reicht von einem sehr glücklichen Auswärtspunkt bis zum Tadel, leichtfertig einen durchaus möglichen Dreier verschenkt zu haben. Wie so oft, wird die Wahrheit vermutlich irgendwo in der Mitte liegen…

Grüße an Yorkshire St.Pauli! – (c) Jochen Jürgens

Die Anfangsviertelstunde betrachtet, hätte sich niemand in braun-weiß über einen 0:2-Rückstand beschweren können, den Tschauner gegen den quirligen Bigalke verhinderte. Nachdem er auch die Pflichtaufgabe bei Brökers Direktabnahme meisterte, stellte Köln die ersten Offensivbemühungen ein. Fortan rieben sich beide Mannschaften in zahlreichen Mittelfeldduellen auf und erreichten bis zum Schlusspfiff des gut leitenden Schiedsrichters Tobias Welz – subjektiv empfunden –  astronomische Fehlpassquoten. Der einzige halbwegs nennenswerte Abschlussversuch der Gäste blieb ein „Distanzschüsschen“ von Boll, der sich leider zu Beginn der zweiten Hälfte verletzte und durch Funk ersetzt werden musste.

Nach dem Seitenwechsel entschied sich Sankt Pauli dann, tatsächlich etwas mehr am Spiel teilzunehmen; es begann die beste Phase der boys in brown. Bartels probierte es aus 22 Metern, traf leider nur das Außennetz (56.). 120 Sekunden später ergab sich erneut die Chance für Bartels, als Kölns Keeper Horn etwas zu weit vor seinem Kasten stand, doch der Lupfer erreichte nicht die benötigte Höhe. Auch Ebbers verpasste in seinem „doppelten“, aber glücklosen  Jubiläumsspiel (250. Zweitliga-Einsatz) Treffer Nummer 100. Schubert erlöste ihn 15 Minuten vor Feierabend und brachte Ginczek. 

Kurz davor hätte Saglik den Führungstreffer für den FC Sankt Pauli erzielen müssen. Von Bartels perfekt in Szene gesetzt, traf er den Ball freistehend vor Horn leider nicht (72.). Diese ungenutzte Großchance schien dem Gästeteam jeglichen weiteren Mut zu rauben, möglicherweise drei Punkte aus dem RheinEnergieStadion zu entführen; im Anschluss schien es nur noch um die Sicherung des torlosen Remis zu gehen.

Und Sankt Pauli wäre nicht Sankt Pauli, wenn sich diese Passivität nicht fast noch gerächt hätte. Drei Kölner Hochkaräter galt es in den letzten Minuten noch zu überstehen, als Stanis engagierte Truppe – von den FC-Fans nochmals lautstark angetrieben – dem Siegtreffer nahe kam. Unter anderem  Mohr rettete mit seinem Befreiungsschlag von der Torlinie den Punkt (83.).

100 Sekunden der zweiminütigen Nachspielzeit waren abgelaufen, als Sankt Pauli seinen dritten Eckball zugesprochen bekam. Vielleicht doch noch der finale „lucky punch“? Nein, es fehlte der „letzte Wille“; die Ecke brachte – natürlich – nichts ein. Wie bei allen aus Standardsituationen resultierenden Flanken pfiff Schiedsrichter Welz ab; diesmal aber nicht „Foul“ (wie stets zuvor) sondern das Spiel.

Es bleibt ein Auswärtspunkt beim Bundesliga-Absteiger und die Erkenntnis, dass beide Teams DRINGEND ein Erfolgserlebnis brauchen, um Stabilität und Selbstvertrauen zu gewinnen. Stanis Mannschaft präsentierte sich sehr engagiert und kam zu zahlreichen Torchancen, wurde für den großen Aufwand erneut nicht belohnt. Beim FC Sankt Pauli bleibt irgendwie der Eindruck, als wenn die Handbremse angezogen wäre. Kaum Bewegung, wenig Anspielstationen – da hätte ich mir nach der zweiwöchigen Länderspielpause etwas mehr erhofft. Aber eine erste Standortbestimmung wird nach den nun folgenden Begegnungen in Frankfurt, dann am Millerntor gegen Aalen und beim weiteren Aufsteiger Jahn Regensburg  innerhalb von neun Tagen erfolgen.        

“Museum – Nix Wache!” – (c) Jochen Jürgens

Abschließend noch zum Support. 45.200 Zuschauer/-innen waren am Montagabend vor Ort, der Gästebereich und der anliegende Block auf der Osttribüne bestens mit den stets reiselustigen St. Paulianer/-innen aus allen Teilen der Nation gefüllt. Die Stimmung im ganzen Stadion war recht gut. Die Kölner verteilten die „FC-Charta“ als Leitbild für die eigenen Fans, resultierend aus den Vorfällen der letzten Saison und im Fall Pezzoni. Andere Sorgen im Gästeblock, dort verdeutlichte die Forderung „Museum… nix Wache!“  nochmals die Brisanz um die Nutzung der Räumlichkeiten auf der neuen Gegengerade.

Auf die Kranzniederlegung am Ehrenmal der Edelweißpiraten kann ich persönlich leider nicht eingehen, da ein verspäteter Anschlusszug das pünktliche Eintreffen verhinderte. Hoffe aber, an anderer Stelle noch davon zu lesen.
(Anm. ÜS: Die Medien hielten sich, da keine Pyro gezündet und keine Massenpanik verursacht wurde, mit der Berichterstattung sehr zurück, solche Begebenheiten passen eben nicht in Fan-/Weltbild. Einzig im Kölner Stadtanzeiger finden sich ein paar Zeilen.)

In dem Sinne: Voran FC Sankt Pauli! // Jochen Jürgens

Links:
– Tante Kriemhild – “Bachblütengewühl
– Fotos bei Stefan Groenveld
– Fotos bei den Coloniacs

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