Endlich (wieder) eine Dauerkarte

Vor kurzem fragte Schuninio auf Twitter, ob nicht einer der vielen St.Pauli-Blogs Interesse an Unterstützung und einem Gastschreiber hätte, da er sein bisheriges Blogprojekt nicht weiterführen wolle. Da bei uns Frodo noch größtenteils alleine sein Unwesen treibt, schrie auch die ÜS „Hier!“ und nun ist es soweit.
Die Geschichte eines Dauerkartenkaufs beim FC St.Pauli, vom Bewerbungsverfahren vor der Saison bis zum gestern erfolgten Happy End.

Gastartikel von Schuninio

Wer wie ich so dumm war und vor einigen Jahren seine Dauerkarte abgegeben hat oder noch nie eine besessen hatte, der musste sich in den letzten Jahren Nächte vorm Kartencenter, „stundenlanges“ Warten in Telefonhotlines oder nervige Ausnahmefehler beim Bestellen über das Onlineportal geben, wenn er nicht über eine Fanclubmitgliedschaft an Karten vom Fanladen kam.

Als ich vor sieben Jahren meine Dauerkarte aus finanziellen und gesundheitlichen Gründen abgegeben habe, habe ich damals nicht geahnt, wie stark diese Entscheidung meine Spielbesuche beim FC St.Pauli verändern würde. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, daß es in den ersten Jahren meist kein Problem war über Freunde und Fanladen für die paar Spiele, die ich noch besuchen konnte, an Karten zu kommen. Doch mit der Zeit wurde das aufgrund der Umbaumaßnahmen und der Tatsache, dass ich immer öfter eine Sitzplatzkarte brauchte, doch zunehmend schwieriger und ich musste zum Zeitpunkt des Kartenverkaufs von Sitzplatzkarten für Mitglieder schon Wochen vorher wissen, ob ich es zu einem bestimmten Spiel schaffe oder ob ich mich gar nicht erst um Karten bemühe. Oftmals ohne dass das Spiel abschließend durch die DFL terminiert war. Bei den Stehplatzkarten über Fanladen oder Freunde war das vorher deutlich kurzfristiger möglich gewesen. Und auch das teilweise lange Warten in Hotlines war dann auch kein Quell ewiger Freude. Nachdem man irgendwann dran kam, waren dann nur noch Tickets zu 30,-€ ermässigt auf den Südsitzen oder später dann auch mal für 50,-€ im Sonderblock auf der Haupttribüne verfügbar. Ja, ich weiss, das ist Meckern auf hohem Niveau, wenn man bedenkt dass Nichtmitglieder zu diesem Zeitpunkt meist gar keine Chance hatten an Karten zu kommen.

Daher habe ich mich dann, wie 13.000 andere, entschlossen im Mai 2012 an der Bewerbungsumfrage für eine Dauerkarte/Saisonkarte teilzunehmen. Ich hatte bei der Masse an Bewerbungen zunächst wenig Hoffnung überhaupt eine Chance zu haben. Doch als dann die Information kam, dass jeder der etwa drei Jahre Mitglied im Verein war wohl mit einer Zusage für eine Dauerkarte rechnen konnte, wuchs die Hoffnung wieder. Die langjährige Mitgliedschaft plus die ehemaligen Dauerkartenjahre sollten nach meiner Rechnung dann ausreichen. Und im Juli bekam ich die ersehnte Mail vom Kartencenter bzw. von der Registrierungsadresse.

Da die Ausgabe der Karten allerdings erst nach Fertigstellung der Gegengerade sein sollte, hiess es dann für die Hinrunde der Saison 2012/2013 erstmal weiterhin Einzelkarten bestellen, entweder mit dem bekannten langen Warten in der Telefonhotline oder über den Onlineshop von Eventim. Dieser arbeitete, in den Zeiten als die Gegengerade noch stand, ja recht stabil und performant. Aber als dann die Gegengerade abgerissen wurde, nur noch ca. 1.000 Karten in den Mitgliederverkauf gingen und mein Chef dann auch noch ausgerechnet für morgens um 10:00 Uhr Statusmeetings anberaumte, war ich echt angeschissen. Denn zum Verkaufsstart saß ich statt vorm Firefox eben mit meinen Kollegen zusammen. An der Stelle darf ich mich bei meiner Frau bedanken, die sich immer an diesen Verkaufstagen vor meinen Rechner setzte und versuchte einigermassen durch das überlastete System zu kommen, um mir Karten zu bestellen.

Und so wurde dann der Besuch der Webcam auf der Vereinswebseite zur fast täglichen Routine, um den Baufortschritt zu sehen. Manchmal habe ich mich dabei erwischt, wie ich innerlich die Bauarbeiter angefeuert habe. Jeder abgeschlossene Bauabschnitt wurde ebenso bejubelt wie die Wasserstands“mail“dungen des Kartencenters.
Hier mal ein dickes Lob für die gute Informationspolitik, auch wenn hier und da im Forum mal Kritik kam, dass zu wenig Infos kommen und der Verbreitungsweg über Homepage und Mail zu wenig sei. Ich kann das an der Stelle nicht so ganz nachvollziehen, denn zum einen hat man sich per Mail registriert und sollte die dann auch regelmässig abfragen. Und wenn die Mail dann im Spam-Ordner landet kann der Verein da nur wenig für. Ausserdem hätte ich einen wöchentlichen Newsletter dann wirklich als Spam empfunden. Okay, mag man anders sehen, aber ich denke die ca. monatlichen Benachrichtigungen und Erinnerungen waren schon genau richtig. Ich kann hier allerdings nur für die DK-Bewerber sprechen. Wie die Mails und Infos an „Umgesetzte“ und „Wechsler“ waren kann ich nicht beurteilen.

Kurz vor dem Aue-Spiel gab es dann eine gute und schlechte Nachricht in einem: Die Abholung für die DK Sitzplatz war für die Zeit ab dem 07.01.2013 terminiert worden. Das hiess zum einen, dass die Gerüchte, man könnte zum Aue-Spiel schon mit seiner DK rein, falsch waren und zum anderen auch, dass ich bei meinem Chef für den 07.01. Urlaub anmelden musste. Die Wartezeit hatte ein terminiertes Ende.

In der Folgezeit sammelte ich dann von Freunden und Bekannten, die ebenfalls auf den Sitzplätzen der Gegengerade ihre alte und neue Heimat finden sollten, die Sitzplatzkoordinaten (Block-, Reihen- und Sitznummern) ein, um für die Frage wo ich sitzen wollte genug Alternativen zu haben.

An dieser Stelle mal sowohl etwas Kritik als auch Lob für die Arbeit des Kartencenter:
Wir hatten versucht herauszufinden ob in dem Bereich in dem Freunde ihre Plätzen (wieder)bekommen sollten noch etwas frei ist. Doch leider mochte oder konnte man beim Kartencenter keine klaren Auskünfte darüber geben. Ich kann an der Stelle verstehen, wenn die Mitarbeiter des Kartencenters aufgrund der vermutlich hohen Anzahl ähnlicher Fragen genervt waren und aufgrund des noch ausstehenden Tauschverfahrens wirklich keine verbindlichen Infos geben können. Die Antwort:“Ich kann Dir zum jetzigen Zeitpunkt keine genauen Auskünfte geben!“ ist zwar unbefriedigend aber immer noch besser als ein genervtes „Der kriegt schon irgendwo einen Platz!„, denn ich kann als “Kunde” in dem Fall nichts dafür, wenn der Mitarbeiter die Frage an dem Tag schon zig mal gehört hat. Allerdings möchte ich hier das Verhalten eines einzelnen Mitarbeiters nicht überdramatisieren.

Vor der Ausgabe der neuen Sitzplatz-Dauerkarten kam dann noch die Möglichkeit für die Wechselwilligen ihre Dauerkartenplätze zu tauschen. Hier hatte das Kartencenter dann für Auswärtige (Wohnort >100km weg vom Millerntor) die Möglichkeit geschaffen den Tausch auch per EMail statt nur bei körperlicher Anwesenheit durchzuführen. Und hier ist dann aus meiner Sicht etwas Platz oder Luft nach oben und vielleicht ein weiterer kleiner Kritikpunkt in der gesamten Ausgabe- und Umtauschphase zu finden: Für mich als Auswärtigen wäre eine solche Möglichkeit beim Erwerb der neuen Dauerkarte auch sinnvoll und wünschenswert gewesen. Klar kann man jetzt einwenden, dass ich nur vor Ort wirklich vernünftig aus den noch freien Plätze auswählen kann, aber das Prozedere ist bei einem Tausch ja ähnlich. Auch hier muss man ja schauen wo noch etwas frei ist und ggf. die Differenz zur bisherigen Karte begleichen. Daher war meine Vorfreude kurzfristig auch etwas getrübt. Dazu kamen dann noch die Wasserstandsmeldungen im Forum vom Tausch der Dauerkarten und der angeblich stark schrumpfenden Anzahl an freien Plätzen auf der Gegengeraden.

Aber das Kartencenter reagierte darauf, wie auch auf die vermutlich große Anzahl von Anfragen, was überhaupt noch an Plätzen ab 07.01. zur Verfügung stehen würde, sehr souverän und informierte am Samstag nach Schalterschluss per Mail nochmal über die tatsächliche Anzahl an verfügbaren Karten in den einzelnen Blöcken. Ein, wie ich finde, sehr guter Service, der zumindest mir etwas Hoffnung gab auf der Gegengeraden in einem der von mir gewünschten Bereiche noch einen Platz zu finden.
Dennoch stand für mich fest, daß ich am Montag Morgen zur Ausgabe der Karten möglichst früh am Kartencenter anstehen wollte.

Und so hab ich mich dann am Montag „mitten in der Nacht“ auf die gut 160 Autobahnkilometer gemacht um dann ca 2 1/2 Stunden vor Öffnung am Kartencenter einen Platz unter den ersten zehn Wartenden zu bekommen. Zwar hatten mir einige Freunde aus Hamburg angeboten, die Karte für mich abzuholen, aber das wollte ich dann doch gerne selbst erledigen. Hatte ich zuhause noch etwas Horror vor dem Warten und vermeintlichen Vordränglern aufgrund der Erfahrungswerte bei der Vergabe der Süd-Saisonkarten in der Saison 2010/2011 gehabt, verflog das vor Ort bei Gesprächen mit den anderen Mitwartenden recht schnell. Der Austausch von Anekdoten über Auswärtsfahrten und bisherige Plätze im Stadion liess die Zeit schneller vergehen und bei Öffnung der Kassen waren alle Wartenden sehr diszipliniert und fair und es wurde nach der Reihenfolge in der man sich Stunden zuvor angestellt hatte auf die drei Kassen verteilt, ohne dass Ordner oder Absperrgitter oder ähnliches nötig gewesen wäre. Sollte normal sein, ist es aber, wie die Vergangenheit gezeigt hat, leider nicht.

Auch die Ausgabe ging dann recht flott und die Mitarbeiter vom Kartencenter versuchten alle Wünsche möglich zu machen, was aufgrund der noch vorhandenen Plätze nicht in allen Fällen leicht war. Gute 20 Minuten nach Kassenöffnung hielt ich dann die begehrte Karte in den Händen. Hier nochmal ein dickes Lob an die Mitarbeiter des Kartencenters.

Und so ging es dann todmüde aber glücklich wieder auf die Heimreise, wo mich mein nicht so fussballaffiner Bruder für völlig bekloppt erklärte…

Fazit: Insgesamt ist für mich als Bewerber auf eine neue Dauerkarte der gesamte Ablauf von der Bewerbung bis hin zur Ausgabe gut verlaufen. Ich habe regelmässig Informationen bekommen über den Stand und Planung für die Ausgabemodalitäten. Ich habe aber auch kritische Stimmen gehört, die vermutlich nie zu vermeiden sind. Ich kann hier aber wie gesagt nur für mich und den Ablauf für die „Neubewerbungen“ sprechen und finde jetzt bis auf die beiden zuvor geäußerten Kritikpunkte nur wenig Verbesserungspotential. Klar kann man, wenn man das Haar in der Suppe suchen will, auch etwas finden, aber Alles in Allem ist der Bau der Gegengerade und alles was da an Organisationsaufwand für Umsetzungen und Kartenausgabe so dranhängt recht gut verlaufen! // Gastartikel von Schuninio

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