32.Spieltag (A) – 1.FC Kaiserslautern

1.FC Kaiserslautern – FC St.Pauli 0:2 (0:0)
Tore: 0:1 Jan-Philipp Kalla (47.), 0:2 Marcel Halstenberg (55., Foulelfmeter)
Zuschauer: 45.035, ca. 3.000 St.Paulianer

Spielberichte auf einer Fan-Website, obwohl man selber nicht vor Ort war. Finde ich ja meist unnötig, dann schreib ich lieber nichts.
Wenn es also doch einen ausführlichen Text gibt, muss schon etwas Besonderes passiert sein.

Es war ein Tag, an dem der Fußball mal wieder mit zwei ganz dick durchgestreckten Mittelfingern in Richtung der Statistiker unterwegs war:

  • Die Region ist (auch jetzt noch) das Heimstärkste Team der Liga
  • Der FCSP ist (auch jetzt noch) das Auswärtsschwächste Team der Liga
  • Die Region hatte bis gestern noch kein Heimspiel in dieser Saison verloren
  • Der FCSP hatte bis gestern nur einen Auswärtssieg (2:0(!) in Braunschweig)
  • Die Region ist (auch jetzt noch) beste Rückrundenmannschaft
  • Jan-Philipp Kalla machte sein erstes Profispiel am Betzenberg
  • Jan-Philipp Kalla traf in 99 Zweitligaspielen nur 2x, zuletzt am Betzenberg.
    In seinem 100.Spiel traf er jetzt zum 3.Mal, wie er es ja auch Mittwoch im MillernTon „angekündigt“ hatte.
  • In den vorher 16 Spielen beider Vereine am Betzenberg gab es 13 Heimsiege, 2 Unentschieden und erst einen Auswärtssieg, als die Region sich schon für die Relegation ausruhte
  • Der FCSP hat in jetzt 17 Spielen am Betzenberg nur zwei Spiele gewonnen.
    Robin Himmelmann hat bisher 19 Spiele in der 2.Liga für den FCSP gemacht, davon zwei am Betzenberg… und beide gewonnen!

Die Wettquoten waren vor dem Spiel entsprechend, die Erwartungshaltung natürlich auch. Selbst als ausgemachter Optimist, wie ich es bekanntlich bin, hoffte ich eher auf ein irgendwie glücklich ins Ziel gebrachtes 0:0 oder 1:1, rechnete aber nicht wirklich damit, denn schließlich brauchte die Region die Punkte mehr als dringend, um endlich wieder in jene Liga zu gelangen, wo man ja sicher nach eigener Meinung hingehört.

Ich selbst konnte nicht mitfahren, Juniors G-Jugend hatte um 12.00h ein Heimspiel.
10:2 gewonnen, schnell alles abgebaut, ab nach Hause.
Die erste Halbzeit zuende geschaut, 0:0, halbe Miete.
Junior unter die Dusche gesteckt, schnell schon mal das Spielvideo der G-Jugend vom Handy auf den Rechner überspielen.
Junior tropfend aus der Dusche holen, Handtuch drumrum…
Eine Stimme von unten: „Tor!“
Zwei verwirrte Gesichter im Badezimmer.
Nochmal jene Stimme: „TOOR!“
Vorsichtiges Lächeln.
„Echt? Für uns?“
„JA!“
„Wie geil… von wem denn?“
„KALLAAAAAAAHAHAHAHAHA!“
Selten herrschte in einem Badezimmer so eine Mischung aus Verwirrung und Ekstase, denn schließlich kann ich doch jetzt für die Wiederholung das tropfende Kind jetzt nicht ins Wohnzimmer tragen, das ruiniert ja das Parkett!
Kann ich ihn da stehen lassen? Nee, der enterbt mich… also, Augen zu und durch. Selbst Mama lässt das Parkett Parkett sein und interveniert nicht.
Zeitlupe angeschaut, ungläubiges Staunen, vorsichtig optimistisches Abklatschen.
Junior also zurück in sein Zimmer. Abtrocknen, Klamotten anziehen…
Eine Stimme von unten: „ELFMETER!“
„Och nee, scheiße…“
„FÜR UNS!“
„FÜR UNS?“
„FÜR UNS!“
„FÜR UNS?! HAHAHA, WIE GEIL!“

Nöthe nicht dabei, Verhoek nicht dabei, Buchtmann gefoult worden… wer schießt?
„Halstenberg – kann der das?“
„Puh… also zur Not muss er den Keeper eben mit reinschießen. Kann er.“
Und er trifft, 2:0. Ekstase.
Blick auf die Uhr. Noch 35 Minuten, plus Nachspielzeit.
Schockstarre.

Okay, sammeln, beruhigen.
Ich bin ja ein großer Fan von solchen Herzklabaster-Dingen im Sport. Ich liebe die Relegation, ich würde mich sogar darauf freuen wenn wir selber beteiligt sind.
Aber nach den Ergebnissen vom Freitag, in dem zusätzlichen Wissen um die Auer-Führung bei Union… ich gebe zu, ein Fünkchen Nervosität hatte mich erwischt.
Und dann passiert das, was uns Fußballfans neben Singen, Tanzen, Jubeln, Zittern, Kreischen eben noch übrig bleibt, wenn man denn meint, das Geschehen auf dem Rasen irgendwie beeinflussen zu wollen:
Aberglaube.

„Ich geh jetzt zurück vor den Rechner, läuft ja besser wenn ich nicht dabei bin. Bleibt hier sitzen, bewegt Euch nicht. Ich höre Euch.“
„Du kannst uns doch jetzt nicht allein lassen?“
„Man muss Opfer bringen, für das Große Ganze.“
*Theatralisch ab*

Und so saß ich da. Auf dem rechten Bildschirm Alibimäßig in Juniors G-Jugend-Video herumschneidend, links mit Tweetdeck zitternd die Twitter-Timeline mit der #FCSP-Spalte verfolgend, beide Ohren ins Wohnzimmer gerichtet.
Irgendwann brauchte ich was zu trinken.
Hektische Rufe, als ich mich näherte: „Hau ab!“
Dann mehrfaches Aufstöhnen, „HIMMELMANN!“-Rufe, ähnliches Sekunden später im Twitter-Feed.
Dann beginnt die Nachspielzeit, ich traue mich doch zurück ins Wohnzimmer.
„Hau ab, Papa!“
„Hey, drei Minuten Nachspielzeit, zwei Tore vor, das ist jetzt doch durch!“
„Nee, Papa, weisst Du noch? Die U23 gegen Lübeck?! 2:0, Nachspielzeit beginnt, am Ende 2:2! Hau ab!“
Doofer Klugscheißer, aber Recht hat er ja.

Aber irgendwann war das Ding dann eben doch zuende.

Boah. Okay, ich muss niemandem erzählen wie unfassbar wichtig die drei Punkte waren, in Anbetracht der anderen Ergebnisse. Jeder hat gesehen, wie Himmelmann gehalten hat. Viele werden die oben verlinkte MillernTon-Folge mit Schnecke Kalla gehört haben und sich daher noch mehr über das Tor von ihm gefreut haben.

Und somit blicken wir jetzt auf folgende Situation, inklusive der heutigen Ergebnisse, die auch Greuther Fürth wieder ganz dick in die Verlosung gebracht haben:

2.Liga-Tabelle 32.Spieltag, kicker.de
2.Liga-Tabelle 32.Spieltag, kicker.de

Das Restprogramm:
FSV Frankfurt: Bei Union, gegen Düsseldorf
Greuther Fürth: Gegen Darmstadt, bei RB Leipzig
FCSP: Gegen Bochum, in Darmstadt
Erzgebirge Aue: Gegen Kaiserslautern, in Heidenheim
1860: Gegen Nürnberg, in Karlsruhe
VfR Aalen: Gegen Heidenheim, in Nürnberg

Ich werde das jetzt nicht im Einzelnen prognostizieren, dazu ist diese Liga diese Saison zu unberechenbar.
Was aber auffällt: Es gibt (im Gegensatz zur 1.Liga) keine direkten Duelle mehr.
Dafür sind mit Darmstadt (2x), Lautern und dem KSC in vier Spielen noch Teams beteiligt, die noch aufsteigen wollen.
Und: Heidenheim und Nürnberg sind an beiden Spieltagen beteiligt.

Die beste Ausgangslage und das vermeintlich leichteste Programm hat der FSV Frankfurt. Es wäre wohl typisch für diese Liga, wenn genau das am Ende dann nicht reichen sollte.
Und theoretisch könnte der VfR Aalen mit den zwei Punkten vor der letzten Instanz des Schiedsgerichts ja auch noch ein unerwartetes Comeback feiern.

Nun denn, wird sicher nicht langweilig in den nächsten zwei Wochen, die Tabellenrechner dürften glühen.

Für uns geht es am Sonntag (15.30h!) gegen den VfL Bochum, welcher sich heute durch den Heimsieg gegen Ingolstadt eine weitere Saison in der 2.Liga gesichert hat. Meinetwegen dürfen die gerne jetzt eine Woche lang feiern…

Und wenn ihr denn am Sonntag zum Millerntor kommt, so haltet abgezählte 1,60€ bereit:

// Frodo

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