VfL Bochum – FC St.Pauli 0:1 (0:0)
Tor: 0:1 Christopher Buchtmann (65.)
Zuschauer: 27.350 (ca. 3.500 St.Paulianer)
Es war der Tag des Déjà-vu.
Zum Einen, weil ja gerade erst am 34.Spieltag eine eindrucksvolle Rückrunde in Bochum mit einem Auswärtssieg und einem bestens aufgelegten Gästeblock in einem vollen Stadion abgeschlossen wurde.
Zum Anderen aber, weil man sich an die letzte Saison zurückerinnern konnte:
Auftaktspiel im großen Rahmen bei einem (selbsternannten) Aufstiegsfavoriten.
Damals im Montagsspiel beim VfB Stuttgart, dieses Mal im “Saisoneröffnungsspiel” der DFL. Damals mit einer bärenstarken 1.Halbzeit, die (nur) mit einer 1:0-Führung belohnt wurde, dieses Mal mit fantastischen ersten 25 Minuten, nach denen es nur 0:0 stand.
Hier aber endet das Déjà-vu.
Denn während letzte Saison vergessen wurde den Sack zuzumachen und man sich sehr unglücklich dem VfB am Ende 2:1 geschlagen gab und in eine furchtbare Hinrunde marschierte, hatte man dieses Mal das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite und holte den 1:0-Auswärtssieg.
Lest diese Worte (copyright by @Hollywood1910):
“Der Fußballgott hat Großes mit uns vor!”
Doch beginnen wir mit der Eröffnungsshow der DFL.
Bereits in den letzten Jahren hatte es Derartiges schon immer gegeben, das Klima zwischen Verband und Fans war auch da schon immer nicht das allerbeste gewesen, aber man hatte das wohl noch irgendwie erduldet.
In der letzten Saison wurde die viel beschworene überdrehte Schraube dann aber wohl zu sehr durchgenudelt und nun rotiert sie fröhlich vor sich hin.
Helene Fischer beim Pokalfinale – Chinas U20 in der Regionalliga – Vereine die sich wild auf Marketingtouren durch die Kontinente wühlen, um gleichzeitig über die Belastung einer 1.DFB-Pokalrunde jammern – dazu die ständige Gängelung der DFB-Strafgerichtsbarkeit – irgendwann reicht es halt auch dem genügsamsten Fußballfan.
Und dann pfeift er, was anderes bleibt ihm ja auch kaum.
Dies traf an jenem Abend dann eben irgendwelche Jugendlichen, die da in Bochum tapfer die 18 Zweitligawappen künstlerisch wertvoll durch die Gegend trugen – ich hoffe, die konnten zwischen der Kritik an ihrer Darbietung und der am DFB/DFL unterscheiden. War nicht persönlich gemeint.
Und dann ging es endlich los – und wie!
Die ersten zwanzig Minuten waren ein Feuerwerk, schon nach zwei Minuten hätte Bernd Nehrig (neuer Mannschaftskapitän) das 0:1 erzielen müssen – und irgendwie setzte sich bei mir ein “Wenn sich das mal nicht rächt…” fest.
Der spätere Teil der ersten Hälfte gestaltete sich ausgeglichener und auch Bochum kam zu einer 100%igen, die Robin Himmelmann im Eins-gegen-Eins verhindern konnte.
Aus der Pause kam Bochum dann stark verbessert und mehrfach lag jetzt die Heimführung in der Luft – bis Bernd Nehrig etwa 30 Meter vor dem eigenen Tor den Ball eroberte und Mats Møller Dæhli mit einem Traumpass Sami Allagui auf die Reise schickte.
Der verzögerte kurz, legte ab auf Christopher Buchtmann und der schob überlegt zur Führung ein.
Boom! Gästeblock Eskalation!
“Hier im Ruhrgebiet – feiern wir den Auswärtssieg!”
Déjà-vu, ich schrieb es schon.
Der Treffer zog Bochum gleichzeitig irgendwie den Stecker oder ließ unsere Jungs nochmal innerlich zehn Zentimeter wachsen, denn wirklich gefährlich wurde es anschließend nicht mehr und wir spielten die Führung recht sicher nach Hause.
Wie erwähnt: Spielerisch und vom Verlauf der Feldüberlegenheit in verschiedenen Spielabschnitten ein recht ähnlicher Verlauf wie letzte Saison am 1.Spieltag in Stuttgart.
Ergebnistechnisch aber natürlich eine gänzlich andere Welt.
Nun geht es mit drei Punkten ins Heimspiel gegen Dynamo Dresden, letztes Jahr stand man vor dem Heimspiel gegen Braunschweig bereits eher unter Druck – der Rest ist bekannt. Mal schauen, wie es diese Saison weitergeht.
KRC Genk – Waasland-Beveren 3:3 (0:1)
Wenn man schon in der Gegend ist, kann man in den Sommerferien ja auch gleich ne Papa&Sohn-Tour draus machen.
Also Übernachtung gebucht, Samstags Karl-May-Festspiele in Elspe – und dann für Samstag Abend noch nach einer Alternative gesucht.
Zunächst war das Viertelfinale der DFB-Frauen in Rotterdam in der Verlosung – allerdings war das tickettechnisch etwas schwierig und wäre zeitlich auch knapp geworden. Im Nachhinein aufgrund der dortigen Spielabsage wegen Regens natürlich Glück für uns, dass wir uns für was anderes entschieden.
1.Liga in Belgien, für mich Länderpunkt 15, für Junior der erste außerhalb Deutschlands.
Genk, letztes Jahr durch die “Gen-Derbys” gegen Gent in der Europa-League etwas mehr ins Licht der Öffentlichkeit gerückt, verpasste im “etwas” unübersichtlichen Belgischen Ligasystem die erneute Qualifikation für die EuropaLeague nur knapp, der Gegner aus Waasland-Beveren hingegen deutlich.
Die Ticketpreise in Belgien sind verhältnismäßig günstig, für Sitzplätze mittig unten auf der Gegengerade zahlt man 23€ für Erwachsene und 12€ für Kinder, zumindest bei Genk konnte man das auch bequem online und per Print-at-home Ticket erledigen.
Danke an Patrick und Nina fürs Ausdrucken der Tickets, da wir uns erst auf der Autobahn nach Bochum für den Besuch in Belgien entschieden und die beiden uns die Zettel in Bochum überreichten. Von ihnen erfuhren wir auch, dass es als Auswärtsfan in Belgien in aller Regel keine Möglichkeit gibt, “nur mal so” irgendwie zum Spiel zu fahren, die Anreise muss immer über die offizielle Busfahrt des Gastvereins erfolgen, nur dann gibt es auch Tickets.
Das Stadion ist dann eine dieser modernen Fußball-Arenen, mit 25.000 Plätzen, davon knapp 4.200 Stehplätze im Unterrang der Heimkurve.
13.545 war an diesem Abend die offizielle Zuschauerzahl.
Die Einlasssituation war entspannt, zumindest auf unserer Tribüne ging man durch ein Drehgitter und wurde nicht weiter abgetastet.
Spielerisch war das jetzt vom Niveau nichts, was im Vergleich zum Abend zuvor irgendwie hervorstach, Junior fällte am Ende lediglich das Urteil, dass hier alles etwas ruppiger zuginge.
Vom Unterhaltungswert aber ging hier einiges:
Der klare Außenseiter aus Waasland-Beveren war die deutlich effektivere Mannschaft, nahezu jeder Angriff strahlte auch eine gewisse Gefahr aus, was man von Genk nicht behaupten konnte. Der Führungstreffer kurz vor der Pause war die logische Konsequenz und eigentlich war die Führung dann noch mindestens ein Tor zu gering.
Nach der Pause dann schnell das 2:0 und das Ding schien durch. Genk mausetot und uninspiriert, bocklos, nach dem Pfeifkonzert zur Pause jetzt auch erste Pfiffe im laufenden Spiel.
Aber dann: Fußball, Ihr kennt das.
70.Minute, der Anschluss aus dem Nichts… plötzlich wieder Feuer auf den Rängen, ein Ruck geht durchs Team.
80.Minute, Ausgleich!
82.Minute, die Führung für Genk, das Stadion steht Kopf, Fassungslosigkeit im Gästeblock.
Und dann:
90. +2, der Ausgleich, 3:3, Abpfiff.
Tjoa, kann man mal so machen. Als neutraler Besucher jedenfalls ein interessantes Spiel.
Die Stimmung im Stadion war okay, Gesänge und Melodien entsprachen zu 90% dem, was man auch aus Deutschen Stadien so kennt, beschränken sich aber komplett auf den Stehbereich. Gästesupport fand vereinzelt statt, war aber zu leise um bei uns anzukommen.
Mit Abpfiff war das Stadion dann aber auch ziemlich schnell leer, wirklich zu feiern gab es ja aber auch nichts.
(Welchen Stellenwert der Belgische Profifußball so hat, sieht man u.a. auch daran, dass auf der Homepage des Gastvereins heute [Freitag] die Tabelle der Liga immer noch ohne den ersten Spieltag auskommt.)
FC St.Pauli – Stoke City 4:2 (2:1)
Ja, Testspiele, schon gut.
Und insbesondere wenn man sich die Aufstellung von Stoke anschaut und mit welcher (Nicht-)Einstellung deren Defensive ins Spiel gegangen ist, so kann man das Spiel dann von der Gewichtung her auch gleich abhaken.
Bester Nebenbeweis: Zeitgleich holte sogar Altona 93 ein 3:3 gegen West Ham.
Trotzdem kann man natürlich auch aus diesem Spiel positives ziehen, und sei es nur die Spielpraxis für Leute wie Litka, Park, Choi, Koglin, Schneider oder Neudecker.
Zur Kooperation mit Stoke im Allgemeinen: Abwarten… die “What’s in it for us?”-Frage scheint noch keine allzu klaren Punkte aufzuweisen, aber da mag uns die Zeit ja vielleicht noch Aufklärung liefern.
(Und was genau da so für Stoke bei rumkommen soll, weiß man ja auch noch nicht. Außer ein paar Allgemeinplätzen beider Vereine.)
Wichtigste Erkenntnis: Es hat sich keiner verletzt.
Und: Der Fußball-Romantiker in mir freute sich darüber, 90 Minuten lang Peter Crouch in “meinem” Stadion beim Fußballspielen zuzuschauen.
Links:
– Magischer FC: “Mal wieder Bochum”
– KleinerTod: “2x Bochum, Saisonübergreifend”
– FCSP SouthEnd Scum: “Matchday 01” (English)
– KonBon: “St.Pauli gewinnt in Bochum”
– Podcast: Vor dem Spiel gegen den VfL Bochum, Nach dem Spiel
– Stoke Sentinel (English)
– MagischerFC: “Testspiel gegen Stoke City und Kooperationen”
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