Als wir von der Millerntorgallery zum diesjährigen Presseevent der MTG#12 eingeladen wurden, zögerten wir keine Sekunde und sagten zu. Am 16. Mai war es soweit und wir erlebten einen Pressetermin der anderen Art. Anstatt in einem Konferenzraum zu sitzen, waren wir getreu dem diesjährigen Motto in Bewegung.
Text: Franzi K., Fotos: Arigrafie
Treffpunkt war um 10:30 Uhr in der Eimsbütteler Chaussee 85. Als ich um kurz vor 10 Uhr dort ankam, überwiegt die Verwirrung. Ein Haus mit Baugerüst, Nr. 85 hatte nur Klingelschilder mit “normalen” Namen, keine Firma etc. Zu meinem Glück sah ich eine junge Frau, die gerade an der Litfaßsäule nebenan Poster für die Millertor Gallery anbrachte. Auf Nachfrage erfuhr ich, dass wir uns hier auf der Straße treffen und später mit dem Bus zum Stadion fahren. Alles klar, immer wieder kreativ 🙂
Agnes Fritz, Festivaldirektorin, begrüßte uns und klärte uns über den ungewöhnlichen Treffpunkt auf, der mit dem Projekt 11 Walls 11 Goals in Verbindung steht. In Anlehnung an die UEFA EURO 2024 gestalten deutschlandweit europäische Artists 11 Kunst- & Musik-Erlebnisse für 11 Ziele, die wir als Gesellschaft gemeinsam angehen und erreichen sollten. Wir standen also vor einer dieser Walls, Work in Progress, deshalb auch das Gerüst. Der Künstler, Gera1 aus Athen (ausgesprochen Djira-One, Instagram: @Gera1), war vor Ort und erzählte uns von seinem Projekt. Gera1 hat schon in den Alpen in 2000 Metern Höhe gemalt, ihm sind deswegen stürmische Winde (wie zzt in Hamburg) und Höhe nicht fremd. Die wilden, für uns unkoordiniert wirkenden Striche und Formen sind sein Navigationssystem um das von ihm entworfene Wandgemälde genau nach Maßstab an die 25 Meter hohe Hauswand malen zu können. Faszinierend! Diese Linien und Zeichen heißen übrigens “Doodle Grits” und werden uns später erneut begegnen.
Nach dieser beeindruckenden Einführung, ging es für uns zum Bus. Zur Verfügung gestellt von ZUKUNFT NAHVERKEHR/ZNV. ZNV ist eine Brancheninitiative, angestoßen von der DB Regio, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, dem ÖPNV mehr Raum und Sichtbarkeit zu schaffen. Passend zum diesjährigen Motto der Millertor Gallery, fuhren wir also im HVV Bus zum Stadion. Im Bus bekamen wir von Agnes viele Einblicke in das Engagement und den 17 verschiedenen Zweigen von Viva con Agua und der unglaublichen Arbeit der 200 bis 400 Ehrenamtlichen die das Festival auf die Beine stellen. Fun Fact: Dass der FC St. Pauli nicht in der Relegation gelandet ist, ist auch für die MTG ein Segen, denn dadurch haben sie neun Tage Zeit für den Aufbau statt nur zwei!! Puuuh! Einen riesigen Respekt an dieser Stelle!
Am Millerntor angekommen, empfing uns erstmal ein richtiger Wirbelsturm und ein neues “Kunstwerk” an der Wand der Südtribüne. Verantwortlich dafür: Moritz Etorena (Instagram: arimatribe), hamburger Künstler vom Arima Tribe Kollektiv. Was auf den ersten Blick schon wie eine fertige Wand aussieht, ist allerdings seine Art der Navigation, seine “Doodle Grits”, für das Malen seines eigentlichen Motivs. Moritz erzählt sehr gerührt welche Ehre es für ihn ist, diese spezielle Wand künstlerisch bearbeiten zu dürfen, sowohl als Fan des FC St. Pauli, der selber in der Südkurve steht, als auch der Künstler zu sein, der als Nachfolger der Künstlerin Shamsia Hassani aus Afghanistan, die 11. Wand des Projektes neu verschönern darf.
Nach der Vorstellung dieses Kunstwerkes in der Entstehung – Moritz arbeitet übrigens nicht mit einem Gerüst, sondern mit einem Steiger – kam dann auch noch Oke Göttlich dazu. Er sprach über die große Bedeutung der Arbeit der Millerntor Gallery und Viva con Agua und betonte wie stolz er sein, dass der FC St. Pauli Teil dieser Projekte ist. Natürlich wurde auch die sportliche Situation des FC von ihm angesprochen (Aufstieg, Juhuuuuuu!) und die damit zusammenhängenden Herausforderungen für alle Mitarbeitenden des Vereins.
Zum Abschluss dieses tollen Presse-Events, durften wir nochmal in den Innenraum des Stadions. Der Wind hat auch dort ganze Arbeit geleistet. Wo am Montag noch ein -wieder- sauberer Rasen war, herrschte nun wieder buntes Treiben. Alles mögliche an Müll wurde von den Tribünen in den Innenraum gefegt und die Arbeit ging mit Laubbläsern immer wieder von vorne los. Die Ausmaße der “Aufstiegs-Souvenirjagd” vom Sonntag sind ziemlich erschreckend. Die zahlreichen fehlenden Stücke im Rasen werden wohl nicht ersetzt werden können und es wird ein ganz neuer Rasen verlegt werden. Ferner werden neue Tore und Tornetze zwischen Tribünen und Spielfeld gekauft werden müssen. Ebenfalls die Sitze der Trainer und Auswechselspieler aus denen konsequent alle FC St. Pauli-Logos herausgeschnitten wurden.
Ariane und ich haben einen intensiven Eindruck von der Arbeit und der Vielfältigkeit von Millerntor Gallery und Viva con Agua bekommen und können euch nur empfehlen, das Festival zu besuchen (90 Künstler*innen, täglich wechselnde Kunst, Kultur, Bands, Workshops, das Areal für Kinder, wo die Kunst kindgerecht auf deren Augenhöhe hängt u.v.m.), und auch die anderen Projekte kennenzulernen. Dafür hier ein paar Zugänge zu den unterschiedlichen Informationen:
http://www.millerntorgallery.org
Und nicht vergessen: Das Alles dient dem Zweck u.a. sauberes Wasser zugänglich zu machen in u.a. Uganda.
#allehinda!