Am 10. November beginnt offiziell die Zeichnungsphase für die Football Cooperative St. Pauli 2024 eG.
Es ist irgendwie schon alles gesagt zur neuen Genossenschaft. Die einschlägigen Medien von Millernton über NDR bis taz haben ausführlichst informiert. Die BLÖD war sich nicht zu schade, zu fragen: „Was passiert, wenn die Genossenschaft floppt?“. Selbst das ist aber kein Schocker mehr.
Ich habe also eine Art Schreibblockade, weil ich aus dem Übersteiger-Interview mit Miriam Wolframm, dass Anfang Oktober im Fritz-Separee der Südkurve stattfand, wenig Neues beisteuern kann. Keinen Skandal, keine wirklich neuen Insights.
Aber vielleicht genügt auch die Einsicht, dass Miriam genau die Richtige in ihrer Funktion im Vorstand der Genossenschaft ist. „Die Idee der Genossenschaft geisterte ja schon länger im Verein herum und so habe ich auch immer wieder bei Oke nachgehakt, wie es um das Projekt steht, hatte immer großes Interesse, es umzusetzen. Im Januar hat er mich dann gefragt: ‚Willst du ein Amt?‘. Ich musste nicht lange überlegen und habe ja gesagt. Beruflich bringe ich langjährige Erfahrung in Marketing, PR und Geschäftsführung mit und ich denke, dass ich den Verein FC St. Pauli mit seinen Werten und Zielen wirklich verstehe.“
Am Ostermontag fand die Gründungsversammlung statt, am 1. Juli stieß Andreas Borcherding als Letzter zum Vorstand, der bis zu diesem Zeitpunkt noch aktiv als Wirtschaftsprüfer tätig gewesen war. Mit Hochdruck arbeitet der Vorstand seitdem darauf hin, dass die Anteilsvergabe starten kann. „Der Workload für vier Personen ist extrem hoch!“, bestätigt Miriam im Gespräch. Am 10. November soll es nun losgehen. „Die Weihnachtszeit wollen wir natürlich mitnehmen, damit man sich die Anteile zum Fest schenken (lassen) kann, oder zumindest einen Teil der benötigten Summe.“
Die 850 Euro pro Anteil inklusive 100 Euro Gebühren und Eintrittsgeld/Agio waren natürlich von Anfang an Thema unter den St. Paulianer*innen. Viele können sich das nicht mal eben leisten. Miriam betont: „Wir haben dazu Marktforschung eingeholt. Danach hätten wir etwas höher mit dem Preis gehen können, haben uns aber dagegen entschieden, um möglichst vielen den Kauf zu ermöglichen. Dazu kommt das Ansparmodell: Man reserviert einen Anteil und spart den Betrag über das Jahr an. Natürlich gibt es auch weitere Ideen. Anteile könnten zum Beispiel gespendet werden nach dem Modell 1 + 1. Ich kaufe einen Anteil und spende einen für jemand anderes.“ Wir sind St. Pauli und werden sicher kreative Möglichkeiten finden, allen die Teilhabe zu ermöglichen.
Aber klar ist auch: Die Genossenschaft bildet den rechtlichen Rahmen, nach dem eben nur natürliche oder juristische Personen Anteile erwerben können. Fish e.V. – der Verein hinter dem „Übersteiger“ – kann also Genossenschafter*in werden, mein Fanclub aber nicht. Strenge Vergaberegeln sind aber auch ein Schutz zum Beispiel vor dem Horrorszenario „feindliche Übernahme“. Dafür wäre schon sehr viel kriminelle Energie nötig, indem tausende von Strohleuten einzelne Anteile erwerben, die auch noch unentdeckt bleiben müssten, denn der Vorstand entscheidet laut Satzung, wer Mitglied der Genossenschaft werden darf.
Ach ja, die BLÖD-Frage muss natürlich auch noch beantwortet werden: „Der Worst Case wäre, wenn wir die 20-Millionen-Grenze nicht erreichen. Denn wie sagt Oke immer: ‚Es geht um Steine und Beine.‘ Neben dem Profikader brauchen wir eine sehr gute Infrastruktur. Diese wollen wir mit der Genossenschaft nachhaltig schaffen. Im ersten Schritt das Stadion entschulden, dann in das Leistungs- und Nachwuchszentrum investieren. Mein persönlicher Wunsch: Ich träume von einem Hybridrasen im Stadion, so dass auch die Frauen und die U23 öfter am Millerntor spielen können.“, erklärt Miriam abschließend.
Und mal ganz ehrlich: Wir brauchen nicht einmal Marktforschung, um uns vorzustellen, dass die 30 Millionen ziemlich schnell erreicht sein werden. Dafür müssen nur 40.000 St. Paulianer*innen je einen Anteil kaufen. Los geht‘s!
// kurzpass