Premiere, Rekord und ein Comeback

Sorry, heute habe ich kein Chapeau für euch!

Mal die Puppen so richtig tanzen lassen haben die Kiezkicker am Samstagnachmittag gegen Augsburg nicht so wirklich. Grund zum richtig lustig sein, gibt es dieser Tage aber eh kaum. In drei Wochen sind Bundestagswahlen und in der vergangenen Woche gab es zahlreiche Veranstaltungen zum Gedenken an die Nazi-Opfer. Und nun macht eine ehemals halbwegs bürgerliche Partei gemeinsame Sache mit den Rechtsextremen? Okay, erstmal schnell zurück zum Fußball.

Das Heiligengeistfeld im Nebel. Das Millerntor ist nur zu erahnen. Foto: Jens

Geiselnahme auf dem Sofa: Eigentlich hatte ich beschlossen, meinen derbe schmerzenden Rücken allein zu Hause zu lassen und ohne dieses nervende Körperteil ins Stadion zu gehen. Doch hinterhältiger Weise fesselte mich der Übeltäter dann (wie bereits in den letzten Tagen) plötzlich mit meinem braun-weißen Schal ans Sofa und so kam ich nicht los. Immerhin lief der Fernseher bereits und draußen wurde es trüber und trüber. Aber im TV kündigten sie bereits das Spitzenspiel an: Erster gegen Zweiter. Allerdings nur in der Rückrundentabelle.

Schweigeminute statt Hells Bells: Vor 80 Jahren wurde das KZ in Auschwitz befreit und wie eingangs erwähnt gab es bundesweit etliche Gedenkveranstaltungen. Beim heutigen Spiel verzichtete der FC St. Pauli auf seine Einlaufmusik. Stattdessen war es im Millerntor mucksmäuschen still.

Haupttribüne: Dazu braucht es keine Worte…. (Foto: Jens)

Auf den Traversen waren riesige Transparente zu sehen: »Der Tod ist ein Meister aus Deutschland« oder »Darüber zu sprechen ist unmöglich. Darüber zu schweigen ist verboten«, war dort weiß auf schwarz zu lesen. Dazu hielt nahezu das gesamte Publikum schwarze Pappen hoch, sodass das Stadion wie ein riesengroßer Trauerflor wirkte, in dem dann der Ball rollte.

Tor-Diebstahl bei Philipp Treu
(Archiv-Foto: arigrafie.de)

Erste (Fast-) Premiere: Nach 17 Minuten schädelte Philipp Treu eine feine Flanke von Morgan Guilavogui wuchtig aufs Tor, der FCA-Keeper parierte zunächst. Doch dessen Abwehrversuch landete erneut bei Philipp. Er visierte das lange Eck an, wo sich schlussendlich zwei Augsburger darum stritten, wer die Kugel denn nun sicher hat. Am Ende drückte FCA-Banks den Ball über die Linie und klaute unserem Philipp damit sein erstes Bundesligator. Gemeinheit!

Rekord eingestellt: Nikola Vasilj stellte nach den ersten 30 absolvierten Minuten einen Vereinsrekord ein, der aus der Saison 1996/97 stammt. Damals blieb unser Klaus »Das Tier im Tor« Thomforde 238 Bundesliga-Minuten ohne Gegentor.

Nikola Vasilj hält (fast) alles.
(Archiv-Foto: arigrafie)

Nikola Vasilj blieb in dieser Saison bislang siebenmal ohne Gegentreffer. Damit lag er auf Rang 3 in der »Weiße-Weste-Tabelle« hinter Neuer und Gulacsi (beide achtmal). Mit dem Rekord wurde es was, allerdings wurde die Weiße Weste in Minute 82 ein Fall für die Express-Reinigung!

Zwischen den beiden Treffern ließen unsere Jungs wenig bis gar nichts zu. Nicht ein einziger Torabschluss stand zur Pause für die Fuggerstädter auf dem Notizzettel. »Scheiß Pyros!«, schrieb Kollege Jens, meinte aber den Nebel, der gute Fotos zu knipsen echt schwierig machen kann.

War es bislang wetterbedingt (komischerweise nur vor der Nordkurve) eh schon diesig und neblig, verhinderten zum Wiederbeginn die Kasperlepuppen im Gästeblock dann die komplette Sicht aufs Feld. Fast fünf Minuten Pause, bis sich zumindest der künstliche Nebel halbwegs verzogen hatte. »Scheiß Pyros!«, meldete sich Jens erneut. Praktisch dieses Copy & Paste.

Nach 60 Minuten ein kleiner Schock: Morgan Guilavogui humpelte vom Platz. »Er hat zweimal einen Schlag aufs Sprunggelenk bekommen«, sagte Andreas Bornemann. Wir hoffen, dass es nichts Ernstes ist. Dapo Afolayan übernahm. Bald darauf musste auch Mano Saliakas runter. Bei unserem Griechen sah das schon übler aus. Bornemann: »Es könnte eine Muskelverletzung sein«. Klingt gar nicht gut. Allen beiden: Gute Besserung und schnelle Genesung!

Echte Premiere: Für Saliakas kam unser Neuzugang Siebe van der Heyden.

Elias Saad – Comic: Guido Schröter

Das Comeback: In den letzten Minuten wurde Elias Saad nach dreimonatiger Verletzungspause eingewechselt und unter großem Jubel mit dem Zusatz Fußballgott von den Rängen empfangen.

Zweite (Fast-) Premiere: Durchsagen von Schiedsrichter Tobias Reichel über die Stadionlautsprecher nach Monitor- oder VAR-Entscheidungen blieben zum Glück aus.

Das obligatorische P.S.: Gegen 17:30 Uhr bekam ich endlich meine Fesseln gelöst und meine Hände frei. So konnte ich dann doch noch den TV umschalten, um den letzten gegen den nächsten Gegner zu beobachten sowie an die Tastatur, um diesen Text zu schreiben. Chapeau! // Hossa

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