FC St.Pauli – VfR Aalen 3:1 (1:0)
Tore: 1:0 John Verhoek (35.), 2:0 Oliver Barth (50., Eigentor), 3:0 Lennart Thy (81.), 3:1 Fabio Kaufmann (83.)
Zuschauer: 21.712 (ca. 312 aus Aalen)
(Vorbemerkung: Zu den Geschehnissen der letzten Woche kommt noch ein Text, das muss ich nur erstmal zuende verarbeiten.)
Ey, Petrus… ich weiß, wir sind ja selbst Schuld, jedes Jahr im Dezember wieder auf die bescheuerte Idee zu kommen, ein Heft rauszubringen. Aber ausgerechnet an jenem Tag hier mit Schneeregen, Hagel und Gewitter um die Ecke zu kommen? Du Arsch!
Was man für den #Fanzine-Verkauf bei dem Wetter so braucht… #FCSP / cc @FanladenStPauli @1910eV pic.twitter.com/fqy5yoOzzI
— Der Übersteiger (@DerUebersteiger) 20. Dezember 2014
Okay, soll hier alles nicht Thema sein. Denn: Dank des in der Familie vorhandenen Fußballsachverstandes konnte ich das Spiel ausnahmsweise von den Business Seats der Haupttribüne aus beobachten, denn meine Frau (die ihre Tipps zusammen mit Junior abgibt, wobei er das letzte Wort hat) gewann das Tippspiel auf der Vereinshomepage am 17.Spieltag. Und so gab es eben diese zwei Tickets für Junior und mich in H6, da die Gattin verhindert war.
Hatte auch den Vorteil, unter der Haupttribüne im Trockenen verkaufen zu können.
Vor dem Spiel lief Ewald Lienen die Ränge ab und sorgte so schon mal für einen ersten Schulterschluß. Zum Einlaufen war dann eine wunderbare Choreo von USP zu bewundern, das vielfach vorab zu hörende “Heute muss es klappen… und es klappt auch!” wurde greifbarer.
Und mit Anpfiff übertrug es sich dann auch auf den Rasen. Anstoß, 2-3 Spieler auf rechts, langer Ball, hinterher. Klar, Ball ging zum Torwart, aber es war nach drei Sekunden schon mehr Offensivgeist zu spüren als in 90 Minuten gegen Darmstadt.
Warum das so war? Keine Ahnung, sicher lag es auch am Gegner, aber es war eben auch gleich ein Signal an die Ränge.
Offensiv nach vorne, den Gegner umgekehrt kaum zur Entfaltung kommen lassen, schon funktioniert es. Der Kopfball von Lennart Thy an die Latte, der Schuß von Daube an den Pfosten – trotzdem hielt sich die Verzweiflung in Grenzen, man hatte stets das Gefühl: “Das wird schon!”
Und dann: John “Die Befreiung” Verhoek. Wie wichtig.
Und auch wenn Robin Himmelmann nach dem Spiel sagte, ihm sei schon gestern klar gewesen, dass man das heute “rocken” werde und ich schon ab Anpfiff besagtes gutes Gefühl hatte: Mit dem Tor war klar, dass heute tatsächlich die drei sehnlichst erhofften Punkte am Millerntor bleiben würden.
Der Aalener Coach Ruthenbeck bezeichnete in der Pressekonferenz unsere Spieler als “galliger und bereiter” und die Niederlage auch als “hochverdient”.
In Hälfte zwei hatten wir dann eben auch das Glück, welches in den letzten Spielen oft fehlte. So springt der Ball eben mal vom Rücken eines Gegners in deren Tor, zuletzt hatten wir immer abgefälschte oder Eigentore gefangen.
Personell scheint Lienen auf Erfahrung zu setzen, wie schon in Ingolstadt standen die vorher nur noch bedingt berücksichtigten Nehrig und Görlitz in der Startelf, Okan Kurt war hingegen (ebenfalls wie schon in Ingolstadt) nicht mal im Kader (oder hab ich seine Verletzung übersehen?), dafür stand Andrej Startsev für den Gelbgesperrten Sebastian Schachten auf dem Platz. Während Kurt nicht dabei war, waren mit Litka und Uphoff zwei Youngster dabei, die auch in den letzten Wochen immer mal im Kader standen. Mal schauen, wie der Kader nach der Winterpause aussehen wird, wenn hoffentlich die meisten aktuell Verletzten wieder fit sind.
Etwas überraschend: Tom Trybull ist wieder da! Für mich immer noch einer der besten Fußballer im Kader, vielleicht das größte Potential seit Max Kruse – er muss es nur auf den Platz bringen und auch von der Einstellung her abrufen, was bisher nicht gelang. Mit dem Pass zum 3:0 hat er es angedeutet, es ist sicher niemand traurig wenn er es in der Rückrunde häufiger darf und dann auch schafft.
Noch ein paar Worte zu den Business Seats: Keine Ahnung, wie viele Leute dort tatsächlich eigenes Geld in die Hand genommen haben, um dort zu sitzen, wahrscheinlich die wenigsten. Es werden eher Geschäftseinladungen oder Gewinnspiele sein.
Die “Mischung” ist allerdings recht schnell zu erkennen: Etwa zwei Dritteln geht es darum, möglichst schnell und viel von dem zu konsumieren, was dort frei verfügbar ist, und dazu gehört eben in erster Linie der Alkohol. Muss man auf den normalen Plätzen eben zumindest noch soweit mobil sein, dass man ggf. selbst das Bier holen kann (wenn auch gegen Bezahlung), so wird es hier auch noch gebracht. Und der Ton und Umgang mit den Servicekräften ist dann schon… unangenehm, um es mal vorsichtig zu formulieren.
Biertrinken als Druckbetankung, Essen wird oft “angegessen” und dann achtlos liegen gelassen.
Naja, und Stimmung? Da wird man dann eher belustigt amüsiert angeschaut, wenn man mitsingt. Gar unfassbar, dass hier jemand die Texte kann, herrlich verrückt, diese “Paulis”.
Klar, sollte mich jetzt auch nicht sonderlich überraschen, tut beim Feststellen dann aber doch wieder ein bisschen weh.
Das Rad kriegen wir auf der Haupttribüne wohl kaum zurückgedreht. Auf lange Sicht hoffe ich ja immer noch, dass zumindest auf der Süd irgendwann wieder “normale” Sitzplätze statt der jetzigen Business Seats sein werden, aber wahrscheinlich ist auch das nur ein naiver Traum.
Während wir vor dem Spiel ja noch den ÜS verkauft hatten, hatten wir in der Halbzeit den Ballsaal betreten und grad mal Juniors Toilettengang erfolgreich hinter uns gebracht, als die Glockenklänge von “Hells Bells” und eine Stimme über den Lautsprecher uns freundlich darum baten, doch wieder raus zu gehen, denn das Spiele gehe weiter und wir sollten doch das Team unterstützen.
Nice try, zumindest wir waren zum Anstoß auch wieder auf unserem Platz, bis zum Tor in der 50.Minute hatte es aber geschätzt nur etwas mehr als die Hälfte ebenfalls bewerkstelligt. Nun gut, selbst schuld.
Nach dem Spiel ist es dann natürlich purer Luxus, bei freiem Essen und Trinken auf die sky-Bildschirme zu schauen, sich nett zu unterhalten und (Junior war glücklich) sich noch Fotos mit einigen Spielern abholen zu können. Besondere Grüße an Sebastian Schachten, der sich nach der MillernTon-Folge erneut einen Stein im Brett bei Junior sicherte.
Wenn die Leute sich doch jetzt auf “Vor” und “Nach” dem Spiel mit eben jenem Luxus freuen würden, und dafür während der neunzig Minuten etwas mehr am Spielgeschehen teilnehmen würden, wäre das schon schön…
War eine interessante Erfahrung, ich freue mich aber auch sehr darauf, ab dem nächstem Spiel dann wieder im Block 2 der Gegengerade sitzen zu dürfen.
So, erst mal Pause. Trainingsauftakt am 5.Januar, Testspiele, Trainingslager – Rückrundenauftakt am 7.Februar in Sandhausen. // Frodo
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