26.Spieltag (A) – 1.FC Union Berlin

1.FC Union Berlin – FC St.Pauli 1:0 (0:0)
Tor: 1:0 Sebastian Polter (89.)
Zuschauer: 21.717 (ausverkauft, ca. 2.500 St.Paulianer)

Gonther bei 1860.
Maier gegen FSV Frankfurt.
Himmelmann in der Alten Försterei.

Puh, irgendjemand von uns muss dem Fußballgott in der Winterpause aber mal so richtig geärgert haben. Ins Frühstücksmüsli gekackt oder sowas, anders kann man sich das alles nicht mehr erklären.

Es begann wie so oft, als Fußballfan auf Auswärtstour: Großartig!
Der beste Fanclub der Welt, „Die feuchten Biber“ (DfB) hatte sich auf seine alten Tage mal wieder aufgerafft und fuhr nahezu geschlossen auswärts. Dekadent, mit ICE und Hotelübernachtung, wie es sich für uns gehört. Schließlich gehörte uns damals auch die URL elitaer-arrogant.de, man muss ja seinen Ruf auch pflegen.
Besonderes Schmankerl: Ich hatte Junior erstmals auf Auswärtstour dabei, yeah! Dementsprechend bestimmte die Hinfahrt nicht wie früher bei den Bibern das hemmungslose Vernichten von Drogen aller Art und gestochen scharfe sportliche Analysen, sondern… Match Attax! (Nein, googelt das nicht…)
Und die Groundhopper App! (Ja, wer die nicht hat darf sie googeln – und installieren!)

Ja, Zeiten ändern sich.

In Berlin dann zügig ab zum Stadion, Junior wollte das alles schließlich in sich aufsaugen. Und normalerweise dürfte sich kaum ein Stadion besser dafür eignen, als die Alte Försterei, aber irgendwie ist der Zauber da verflogen.
Ja, es ist angenehm, wenn der Stadionsprecher einen freundlich begrüßt und es auch so rüberkommt, als würde er es ernst meinen. Und die Choreo sah auch schick aus.
Aber danach? Stimmungsmäßig eine Vollkatastrophe.

Okay, ich muss zugeben, dass ich selbst beim Tor die Unioner kaum gehört habe. Lag also vielleicht nicht nur an der Stimmung, sondern auch an den baulichen Voraussetzungen im Gästeblock. Wir standen ziemlich weit rechts (Blickrichtung Spielfeld), direkt an dieser Plexiglas/plastikwand. Die hat offensichtlich zwei große Nachteile: Zum Einen kann man (je nach Reihe) einen erheblichen Teil des Spielfelds nicht sehen, weil dieser verdeckt wird oder die Wand spiegelt. Zum Anderen schluckt sie wohl dann auch die Akkustik, dementsprechend kann ich zur Stimmung bei Union eben nur meinen enttäuschten Eindruck wiedergeben. Ob er berechtigt war, müssen dann andere beurteilen.

Bei uns gab es vor dem Spiel wohl für eine Fangruppe Ärger mit Team Green, daher hingen die meisten Blockfahnen verkehrt herum.
Der Stimmung selbst tat dies aber keinen Abbruch, die war positiv und lautstark… bis dann irgendwann der obere Stehplatzbereich „Fahnen runter, Fahnen runter!“ skandierte.
Kurze Unruhe, etwas Gepöbel, soweit ich es mitbekommen habe aber nichts wesentliches.

Ingesamt ein wohl müßiges Thema. Ich will während des Spiels schreien, lachen und singen – aber eben auch das Spiel sehen. Für mich wäre so eine Position hinter den Fahnen also ein ziemliches Ärgernis. Dies kenne ich aber nun schon seit Jahren, und entschließe mich daher (je nach Gästeblock) dann eben für einen Platz im Stehplatzbereich, von dem aus ich besser gucken kann (weiter zur Seite wäre ebenso möglich gewesen wie weiter unten), oder nehme gleich eine Sitzplatzkarte.
Letzteres kann sich sicher nicht jeder leisten, für Ersteres muss man natürlich einerseits um die Angewohnheit der Ultras wissen, Fahnen zu schwenken (wobei USP hier im Vergleich zu anderen Gruppen noch ziemlich gemäßigt fungiert) und andererseits dann auch bereit sein, früh genug da zu sein und entsprechende Plätze zu wählen. Bzw., wenn es einem erst später auffällt, seinen vermeintlich guten Platz wieder einzutauschen.
Und mal ehrlich: Die Karten für das Spiel bei Union gehen so exklusiv weg, dass da kaum jemand als Gelegenheitsbesucher völlig zufällig im Gästeblock landet.
Will sagen: Ich fand die Rufe peinlich und doof, das hätte man besser wahlweise klaglos akzeptiert oder wäre eben in der Halbzeit runtergegangen um das zu besprechen.
Das dieser leicht pampige Chant nicht zielführend sein kann, hätte jedem klar sein müssen.
Und während unten eben größtenteils die standen, die bei jedem Auswärtsspiel dabei sind, hatte man bei vielen Rufern oben eher das Gefühl, dass die sich jetzt um ihr ein(zwei)maliges Erlebnis Auswärtsfahrt betrogen sahen. Denn komischerweise kommen solche Rufe eben nicht in Aue, Sandhausen oder Karlsruhe.
Just my 2 cents.

Zum Spiel: *gnarf*
Wie schon bei 1860 ein Spiel, welches man eigentlich gewinnen muss. Nun hatten wir nicht die ganz große Anzahl an 100%igen Torchancen, aber Feldüberlegenheit und bessere Spielaufteilung und auch sonst alles, während von Union so gut wie gar nichts kam und man ihnen die Verunsicherung nach dem 0:5 in Darmstadt anmerkte.
Aber: Wenn man dann die herausgespielten Chancen nicht nutzt, muss man mit dem 0:0 eben leben…

Tja, und dann die 89.Minute. Rückpass zu Robin Himmelmann, der läuft ein paar Meter an der Strafraumgrenze entlang, will schießen, der Ball hoppelt plötzlich hoch, Luftloch, Polter, Tor. Unfassbar.
Neben mir ein völlig aufgelöster und fassungsloser Junior, der in Ermangelung von Lebenserfahrung in Tränen ausbricht und ständig „Das muss doch Abseits gewesen sein!“ schreit, weil es einfach nicht anders erklärbar ist.
Wie sang schon so schön ein zeitgenössischer Dichter und Denker:

Tragik ist wie Liebe, ohne Happy End –
Und eines ist wirklich sicher, dass die Tragik St.Pauli kennt.

Wird Junior wohl noch lernen in den nächsten Jahren, auf die harte Tour.

Dann war Schluß. Fassungslosigkeit im Gästeblock – und Trotz!
„Himmelmann! Himmelmann!“-Rufe, die unseren Keeper aufbauen sollten.
Philipp Tschauner, der als Erster bei Robin war und ihn tröstete. Sollte in einem Mannschaftssport sicher so sein, gefiel mir aber trotzdem sehr. Danke, Tschauni!

Und dann die Szene, die einem zumindest ein kleines Lächeln aufs Gesicht zauberte und sogar Junior wieder lachen ließ:
Ein besonderer Unsympath hatte sich aus dem Heimbereich über den Zaun aufgemacht und hoppste nun fröhlich vor dem Gästeblock auf und ab. Beide Mittelfinger abwechselnd in die Luft werfend, wie es weder Varoufakis noch Böhmermann hätten besser machen können.
Und weil die Ordner etwas unschlüssig waren, dachte sich unser Torwarttrainer Matze Hain: „Den hab ich so lieb, den umarm ich jetzt und kuschel mit ihm auf dem Boden!“ Leider wollten dann anschließenddie Ordner mitkuscheln.
Großes Tennis, Matze, vielen Dank!
(Foto aus der Gallery auf der Vereinshomepage.)

Für Junior und mich ging es dann recht fix ins Hotel, draußen traf ich u.a. noch Jimmy aus Belfast (Cheers!) und überall sah man ratlose Gesichter. War es das jetzt?

Quatsch, natürlich nicht!  Zwei Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz sind bei noch acht Spielen ja nicht unmöglich. Aber leichter wird es halt auch nicht.

Achtung, steile Theorie: Nach dem nächsten Spiel können wir eventuell auch rechnerisch nicht mehr aufsteigen, vielleicht fällt dann dadurch der Druck vom Team ab und wir gewinnen dann endlich den Rest der Spiele!
(Ha, da muss man erst mal drauf kommen!)

Okayokay, es wird halt immer enger, die restlichen Spiele immer weniger – aber irgendwann muss diese Pechsträhne doch auch mal zuende sein, und wenn es denn dann eben erst in der Relegation ist, auch gut.

Nun ist erst mal Pause, ist vielleicht auch ganz gut so. Und danach hauen wir eben die Fortuna weg.

Am Samstag gab es dann erst mal einiges an Touri-Programm, später noch Hertha 03 Zehlendorf gegen Lichterfelde Lichtenberg 47 (Knaller vor gut 120 Zuschauern, inklusive Rentnerfight) und irgendwann hatte uns Hamburg dann auch wieder.

Fazit:
Papa: „Na, wie war’s? Kuriert vom Auswärtsfahren?
Junior: „Nee, Papa, Niederlagen gehören dazu. Das war super! Und im nächsten Stadion haben die dann auch bestimmt nen besseren Rasen.“ <3

// Frodo

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