VfB Lübeck – FC St.Pauli 0:3 (0:1)
Tore: 0:1 Vegar Eggen Hedenstad (16.), 0:2 Sören Gonther (61.), 0:3 Marvin Ducksch (88.)
Zuschauer: 13.000 (ca. 2.500 St.Paulianer)
Der Pokal.
Jener Wettbewerb, der traditionell den FC St.Pauli von Juli (Auslosung) bis August (1.Runde) begleitet.
Wobei: Ganz so furchtbar wie immer gemutmaßt ist es ja gar nicht:
Funfact 1 für die Pessimisten: In den letzten 30 Jahren hat der #FCSP 16mal die erste Pokalrunde überlebt. #dfbpokal #vfbfcsp
— Cpt. LC (@CptLC1) 19. August 2016
Nur 14x in Runde 1 gescheitert in 30 Jahren, wer hätte das gedacht?
Gut, auch in den Runden danach konnte man noch bei unterklassigen Teams (Werder II, Energie Cottbus) scheitern, aber wer wird denn Erbsen zählen?
Lübeck also.
Bekanntlich in der jüngeren Vergangenheit eine Geschichte voller Missverständnisse, oder so.
Und die Lübecker Ultras taten im Vorfeld dann ihr Übriges:
– Zecken, die sich bei dem genannten Spiel in den Heimbereichen oder auch den Gebieten vor den einzelnen Blöcken aufhalten, werden nicht geduldet!
– Dies betrifft genauso Hopper und sonstige Touristen, die nicht ausdrücklich von der Lübecker Fanszene eingeladen sind!
(Quelle: Ultra’ Kollektiv Lübeck)
Großer Spaß, sollte allerdings noch besser werden.
Auf Seiten des FC St.Pauli wurde von USP ein gemeinsamer Marsch vom Lübecker Bahnhof zur Lohmühle organisiert, der auch von einem Großteil der 2.200 Personen mit Tickets für den Gästeblock angenommen wurde und sehr ruhig und entspannt verlief.
Die Ticketsituation war bei nur 13.000 Tickets natürlich schwierig, zumal sich der VfB Lübeck wohl, wie schon beim Pokalfinale vor einem Jahr gegen Holstein Kiel, wieder dafür entschied den Block 6 auf der Haupttribüne, in dem eigentlich die Lübecker Ultras beheimatet waren, nicht zu verkaufen. Damals war übermäßige Pyronutzung als Grund genannt worden.
Und obiges Lübecker Statement forderte dann natürlich auch entsprechende Reaktionen hervor:
Im Stadion wurden einem dann wieder die Vorzüge der doch ach so verhassten “modernen Arenen” bewusst:
Schlechte Sicht, kein Dach, dadurch schlechte Akustik, Dixie-Klos.
Will man auch echt nicht mehr dauerhaft haben.
Weiter aber ging es mit Lübecker Amüsement, denn vorm Stadion wurde ein Zettel mit Verhaltenskodex und “relevanten Fangesängen” verteilt, der es auf Umwegen dann auch in den Gästeblock schaffte:
Ah ja…
“Ehre allen VfBern, die immer da sind!” #FCSP pic.twitter.com/jn5w477Il2— Der Übersteiger (@DerUebersteiger) 19. August 2016
Man weiß ja gar nicht, wo man anfangen soll:
- “Regeln! Hierarchien! Respekt!”
- “Politische Scheiße hat hier nichts zu suchen!”
- “Ehre allen VfBer, die immer hier sind!”
- In den sieben “relevanten Fangesängen” wird dreimal der Gegner gehasst, Scheiße gefunden oder ähnliches, in einem weiteren ist man gegen “Kommerz und Polizei”.
Wie hieß es damals noch bei der Gründung des HFC Falke?
“Wir wollen nicht mehr GEGEN etwas sein, sondern FÜR etwas.”
Weniger gegen, mehr für etwas – vielleicht klappt es dann irgendwann auch wieder mit Zuschauerzahlen und Stimmung, liebe Lübecker, nur so ‘ne Idee.
Denn wenn dann mal was aus der Lübecker Kurve zu hören war, so war es meist nur “Scheiß St.Pauli“, was die Sitzplatzbesucher der Haupttribüne offenbar nicht zum Einstimmen animierte.
Sportliches
Auf dem Rasen war es dann eine sichtlich motivierte Lübecker Truppe, die gegen eine sichtlich verunsicherte Mannschaft in Braun-Weiß ihren Erfolg möglichst schnell erzwingen wollte, über die gesamte Spielzeit aber Philipp Heerwagen nicht wirklich in Verlegenheit bringen konnte, der den am Gesäßmuskel verletzten Robin Himmelmann erwartungsgemäß souverän vertrat.
Umgekehrt kam auch von unseren Jungs zunächst nicht all zu viel nach vorne, die schon aus dem Braunschweig-Spiel bekannten und eher schwer zu erklärenden Fehlpässe im Aufbau setzten sich fort.
Und nachdem die bis dahin einzige Chance (Kopfball Bouhaddouz nach Ecke) schon einem Standard entsprang, brachte ein solcher dann auch die beruhigende Führung: Während neben mir im Block gerade anwesenden Hoppern und Touristen erklärt wurde, dass wir “sowas” (= direkter Freistoß) nicht könnten, schnappte sich Neuzugang Hedenstad den Ball, der davon ja nichts wissen konnte.
Schöner Freistoß, 1:0, auch wenn der nicht völlig unhaltbar erschien.
Hälfte zwei lief dann doch deutlich souveräner und hätte auch ergebnistechnisch noch höher ausfallen können. Zunächst versagte Schiri Thomsen dem Lübecker Marheineke die absolut verdiente frühzeitige Dusche. Dieser hatte gerade versucht, Fafa Picault ambulant mit der Stolle Rückenmarksflüssigkeit zu entnehmen, zumindest sah es vom Gästeblock so aus. Er bekam aber nur Gelb.
Immerhin brachte der folgende Freistoß (erneut ein Standard, die meisten von Buchtmann getreten und durchaus okay) dann das Kopfballtor durch Sören Gonther zum 2:0. Insbesondere nach dem unglücklichen Auftritt gegen Braunschweig wichtig für ihn und wenn dann das gesamte Team beim Torjubel zu ihm rennt und insbesondere Ziereis sich für ihn freut als hätte er selbst getroffen, so zeigt dies wohl auch, dass es in der Mannschaft weiterhin stimmt.
Ab dann lief es glatt und nahezu ohne Gegenwehr, lediglich das Auslassen diverser Chancen sei noch anzumerken und ein nicht gegebener Elfmeter für Bouhaddouz, der in die Kategorie “Kann man geben, muss man geben, kann man nicht übersehen” fiel.
Während ich beim Feldverweis dem Schiedsrichter noch eventuell verdeckte Sicht zugestehen möchte, verstehe ich hier nicht, warum er nicht pfeift. Er stand nahezu ideal, blickt nach dem (hörbaren) Tritt direkt vor uns sofort raus zum Assistenten, wohl um zu checken ob das Foul innerhalb oder außerhalb des Strafraums war, und vergisst dann ganz zu pfeifen.
Nun ja, passiert.
Und direkt anschließend kam dann noch Marvin Ducksch zu seinem Einsatz und erzielte postwendend den Endstand.
3:0, souverän die nächste Runde erreicht, fertig.
Die Auslosung erfolgt am nächsten Freitag, im Anschluss an die Bundesligapartie des FC Bayern gegen Werder Bremen.
Unsportliches
Zum Lübecker drumherum muss man wohl nicht viel sagen. “Scheiß St.Pauli” machte etwa 50% des “Liedguts” aus, eine Gruppe neben der alten Holztribüne erdoofte sich sogar zu “Deutsche, Wehrt Euch, geht nicht zu St.Pauli” und wollte eine U-Bahn bauen.
Zusammen mit dem einleitend bereits Erwähnten mehr als genug zu denen, Thema durch. Mögen sie noch viele Jahre ihre Viertklassigkeit genießen dürfen.
Auf unserer Seite war die Stimmung im Stehplatzbereich ganz gut, schwappte aufgrund der akustischen Gegebenheiten aber leider nur selten in den Sitzplatzbereich rüber.
Den bei den Toren gezündeten Rauch fand ich okay, wenn da aber Raketen (pyrotechnisch korrekten Begriff bitte selbst denken) auf andere Stadionbereiche oder sogar Menschen geschossen werden, so ist dies Scheiße.
Und so sehr man nach allem bereits Geschilderten auch “Lübecker! Arschlöcher!” inhaltlich teilen kann, so ermüdend ist es dann auch, wenn das mehr als ein oder zwei Mal angestimmt wird.
Dieser Punkt ist jetzt sicher eher Jammern auf hohem Niveau, aber ich hätte mir hier schon gewünscht, dass wir uns gar nicht erst groß auf deren intellektuelles (Nicht-)Niveau begeben, sondern sie in bester Tradition “noch nicht mal ignorieren, die Penner!”
Drüber stehen, auslachen, ignorieren, abreisen und sie ihrem Elend überlassen.
Und jetzt nächste Woche in Dresden gerne drei Punkte einsacken. // Frodo
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