Tagebuch Tansania – Teil 2

Nach einem chilligen ersten Tag und einem durch Temperatur- und Kulturschock geprägten, anstrengenden zweiten Tag geht es weiter im Programm. Dies ist natürlich auch immer meine sehr persönliche Sicht und ich kann nie für die gesamte Gruppe sprechen.

2. März – Dar es Salaam

9:45h Sind seit heut morgen im Goethe Institut und warten auf die Ankunft der Simbas. Zur Überbrückung erzählt uns der Leiter des Instituts etwas über die nicht immer rühmlichen geschichtlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Tansania und die Funktion des Instituts. Unter anderem lässt man hier vorwiegend tansanische Künstler*innen auftreten und ausstellen, da sie vom eigenen Staat nicht gefördert werden. An deutscher Kultur wird die deutsche Sprache mittels Unterricht vermittelt.
Sein Kommentar ‘Die Afrikaner lieben es zu tanzen’ wird als rassistisch diskutiert. Seine Aussage, dass es leider wenig tansanische Schriftsteller*innen und wenige Leser*innen gibt hingegen nicht. Tatsächlich ist ersteres eine grobe Verallgemeinerung, zweiteres aber ein differenzierterer Fakt (den wir so allerdings auch nicht überprüfen konnten).
Ansonsten ist hier im Institutsgarten ein Baum der vollhängt mit Flughunden, die in Swahili ‘Popo’ heißen, wie mich einer der Simba-Fotografen instruiert. Und eine gesund aussehende Institutskatze, die sich bereitwillig kraulen lässt. Noch ein tierischer Funfact: hier in der Stadt gab es bislang keinerlei keine bunten exotischen Vögel zu sehen, sondern nur überall Krähen. Noch vereinzelt ein paar Spatzen und in der Ferne manchmal ein Reiher.
11:30h Essen. Hier gibt übrigens zwar jeden Tag das Gleiche, zum Glück aber umfangreiche Essen. Reis, Mais, Kartoffeln, Kochbananen, mit Krautsalat, Bohnen, Spinat und Hühnchen- und Rindfleisch. Als Nachtisch Wassermelone oder Ananas. Alles vertrage ich ganz ausgezeichnet.


15:00h Waren im Nationalmuseum, mit einer großartigen Abteilung über zeitgenössische Tansanische Malerei. Beeindruckend. Aber auch die Abteilung über die deutsche Kolonialgeschichte in Tansania – beklemmend. Sie war zwar kurz, aber unschön.
17.00h Jetzt wieder Goethe Institut. (Internet!!!) Diverse Funktionär*innen des Simba SC Vereins erzählen uns dessen Historie. Die Herrenabteilung existiert seit 1936 und ist quasi ein bisschen das Bayern München Tansanias, sprich der Rekordmeister. Den Simba Queens SC gibt es seit 2015 und hat es binnen kürzester Zeit geschafft sich in der Ersten Liga an die Tabellenspitze zu etablieren. Asha, die Leiterin der Simba Queens (ihr exakter Funktionstitel ist mir nicht ganz klar geworden) erklärt die Unterschiede, Ungleichheiten, Ungerechtigkeiten zwischen Frauenteam und Männerteam, die sich so sehr den hiesigen gleichen, und wie sehr sie zu kämpfen hat, dass das Frauenteam auch nur ansatzweise endlich ernster genmmen wird und Chancengleichheit bekommt. Während z.B. die männlichen Fußballer im Schnitt 8000€/Monat verdienen (was für deutsche Verhältnisse vergleichsweise niedrig erscheint, für dortigeLebenshaltungskosten aber ein überaus ordentliches Gehalt ist, bekommen die ebenso erfolgreichen Frauen lediglich ca. 200€/Monat als eine Art Aufwandsentschädigung und leben zusammen in einem Haus in Zweierzimmern ohne großen Luxus. Man merkte Asha wirklich an, wie viel Kraft sie in ihre Aufgabe steckt und wie verzweifelt sie manchmal über die Ignoranz der Männer ist.
Es folgen Kennenlernspiele mit einem der tansanischen Übersetzer und Deutschlehrer des Instituts. Ein guter Entertainer und die Spiele bringen wirklich Bock. Zum einen lernen wir dadurch ein paar nützliche Wörter in Swahili aber vor allen endlich auch alle Namen der Simba Queens, die für unsere deutschen Ohren teilweise schwer zu merken sind. Es beschämt uns auch ein bisschen, dass sich die Simbas unsere Namen wesentlich schneller merken.


17:45h Noch immer Goethe Institut. Eben lecker zu Abend gegessen, diesmal gab es zusätzlich Fisch. Übrigens ist es hier merkwürdigerweise wohl eher unüblich, scharf zu essen. Der Chili-Ketchup, den es am Frühstücksbüffet gibt, ist von einer amerikanischen Firma, hergestellt in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Als ich fragte, ob vielleicht nur für uns Weiße so mild gekocht wird und das Essen sonst ‘hot’ wäre, bekam ich die Antwort, dass das Essen doch immer heiß serviert würde, ob das nicht warm genug sei? Auch gibt es überall nur Instantcoffee. Aber im Supermarkt waren wir noch nicht, da soll es normalen gemahlenen tansanischen Kaffee geben.
18:00h Habe den Fehler gemacht das Internet zu nutzen und auf FB reinzugucken. Hilfe, was sind das denn wieder alles für Nachrichten (Corona). Hier ist alles so schön weit weg. Heute auch Geld gewechselt. Für 100€ eine Viertelmillion tansanische Shilling bekommen. Fühle mich auf einmal sehr reich.
20.00h Heute Abend Kilimandjaro Bier getestet. Ist OK, aber Serengeti und Safari schmecken mir besser.

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