Polska, Affen und ganz viele Grüne…

Ich hatte hier im Rahmen der Vorbereitung auf die Euro schon mal meine Gedanken zu den Teams aus Tschechien und Russland hinterlassen, nicht ohne den Hinweis, dass ich beide live in Polen erleben werde.

Am 08.Juni war es dann auch so weit. Der kicker und das Sonderheft der „11 Freunde“ war studiert, die Sachen waren gepackt, Auto getankt bis zum Anschlag.

Das große Problem der Übernachtung hatten wir geschickt lösen können. Im Rahmen des Kapitalismus und des wachsenden Europas hatte ein polnischer Investor die Firma übernommen, wo meine Frau und einige Freunde arbeiten. Da gab es Kontakte und statt von den Hotelbesitzern abgezockt zu werden, konnten wir private Wohnungen für lau bzw. wenig Kohle nutzen. Genial!

Ab ging es morgens mit meiner Frau nach Breslau, das darf man da auch so sagen, auch wenn es offiziell Wroclaw heißt. Nach Stunden der einsam geraden Autobahnen holten wir uns erst einmal den wichtigen Länderpunkt bei McDonalds. Dort war der ganze Parkplatz nur voller Deutscher. Ich hatte vor Reise meine Sachen mit Bedacht gewählt, so aus Vorsicht auf meine braunen St. Pauli Trikots verzichtet. Ich wollte nicht mit der Farbe provozieren, einfach aus dem Gefühl heraus. Aber zum Glück gab und gibt es auch schwarze Trikots und Mützen und und…So wurde ich das erste Mal auf mein Kappi angesprochen. Ein Hamburger hatte sich kurz entschlossen, das Wochenende in Lemberg (Lwiw) zu verbringen und sich die Jogi Truppe anzutun. Na viel Spaß, was ein Ritt…

Wir bezogen am Nachmittag die Wohnung und brachen unverzüglich in die Innenstadt auf, wenigstens das Fanfest erkunden und etwas vom Eröffnungsspiel sehen. Die Stadt war, wie schon im Reiseführer zu sehen, ein Spektakel für die Augen. Wunderbare alte Häuser reihten sich aneinander. Alles in einem einwandfreien Zustand. Klar, je weiter man weg fuhr vom Zentrum, so zerfallener waren einige Ecken. Aber das sieht hier nicht anders aus. Breslau erinnerte mich vom Zustand her an das Leipzig der letzten Jahre. In Summe sehr sehenswert. Dazu war fast jedes Haus mit einer rot-weißen Fahne geschmückt und jeder zweite Pole hat etwas in Landesfarben an. Die Designer des Landes hatten auch ganz neue Mützenarten erfunden, zum Teil im Dinosaurier – Look. Mal was anderes, vor allem für Kinder.

Den ersten kleinen Minuspunkt gab es in der Fanzone, wo Bargeld abgelehnt wurde und man eine Master pre-paid nehmen musste. Wir reden nicht vom Stadion! Unglaublich, dieses System kommt immer mehr in Mode. Ich muss das nicht gut finden, auch wenn die Karte sogar in Deutschland verwendbar ist. Wenigstens war mit Carlsberg eine wohlschmeckende Sorte vorhanden. Kurz vor Anpfiff wurde der Platz gesperrt. Es müssen so 20.000 gewesen sein, die inbrünstig ihre Hymne sangen und wild das erste Tor feierten. Da war die Welt in Ordnung und wir wollten schlau sein und während der Halbzeit zum Stadion fahren. Dieselbe Idee hatten aber auch alle Tschechen und Russen offensichtlich. Und schon sollten wir das eigentliche Problem der ersten Tage sehen – der Transport. Es standen zwar Straßenbahnen bereit, aber fuhren die nun zum Stadion? Einmal rein, dann wieder raus und das Ganze noch einmal. Dann kam endlich die passende. Es war stickiges Wetter mit Tendenz zum Gewitter. Wer dabei schon mal eine Bahn benutzt hat kennt ihn, den Geruch aus Bier, Schweiß und Urin der Übervollen. Diesmal gab es als Bonus noch den osteuropäischen Geruch zahlloser Knoblauch – Zehen dazu. Es war eine sehr harte Probe für die Sinne. Meine Frau musste sich alsbald auch hinsetzten. Die Stimmung war gut am Anfang. Es gab nahezu alle tschechischen Anfeuerungen und dagegen dann die Gesänge aus Russland, alles unverständlich aber in der Regel bekannte Melodien. Um auch mein Vorurteil zu bedienen, dass beide Nationen lieber Eishockey schauen, gab es am Ende ein Duell der Kufenstars. Die „Malkin, Malkin“ Rufe wurden durch langes Feiern von „Jagr, Jagr“ beantwortet. Irgendwann während der nahezu einstündigen (!) Anfahrt mit zahllosen Stopps und Bremsproben versiegten die Gesänge und am Ende war jeder froh auszusteigen… leider in den dicksten Regenguss. Das Stadion, im Stil einer chinesischen Lampe gebaut, hatte einen Nachteil: die Lampen funktionierten nur zum Teil. Aber von außen fand ich es Klasse. Den Einlass möchte explizit loben. Die Sicherheit wurde in einem äußeren Ring geprüft und führte somit nicht zu den typischen Staus am Eingang. Auch hier wurde ich als St. Pauli Fan enttarnt und am Ende gar umarmt vom Ordner. „I like St.Pauli – have fun today!

Technisch war alles ohne Probleme, auf meinen Karten stand natürlich nicht mein Name. Solche Karten wandern doch eher. Im Inneren war das Stadion dann doch leicht enttäuschend. Es sind halt Standard – Arenen, die man heute überall wiedersehen kann. Alle vier Seiten waren gleich hochgezogen, kein Charme, keine Wiedererkennung. Klar, du hast viel Platz und die Aufstiege sind kein Problem mehr, aber der letzte Kick fehlt einfach. Ich mag auch keine Stadien ohne Ränge, das sieht nur in England gut aus, mit offenen Ecken.

Dass die Farbe Rot die Reihen dominierte, ist bei der Ansetzung wohl einleuchtend. Die Blöcke waren zunächst schwer zu erkennen, aber dann sprachlich doch zu trennen. Ich möchte mich hier auch bei UEFA für die tolle Ticketpreise bedanken. Wie schon anno 2006 hatte ich auch mal Karten der Kategorie 1 für satte 120 Euro. Man meint nun gut platziert zu werden, aber in der drittletzten Reihe unter dem Dach finde ich schon unverschämt. Hier ist es doch wohl machbar die obersten Ränge als Kategorie 2 zu verkaufen. So fühlte ich mich fast wie vor dem Fernseher, na gut die Atmosphäre ist schon anders. Allein der Fakt, dass ich die Taktik der Teams besser sehen konnte, machte Spaß. So sieht man im TV nicht unbedingt so schön das Verschieben, wie bei den Russen, die defensiv häufig ein 4-1-4-1 aufbauten.

httpv://www.youtube.com/watch?v=1ALUi-V59uU

Was ich all die Tage sehr positiv empfand waren die Aktionen auf dem Feld vor dem Spiel und in der Pause. Die Musik empfand ich selten als laut, die Werbung zerschoss einem dafür das Gehör. Aber wirklich sehr sehenswert war die Stadtvorstellung ei ne Viertelstunde vor dem Spiel. Diese Zeremonie gab es jedes Mal und sie war einfach, fröhlich und schön.  Auch die Idee von animierenden Tänzerinnen je Nation wirkte nicht dämlich. Wie am Millerntor schon lange üblich wurde ein übliches Fanlied je Nation gespielt, was die Blöcke jeweils feierten. Eine Euro wie eine WM sind ja nun Ereignisse, die über das Sportliche hinausgehen. Da gehört so eine Show meiner Meinung dazu. Ich bin nun auch nicht rein des Sportes wegen bis nach Polen gereist. Es geht um Mehr, um Völkerverständigung, um die Erweiterung des eigenen Horizontes. Ich will andere Nationen sehen, kennen lernen, ich will ihre Emotionen sehen und ein Fest erleben und am Ende des Tages will ich Fußball sehen. Das Paket ist entscheidend, den puren Sport, den puren Fußball leide ich in der normalen Saison mit den Braun–Weißen. Ich habe mit Absicht „leiden“ geschrieben.

An dem Freitagabend regnete es nun durchgängig, aber das trübte nicht die Vorfreude. Allein das Remis der Polen verhagelte mir etwas die Laune, schon wieder diese destruktiven Griechen wie einst. Bitte nicht…

Um uns saßen beide Nationen, so direkt hinter meiner Frau ein dicker sehr aufgeregter Tscheche, der später mehrfach eine feuchte Aussprache nachweisen musste. Die Russen in der Nähe schienen normal zu sein, nimmt man diesen einen knapp 50 jährigen mit Zarenfahne und Militärmütze aus, was schon eher provokativ wirkte. Die Fahne war übrigens mehrfach vertreten, was für mich überhaupt nicht nachvollziehbar ist. Der Vergleich mit der Reichskriegsfahne ist sicher nicht stichhaltig, aber so ähnlich darf man das wohl auch sehen. Schlimm empfand ich auch die zahllosen Russen mit Militärklamotten, das sollte wohl vor allem die Polen provozieren. Wer die Geschichte kennt, konnte für das folgende Duell nichts Gutes erwarten.  Zum Spiel muss ich nichts schreiben, hat jeder wohl gesehen. Der tschechische Block wie erwartet nur in roten Trikots wurde schnell still und blieb fast komplett sitzen, zum Glück auch lange bei der unerträglichen La Ola.

Die Russen waren klar in der Überzahl, gut, der Putin hatte ja allen die Anreise bezahlt. Das ist kein Scherz, das war sein Wahlversprechen, was schon genug über diesen Politiker aussagt. Neben den unvermeidbaren „Russia“ und „Scheibu, Scheibu“ traute ich aber teilweise meinen Ohren nicht. Tschechien bot einen schwarzen Spieler auf, der doch tatsächlich aus dem russischen Block massiv mit Affenlauten „begrüßt“ wurde. So was hatte ich seit den 90ern wohl nicht mehr in dem Maß erlebt. Von mir aus konnten die Spieler nun brillieren wie sie wollten, dieses Team musste scheitern. Meine Freude auf die WM 2018 ist deutlich getrübt. Die Polen waren und sind so herausragende freundliche Gastgeber und dann trifft man auf in großem Umfang arrogante Russen, die auch noch Rassisten sind. Ich könnte noch heute brechen. Nach dem Spiel wurden dann noch einzelne tschechische Fans zusammengeschlagen. Mehr muss ich nicht sagen… Es gibt sicher auch viele andere, aber die sollten mal aufräumen.

httpv://www.youtube.com/watch?v=C7D0fNtIdW0

Nach dem Spiel wollten wir nur noch zu der Wohnung, aber die Ordnung bei den Transporten war noch nicht gegeben. Irgendwann saßen wir dann doch in einer Bahn Richtung Zentrum und von da aus mussten wir an das andere Ende der Stadt. Und das war das Problem, es fuhr um die Zeit keine Straßenbahn mehr und nach etwas überlegen nahmen wir ein Taxi, eines mit Preisschild am Fenster. Das ist für alle, die mal hinwollen, nur die sind günstig!

Tag 2 und wir wollten Breslau genauer sehen und etwas shoppen, meine Nicole sollte ja auch Freude haben. Das ging auch alles schick über die Runde. Wir kauften so einiges, was günstiger oder einfach gut war. Am Nachmittag waren wir erschossen und gingen zum Public Viewing. Ein leckeres Pils und dazu Holland – Dänemark, es gibt Schlimmeres… Wir saßen zwischen einer Truppe Oranjes. Gut, ich bin nun kein Deutschland Fan im engen Sinn, aber ich bin ein Kind der 80er und der WM 90 und seitdem nun kein Freund des holländischen Fußballs. Das ich als Student zudem mal mäßige Erfahrungen in Groningen gesammelt habe, hat bei meiner sportlichen (!) Abneigung keine Verbesserung gebracht. Und obwohl ich allein an dem Tisch mit saß, konnte ich mich nicht zügeln bei dänischen Treffer und sprang jubelnd auf. Reaktionen? Nein, außer der Ellenbogen meiner Frau in der Seite. Wir genossen den mäßigen Kick, das gute Bier und ein riesiges Stück Fleisch. Am Abend dann endlich die so hoch eingeschätzten Deutschen, der Platz war gut gefüllt. Ich würde bis zu hundert in schwarz-weißen Trikots sagen, dazu viele Polen, die im Grunde für Portugal waren, aber, und das sei betont, ohne jeden Hass oder mit Fanatismus. Ich zähle Ronaldo zu den großen Unsympathen des Fußballs und so wollte ich einen Sieg der Löw Bande. Nun, sie taten mir am Ende den Gefallen und auch die für mich eher blöden Rufe von zehn angetrunkenen Deutschen „Auf geht´s.“ ertrug ich, besser als dieses Sieg Gebrülle im Stadion. Sorry, ich fand das immer bescheuert, egal wo und wie. Aber das werde ich wohl ewig erdulden müssen und keiner wird mehr sagen, dass dieser Ruf in fast allen Ländern ein Schauern erzeugt. Ich bin da wohl anders…

Am folgenden Morgen hatten wir großen Respekt vor der Tour nach Poznan, die sollte laut Navi etwa drei Stunden gehen. Und was hatte man mir vorher über Polen gesagt, holprige Dorfstraßen, überall Schmutz und so weiter. Vergessen wir mal die Vorurteile. Es ging einfach eine normale Bundesstraße entlang durch zahlreiche stinknormale Dörfer, das eine schön, das andere halt weniger. Die Freude am Turnier war aber da angekommen. Es wehten allendhalben die Fahnen.

Unsere Gastgeber erwarteten uns in einer Neubauwohnung in einer Satellitenstadt etwa 19 km vom Ortskern entfernt. Unser Zimmer erinnerte stark an die eigene Kindheit, so klein war es und mit Schreibtisch und Schlafcouch klassisch ausgestattet. Vollkommen ausreichend, wir waren froh und zogen umgehend in die Innenstadt, etwas Sightseeing muss sein. Aber was wir sahen war erst mal? Nichts. Nur etwa zehn kroatische Fans marschierten zielstrebig in eine Richtung. Hinterher und nach einer Kurve waren wir schon am Rathaus und sahen? Grün, grün, grün.

httpv://www.youtube.com/watch?v=_Y_PdDvljx0

httpv://www.youtube.com/watch?v=VWOIR_p5kuM

Der ganze Platz war eingenommen von irischen Fans. Ein unglaubliches Meer an Menschen, die singend und trinkend jedes Denkmal erobert, jede Kneipe überfüllt hatten und die aus allen Ecken Bier anschleppten. Einen Schritt gehen? Nahezu unmöglich. Bilder vom schönen Rathaus? Nur mit Fahnen der Kroaten oder Iren. Etwas Trinkbares oder Essbares? Nicht in Sicht. Nach vielem Drängeln und endlosen Gesängen erreichen wir die Fanzone und ich ziehe mir erst einmal eine echte „Krakauer“ rein, die noch mehr Fettflocken hat als die bei uns kaufbare. Meine Nicole genießt ein polnisches Baguette mit Pilzen und viel Ketchup, aber nicht lange, denn so richtig schmeckt das wohl nicht. Egal, der Magen ist gefüllt und es ist wieder Zeit für Shoppen. Da wie immer um fünf etwa der Regen einsetzte, wollten wir mal locker zum Stadion. Denkste, das dachten sich auch hunderte Iren. Die Bahn war zum Erbrechen voll und fuhr genauso schleppend und langsam wie in Breslau. Die Hitze und der Regen dazu erzeugten dicke Schweißflecken. Es war aufgrund der Lockerheit der Grünen und ihrer schönen und lustigen Gesänge ein echter Genuss. Allein die Bahn zu rocken, wenn nur ein paar Polen in Sicht waren, sind unvergessene Momente. Wo wir auch langfuhren, ich habe nur irische verrückt gekleidete Fans gesehen. Nach fast einer Stunde erreichten wir um ein Kilo Schweiß leichter das Stadion, das von außen viele einzelne Waben hatte und recht englisch wirkte. Die Kontrollen waren wieder wunderbar einfach und die Begrüßung durch eine Sambaband auf jeder Seite war stimmungsfördernd. Es machte auch im Regen Spaß. Die Plätze waren diesmal bestens, unten so in Reihe 12. Aus meinem Interforum wusste ich schon, dass wir eher im kroatischen Block sitzen würden und so war es trotz der Massen aus Irland. Zunächst genossen wir mal die zweite Halbzeit der Spanier und suchten ab und an eine stille Ecke zum Rauchen, was ja verboten war. Egal.

Mit der Zeit war der kroatische Block voll, eine große Blockfahne lag bereit und erste Gesänge erzeugten Gänsehaut. Nur die Iren ließen sich viel Zeit, typisch Insel. Erst kurz vor dem Anpfiff war das feine Stadion voll bis zum letzten Platz. Im Innern hat mich das Rund an die Stamford Bridge bei Chelsea erinnert, nur eine Nummer kleiner. Unsere 30,- Euro Plätze waren ihr Geld nun mehr als wert. Mit Anpfiff und erst recht mit dem Tor ging der rot weiße Block ab, mit Inbrunst und Stolz und einer wahnsinnigen Lautstärke. Dazu gab es auch Pyrotechnik und unvermeidbare Böller. Die irischen Fans antworteten und so muss ich vor allem die erste Halbzeit zu den stimmungsreichsten Minuten meines Fußballlebens zählen. Es war zum Teile die pure Gänsehaut, ein Meer an Emotionen und Bildern, dass wir mehr in die Zuschauerreihen blickten als auf das Spielfeld. Als dann der Ausgleich fiel hatte wohl jeder Neutrale das Gefühl, hier explodiert etwas.  Der restliche Spielverlauf tat der Stimmung leicht Abbruch. Negativ auch die bekannten Fans aus der Ultra Szene Kroatiens (Bad Blue Boys), die wieder die Kriegsverbrecher feierten, was man ohne Sprachkenntnis an der Doppelhaltern usw. leicht erkennen konnte.
Wenn hingegen die Spieler Irlands nur halb so gut wie die Fans gewesen wären, es wäre wohl das beste Spiel geworden. Man kann nicht alles haben, hätte Oma gesagt.

Die Abfahrt war ähnlich chaotisch wie schon gewohnt. Ein Sardinenexpress mit Schweiß und blauen Flecken machte sich auf und am Ende nahmen wir mal wieder ein Taxi. Am Morgen erwachten wir früh durch das Klappern der Türen. Unsere Gastgeber bereiteten offensichtlich das Frühstück. Und was wir dann geboten bekamen war die volle Gastfreundschaft einer normalen polnischen Familie. Extra für uns, so sagten sie, gab es das feierliche Schweinefleisch in Gelee. Nun ist man ja beim Essen vorsichtig und früh möchte man nicht zu schwer speisen, aber in dem Fall hieß es nur  – Essen, Essen. Und es war wahnsinnig lecker und fett. Wir waren begeistert und fuhren mit schwerem Magen wieder heim.

Tour 2 eine Woche später, ein Tagestrip nach Poznan. Diesmal hatte ich mich mit drei Kumpels ein paar Wochen vorher entschlossen, die A2 zu testen und nebenher Italien – Irland zu sehen. Wir fuhren mit einem Leihwagen früh los, mussten noch Tickets abholen und als irisches Fotomodell bereit stehen, was wir ja nicht wissen konnten. Nach gerade mal 3,5 h waren wir vor Ort und am Nachmittag wie gewohnt im Zentrum, wo aber am Montag weit weniger Iren waren als zuletzt. Der Platz füllte sich schleppend, was auch an den Temperaturen gelegen haben kann. In der Hitze half nur? Bier! Das genossen wir denn auch, selbst wenn die Rückreise direkt nach Abpfiff anstand. So gegen 16 Uhr war die Stadt dann doch wieder grün und neben den Gesängen, die vor allem Stimmungskiller Rob Keane gewidmet waren, wurden diverse Fußbälle durch das Zentrum getrieben. Mitten drin ist das ein Spaß! Am Stadion ging es weiter. An einer kleinen Gaststätte hatten sich alle Iren versammelt und inklusive uns wurden die Gesänge durchgegangen, dabei floss Bier über Bier. Wir konnten da nicht mehr alle mitmachen. Egal, ich wollte noch Freunde von 2006 treffen und ein paar Forumjungs warteten. Das ist dann schon lustig, wenn man sich immer erst bei solchen Veranstaltungen trifft. Im Stadion waren wir sauer. Kategorie 2 für 70 Euro und Platz hinter dem Tor in der allerletzten Reihe. Der Aufstieg war selbst für Messmer kein Klacks, na gut die Aussicht entschädigte. Nun war das Spiel erbärmlich und nur die Gewissheit, im irischen Block zu sein machte Freude. Wir schlossen uns allem, vor allem dem „Poznan Dance“ an, also sprangen alle mit dem Rücken zum Feld. Sicher nicht die Erfindung der örtlichen Fans, aber deren Markenzeichen. So freute sich die Masse der Fans, die paar Italiener auch. Schon traurig, wie wenig die Jungs aus dem Süden immer motivieren, aber Club ist halt alles bei denen. Direkt nach dem wunderbaren zweiten Tor machten wir uns auf den Weg und waren glatt halb vier zu Hause und um halb acht saß ich an meinem Schreibtisch, glücklich, müde, voller Bilder und in Erwartung einer geilen Saison mit meinem FC…

httpv://www.youtube.com/watch?v=1tvIQ6uF2C4

httpv://www.youtube.com/watch?v=FN3bKCOp6r8

Wir fassen zusammen:

–          Stimmung der EURO ist bestens, wenn man eben zwischen Event und Alltag unterscheiden kann
–          Spielerisch ist die EURO enttäuschend, Tore gibt es, aber bis jetzt fehlt ein Klassiker, ein echt geiles Spiel halt
–          Ich kann mich mit den aktuellen Taktikvarianten nicht anfreunden. (also ein Stürmer oder gar keiner…)
–          Irland muss man erlebt haben (wobei das „Fields of Athenry“ wirklich die Hymne ist)
–          Mir gehen Außenspiegelbezüge, Public Viewings, Bühnen in Usedom, Böller, Autokorso und Feuerwerk nach jedem (!) deutschen Erfolg auf den Sack!
–          Die Reporter und Experten bei ARD und ZDF sind eine echte Zumutung, so schlecht war noch kein Turnier besetzt. (Scholl und Kahn analysieren nichts außer die heiße Luft / Reporter glänzen durch Regelunkenntnis…)

// Gastartikel von Kay Schernikau

Teilen:

Kommentare sind geschlossen.