Von Carsten
Nach dem wir zu Beginn der Saison eher die Teams der Kategorien „muss man schlagen“ hatten, also Ingolstadt, Rostock oder den HSV, treffen wir im letzten Teil der Hinrunde auf die wirklich harten Brocken. Nach dem Desaster in Darmstadt, wo man auch locker acht Treffer hätte kassieren können, stoßen wir im nächsten Auswärtsspiel auf den Club aus Nürnberg. Der Glubb als Schwergewicht der Liga? Zwar war Nürnberg letzte Saison kurzfristig schon mit einem Bein in Liga 3, diese Saison spielen die rot-schwarzen aber eine mehr als solide Runde – und was das „schlimmste“ daran ist, keiner bekommt es mit. Gerade dies macht den FCN so wahnsinnig gefährlich. Bis auf die heimischen Gazetten spricht kaum einer über den FCN. Im Schatten der Hollywood Clubs Schalke, Hamburg und Bremen, nimmt der überregionale Blätterwald nur selten die Fährte auf. Verlieren ist aktuell ein Fremdwort am Max-Morlock Stadion und da wo andere Teams mit leeren Händen die Kabine verlassen, ergaunert sich Nürnberg irgendwie immer einen Punkt. Und so ist man aktuell auch der Remiskönig der Liga mit 6 Unentschieden. Für mich steigt der Club (neben uns) diese Saison auf, da lege ich mich bereits fest.
Meine Oma sagt immer: „oben Licht, hinten dicht“. Was zwar eher auf ihren geistigen Zustand und ihren Toilettengang bezogen ist, trifft aber auch auf Nürnberg zu, kassieren die Franken bis dato mit am wenigsten Gegentore (nämlich 12) und treffen vorne versehentlich zum Sieg (19 Tore). Erinnert sich jemand an die Schalker Saison unter Tedesco? Schalke war auf dem Weg zur Meisterschaft, spielte einen „ekelhaften“ taktischen Fußball der immer irgendwie bei einem 1:0 endete. Als Besucher des Stadions musste man sich Spiele oft am Tresen erträglich trinken, nur um später erfolgreich mit acht Bier und drei Punkten intus das Gelsenkirchener Biathlonstadion zu verlassen. Das erinnert sehr, sehr stark an Nürnberg, aber der Erfolg heilt bekanntlich alle Mittel.
Bester Torschütze mit mittlerweile 4 (in Worten „vier“) Treffern ist der erst 19 jährige Erik Shuranov, der in der ersten Saison im Profifußball in allen 14 Spielen bis dato zum Einsatz kam und mit seinen Treffern und einer Vorlage bereits an 26 Prozent aller Nürnberger Tore direkt beteiligt war.
Im Mittelfeld versucht unser ehemaliger Liebling Mats Möller-Daehli die Fäden zu ziehen. Übrigens gehört der liebe Mats mit seinen 26 Jahren mittlerweile zum älteren Eisen in der sehr jungen Truppe von Trainer Robert Klauß. Bitter, bereits mit 26 beim Testkick „jung gegen alt“ zu den rüstigeren Spielern zu gehören.
Für die Freunde der Statistik:
Glorreiche 10 Siege (in Liga 2) holte der magische FCSP und verlor in 24 Duellen lediglich nur 5 mal. Leider trügt die Bilanz, in Liga 1 gab es in Nürnberg meist den Hintern versohlt und nicht unüblich auch mal 5 Buden eingeschenkt. Die bitterste Niederlage, die älteren werden sich erinnern, das 5:0 im Frühling 2011, wo ein gewisser Herr Eigler einen Viererpack schnürte.
Ein wenig Aufmunterung? Die letzten 4 Spiele in Nürnberg haben wir nicht verloren.
Das Stadion:
Aktuell könnten knapp 50.000 Zuschauer das Stadion in Nürnberg besuchen, wäre nicht Corona. So gilt diesmal eine Auslastung von 25% bei 2G+.
Das Stadion wurde zur WM 2006 grundlegend verändert, danach wurde die völlige Versitzplatzung wieder nach und nach teilweise aufgehoben und Blöcke zu Stehplätzen umgebaut. Inhaber des Stadions ist die Stadt Nürnberg, welche z.B. auch die Einnahmen eines Verkaufs der Namensrechte kassieren würde. Dieser Tatsache geschuldet, lässt der FCN sogar einen Neubau prüfen.
Wie kam es zum Stadionnamen Max-Morlock, der 1954 deutscher Fußballweltmeister wurde? Es ist nicht so, dass die Stadt den Namen kostenlos hergab, vielmehr erwarb eine Bank 2017 die Namensrechte am Stadion, stellte diese aber über ein Crowdfunding zur Verfügung. Eine mittlere sechsstellige Zahl kam hierbei herum, den Rest der Summe zur Vertragserfüllung übernahm die Bank und verzichtete auf die eigene Nennung. Aktuell liegen neue Gespräche über die Verlängerung auf Eis, welches der aktuellen Pandemie geschuldet ist.
Rund um Nürnberg
Hätte hätte … leider ist alles geschlossen. Kein Christkindlmarkt und kein Stollen. Kein Spielzeugmuseum, keine Würstchenbude. „Mir san mia“ heißt es immer so schön, aber im Land der Berge, Wiesen und der viel beschworenen Tradition, hat sich auch ein engstirniges und unkollegiales Weltbild vermehrt und so gehört Bayern zu den Ländern, die mit Sachsen um den Preis der Impfgegner und Leugnern kämpfen. Aber wenn man auch eine Partei in der Regierung hat (diesmal nicht die CSU), die offen ihre Bedenken der Impfung zur Schau stellt. Leider habe ich heute kein Bild für dich, Nürnberg.
Kommen wir zum geschichtlichen Teil von Nürnberg, die mit Albrecht Dürer sicherlich eins der größten Aushängeschilder der Kunst ihr „eigen“ nennen können. Ein wenig schade, dass seine berühmten Werke „die Offenbarung des Johannes“ oder „Meisterstiche“ nicht in Nürnberg zu sehen sind. Wer aber coronabedingt nichts weiter vor hat, Albrecht Dürer fand auf dem Johannesfriedhof seine letzte Ruhe.
Nürnberg nahm im Laufe der Zeit (ab 1050) in verschiedenen Epochen eine zentrale Rolle ein, ob unter Rom oder Bayern oder auch im schwärzesten Zeitalter der deutschen Geschichte, in der NS Zeit. Nürnberg war jahrelang eins der industriellen Aushängeschilder der verschiedenen Epochen. So fuhr die erste Dampfeisenbahn in Deutschland von Nürnberg nach Fürth, die Siemens AG erblickte unter vorherigem Namen (Siemens-Schuckertwerke) das Licht, AEG (fusionierte mit Daimler), MAN oder Triumph (das sind die, die für uns Männer den Shaper entwickelt haben, damit die Bierplauze unter dem Shirt nicht ganz so zur Geltung kommt) kommen aus der fränkischen Großstadt. Aktuell bewohnen 515.000 Einwohner die mittelfränkische Stadt an der Pegnitz. Weniger schöner Fact: Nürnberg ist seit Jahren eine der Hochburgen für Crystal Meth.
Wissenswertes um am Spieleabend auf dicke Hose zu machen:
–> Nürnberg kommt von felsiger Berg. „Norin“
–> Die erste Krankenversicherung wurde in / aus / für eine Tabakfabrik in Nürnberg gegründet. (Unterstützungsverein für Tabakfabrikarbeiter 1843)
–> Levi Strauss hat ein Museum in Buttenheim im Einzugsgebiet von Nürnberg
–> „Sechs auf Kraut“ ist keine entsorgte Matheklausur im Vorgarten, sondern 6 Würstchen mit Beilage.
–> Das Ehekarusell beginnt nicht erst nach dem siebten Jahr, sondern ist ein architektonischer Brunnen in der Nürnberger Innenstadt.