Lilien oh Lilien oh Lilien …

Carsten macht sich Gedanken über den kommenden Auswärtsgegner

Unseren nächsten Auswärtssieg feiern wir am kommenden Samstag in Darmstadt am altehrwürdigen Böllenfalltor. Ist eigentlich früher jemals einer auf das (zugegebenermaßen müde) Wortspiel: „Durch BOLL FÄLLT ein TOR!“ gekommen? Ich schreib den Bericht mal zu Ende, vielleicht nehme ich dann doch noch das, im anhaltenden Pokalrausch, entstandene Wortspiel raus.
Darmstadt, ein undankbarer Gegner. Immer zwischen schlagbar und vernichtender Klatsche. Mit Luca Pfeiffer, der den Weg aus Liga 3 (Würzburger Kickers) in Liga 2 ernsthaft über den Umweg Champions League nahm und mit Philip Tietz (kam aus Wiesbaden), stellt man das erfolgreiche Sturmduo der Liga. 19 Tore erzielten beide zusammen, die restlichen Spieler lediglich 12 Tore. Klingt nach ausrechenbar, aber Darmstadt ist mehr als nur zwei Knipser im Sturm. Mit Marvin Mehlen hat man einen Schalter und Walter im Mittelfeld, der nach seiner langwierigen Knie OP erstmals gegen Nürnberg wieder im Kader war, und in der Abwehr versucht unser ehemalige Abwehrrecke Lasse Sobiech den Ball aus der Gefahrenzone zu prügeln.

Lasse Sobiech, damals noch bei uns. Foto: Ariane Gramelspacher / arigrafie

Trainer seit dieser Saison ist der ehemalige Braunschweiger Trainer Thorsten „Tortie“ Lieberknecht, der nach einem enttäuschenden Abstecher nach Duisburg wieder mal am Erfolg schnuppern möchte. Am vergangenen Spieltag, an dem wir eine unfreiwillige Ruhephase zur sogenannten Belastungssteuerung einlegten, ließen die Darmstädter mit einem 2:4 Auswärtssieg auf Schalke aufhorchen. Mit Platz 4 und nur drei Punkten Rückstand auf uns, zählt Darmstadt aktuell sicherlich zu den gefährlichsten Konkurrenten im Kampf um die begehrten oberen Plätze.
Die Statistik der Begegnungen spricht für den SVD: so zogen wir bei bis dato 19 Aufeinandertreffen gleich neun mal den Kürzeren und konnten lediglich sechs Spiele für uns entscheiden. In der schwachen Hinrunde der letzten Saison, konnten wir kurz vor Schluss durch Benatelli und Zalazar einen 0:2 Rückstand egalisieren, die uns das absolutes St. Pauli Schreckgespenst, Serd Dursun (jetzt Fenerbahce Istanbul) einschenkte.

Wer das ewige Fanlied der Darmstädter überraschenderweise nicht kennt sei an den glorreichen musikalischen Erguss des italienischstämmigen Alberto Colucci hinweisen: „Die Sonne scheint – Die Spieler sind alle breit“ (freundlicherweise wird auch Gehörlosen nicht erspart, den Text verstehen zu können, denn es gibt das Lied auch in Gebärdensprache auf Video). Wer also die letzten Jahre den Schlagermove vermisst hat? „Ole Ole Ola!“ wollen wir mal hoffen, dass uns das Darmstädter Torlied erspart bleibt. Hossa! In der Originalfassung von vor über 35 Jahren sang übrigens ex-Rauten-Trainer Bruno Labbadia im Background Chor. Welch Freude, ein Grund mehr, den Mannschaftsbus vorm eigenen Tor zu parken.

https://www.hessenschau.de/tv-sendung/darmstadt-98-hymne-in-gebaerdensprache-,video-162312.html

Stadion:

Das „Bölle“ wird aktuell umgebaut und modernisiert. Den Namen verkaufte man im Laufe der letzten Jahre dem ortsansässigen DAX Unternehmen. Diesem ist die eigene Erwähnung im Stadionnamen geschätzte 300.000 Euro im Jahr wert. Im Jahre 2016, Darmstadt spielte zu der Zeit Bundesliga 1, verzichtete das Unternehmen auf die Nennung der Firma und unterstütze damit die Erinnerung an den verstorbenen SVD Fan „Jonathan Heimes“, dem für dieses Jahr der Name des Stadions gewidmet wurde.
Nach Abschluss aller Baumaßnahmen soll das in die Jahre gekommene Stadion im neuen Glanz erscheinen und ca. 18.000 Zuschauern eine neue Heimat bieten. Die Kosten des Umbaues belaufen sich auf ca. 46,7 Mio. Euro, wobei die Stadt Darmstadt alleine schon 21 Mio Euro trägt.


Drumherum:
Wer noch ein wenig Zeit für kulturelle Einblicke hat, der sollte den Weg zur Mathildenhöhe finden, welche seit diesem Sommer zum Unesco Weltkulturerbe zählt. Die ehemalige Künstlerkolonie besteht aus einer russischen Kapelle und mehreren Gebäuden, die der Kunstfindung dienten.
In der Innenstadt lädt der Marktplatz mit angrenzendem Stadtschloss (in unterschiedlichen Baustilen) zum Verbleib ein. Reste der Stadtmauer lassen sich am „weißen Turm“ bewundern, welches auch als Wahrzeichen der Stadt dient. Übrigens gibt es bis heute keine plausible Erklärung, auf welchen Ursprung sich der Stadtnahme „Darmstadt“ bezieht. Gerüchte über einer ortsansässigen Metzgerei, hielten meiner Recherche nicht stand.
Darmstadt ist viel mehr für die Forschung und Wissenschaft bekannt, neben der europäischen Raumflugkontrolle (ESA), sind einige renommierte Universitäten vor Ort, welche die Stadt den eigens kreierten Beinamen „Wissenschaftsstadt“ gaben.
Neben sicherlich berühmten Forschern•innen, erblickten auch zwei uns bekannte Schauspieler das Licht der Welt in Darmstadt. Neben Günter Strack, den man aus Serien wie „Tatort“ oder „diese Drombuschs“ kennt, kam auch Karlheinz Böhm in der hessischen Großstadt zur Welt. Der Trend der weihnachtlichen Tage zeigt: er wird uns als Kaiser Franz in den „Sissy“ Reihen sicherlich erneut über die Feiertage im Fernsehen „beglücken“. Und nein, dieser Herr Böhm sang nicht „Polonaise Blankenese“.

Wenn ich mich festlegen müsste, mit einem irgendwie ergaunerten Punkt in Darmstadt wäre ich sehr zufrieden. Also 1 Punkt, aber bitte nicht so dramatisch wie letzte Saison. Voran Sankt Pauli!

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